Xanthoma disseminatum
J. Kleemann
Anamnese: Die Vorstellung des 2-jährigen, aus Syrien stammenden Jungen erfolgte in unserer
Hochschulambulanz wegen seit dem 4. Lebensmonat bestehenden gelb-bräunlichen Papeln.
Diese begannen im Gesicht und breiteten sich im Verlauf auf Thorax und Extremitäten
aus.
Untersuchungsbefund: Der 2-jährige Junge war ansonsten gesund. Im Gesicht, v. a. an den Wangen und den
Augen, sowie am Stamm und vereinzelt den Extremitäten fanden sich zahlreiche hyperpigmentierte,
gelb-braune asymptomatische Papeln, die teilweise konfluierten ([Abb. 1 a ]). Außerdem zeigten sich 3 Cafe-au-lait-Flecken am Abdomen. Die Schleimhäute waren
unauffällig.
Abb. 1 a Xanthoma disseminatum: rotbraune Papeln im Gesicht. b Xanthoma disseminatum: dermale Infiltrate (HE, 200 ×). c Xanthoma disseminatum: akanthotisches Epithel mit verlängerten Reteleisten und basaler
Hyperpigmentierung, S100-positive Langerhans-Zellen in der Epidermis vorhanden, nicht
jedoch in der Dermis (100 ×).
Dermatohistologischer Befund: Man sah ein akanthotisches Epithel mit verlängerten Reteleisten und basaler Hyperpigmentierung.
In der oberen Dermis, teils intraepidermal, fanden sich dichte Infiltrate aus kleinen
und mittelgroßen monomorphen Zellen mit wabigem Zytoplasma (CD1a, [Abb. 1 b ]). Immunhistochemisch waren in der Epidermis die Langerhanszellen und Langerin-positive
Zellen, teils herdförmig, vermehrt, in der Dermis waren nur einzelne Zellen CD1a-
bzw. Langerin-positiv. Die dermalen Infiltrate waren CD68-positiv und S100-negativ
([Abb. 1 c ]). Die Proliferationsrate der Zellen war sehr gering.
Therapie und Verlauf: Klinisch und histologisch wurde die Diagnose eines Xanthoma disseminatum gestellt.
Eine systemische Beteiligung konnte ausgeschlossen werden (u. a. unauffällig: augenärztlicher
Befund, Röntgen-Thorax, cMRT, Sono-Abdomen, Echokardiografie), laborchemisch bestand
lediglich eine hypochrome Anämie, kein Diabetes insipidus. Eine kausale Behandlung
gibt es nicht, Spontanremissionen sind möglich. Derzeit erfolgen jährliche dermatologische
Kontrollen.
Kommentar: Bei Xanthoma disseminatum handelt es sich um eine seltene, nichtlipämische Systemerkrankung
aus dem Formenkreis der Non-Langerhans-Zellhistiozytosen (ca. 100 Fallberichte). Männer
sind 2 – 3-mal häufiger betroffen als Frauen. Die Krankheit kann in jedem Alter beginnen,
50 % der Patienten erkranken vor dem 25. Lebensjahr, häufig bereits im Kindesalter
(ca. 38 %). Eine familiäre oder geografische Häufung fand sich nicht. Typisch sind
die teilweise konfluierenden braun-gelben bis rötlichen Papeln, Knoten und Plaques
im Gesicht (v. a. Lider), an Extremitätenbeugeseiten und den Intertrigines. Der Befund
entsteht durch Lipid-Ablagerungen sekundär nach Proliferation sog. histiozytärer Zellen.
Histologisch typisch ist eine diffuse dermale Infiltration durch Makrophagen und Touton-Riesenzellen,
Plasmazellen und Neuotrophile. Immunhistochemisch typisch ist ein Nachweis von CD68-positiven
und S100- und CD1a-negativen Infiltraten in der Dermis.
Die Erkrankung kann einerseits nur die Haut (mit und ohne Spontanremission nach Jahren)
oder auch innere Organe befallen (progressive Form). Dann entstehen die Xanthome aus
histiozytären, lipidhaltigen Schaumzellen auch an der Schleimhaut, den Meningen und
anderen Organen. Bei Befall der Meningen der Hypophyse entsteht häufig ein Diabetes
insipidus. Ein Schleimhautbefall des oberen Respirationstrakts führt zu Atemwegsobstruktionen.
Eine kurative Therapie für Xanthoma disseminatum ist bisher nicht bekannt. Eine spontane
Remission ist möglich. Initial und im Verlauf sind klinische Kontrollen zum Ausschluss
einer systemischen Beteiligung, vor allem eines Diabetes insipidus, erforderlich.
Störende Xanthome können exzidiert, mit CO2 -Laser oder flüssigem Stickstoff abgetragen werden. Bei schweren Manifestationen wurde
in Einzelfällen über gute Therapieeffekte mit Cyclophosphamid bzw. kürzlich Cladribin
(2-Chlorodeoxyadenosin) berichtet.
Literatur
1 Carpo B, Grevelink S, Brady S, Gellis S, Grevelink J. Treatment of Cutaneous Lesions of Xanthoma Disseminatum with a CO2 Laser. Dermatol
Surg 1999; 25: 751 – 754
2 Alexander A, Turner R. Xanthoma disseminatum: a case report and literature review. Br J Radiol 2005;78:
153 – 157
3 Khezri F, Gibson LE, Tefferi A. Xanthoma disseminatum: effective therapy with 2-chlorodeoxyadenosine in a case series.
Arch dermatol. 2011;147: 459 – 464
4 Seaton ED, Pillai GJ, Chu AC. Treatment of xanthoma disseminatum with cyclophosphamide. Br J Dermatol 2004;150:
346 – 349
Hyponychia congenita
W. Hofmann
Anamnese: Ein 14-jähriger Patient berichtete über seit der Geburt bestehende asymptomatische
Nagelveränderungen an Händen und Füßen. Seine Geschwister, Eltern und Großeltern wiesen
keine Nagelveränderungen auf. Vorerkrankungen, Zahn- oder Knochenanomalien bestanden
nicht.
Untersuchungsbefund: An allen Nägeln findet sich eine Verkürzung der Nagelplatte ohne periunguale Auffälligkeiten
([Abb. 2 a u. b ]). Alle Fingernägel zeigen nach lateral eine aufgeworfene, nach distal eine abgeflachte
Nagelplatte, an den Zehennägeln fehlen Dystrophiezeichen. Haar-, Zahn- und Knochenstatus
sind unauffällig.
Therapie und Verlauf: Nach konsiliarischer Beurteilung (Fr. Dr. Stieler, Dermatologie, Charité, Berlin)
konnte die Diagnose einer Hyponychia congenita gestellt werden.
Kommentar: Bei der Hyponychia congenita handelt es sich um eine Hypoplasie der Finger- und/oder
Fußnägel. Analog zu vielen Nagelerkrankungen ist auch diese eine Blickdiagnose. Kongenitale
Hyponychien und Anonychien sind seltene Malformationen, welche isoliert oder als Bestandteil
verschiedener Syndrome z. B. eines Nagel-Patella- oder eines Coffin-Siris-Syndroms
auftreten. Im Rahmen von syndromalen Erkrankungen treten zusätzlich Anomalien anderer
ektodermaler Gewebe (Alopezie, Skelett- oder Zahnanomalien, Hyper- oder Anhidrose)
auf. Diese lagen bei unserem Patienten nicht vor, sodass es sich um eine isolierte,
nicht-syndromale Hyponychie handelt. Bei den isolierten, nicht-syndromalen, autosomal-rezessiven
kongenitalen Hypo- oder Anonychien wird der Verlust oder die Hypoplasie des Nagelmaterials
durch eine Mutation im R-spondin 4-(RSPO4)-Gen hervorgerufen. Wegen mangelnder therapeutischer
Konsequenz wurde bei unserem Patienten auf eine molekulargenetische Untersuchung verzichtet.
Abb. 2 a Hyponychie der Fingernägel: Verkürzung der Nagelplatten. b Hyponychie der Fußnägel: Verkürzung der Nagelplatten.
Literatur
1 Seitz CS, Hamm H. Congenital brachydactyly and nail hypoplasia: clue to bone-dependent nail formation.
Br J Dermatol 2005; 152: 1339 – 1342
2 Khan TN, Klar J, Nawaz S, Jameel M, Tariq M, Malik NA, Baig SM, Dahl N. Novel missense mutation in the RSPO4 gene in congenital hyponychia and evidence for
a polymorphic initiation codon (p.M1 l). BMC Medical Genetics 2012; 13: 120
Psoriatische Nageldystrophie
Psoriatische Nageldystrophie
A. Barudoni
Anamnese: Bei der mittlerweile 22-jährigen Patientin bestehen seit dem 1. Lebensjahr Hautveränderungen
an den Fingerkuppen und Nagelveränderungen im Sinne einer Onychodystrophie. Eine Tinea
wurde ausgeschlossen. Im Laufe der Jahre breiteten sich die Hautveränderungen auf
die Füße, seit 2 Jahren auf das Capillitium und die Schienbeine aus. Die Patientin
gibt keine Schmerzen an, die Endgelenke seien immer wieder angeschwollen.
Die Vortherapie erfolgte von 2005 bis 2007 erfolglos mit Acitretin, lokal mit Steroiden,
Calcipotriol und Tacrolimus. Eine systemische Therapie mit Ciclosporin A über 3 Monate
zeigte keine Wirkung.
Untersuchungsbefund: Man sah an allen Nägeln (20/20) eine Onychodystrophie mit subungualen Hyperkeratosen
([Abb. 3 a ]). An den Fingerkuppen fanden sich Schuppung und Rhagaden und am rechten Schienbein
ein randbetonter, erythematöser, leicht squamöser Plaque ([Abb. 3 b ]).
Abb. 3 a Psoriatische Onychodystrophie mit subungualen Hyperkeratosen. b Roter Plaque am Schienbein: Psoriasis vulgaris.
Diagnostik: Die Probebiopsie am rechten Schienbein zeigte eine kompakte Parakeratose über einem
fokal schwach ausgeprägten Stratum granulosum. Die Epidermis war akanthotisch verbreitert
bei hochreichenden, vaskularisierten Papillenspitzen. Im oberen Bindegewebe erkannte
man ein moderates, vorwiegend lymphozytäres Entzündungsinfiltrat. In der Alcian-PAS-Färbung
waren keine Pilzelemente nachweisbar. Das Röntgenbild von Händen und Füßen zeigt keine Arthritis. In der Arthrosonographie
fand sich ein deutliches Powerdopplersignal an der Nagelmatrix, aber keine floride
Arthritis.
Therapie und Verlauf: Unter der Diagnose einer Psoriasis mit erhöhtem Risiko für die Entwicklung einer
Psoriasis-Arthritis leiteten wir, nach Ausschluss von Kontraindikationen, eine Therapie
mit Methotrexat s. c. in einer Dosis von 10 mg/Woche ein. Im weiteren Verlauf wurde
die Dosis bei guter Verträglichkeit auf 15 mg/Woche erhöht. Zwei Tage nach der Injektion
von Methotrexat wurde Folsäure 5 mg eingenommen.
Kommentar: Die Nagelpsoriasis ist eine häufige und besonders bei schwerer Ausprägung für den
Patienten stark belastende Manifestation der Psoriasis. Etwa die Hälfte der Patienten
mit Psoriasis leidet an einer Beteiligung der Nägel. Die Nagelpsoriasis kann aber
auch bei 1 – 5 % der Fälle ohne weitere Erscheinungsformen auftreten. Bei Patienten
mit Psoriasis-Arthritis (PsA) liegt die Prävalenz bei ca. 70 % im Vergleich zu ca.
40 % bei Patienten ohne PsA. Die Ursache dafür ist wahrscheinlich der anatomische
Kontakt zwischen Nagelapparat und distalem Interphalangealgelenk. Bei mehr als der
Hälfte der Betroffenen führt die Nagelpsoriasis zu Schmerzen, funktioneller Einschränkung
und psychischer Belastung mit negativer Auswirkung auf das Berufs- und Sozialleben.
Deshalb, aber auch als mögliches frühes Zeichen einer PsA sollte die Nagelpsoriasis
ernst genommen werden.
Es gibt nur wenig Evidenz zur Wirksamkeit lokaler Therapieformen. Trotz nur leicht
ausgeprägter Hautveränderungen ist bei schwerer Nagelpsoriasis eine systemische Therapie
indiziert. Für die Biologica und für Methotrexat liegen solide Studiendaten vor, die
zeigen, dass bei kontinuierlicher Therapie über mehrere Monate eine deutliche Verbesserung
erreicht werden kann.
Literatur
1 Yasemin O, Deniz A. Treatment of nail psoriasis: common concepts and new trends. Dermatol Res Pract,
2013; Volume 2013; ID 180496
2 Lawry M. Biological therapy and nail psoriasis. Dermatol Ther 2007; 20: 60 – 67
3 Kahl C, Hansen B, Reich K. „Stiefkind“ Nagelpsoriasis. Hautarzt 2012; 63: 184 – 191
4 Gümüsel M, Özdemir M, Mevlitoglu I, Bodur S. Evaluation of the efficacy of metothrexate and cyclosporine therapies on psoriatic
nails: a one-blind, randomized study. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2007: 25: 1080 – 1084
5 de Vries AC, Bogaards NA, Hooft L, Velema M, Pasch M, Lebwohl M, Spuls PI. Interventions for nail psoriasis. Cochrane Database Syst Rev 2013 CD007633; doi:
10.1002/14651858
Naevoides Teleangiektasiesyndrom
Naevoides Teleangiektasiesyndrom
C.-F. Pfeiffer
Anamnese: Der 23-jährige Patient berichtet über seit ca. 10 Jahren langsam zunehmende Rötungen
im Gesicht, am oberen Stamm und an den Armen. Vortherapien mit Isotretinoin für zweimal
sechs Monate und Lokaltherapien mit diversen Aknetherapeutika seien bislang erfolglos
geblieben. Es bestehen keine Vorerkrankungen, es werden keine Medikamente, gelegentlich
Alkohol konsumiert. Der Vater leidet an Rosazea, der Bruder an Akne.
Körperlicher Untersuchungsbefund: 23-jähriger Patient, wach und voll orientiert, in gutem AZ und schlankem EZ.
Dermatologischer Untersuchungsbefund: Es fanden sich betont zentrofazial, distal über Hals und Schulter sowie auf der linken
Seite über Ober- und Unterarm bis zum Handrücken reichend, multiple, dicht stehende
Teleangiektasien.
Therapie und Verlauf: Es wurde eine Lasertherapie (Diodenlaser bzw. IPL) geplant.
Kommentar: Das naevoide Teleangiektasie-Syndrom ist ein seltenes Krankheitsbild. Erstmals beschrieben
wurde es von Alfred Blaschko im Jahre 1899. Charakteristisch sind bevorzugt unilateral
und dermatombezogen auftretende Teleangiektasien. Insbesondere das Versorgungsgebiet
des Nervus trigeminus sowie die zervikalen und oberen thorakalen Dermatome sind betroffen.
Die Teleangiektasien können so dicht zusammentreten
,
dass sie wie eine homogene Rötung wirken, das teleangiektatische Erythem.
Die Erkrankung betrifft häufiger Frauen (m : w = 1 : 2). Sie kann angeboren sein oder
erst später im Leben auftreten. Diese erworbenen Formen überwiegen. Die initiale Manifestation
ist häufig mit hyperöstrogenen Zuständen assoziiert. Dies erklärt ein gehäuftes Auftreten
in der Schwangerschaft, der Pubertät und bei Hepatopathien. Die Verteilung spricht
für eine nävoide Fehlbildung.
Histologisch finden sich bevorzugt in der Dermis Gefäßektasien, ohne Zeichen einer
endothelialen Zellproliferation und ohne Zunahme von Östrogen- bzw. Progesteronrezeptoren.
Therapeutisch symptomatisch können Gefäßlaser, wie gepulster Farbstofflaser, Diodenlaser oder Blitzlampen eingesetzt werden.
Literatur
1 Wenson SF, Jan F, Sepehr A. Unilateral nevoid telangiectasia syndrome: a case report and review of the literature.
Dermatol Online J 2011; 15; 17 (5): 2
2 Kreft B, Marsch WC, Wohlrab J. Unilateral Nevoid Telangiectasia Syndrome. Dermatology 2004; 209: 215 – 217
Melkersson-Rosenthal-Syndrom der Augenlider
Melkersson-Rosenthal-Syndrom der Augenlider
A. Clouth
Anamnese: Bei der 52-jährigen Patientin schwollen seit 6 Monaten rezidivierend das linke Augenlid,
später auch das rechte Augenlid an. Es bestand Juckreiz. Unter der klinischen Verdachtsdiagnose
einer Dakryoadenitis wurde sie in der Augenklinik topisch sowie systemisch antibiotisch
behandelt. Darunter besserte sich der Befund nur leicht.
Untersuchungsbefund: Bei Erstvorstellung waren beide Oberlider livide verfärbt und geschwollen ([Abb. 4 a ]). Es fand sich eine konjunktivale Injektion, keine Fazialisparese.
Abb. 4 a Melkersson-Rosenthal-Syndrom der Oberlider. Erythem und Ödem der Oberlider. b Melkersson-Rosenthal-Syndrom unter oraler Therapie mit Fumarsäure-Ester. c Melkersson-Rosenthal-Syndrom: dermales, mäßig dichtes, teils granulomatöses Infiltrat
(HE 100 ×).
Diagnostik: Ein CT der NNH mit KM zeigte eine Weichteilschwellung (DD: Lidphlegmone). Die ophthalmologische Vorstellung ergab keine pathologischen Befunde. Im Abstrich
war Pseudomonas aeruginosa nachweisbar. CK, TSH, ANA sowie ANCA waren unauffällig.
Feingeweblich fand sich in der Dermis ein mäßig dichtes, teils granulomatöses Infiltrat
aus Lymphozyten, Makrophagen und einigen Neutrophilen ([Abb. 4 c ]).
Diagnose: Granulomatöse Entzündungsreaktion im Sinne eines isolierten Melkersson-Rosenthal-Syndroms.
Therapie und Verlauf: Unter einer systemischen Behandlung mit Methylprednisolon verschwand die Schwellung;
rezidivierte jedoch nach Absetzen. Deshalb wurde eine Therapie mit Fumarsäureestern
in aufsteigender Dosierung, initial überlappend mit systemischen Steroiden, eingeleitet.
Hierunter war der Befund rückläufig ([Abb. 4 b ]).
Kommentar: Die klassische Trias des Melkersson-Rosenthal-Syndroms (MRS) bestehend aus Lingua
plicata, rezidivierender orofazialer Schwellung sowie Fazialisparese findet sich nicht
in allen Fällen in kompletter Ausprägung. Über ein isoliertes Auftreten eines MRS
der Augenlider wurde berichtet. Histologisch sieht man eine granulomatöse sowie perivaskuläre
Entzündung mit dermalem Ödem. Die Behandlung ist schwierig. In der Literatur genannte
Optionen sind die systemische sowie intraläsionale Anwendung von Steroiden, diverse
Antibiotika, Immunmodulatoren sowie Fumarsäureester. Die letztgenannte Therapie war im vorgestellten Fall erfolgreich.
Literatur
1 Rawlings NG, Valenzuela AA, Allen LH, Heathcote JG. Isolated eyelid edema in Melkersson-Rosenthal syndrome: a case series. Eye 2012;
26: 163 – 166
2 Banks T, Gada S. A comprehensive review of current treatments for granulomatous cheilitis. Br J Dermatol
2011; 166: 934 – 937
Apokrine Miliaria (Morbus Fox-Fordyce)
Apokrine Miliaria (Morbus Fox-Fordyce)
G. Hubatsch
Anamnese: Die Patientin hat seit ca. 10 Jahren konstant bestehend Hautveränderungen in beiden
Axillen (rechts mehr als links). Die weitere Anamnese ist unauffällig. Es besteht
gelegentlich Juckreiz mit Symptomverschlechterung im Sommer. Keine Medikamente, keine
Allergien, keine Grunderkrankungen.
Körperlicher Untersuchungsbefund: Die 30-jährige Patientin, Hauttyp 5, ist in gutem AZ und schlankem EZ.
Dermatologischer Untersuchungsbefund: Es finden sich gruppiert stehende, stecknadelkopfgroße, plane oder halbkugelige,
derbe, hyperpigmentierte Knötchen ([Abb. 5 ]). Es besteht leichter lokalisierter Juckreiz, keine Schweißausbrüche.
Abb. 5 Apokrine Miliaria: hautfarbene Papeln in der rechten Axilla.
Dermatohistologischer Befund: Es zeigte sich ein standorttypisches Oberflächenepithel, Hornpfröpfe im Bereich der
Schweißdrüsenausführungsgänge sowie oberflächlich dermal eine perivaskuläre lymphozytäre
Entzündungsreaktion
.
Therapie und Verlauf: Es wurde eine topische Schälbehandlung mit Retinoiden (Tretinoin 0,05 %-Creme) zur
Nacht eingeleitet. Darunter besserte sich der Befund langsam.
Kommentar: Bei den apokrinen Miliaria handelt es sich um einen seltenen, zu Juckreiz und Papelbildung
führenden Verschluss der Ausführungsgänge apokriner Schweißdrüsen. Ein hyperkeratotischer
Pfropf im obersten Anteil des Haarfollikels führt zur Dilatation der Drüsenendstücke,
welche sich mit PAS-positivem Material füllen; umgebend findet sich dann oft entzündliches
Infiltrat. Prädilektionsstellen sind Achseln, Mamillen und Genitalregion. Klinisch sieht man
gleichmäßig verteilte, weiche, zur Tiefe derbe, follikelgebundene, hautfarbene bis
rötlich-braune Papeln.
Die Ätiologie ist unklar. Es scheint einen Zusammenhang mit einer hormonellen Stimulation
zu geben, denn die Erkrankung betrifft v. a. Frauen nach der Pubertät mit Befundbesserung
nach der Menopause. Behandlungsresultate sind oft unbefriedigend, eine Standardtherapie
existiert nicht. Empfohlen werden als oberflächliche Schälbehandlung Vitamin-A-Säure-haltige
Externa, neuere Ansätze sehen eine Entzündungshemmung als kausalen Therapieansatz.
Hier zeigt Pimecrolimus bei sehr gutem Nutzen-Risikoprofil gute Einzelfallergebnisse.
Glukokortikosteroide sind durch eine mögliche Hautatrophie nicht indiziert.
Bei schwerer Ausprägung und ausbleibendem Erfolg einer reinen Lokaltherapie können
Kontrazeptiva mit antiandrogener Wirkung oder Isotretinoin p. o. verabreicht werden.
Eine definitive Heilung kann letztlich nur durch eine chirurgische Intervention erzielt
werden.
Literatur
1 Milcic D, Nikolic M. Clinical effects of topical pimecrolimus in a patient with Fox-Fordyce disease. Australas
J Dermatol 2012; 53: e34 – 35
2 Pock L, Svrcková M, Machácková R, Hercogová J. Pimecrolimus is effective in Fox-Fordyce disease. Int J Dermatol 2006; 45: 1134 – 1135
Aggressives, diffus großzelliges B-Zell-Lymphom bei einem Kind
Aggressives, diffus großzelliges B-Zell-Lymphom bei einem Kind
W. Hofmann
Anamnese: Eine 13-jährige Patientin berichtete über plötzlich aufgetretene, seit 3 Monaten
bestehende, symptomlose Schwellungen des Halses und Dekolletés bei sonst gutem Allgemeinzustand.
Zahlreiche antibiotische Vortherapien waren erfolglos. ?>Unter wiederholter Applikation
systemischer Steroide (p. o., i. m., intraläsional) bildeten sich die Hautveränderungen
zurück, rezidivierten aber rasch nach Absetzen. Bis auf die üblichen Infektionen des
Kindesalters war die Anamnese unauffällig.
Untersuchungsbefund: Klinisch präsentierten sich zervikal beidseits, rechts bis zur Klavikula reichende,
scharf begrenzte, gelblich-rote, kissenartig aufgeworfene, mehrere cm große, verhärtete
und überwärmte Plaques ([Abb. 6 a ]). Die zervikalen Lymphknoten waren vergrößert. Die Halsbeugung nach links und nach
vorne war eingeschränkt.
Abb. 6 a B-Zell-Lymphom: derbe rotgelbe Plaques am Hals links. b B-Zell-Lymphom der Haut: in der tieferen Dermis und in der Subkutis dichtes Blasteninfiltrat
(HE 40 ×). c B-Zell-Lymphom: dichtes Blasteninfiltrat mit zahlreichen Mitosen (HE 400 ×). d B-Zell-Lymphom der Haut: CD20-positives Blasteninfiltrat (100 ×).
Histologisch zeigte sich unter einer unauffälligen Epidermis in der tieferen Dermis
und dem Subkutangewebe bis zu den zur Darstellung kommenden Muskelstrukturen ein dichtes,
CD20-positives Blasteninfiltrat ([Abb. 6 b – d ]). Proliferationsrate (Ki67) über 90 %. Die Klonalitätsanalyse bestätigte ein monoklonales
Muster mit Nachweis eines diffus großzelligen B-Zell-Lymphoms. Im PET-CT zeigte sich
neben den äußerlich sichtbaren Herden auch der hochgradige Verdacht auf eine Mitbeteiligung
der dorsalen Schultergürtel- und Thoraxwandmuskulatur, des M. erector spinae und M.
psoas rechts, des Zwerchfellschenkels rechts medial, des Marklagers des linken Schambeinastes
und der Tonsillenlogen. Eine Knochenmarkstanze, die Lumbalpunktion und ein cMRT waren
ohne Pathologien.
Therapie und Verlauf: Es erfolgte eine Polychemotherapie nach NHL-BFM Registry 2012 ohne konsolidierende
Radiatio (Kinderklinik der Uniklinik Frankfurt, Prof. Dr. Klingebiel). Bereits nach
Abschluss des 1. Therapiezyklus konnte die Patientin ihren Hals wieder nahezu normal
bewegen. Im PET-CT zeigte sich nur noch eine geringe Restaktivität. Komplizierend
traten unter Immunsuppression eine Mukositis, eine Pneumonie sowie eine Pilzinfektion
auf, sodass längere Krankenhausaufenthalte erforderlich waren. Aktuell befindet sich
die Patientin kurz vor Beendigung der Chemotherapie in gutem Allgemeinzustand und
nahezu kompletter Remission.
Kommentar: Unser Fallbericht präsentiert eine eindrucksvolle, sehr seltene klinische Manifestation
eines B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphoms bei einem Kind. Diffus großzellige B-Zell-Lymphome
machen nur ca. 10 % der Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) des Kindes- und Jugendalters aus.
Im Unterschied zu den NHL des Erwachsenenalters zeichnen sich diese im Kindes- und
Jugendalter durch ein sehr aggressives Wachstum aus. Bis in die 70er-Jahre war die
Überlebensprognose von Kindern mit NHL fast infaust. Nach großen kooperativen multizentrischen
Therapiestudien (z. B. der Berlin-Frankfurt-Münster-Gruppe = BFM), nach deren Protokollen
je nach Subgruppe des NHL die Therapie bis heute erfolgt, können heutzutage hohe Überlebensraten
erzielt werden. Im Zentrum dieser Behandlungen stehen Polychemotherapien, welche lokale
Therapiemaßnahmen inkl. Strahlentherapien weitestgehend ersetzt haben.
Literatur
1 Reiter A. Non-Hodgkin Lymphoma in Children and Adolescents. Klin Padiatr 2013; 225: 87 – 93
2 Lange J, Burkhardt B. Treatment of Adolescents with Aggressive B-Cell Malignancies: The Pediatric Expierence.
Curr Hematol Malig Rep 2013 (ahead of print; PMID: 23812872)
3 Meyer-Wentrup F, de Zwart V, Bierings M. Antibody therapy of pediatric B-cell lymphoma. Frontiers in Oncology 2013; 3: 1 – 8
Angiosarkom – zwei Fallbeispiele einer seltenen Diagnose
Angiosarkom – zwei Fallbeispiele einer seltenen Diagnose
K. Schultheis
Anamnese: Patientin 1: Eine 79-jährige Patientin stellte sich mit einem seit ca. einem halben Jahr bestehenden,
nicht schmerzhaften Knoten der Kopfhaut vor. Es waren bereits mehrfache Konsultationen
bei verschiedenen Ärzten aufgrund rezidivierender Blutungen vorausgegangen.
Patientin 2: Eine 73-jährige Patientin hatte seit ca. drei Monaten das Wachstum eines Knotens
an der Kopfhaut bemerkt. Histologisch konnte ein Angiosarkom gesichert werden.
Untersuchungsbefund: Patientin 1: Parietal fand sich ein ca. 2 × 3 cm großer, livider und blutender Knoten ([Abb. 7 a ]). Histologisch wurde ein Angiosarkom gesichert ([Abb. 7 c, d ]).
Abb. 7 a Angiosarkom: livider Knoten parietal. b Angiosarkom: unscharf begrenzte rötliche Makula mit zentralem Ulkus. c Angiosarkom: epitheloide Zellformationen mittelgroßer pleomorpher Zellen sowie lakunäre
und kleinlumige bizarre Gefäßlumina (HE, 200-fach). d Angiosarkom: Tumorzellen sind CD31-positiv (200 ×).
Patientin 2: Parieto-frontal sah man eine bläulich livide, unscharf begrenzte, ca. 3 × 2 cm große
Makula mit vereinzelten Ulzera ([Abb. 7 b ]).
Diagnostik: Bei Patientin 1 erfolgte die mikrografisch kontrollierte Exzision des bei Aufnahme
noch unbekannten Tumors. Histologisch zeigte sich ein Angiosarkom.
Bei beiden Patienten erfolgte ein Staging mittels CT Thorax/Abdomen, MRT Schädel und
eine LK-Sonografie. Bei Patientin 1 ergab sich kein Anhalt für eine Fernmetastasierung.
Patientin 2 zeigte bereits Metastasen.
Therapie und Verlauf: Bei Patientin 1 konnte der Tumor in sano (R0) reseziert werden. Der Defekt wurde mittels VAC-Anlage, Integraeinlage und Spalthaut
gedeckt. Eine postoperative Radiatio war geplant. Am geplanten Entlassungstag klagte
die Patientin über starke Dyspnoe. Bei erhöhten D-Dimer-Werten wurde bei Verdacht
auf eine Lungenembolie ein CT durchgeführt. Hier zeigte sich eine fulminante, innerhalb
von 2 Monaten neu aufgetretene Lungenmetastasierung mit zusätzlich vorhandenem Pleuraerguss.
Die Patientin lehnte jedoch jegliche weitere Intervention ab, sodass sie einige Tage
später bei uns verstarb.
Bei Patientin 2 konnte aufgrund der Größe des Befundes nur eine Resektion mit Residualtumor
(R1) erfolgen. Wegen des bereits fortgeschrittenen Stadiums mit Metastasierung entschieden
wir uns für eine metronome Chemotherapie mit antiangiogener Zielrichtung bestehend
aus einer Dreifachkombination aus Pioglitazon, Rofecoxib und Trofosfamid. Hierunter
zeigte sich 6 Monate lang eine stable disease . Die Therapie wurde gut vertragen. Leider entwickelte sich dann ein weiterer Progress
der Erkrankung mit einer fulminanten Lungenmetastasierung, woran die Patientin dann
verstarb.
Kommentar: Das Angiosarkom ist ein seltener hochmaligner Tumor, der von den Endothelzellen von
Blut- und Lymphgefäßen ausgeht [1].
Klinisch zeigen sich unterschiedliche Bilder. Initial sieht man meist unscharfe rote
Makulae mit Teleangiektasien, welche im Verlauf wachsen, später Knoten bilden und
sich livide verfärben. Häufig wird von rezidivierenden Blutungen berichtet. Typisch
ist das diskontinuierliche Wachstum des Tumors mit Ausbildung von tumorfreien Arealen.
Eine komplette Entfernung des Tumors ist daher oft schwer möglich. Histologisch zeigen
sich oberflächliche Teleangiektasien mit endothelialen Atypien, vakuolisierte Tumorzellen,
sowie mehrschichtige intravasale Endothelknospen. Die immunhistologischen Antikörper
CD31, CD34 helfen bei der Diagnosestellung.
Die Prognose ist schlecht mit meist foudroyanten Verläufen. Die 5-JÜR liegt bei < 10 %.
Die Metastasierung erfolgt meist hämatogen in die Lunge oder lymphogen in regionäre
LK.
Wichtigste Therapiesäule ist die chirurgische Entfernung der Läsion. Nach einer R0-Resektion
sollte eine postoperative Radiatio erfolgen. Im bereits metastasierten Stadium kommen
palliative systemische Therapien zur Anwendung. Ein einheitliches Therapieschema gibt
es nicht [2]. Neben systemischen Chemotherapien ist die ambulante Therapie mit einer
Kombination mit Trofosfamid, Coxiben, und Pioglitazon eine Alternative mit geringer
Toxizität [3].
Da die Diagnose sehr selten ist, gibt es nur wenige Studien mit großen Fallzahlen.
Literatur
1 Penel N, Marreaud S, Robin YM, Hohenberger P. Angiosarcoma: state of the art and perspectives. Crit Rev Oncol Hematol 2011; 80:
257 – 263
2 Vogt T, Brockmeyer N, Kutzner H, Schöfer H. Short German guidelines: angiosarcoma and Kaposi sarcoma. J Dtsch Dermatol Ges 2008;
6 (Suppl. 1): S19 – 24
3 Vogt T, Hafner C, Bross K, Bataille F, Jauch KW, Berand A, Landthaler M, Andreesen
R, Reichle A. Antiangiogenetic therapy with pioglitazone, rofecoxib, and metronomic trofosfamide
in patients with advanced malignant vascular tumors. Cancer 2003; 98: 2251 – 2256
Basalzellkarzinome – Neue Therapie mit small molecules
Basalzellkarzinome – Neue Therapie mit small molecules
A. Pinter
Anamnese: Der 70-jährige Patient ist seit Ende 2007 wegen eines gesicherten Gorlin-Goltz-Syndroms
in unserer regelmäßigen ambulanten und stationären Behandlung. Durch langjährige Aufenthalte
in Äquatornähe hatte der Patient durch den UV-Einfluss seine genetisch determinierte
Neigung zu Basalzellkarzinomen zusätzlich verstärkt. Neben multiplen, teilweise mutilierenden
chirurgischen Eingriffen wurden auch Retinoide und photodynamische Therapien durchgeführt,
um das Fortschreiten zu verhindern.
Befund: Am gesamten Integument mit Betonung des Gesichtes, des Nackens und der Schulterregion
sowie der distalen Extremitätenanteile zeigten sich multiple, teilweise konfluierende,
flache, vereinzelt ulzerierende Basalzellkarzinome ([Abb. 8 a ]). Hinweise auf weitere nichtmelanozytäre Malignome oder Melanome gab es nicht. Weitere
Hauterkrankungen waren nicht bekannt.
Abb. 8 a Gorlin-Goltz-Syndrom mit multiplen Rumpfhautbasaliomen. b Gorlin-Golz-Syndrom nach Therapie mit Vismodegib.
Therapie: Im Rahmen einer klinischen Studie erhielt der Patient über einen Zeitraum von 60
Wochen einmal täglich 150 mg Vismodegib p. o. Innerhalb von 24 Wochen bildeten sich
alle Basalzellkarzinome des Patienten zurück, sodass klinisch keine Tumore mehr zu
erkennen waren. Dieser Zustand blieb über einen Zeitraum von weiteren 24 Wochen stabil
([Abb. 8 b ]). Die Therapie musste aufgrund von Muskelkrämpfen und Geschmacksstörungen mehrfach
für wenige Wochen pausiert werden. Nach einem Jahr unter der Therapie mit Vismodegib
wuchs erstmalig, histologisch gesichert, erneut ein einzelnes Basalzellkarzinom. Die
Lebensqualität war unter den Nebenwirkungen zwar eingeschränkt, trotzdem war der Patient
mit der Behandlung sehr zufrieden.
Kommentar: Die Therapie multipler, inoperabel fortgeschrittener oder metastasierter Basalzellkarzinome
stellt Therapeuten oft vor große Herausforderungen. Neben der operativen Exzision
kann, bis auf Patienten mit Gorlin-Goltz-Syndrom, auch eine Radiotherapie eingesetzt
werden. Lokale Therapeutika wie Immunmodulatoren (Imiquimod) bzw. Zytostatika (5-Fluorouracil)
können bei geringer Tumorlast Off-label gegeben werden. Eine neue Therapieoption bei
fortgeschrittenen, inoperablen Basalzellkarzinomen steht mit dem im Juli 2013 zugelassenen
Smoothened-Rezeptor-Antagonisten Vismodegib zur Verfügung. Das einmal täglich oral
einzunehmende Medikament entfaltet seine Wirkung durch die Inaktivierung des konstitutiv
aktiven Proteins Smoothened. Dies führt zu einer Transkriptionshemmung von Genen,
die am Tumorwachstum beteiligt sind. Häufige, aber stets reversible Nebenwirkungen
sind neben Geschmacksstörung und dadurch bedingtem Gewichtsverlust auch Muskelkrämpfe
und Haarausfall. Mit der Zulassung von Vismodegib wird die Therapieoption bei Basalzellkarzinomen
potent erweitert. Die Behandlung sollte aber ausschließlich bei inoperablen, metastasierten
Tumoren oder bei Patienten mit Gorlin-Goltz-Syndrom verwendet werden.
Literatur
1 Sekulic A, Migden MR, Oro AE, Dirix L, Lewis KD, Hainsworth JD, Solomon JA, Yoo S,
Arron ST. Efficacy and safety of vismodegib in advanced basal-cell carcinoma. N Engl J Med
2012; 366: 2171 – 2179
2 Henkin RI. Vismodegib in advanced basal-cell carcinoma. N Engl J Med 2012: 367: 970
3 Sekulic A, Migden MR, Oro AE, Dirix L, Lewis KD, Hainsworth JD, Solomon JA, Yoo S,
Arron ST. Surgical excision after neoadjuvant therapy with vismodegib for a locally advanced
basal cell carcinoma and resistant basal carcinomas in Gorlin syndrome. JAMA Dermatol
2013; 149: 639 – 641
Eine paradoxe Reaktion unter Biologikatherapie bei Psoriasis vulgaris
Eine paradoxe Reaktion unter Biologikatherapie bei Psoriasis vulgaris
B. Malisiewicz
Anamnese: Der 53-jährige Patient leidet seit 1995 an einer Psoriasis vulgaris und Psoriasis
pustulosa ohne Gelenkbeteiligung. Er wurde mit diversen Externa und Systemtherapeutika
mit unzureichendem Erfolg behandelt. Seit Juni 2012 erhielt der Patient daher Ustekinumab
in einer Dosis von 90 mg. Hierunter besserte sich die Psoriasis deutlich. 8 Wochen
nach Therapiebeginn traten an den oberen Extremitäten und teils am Rumpf neue juckende
Hautveränderungen auf.
Untersuchungsbefund: Es fanden sich, neben typischen psoriatischen Hautveränderungen, streckseitig an
beiden Unterarmen sowie vereinzelt am Stamm nässende, teils exkoriierte, teils krustös
belegte Plaques.
?>Diagnostik: Abstriche ergaben eine reichliche Besiedelung mit Staphylococcus aureus . Das Gesamt-IgE war normwertig (13 IU/ml [0,1 – 87 IU/ml]). Histologisch zeigte sich
ein Mischbild aus einer Psoriasis und einem Ekzem.
Therapie und Verlauf: In Zusammenschau der Klinik und Histologie wurde die Diagnose einer sogenannten paradoxen
Reaktion, d. h. der Entwicklung einer atopischen Dermatitis auf Ustekinumab gestellt.
Es wurde additiv mit 7,5 mg initial, dann mit 15 mg Methotrexat (subkutan, 1 × wöchentlich)
und zusätzlichen kortikosteroidhaltigen Externa behandelt. Hierunter besserte sich
der Hautbefund deutlich. Wegen steigender Leber- und Nierenwerte musste Methotrexat
abgesetzt werden. Der Befund blieb unter Fortführung der Ustekinumabtherapie und intermittierender
topischer Kortikosteroide stabil.
Kommentar: Seit Markteinführung und dem breiten Einsatz von Biologika für Psoriasis wurden diverse
neue Nebenwirkungen beschrieben. Neben paradoxen Reaktionen, wie dem Auftreten einer
Psoriasis unter einer TNF-α-Blockade bei Morbus Crohn, wurden Erkrankungen aus dem
atopischen Formenkreis beschrieben:
Asthma mit konsekutiver peripherer Eosinophilie unter Adalimumab
eine isolierte periphere Eosinophilie als Ausdruck einer verstärkten Th2-Immunantwort
gleichzeitiges Auftreten sowohl einer Psoriasis als auch einer atopischen Dermatitis;
unter Biologika besserte sich die Psoriasis, die atopische Dermatitis verschlechterte
sich dagegen.
Pathophysiologisch werden die Psoriasis und der atopische Formenkreis durch unterschiedliche
T-Zell-Aktivierungsmuster charakterisiert: Während die Psoriasis Th1-/Th17-Zell-dominiert
ist, weist die Atopie eine Th2-Polarisation auf. Die wechselseitige Hemmung dieser
Zelltypen erklärt die oben beschriebenen Reaktionen:
Hemmt man den Th1-/Th17-Arm, überwiegt die Th2-Immunantwort und klinisch entsteht
ein Ekzem.
Während für das Auftreten einer Psoriasis unter TNF-α-Inhibition schon Behandlungsalgorithmen
vorliegen, fehlen diese für Reaktionen aus dem atopischen Formenkreis. Es wird in
erster Linie eine additive topische Therapie mit Steroiden empfohlen oder eine systemische
Therapie mit Immunsuppressiva, die sowohl bei der Psoriasis als auch bei der atopischen
Dermatitis eingesetzt werden. Die Behandlung ist aber auf den Einzelfall abzustimmen.
Abb.9 a Paradoxe Reaktion unter Biologikatherapie: Ekzeme bei Psoriasis. b Mischbild aus Psoriasis und Ekzem: Parakeratose, Epidermis gleichmäßig akanthotisch
verbreitert mit hochreichenden Papillenspitzen; teils spongiotische Ekzemreaktion,
lymphozytäres Entzündungsinfiltrat im oberen Bindegewebe (HE, 40 ×).
Literatur
1 Bennett AN, Wong M, Zain A, Panayi G, Kirkham B. Adalimumab-induced Asthma. Rheumatology (Oxford) 2005; 44:1199 – 1200
2 Collamer AN, Bataffarano DF. Psoriatic skin leasions by tumor necrosis factor antagonist therapy: clinical features
and possible immunopathogenesis. Semin Arthritis Rheum 2010; 40: 233 – 240
3 Malisiewicz B, Murer C, Pachlopnik-Schmid J, French LE, Schmid-Grendelmeier P, Navarini
AA. Eosinophilia during Psoriasis Treatment with TNF Antagonists. Dermatology 2011; 223:
311 – 315
4 Eyerich S, Onken AT, Weidinger S, Franke A, Nasorri F, Pennino D, Grosber M, Pfab
F, Schmidt-Weber CB, Mempel M, Hein R, Ring J, Cavani A, Eyerich K. Mutual Antagonism of T Cells Causing Psoriasis and Atopic Eczema. N Engl J Med 2011;
365: 231 – 238
5 Deleuran MS, Vestergaard C. Therapy of severe atopic dermatitis in adults. J Dtsch Dermatol Ges 2012; 10: 399 – 406
Steroidatrophie bei der topischen Anwendung moderner Kortikosteroide
Steroidatrophie bei der topischen Anwendung moderner Kortikosteroide
K. Mauer
Anamnese: Die Patientin stellte sich wegen seit fünf Jahren bestehenden Rötungen und Schwellungen
im Gesicht und am Dekolleté unter dem Verdacht auf eine Kollagenose vor. Erste Hautveränderungen
sollen ungefähr ein halbes Jahr nach zwei Kieferoperationen unter Lokalanästhesie
mit Ultracain aufgetreten sein
Im Laufe der Zeit bemerkte sie vor allem an den Armen, im Gesicht und Dekolleté eine
erhöhte Verletzlichkeit und Einblutungen der Haut. Extern konnte der Verdacht auf
einen Lupus erythematodes nicht bestätigt werden, die Diagnostik bezüglich eines Von-Willebrand-Syndroms
blieb ohne eindeutiges Ergebnis.
Untersuchungsbefund: An Wangen und Stirn zeigten sich multiple, millimetergroße rötliche Papeln, konfluierend
bis zu ca. 2 cm messenden Plaques auf einer flächigen Rötung mit kleinen Einblutungen
([Abb. 10 a ]). An beiden Unterarmen und im Dekolleté war die Haut atroph, man sah Teleangiektasien,
Purpura, Sugillationen und Ekchymosen ([Abb. 10 b ]).
Abb. 10 a Fettreizung und Steroidatrophie unter topischem Mometasonfuroat. b Einblutungen und Hautatrophie nach topischer Kortikosteroidtherapie im Gesicht.
Diagnostik: Für eine Kollagenose fand sich kein Anhalt (ANAs negativ). Im Labor zeigte sich ein
CRP-Wert von 4,15 mg/dl und Leukozyten initial bei 9,55/nl, dann 5,52/nl. Ein Pustelabstrich
war steril. Eine intensive Befragung ergab, dass die Patientin seit Beginn der Hautveränderungen
konstant einmal täglich Mometasonfuroat-Fettcreme und eine fettreiche homöopathische
Salbe im Gesicht anwandte. Wir stellten die Diagnose einer perioralen Dermatitis,
einer Fettreizung und Steroidatrophie. Klinisch und laborchemisch zeigte sich kein
Anhalt einer Beeinträchtigung der Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse oder Anzeichen
eines Cushing-Syndroms.
Therapie und Verlauf: Es wurde mit Metronidazolcreme und Zinköl, später mit weicher Zinkpaste behandelt.
Unter dieser Therapie verschlechterte sich der Befund mit starkem Erythem, Schwellung
und vermehrter Pustelbildung im Gesicht. Bei unveränderter Lokaltherapie und zusätzlich
Doxycyclin 50 mg (38 Tage) einmal täglich besserte sich der Befund im Gesicht, die
Einblutungen in die Haut ließen nach und die Leukozyten im Blut fielen ab.
Kommentar: Momethasonfuroat hat im Vergleich mit anderen topischen Kortikosteroiden eine sehr gute Risiko-/Nutzenbewertung
[1, 2]. Es erhielt, wie Prednicarbat und Methylprednisolonaceponat, den höchsten TIX-Wert (Therapeutischer Index) von 2,0.
Dieser Wert wird anhand folgender Variablen errechnet: Vasokonstriktion, Wirksamkeit
bei atopischer Dermatitis (AD), Hautatrophie, Wirkung auf die Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse
(HNNR), allergenes Potenzial. Bisher ging man davon aus, dass bei sachgemäßer Anwendung
keine Systemeffekte zu erwarten seien. Unsere Patientin verwendete jedoch über Jahre
hinweg Mometasonfuroat-Fettcreme im Gesicht. Sie entwickelte eine Steroidatrophie
in anwendungsfreien Arealen (Unterarme). Dies zeigt, dass auch moderne Kortikosteroide
bei unsachgemäßer Anwendung systemische Nebenwirkungen verursachen können [3]. Bei
einer längerfristigen und hochdosierten, lokalen sowie systemischen Kortikosteroidapplikation
(inhalativ und oral) wird Kollagen I und III reduziert. Dies ist auch ohne Beeinträchtigung
der Hypophysen-NNR-Achse möglich und geht mit Verdünnung und erhöhter Verletzlichkeit
der Haut einher [4]. Eine gute Aufklärung der Patienten bei Ausgabe jeglicher steroidhaltiger
Externa ist nach wie vor erforderlich.
Literatur
1 Luger T, Elsner P, Kerscher M, Korting HC. Topische Dermatotherapie mit Glukokortikoiden – Therapeutischer Index. J Dtsch Dermatol
Ges 2003 (Aktualisierung 01/2009); http://awmf.org/
2 Mirshahpanah P, Döcke W-D, Merbold U. Superior nuclear receptor selectivity and therapeutic index of methylprednisolone
aceponate versus mometasone furoate. Exp Dermatol 2004; 16: 753 – 761
3 Lynette K, Nieman, MD. Consequences of systemic absorption of topical glucocorticoids. J Am Acad Dermatol
2011; 65: 250 – 252
4 Autio P, Karjalainen J, Risteli L, Risteli J, Kiistala U, Oikarinen A. Effects of an inhaled steroid (budesonide) on skin collagen synthesis of asthma patients
in vivo. Am J Resp Crit Care Med 1996; 153: 1172 – 1175
Schuppende Erytheme nach Diclofenac 3 %-Gel
Schuppende Erytheme nach Diclofenac 3 %-Gel
C. Schopper
Anamnese: Bei einem 64-jährigen Patienten trat 4 Wochen nach der Anwendung von Diclofenac 3 %-Gel
in 2,5 Prozent Hyaluronsäure (Solaraze® -Gel, 2 ×/Tag) wegen flächenhafter aktinischer Keratosen eine juckende, teilweise
nässende Rötung der Kopfhaut auf.
Zeitgleich wurde der Patient aufgrund eines Harnwegsinfektes mit Ciprofloxacin behandelt.
Unter einem Steroidstoß mit 80 mg Methylprednisolon und lokal Fucidine® heilten die Hautveränderungen schnell ab.
Die Reaktion wurde als Unverträglichkeit auf Solaraze® angesehen.
Zwei Monate später wurde Ciprofloxacin erneut eingenommen. Ein Tag nach Einnahme entwickelte
sich eine starke Entzündung der Kopfhaut und im Verlauf ein Exanthem am gesamten Körper.
Aufgrund dieser Symptomatik wurden nun beide Reaktionen als Unverträglichkeit auf
Ciprofloxacin gewertet.
Zwei Jahre später wurden die aktinischen Keratosen erneut mit Solaraze® behandelt. Nach der zweiten Applikation trat eine akute Dermatitis der Kopfhaut auf.
Weitere zwei Jahre später wurde auch Ciprofloxacin erneut eingenommen, nach zwei Tagen
trat ein generalisiertes Exanthem auf.
Befund: Capillitium/Stirn: initial rote Papeln, im Verlauf Vesikel und braun-gelbe Serokrusten
auf gerötetem, ödematös geschwollenem Grund ([Abb. 11 ]).
Abb. 11 Allergische Reaktion auf Diclofenac/Hyaluronsäure-Gel: flächige Rötung und Krusten
am Capillitium mit Streuherden an der Wange.
Diagnostik: Eine allergologische Testung ergab eine dreifach positive Reaktion auf Solaraze-Gel.
Die Testung auf die in Solaraze-Gel enthaltenen Hilfsstoffe Natriumhyaluronat, Polyethylenglykolmonomethylether
und Benzylalkohol zeigte sich negativ. Reines Diclofenac lag als Testsubstanz nicht
vor.
Kommentar: Solaraze® ist seit 2001 zur Behandlung von aktinischen Keratosen in Deutschland auf dem Markt.
Diclofenac hemmt die Cyclooxygennase-2 und somit die Prostaglandin-E-Synthese. Hierdurch
soll die Apoptose in Tumorzellen induziert und die Angiogenese gehemmt werden.
Insgesamt wird Solaraze als nebenwirkungsarm eingestuft. Die am häufigsten genannten
Nebenwirkungen sind lokale Hautreaktionen, im Sinne einer irritativen Kontaktdermatitis.
In der Literatur werden aber auch allergische Kontaktekzeme durch Diclofenac in Solaraze-Gel
beschrieben. Zusätzlich wurde über photoallergische Reaktionen berichtet [1 – 3].
Nach Fachinformation sollen Typ-IV-Sensibilisierungen bei 2,18 % der Behandelten vorkommen.
Beschrieben werden auch Sensibilisierungen gegen die Hilfsstoffe in Solaraze. Polyethylenglykolmonomethylether
dient zur Lösung von Diclofenac und kann Kontaktallergen sein, ebenso wie der zur
Konservierung dienende und in Duftstoffen verwendete Benzylalkohol [3, 4]. Sensibilisierung
gegen Hyaluronsäure in Solaraze wurden nach unserem Wissen bisher nicht beschrieben.
Es ist wichtig, die potenziellen Allergene mittels Epikutantest zu identifizieren,
da sie zum einen in anderen Grundlagen enthalten sein können und zum anderen kann
eine Sensibilisierung gegen Diclofenac bei systemischer Aufnahme zu einer generalisierten
Reaktion führen.
In dem beschriebenen Fall stellten wir die Diagnose einer Typ-IV-Allergie gegen Diclofenac.
Von einer erneuten lokalen und systemischen Anwendung wurde abgeraten.
Zudem lag eine Ciprofloxacin-Allergie vor, welche sich durch die typische Klinik nach
mehrfacher natürlicher Exposition zeigte.
Literatur
1 Kerr OA, Kavanagh G, Horn H. Allergic contact dermatitis from topical diclofenac in Solaraze gel. Contact Dermatitis
2002; 47: 175
2 Kowalzick L, Ziegler H. Photoallergic contact dermatitis from topical diclofenac in Solaraze gel. Contact
Dermatitis 2006; 54: 348 – 349
3 Kleyen CE, Bharati A, King CM. Contact dermatitis from 3 different allergens in Solaraze gel. Contact Dermatitis
2004; 51: 215 – 216
4 Taibjee SM, Prais L, Foulds IS. Allergic contact dermatitis from polyethylene glycol monomethyl ether 350 in Solaraze
gel. Contact Dermatitis 2003; 49: 170 – 171
Arzneimittelexanthem unter Telaprevir
Arzneimittelexanthem unter Telaprevir
P. Kleimann
Anamnese: Wir berichten über 2 Patienten mit Exanthemen unter Telaprevir.
Fall 1: Eine 70-jährige Patientin wurde mit stark juckendem und progredientem Exanthem, das
sich etwa 2 Wochen nach der ersten Einnahme von Telaprevir im Rahmen einer Kombinationstherapie
wegen einer chronischen Hepatitis C entwickelt hatte, aufgenommen. Der Ausschlag hatte
am Stamm begonnen und sich im Verlauf über mehrere Wochen hinweg verschlechtert.
Fall 2: Eine 62-jährige Patientin hatte seit etwa 4 Wochen zunehmende juckende Hautveränderungen
und seit 8 Wochen Telaprevir aufgrund ihrer chronischen Hepatitis C erhalten.
Untersuchungsbefund: Fall 1: Betont am Stamm findet sich ein stark juckendes makulo-papulöses Exanthem ([Abb. 12 ]).
Abb. 12 Generalisiertes blaurotes Exanthem unter Telaprevir.
Fall 2: Es finden sich konfluierende urtikarielle Makulae an Dekolleté, Armen und Beinen.
Diagnostik: Fall 1: Histologisch zeigte sich ein eosinophilen- und neutrophilenreiches Infiltrat dermal,
vereinbar mit einer Arzneireaktion.
Therapie und Verlauf: Fall 1: Telaprevir wurde abgesetzt. Die Patientin erhielt initial einen Steroidstoß, Antihistaminika
und topisch Triamcinolon 0,1 % in DAC-Basis-Creme. Zusätzlich wurde eine UVA1-Lichtherapie
begonnen. Darunter besserte sich der Hautbefund deutlich. Die antivirale Therapie
wurde mit Ribavirin und Peginterferon alfa fortgesetzt.
Fall 2: Es erfolgte eine symptomatische antipruriginöse Therapie mit Tavegil, lokal wurden
topische Steroide eingesetzt, des Weiteren erhielt die Patientin eine UVA1-Lichtherapie.
Daraufhin besserte sich der Befund langsam, die antivirale Therapie konnte fortgeführt
werden.
Kommentar: Telaprevir (Incivo® ) gehört zur relativ neuen Substanzklasse der HCV-Proteaseinhibitoren und ist seit
09/2011 zur Therapie der chronischen Hepatitis C bei Erwachsenen in Kombination mit
Peginterferon alfa und Ribavirin zugelassen. Auch unter der Zweifach-Therapie mit
Peginterferon/Ribavirin treten regelmäßig dermatologische Nebenwirkungen in Form von
generalisiertem Pruritus, Xerosis cutis und teilweise Ekzemen auf. Die Hautreaktionen,
die während der Tripeltherapie mit Telaprevir beobachtet werden, sind schwerer in
ihrer Ausprägung. In den Phase-II- und -III-Studien mit Telaprevir entwickelten etwa
die Hälfte der Patienten ein Exanthem durch die Kombinationstherapie. Über 90 % dieser
Exantheme waren jedoch mild und konnten mittels topischer Therapie behandelt werden.
Ein mildes bis moderates Exanthem erfordert in der Regel keine Beendigung der Tripeltherapie.
In einigen Fällen sind jedoch auch schwere Hautreaktionen wie DRESS/HSS oder Stevens-Johnson-Syndrom
(SJS) und Toxische epidermale Nekrolyse (TEN) aufgetreten. In diesen Fällen muss die
Therapie mit Telaprevir sofort beendet werden. Falls innerhalb von 7 Tagen keine Besserung
eintritt, sollten auch die beiden anderen Wirkstoffe der Kombinationstherapie abgesetzt
werden. Der Hersteller von Incivo® hat bereits einen „Management-Plan“ für Hautreaktionen unter Telaprevir herausgegeben,
der gute Orientierungsmöglichkeiten für die Therapie dieser Nebenwirkung liefert [3].
Literatur
1 Cacoub P, Bourlière M, Lübbe J, Dupin N, Buggisch P, Dusheiko G, Hézode C, Picard
O, Pujol R, Segaert S, Thio B, Roujeau JC. Dermatological side effects of hepatitis C and its treatment: Patient management
in the era of direct-acting antivirals. J Hepatol 2012; 56: 455 – 463
2 Lawitz EJ. Diagnosis and Management of Telaprevir-Associated Rash. Gastroenterol & Hepatol 2011;
7: 469 – 471
3 http://www.incivekhcp.com/assess-and-manage-rash
Systemische Amyloidose
J. Ter-Nedden
Anamnese: Seit einem Jahr entwickelte der Patient zunehmend rote Flecken perioral. Seit ca.
4 Wochen juckten diese Bereiche verstärkt. Vorstellungen in der HNO und der Hämophilieambulanz
waren bis auf eine am ehesten reaktive Faktor-VIII-Erhöhung ohne auffälligen Befund.
Es bestand Alkoholabusus. Der Patient befand sich zur Zeit der Vorstellung noch in
weiterer Abklärung eines Oropharynx-Karzinoms rechts buccal.
Untersuchungsbefund: Perioral, nasal und vereinzelt am Hals fanden sich Ekchymosen, Hyperpigmentierungen
und wachsartige, juckende Plaques ([Abb. 13 ]). Sonst altersentsprechender Hautbefund.
Abb. 13 Systemische Amyloidose: hämorrhagische und livide Flecken periokulär und am Hals
Diagnostik: AK-Diagnostik: pANCA, cANCA und ANA negativ.
Histologisch fand sich in multiplen Hautbiopsien ein teilweise globuläres eosinophiles
Material in der papillären Dermis. Ausgedehnte Hämorrhagien und eine mäßig ausgeprägte
Pigmentinkontinenz. Die Eisenfärbung zeigte sich fokal positiv, Kongorot bestätigte
den bereits lichtmikroskopischen Befund der Amyloidablagerungen.
Therapie und Verlauf: Vor den geplanten Rektum- und Leberbiopsien verstarb der Patient.
Kommentar: Amyloidosen sind Erkrankungen, deren Entität bis heute nicht vollständig geklärt
ist. Das sich in der Haut oder anderen Körperorganen ablagernde Zwischenprodukt der
Amyloide besteht aus einer Gruppe heterogener Proteine, welche sich ultrastrukturell
ähnlich sind bzw. bei histologischer Anfärbung gleich reagieren. Histologisch zeigen
sich bei primär kutanen Amyloidosen in der papillären Dermis Ablagerungen von Amyloid.
Dieses lässt sich mittels Kongorot anfärben.
Am plausibelsten erscheint die Erklärung, dass in apoptotischen Keratinozyten die
α-Helixstruktur der Keratine in eine ß-Faltblattstruktur umgewandelt wird. Diese Abbauprodukte
können von körpereigenen Makrophagen nicht abgebaut werden und verbleiben als Keratinamyloid
in der papillären Dermis.
Als alternativer Pathomechanismus wird vorgeschlagen, dass die Expression von Amyloidvorstufen
durch monoklonale oder polyklonale Plasmazellen erfolgt.
Klinisch wird zwischen zwei Varianten unterschieden: kutane Amyloidosen mit ursächlichen
Keratinamyloidosen wie z. B. Lichen amyloidosus oder makulöse Amyloidose. Ebenfalls
in die kutane Variante fällt die AL-Amyloidose. Klinisch entspricht diese der nodulären
kutanen Amyloidose. Systemische Amyloidosen (mit unter Umständen auftretenden kutanen
Sekundärmanifestationen) können beispielsweise bedingt sein durch lymphoproliferative
Prozesse, chronische Entzündungen, hereditäre Erkrankungen oder Langzeitdialyse.
Bei der Therapie muss zwischen der kutanen Variante oder der systemischen Form unterschieden
werden:
Kutane Amyloidosen werden in erster Linie mit topischer oder intraläsionaler Kortikosteroid-Applikation
behandelt. Auch kann Dimethylsulfoxid (DMSO) topisch oder oral angewendet werden,
unter Therapien mit Acitretin oder Cyclophosphamid werden Besserungen berichtet. Systemische
Amyloidosen werden durch die Therapie der zugrunde liegenden Erkrankung behandelt.
Literatur
1 Steciuk A, Dompmartin A, Troussard X, Verneuil L, Macro M, Comoz F, Leroy D. Cutaneous amyloidosis and possible association with systemic amyloidosis. Int J Dermatol
2002; 41: 127 – 132
2 Schreml S, Szeimies RM, Landthaler M, Babilas P. Cutaneous amyloidosis. Hautarzt 2011; 62: 55 – 61
Noduläre Amyloidose
C. Gieding
Anamnese: Der 68-jährige Patient stellte sich erstmals im Juli 2012 mit einer seit ca. 4 Jahren
bestehenden, symptomlosen, rötlichen Plaque am linken Nasenflügel vor. Er fühlte sich
zunehmend ästhetisch gestört und wünschte daher eine Behandlung. Bereits 2009 sei
eine noduläre Amyloidose bioptisch gesichert worden. Die bisherigen Behandlungsmaßnahmen
(Exzision, Laserbehandlung mittels Erbium-YAG-Laser) waren wegen rascher Rezidive
erfolglos. Es bestanden keine weiteren Erkrankungen und keine Hinweise auf eine systemische
Amyloidose.
Untersuchungsbefund: Am linken Nasenflügel zeigte sich eine ca. 1×1,5 cm große weiche, rot-bräunliche,
reizlose Plaque, am rechten Nasenflügel eine ebenfalls rotbräunliche Plaque ([Abb. 14a ]).
Abb. 14 a Noduläre Amyloidose: braunroter Plaque an der Nase links.b Noduläre Amyloidose: in der Dermis diskret entzündliches Infiltrat im Bereich amorphen
Materials; aufgehobene Bindegewebsstruktur (HE-Färbung 200 ×). c Noduläre Amyloidose; Kongorot-positiv (400 ×).
Histologischer Befund: In der HE-Färbung fand sich intaktes Epithel mit flacher Hornschicht. Die eosinophil
tingierte Basalmembran erschien leicht verbreitert. In der Dermis fand sich diskret
entzündliches Infiltrat im Bereich amorphen Materials ([Abb. 14 b ]). Die Kongorot-Färbung war positiv ([Abb. 14 c ]). Die Bindegewebsstruktur aus elastischen und kollagenen Fasern war aufgehoben.
Diagnostik: Serumelektrophorese und Laboruntersuchungen (GOT/GPT/GGT/Bili/Krea/Elektrolyte) waren
ohne pathologischen Befund.
Diagnose: Noduläre Amyloidose.
Therapie: Eine topische Therapie mit Mometasonfuroat-Fettcreme zeigte keine Wirkung. Deshalb
wurde mit einem Diodenlaser (940 nm, aufsteigende Dosierungen, zuletzt 376 J/cm2 , 1,5 mm) behandelt. Nach 5 Behandlungen waren die Knoten deutlich abgeflacht.
Kommentar: Die noduläre Amyloidose ist eine seltene Form der primär kutanen Amyloidose. Die
Ätiologie ist unklar. Typischerweise treten Papeln und Plaques am Stamm, den Extremitäten,
in der Genitalregion oder im Gesicht auf. Tendenziell werden die Akren bevorzugt.
Zur Therapie wurden folgende Verfahren eingesetzt: topische Kortikosteroide der Klasse
III und IV (auch okklusiv), intraläsionale Injektion von Triamcinolon, Exzision lokalisierter
Befunde, Shave-Exzision, Kürettage oder Dermabrasion. In den meisten Fällen muss hier
jedoch mit einem Rezidiv gerechnet werden. Nach Vaporisierung mittels CO2 sollen die Behandlungerfolge länger anhalten [1]. Fallberichte über den Einsatz eines
Erbium-Yag-Lasers existieren bisher nur für den Lichen amyloidosus im fraktionierten
Modus mit ebenfalls guten Ergebnissen. Ein Patient wurde erfolgreich mit einem Farbstofflaser
(585 nm) behandelt [2]. Bei unserem Patienten entschieden wir uns aufgrund der vorangegangenen
Rezidive und der Dicke der Plaques für einen Therapieversuch mit Diodenlaser. Ähnlich
wie beim Farbstofflaser könnte hier die mikrovaskuläre Durchblutung verringert werden
oder man koaguliert die abgelagerten Amyloide. Nach mehrfacher Wiederholung der Behandlung
(Abstände 6 – 8 Wochen) waren die Plaques deutlich abgeflacht.
Literatur
1 Truhan AP, Garden JM, Roenigk HH Jr. Nodular primary localized cutaneous amyloidosis: immunohistochemical evaluation and
treatment with the carbon dioxide laser. J Am Acad Dermatol 1986; 14: 1058 – 1062
2 Alster TS, Manaloto RM. Nodular amyloidosis treated with a pulsed dye laser. Dermatol Surg 1999; 25: 133 – 135
Korymbiformes Syphilid (Bombensyphilid)
Korymbiformes Syphilid (Bombensyphilid)
L. Meister
Anamnese: Die Patientin bemerkte erstmals vor fünf Monaten kleine symptomlose Papeln an der
linken Brust, die sich im Verlauf zentrifugal ausbreiteten. Ansonsten war die Patientin
gesund. Eine Vorbehandlung erfolgte bisher nicht.
Untersuchungsbefund: Es fand sich links pektoral eine erythematöse Plaque umrandet von gruppiert stehenden,
teilweise konfluierenden, rotbräunlichen, derben, bis erbsgroßen Papeln ([Abb. 15 a ]).
Diagnostik: Histologisch zeigte sich ein granulomatöses Entzündungsinfiltrat mit Nachweis von
Riesenzellen, begleitet von einer lymphohistiozytären Entzündungsreaktion mit einzelnen
plasmazytoiden Zellen ([Abb. 15 b ], histologisches Präparat mit freundlicher Unterstützung der Praxis Dres. med. Becker/Mayet,
Frankfurt).
Abb. 15 a Korymbiformes Syphilid: rotbraune Plaques links pektoral. b Corymbiformes Syphilid: granulomatöses Entzündungsinfiltrat mit Riesenzellen, Lymphozyten
und plasmazytoiden Zellen (HE 100 ×).
Molekularpathologisch gelang der Nachweis von Treponema pallidum. TP-PA-positiv, VDRL
1 : 16, Antikörper gegen Treponema pallidum IgM- und IgG-positv. HIV-Test negativ.
Eine neurologische Beteiligung konnte mittels Liquordiagnostik und Aortengummen mittels
Röntgen Thorax ausgeschlossen werden.
Therapie und Verlauf: Unter der Diagnose eines korymbiformen Syphilids (Bombensyphilid) erhielt die Patientin
dreimalig Benzylpenicillin (Tardocillin) 2,4 Mega i. m. im wöchentlichen Abstand.
Um eine Jarisch-Herxheimer-Reaktion zu verhindern, nahm sie initial 30 Minuten vor
der i. m.-Injektion 40 mg Urbason ein. Drei Monate später zeigte sich links pektoral
lediglich noch eine postinflammatorische Hyperpigmentierung. Weitere klinische und
serologische Kontrollen sind nach 3, 6 und 12 Monaten geplant.
Kommentar: Das korymbiforme Syphilid ist eine Läsion der frühen sekundären Lues ohne bevorzugte
Lokalisation mit korymbiform (blütentraubenartig) angeordneten Papeln aus typischerweise
zentral größeren und peripher zerstreuten, kleineren Papeln. Histologisch stellt sich
eine granulomatöses Infiltrat dar, sodass die Differenzialdiagnose zu anderen granulomatösen
Erkrankungen schwierig ist.
Anamnestisch ließ sich der Infektionszeitpunkt der Patientin nicht mehr zuordnen.
Die Therapie der Wahl ist Penicillin intramuskulär als Bolus. Bei Penicillinallergie
kann Doxycyclin, Erythromycin oder Azithromycin oral gegeben werden.
Literatur
1 Angus J, Langan SM, Stanway A, Leach IH, Littlewood SM, English JS. The many faces of secondary syphilis: a re-emergence of an old disease. Clin Exp
Dermatol 2006; 31: 741 – 745
2 Baughn RE, Musher DM. Secondary syphilitic lesions. Clin Microbiol Rev 2005; 18: 205 – 216
3 Schrader AM, Rácz E, Noordhoek Hegt V, van der Snoek EM, van Praag MC. [Granulomatous secondary syphilis; an uncommon presentation of a polymorphic disease.]
Ned Tijdschr Geneeskd 2012; 155: A5130
Hautveränderungen bei primärer Immundefizienz
Hautveränderungen bei primärer Immundefizienz
A. Messerschmidt
Anamnese: Bei dem zehn Wochen alten Patienten besteht seit der Geburt eine sehr trockene Haut.
Im Alter von zwei Wochen wurde er wegen eines generalisierten Exanthems unter dem
Verdacht auf eine Virusinfektion in einer anderen Klinik stationär symptomatisch behandelt.
Nach Entlassung entwickelte sich ein fettig-schuppendes Hautbild, welches als seborrhoisches
Ekzem interpretiert wurde ([Abb. 16 ]). Im Alter von vier Wochen wurde der Patient erstmals in unserer Klinik unter dem
Verdacht auf ein atopisches Ekzem stationär behandelt. Unter einer topischen Kortikoidtherapie
und Applikation antiseptischer und antimykotischer Externa besserte sich der Befund,
verschlechterte sich aber sofort wieder nach dem Absetzen der Topika und die Ohren
begannen zusätzlich zu nässen.
Abb. 16 Verkrustetes Ekzem okzipital/Wangen bei primärer Immundefizienz.
Untersuchungsbefund: Im Windelbereich zeigten sich nässende Erosionen, an den Händen schuppende Erytheme
mit vereinzelten Pusteln. Außerdem sah man im Gesicht, am Nacken und den Extremitäten
Ekzeme ([Abb. 16 ]).
Diagnostik: Das Blutbild zeigte eine Lymphopenie. Im Pustel- und Rachenabstrich wurden Staphylococcus aureus und Klebsiella oxytocea nachgewiesen.
Therapie und Verlauf: Eine Antibiose mit Cefaclor-Saft wurde initiiert. Topisch erfolgte die Applikation
steroidhaltiger und antiseptischer Topika, im Windelbereich von antimykotischen Pasten.
Die entzündlichen Erscheinungen waren äußerst therapierefraktär und der Patient entwickelte
zusätzlich grünliche Durchfälle, Atembeschwerden und eine ausgeprägte Otorrhoe. Ein
Konsil bei den Kollegen der Pädiatrie bestätigte den Verdacht auf das Vorliegen eines
Immundefekts und ergab eine „severe combined immunodeficiency disease“ (Prof. Bader,
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Frankfurt).
Kommentar: Primäre Immundefekte umfassen eine Reihe ernsthafter und seltener Erkrankungen hauptsächlich
bei Kindern. Ursächlich sind Mutationen in einem oder mehreren Genen, die für eine
Komponente des Immunsystems kodieren [1]. Insgesamt leiden etwa 40 – 70 % der betroffenen
Patienten unter kutanen Manifestationen [2]. Oftmals sind Hautveränderungen wie Infektionen,
Ekzeme und Erythrodermien die ersten Symptome. Dabei sind atypische Präsentationen
bekannter Dermatosen häufig. Daher sind dermatohistologische, bakterielle, virale
und mykologische Untersuchungen meist unabdingbar. Eine frühzeitige Diagnosestellung
kann eine rasche, potenziell lebensrettende Therapieeinleitung ermöglichen. Der vorgestellte
Patient erhielt eine Knochenmarktransplantation.
Literatur
1 Sillevis Smitt JH, Wulffraat NM, Kuijpers TW. The skin in primary immunodeficieny disorders. Eur J Dermatol 2005; 15: 425 – 432
2 Lehman H. Skin Manifestations of Primary Immune Deficiency. Clinic Rev Allerg Immunol 2013
(im Druck)
Danksagung
Den Firmen Abbott Immunology, Almirall Hermal, Bauerfeind, Biogen Idec, GlaxoSmithKline,
Janssen-Cilag, Leo Pharma, L’Oréal, Novartis Pharma, Pierre Fabre, Roche Pharma und
Stallergenes danken wir für ihre Unterstützung unserer Tagung.