Lernziele
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Klinische Charakteristika
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Diagnostische Untersuchungen
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Serologische Verlaufsparameter
Einleitung
Bullöse Autoimmundermatosen sind seltene, häufig schwere und chronisch verlaufende
Erkrankungen, die sich an Haut und Schleimhäuten durch bullös erosive Substanzdefekte
manifestieren ([Abb. 1]) [1]. Die frühzeitige Diagnosestellung dieser klinisch heterogenen Erkrankungen besitzt
daher einen hohen klinischen Stellenwert, auch im Hinblick auf die Notwendigkeit einer
zügig einzuleitenden Therapie. Die klinische Verdachtsdiagnose einer bullösen Autoimmundermatose
wird durch die histologische Untersuchung sowie durch die Detektion gewebegebundener
Autoantikörper mittels direkter Immunfluoreszenz an einer perilesional entnommenen
Gewebeprobe bestätigt. Der Nachweis zirkulierender Autoantikörper im Patientenserum
wird durch die indirekte Immunfluoreszenzmikroskopie anhand verschiedener Gewebesubstrate
bzw. durch weitere immunserologische Untersuchungsverfahren, u. a. ELISA und Immunoblot,
geführt [2]. Unter Verwendung von rekombinant hergestellten bzw. aufgereinigten nativen Autoantigenen
werden immunserologische Untersuchungsverfahren zur Konfirmationsdiagnostik bzw. als
Verlaufsparameter eingesetzt. Mit Ausnahme der Dermatitis herpetiformis Duhring sind
bullöse Immundermatosen durch den Nachweis von IgG- oder seltener auch IgA-Autoantikörpern
gekennzeichnet, die gegen Adhäsionsstrukturen epidermaler Keratinozyten bzw. gegen
distinkte Adhäsionsmoleküle der dermoepidermalen Junktionszone gerichtet sind, [3]
[4]. Eine orientierende Klassifizierung der bullösen Autoimmundermatosen unterscheidet
zwischen Erkrankungen, denen ein intraepidermaler Adhäsionsverlust zugrunde liegt,
und der Gruppe von Erkrankungen, die einen subepidermalen Adhäsionsverlust aufweisen
([Tab. 1]).
Abb. 1 Klinik bullöser Autoimmundermatosen. Multiple pralle Blasen auf erythematösem Grund
und Erosionen, stellenweise krustös belegt, kennzeichnen das bullöse Pemphigoid (a); multiple, stellenweise weißlich belegte Erosionen der bukkalen Schleimhaut beim
Pemphigus vulgaris (b); großflächige, nässend und bakteriell superinfizierte Erosionen bei einer Patientin
mit mukokutanem Pemphigus vulgaris (c); eine Patientin mit Pemphigoid gestationis weist multiple erythematöse, urtikarielle
Papeln und Plaques vereinzelt mit zentraler Erosion auf (d); ein Patient mit langjähriger Anamnese einer mechanobullösen Variante einer Epidermolysis
bullosa acquisita zeigt an mechanisch belasteten Hautarealen eine ausgeprägte Hautfragilität,
multiple Erosionen und den Verlust der Adnexstrukturen (e); multiple herpetiform angeordnete Vesiculae und Seropapeln betont an den Streckseiten
der Extremitäten bei der Dermatitis herpetiformis Duhring (f).
Tab. 1
Histologie, direkte und indirekte Immunfluoreszenz bullöser Autoimmundermatosen.
Erkrankung
|
Histopathologie
|
DIF
|
IIF
|
Pemphigusgruppe
|
Pemphigus vulgaris
|
intraepidermale Spaltbildung; suprabasale Akantholyse
|
interzellulär IgG und Komplementfaktor C3
|
Affenösophagus: interzellulär IgG
|
Pemphigus foliaceus
|
intraepidermale Spaltbildung; subcorneale Akantholyse
|
Paraneoplatischer Pemphigus
|
suprabasale Spaltbildung; lichenoide interface dermatitis, vakuoläre Degeneration
der basalen Keratinozyten
|
interzellulär IgG und Komplementfaktor C3; an der BMZ ggf. linear IgG und C3
|
Ratten-, Affenurothel: interzellulär IgG Affenösophagus: interzellulär IgG
|
IgA-Pemphigus
|
|
IEN
|
intraepidermaler Neutrophilenabszess; meist keine Akantholyse
|
interzellulär IgA und C3
|
Affenösophagus: interzellulär IgA
|
SPD
|
subcorneale Infiltration von neutrophilen Granulozyten; meist keine Akantholyse
|
Subepidermaler Adhäsionsverlust
|
Bullöses Pemphigoid
|
subepidermaler Adhäsionsverlust; neutrophilen- und eosinophilenreiches gemischtzelliges
Infiltrat
|
linear an der BMZ Komplementfaktor C3, IgG und ggf. IgM, IgA
|
Affenösophagus: linear IgG NaCl-Splathaut: IgG linear epidermal
|
Schleimhautpemphigoid
|
subepidermale Spaltbildung; ggf. Fibrose
|
Affenösophagus: linear IgG NaCl-Splathaut: IgG linear epidermal und dermal
|
Pemphigoid gestationis
|
subpeidermale Blasenbildung mit eosinophilen Granulozyten
|
linear an der BMZ Komplementfaktor C3 und IgG (IgA und IgM)
|
Affenösophagus: linear IgG NaCl-Splathaut: IgG linear epidermal
|
Anti-Laminin-γ1-Pemphigoid
|
subepidermale Spaltbildung
|
linear an der BMZ Komplementfaktor C3 und IgG
|
Affenösophagus: linear IgG NaCl-Splathaut: IgG linear dermal
|
Lineare IgA-Dermatose
|
subepidermale Blasenbildung mit neutrophilem Infiltrat
|
linear an der BMZ IgA
|
Affenösophagus: linear IgA NaCl-Splathaut: IgA linear epidermal oder dermal
|
Epidermolysis bullosa acquisita
|
subepidermale Blasenbildung mit neutrophilem Infiltrat
|
linear IgG und Komplementfaktor C3 an der BMZ
|
Affenösophagus: linear IgG NaCl-Splathaut: IgG (IgA) linear dermal
|
Dermatitis herpetiformis Duhring
|
subepidermale Spaltbildung mit neutro- und eosinophilen Infiltraten in den dermalen
Papillenspitzen
|
lranulär IgA und C3 in den Papillenspitzen und ggf. granulär IgA und C3 entlang der
BMZ
|
Affenösophagus: IgA Endomysium
|
Die klinische Verdachtsdiagnose einer bullösen Autoimmundermatose wird durch die histologische
Untersuchung sowie durch die Detektion gewebegebundener Autoantikörper mittels direkter
Immunfluoreszenz bestätigt.
Diagnostik
Histologische Untersuchungen
Durch die histopathologische Untersuchung einer lesional entnommenen Gewebebiopsie
ist bei Vorliegen einer bullösen Autoimmundermatose die prinzipielle Zuordnung in
eine der o. g. Erkrankungsgruppen möglich, d. h. entweder der Pemphigusgruppe mit
intraepidermalem Adhäsionsverlust oder der Gruppe mit subepidermaler Spaltbildung
(Pemphigoide, Epidermolysis Bullosa Acquisita, Dermatitis Herpetiformis Duhring).
Der Histopathologie kommt im Rahmen der Diagnostik bullöser Autoimmundermatosen daher
eine primär orientierende Funktion zu [2].
Pemphiguserkrankungen
Erkrankungen der Pemphigusgruppe liegt ein Adhäsionsverlust epidermaler Keratinozyten
zugrunde [5]
[6]. Bei der klinisch häufigsten Variante, dem Pemphigus vulgaris, zeigt sich charakteristischerweise
eine Akantholyse in basalen bzw. suprabasalen Schichten der Epidermis. Dabei bleiben
die basalen Keratinozyten meist an der Basalmembran haften (sog. Grabsteinmuster).
In frühen, d. h. in klinisch präbullösen Phasen der Erkrankung, kann sich histologisch
eine eosinophile Spongiose zeigen. Zusätzlich kann sich ein gering ausgeprägtes perivaskulär
lokalisiertes Rundzellinfiltrat betont im oberen dermalen Gefäßplexus zeigen. Die
auf die Haut beschränkte klinische Variante des Pemphigus foliaceus zeigt eine superfizielle,
subkorneal lokalisierte Spaltbildung. Die seltene Variante des paraneoplastischen
Pemphigus ist durch eine histologisch deutlich ausgeprägtere Entzündungsreaktion (interface dermatitis) im dermoepidermalen Übergang mit einem lichenoiden Entzündungsinfiltrat und einer
vakuolären Degeneration der basalen Keratinozyten charakterisiert [7]. Die beiden klinischen Varianten des IgA-Pemphigus, die intraepidermale neutrophile
Dermatose (IEN) und die subkorneale pustulöse Dermatose (SPD), sind histopathologisch
durch eine intra-epidermale Infiltration bzw. eine subkorneal lokalisierte Ansammlung
von neutrophilen Granulozyten meist ohne Akantholyse gekennzeichnet [8].
Erkrankungen der Pemphigusgruppe liegt ein Adhäsionsverlust epidermaler Keratinozyten
zugrunde.
Erkrankungen mit supepidermalem Adhäsionsverlust
Die Gruppe der Pemphigoiderkrankungen ist histopathologisch durch einen subepidermalen
Adhäsionsverlust gekennzeichnet. Die häufigste Erkrankung, das bullöse Pemphigoid
(BP), weist überwiegend eosinophile und neutrophile Granulozyten im Lumen der subepidermal
lokalisierten Blase auf. Im oberen Corium zeigt sich ein gemischtzelliges Infiltrat
mit unterschiedlicher Ausprägung eosinophiler aber auch neutrophiler Granulozyten.
In der präbullösen Phase des bullösen Pemphigoids zeigt sich histopathologisch eine
Spongiose mit überwiegend eosinophilen Granulozyten und Ödem im oberen und mittleren
Corium [9]. Ein vergleichbares histopathologisches Bild weist das Pemphigoid gestationis auf.
Während die lineare IgA-Dermatose ein histologisch eher uncharakteristisches Bild
aufweist, zeigt sich bei der ebenfalls mit subepidermaler Blasenbildung einhergehenden
Epidermolysis bullosa acquisita ein überwiegend aus neutrophilen Granulozyten sowie
mononukleären Zellen bestehendes, ausgeprägtes entzündliches Infiltrat im Bereich
der dermoepidermalen Junktionszone [10]. Die mit der glutensensitiven Enteropathie assoziierte Dermatitis herpetiformis
Duhring ist durch Papillenabszesse sowie ein dermales Entzündungsinfiltrat bestehend
aus neutrophilen und eosinophilen Granulozyten gekennzeichnet [11].
Die Gruppe der Pemphigoiderkrankungen ist histopathologisch durch einen subepidermalen
Adhäsionsverlust gekennzeichnet; am häufigsten tritt das bullöse Pemphigoid (BP) auf.
Direkte Immunfluoreszenz
Eine wesentliche diagnostische Untersuchung bei den bullösen Autoimmundermatosen stellt
der Nachweis gewebegebundener Autoantikörper mittels der direkten Immunfluoreszenz
dar ([Tab. 1]). Aufgrund der Lokalisation der unterschiedlichen Autoantigene ergeben sich spezifische
Fluoreszenzmuster, die in Zusammenschau mit der Klinik und dem histopathologischen
Korrelat eine Einordnung der bullösen Autoimmundermatose in eine Erkrankung der Pemphigusgruppe
bzw. eine Erkrankung mit subepidermaler Spaltbildung erlauben [2]. Die Gewebeprobe für die direkte Immunfluoreszenzuntersuchung sollte in direkter
Umgebung (perilesional) einer akut entstandenen bullösen Läsion entnommen werden.
Pemphiguserkrankungen
Mit Ausnahme des IgA-Pemphigus lassen sich bei den übrigen klinischen Varianten, d. h.
Pemphigus vulgaris, Pemphigus foliaceus und dem paraneoplastischen Pemphigus Autoantikörper
der IgG-Klasse an der Oberfläche der epidermalen Keratinozyten in Form eines interzellulären
Fluoreszenzmusters nachweisen ([Abb. 2 b]). Die Betonung eines eher basal, suprabasal betonten Fluoreszenzmusters beim Pemphigus
vulgaris im Gegensatz zu einer eher subkorneal lokalisierten Fluoreszenz beim Pemphigus
foliaceus lässt sich anhand der direkten Immunfluoreszenz nicht immer klar nachweisen.
Aufgrund der ausgeprägt polyklonalen Autoantikörperreaktivität beim paraneoplastischen
Pemphigus lässt sich bei dieser Erkrankung zusätzlich noch eine bandförmige Ablagerung
von IgG-Autoantikörpern und Komplementfaktor C3 im Bereich der Basalmembranzone nachweisen
[7]. Beim IgA-Pemphigus zeigen sich entsprechend interzelluläre Ablagerungen von IgA-Autoantikörpern
[8].
Abb. 2 Direkte Immunfluoreszenz. Lineare Ablagerung von IgG-Autoantikörpern entlang der
Basalmembranzone beim bullösen Pemphigoid (a); ein epidermal interzelluläres Fluoreszenzmuster bedingt durch die Ablagerung von
IgG-Autoantikörpern beim Pemphigus vulgaris (b); feingranuläre IgA-Immunkomplexe in den Papillenspitzen und stellenweise entlang
der Basalmembranzone bei der Dermatitis herpetiformis Duhring (c).
Erkrankungen mit subepidermalem Adhäsionsverlust
Die Erkrankungen dieser Gruppe, d. h. bullöses Pemphigoid, Pemphigoid gestationis,
Schleimhautpemphigoid, anti-Laminin-γ1-Pemphigoid sowie Epidermolysis bullosa acquisita
weisen in der direkten Immunfluoreszenz IgG-Autoantikörper sowie den Komplementfaktor
C3 in linearer bzw. granulärer Ablagerung im Bereich der dermoepidermalen Junktionszone
auf ([Abb. 2 a]). Eine weitere Differenzierung dieser verschiedenen Entitäten ist lediglich anhand
des Befundes der direkten Immunfluoreszenz nicht möglich. Eine aktuelle Studie, in
der direkte Immunfluoreszenzpräparate von 9 Patienten mit einem Schleimhautpemphigoid
untersucht worden sind, konnte eine genauere Identifizierung des Schleimhautpemphigoids
anhand des Fluoreszenzmusters von IgG-Autoantikörpern im Bereich der Basalmembranzone
demonstrieren [12]. In dieser Untersuchung ermöglichte die Kombination des genauen Fluoreszenzmusters
der direkten Immunfluoreszenz mit dem Befund der indirekten Immunfluoreszenz eine
Differenzierung zwischen dem Schleimhautpemphigoid mit anti-Laminin-332-IgG-Autoantikörpern
von klinischen Differenzialdiagnosen wie der Epidermolysis bullosa acquisita [12]. Bei der linearen IgA-Dermatose zeigen sich hingegen lineare Ablagerungen von IgA-Autoantikörpern
an der Basalmembranzone. Der Befund bei der Dermatitis herpetiformis Duhring zeigt
granuläre Ablagerungen von IgA-Autoantikörpern und gelegentlich auch des Komplementfaktors
C3 in der dermalen Papillenspitzen ([Abb. 2 c]).
Die Gewebeprobe für die direkte Immunfluoreszenzuntersuchung sollte in direkter Umgebung
(perilesional) einer akut entstandenen bullösen Läsion entnommen werden.
Indirekte Immunfluoreszenzuntersuchung
Indirekte Immunfluoreszenzuntersuchung
Im Rahmen des diagnostischen Algorithmus für bullöse Autoimmundermatosen hat sich
das Verfahren der indirekten Immunfluoreszenz unter Verwendung verschiedener Gewebesubstrate
zum orientierenden Nachweis von zirkulierenden Autoantikörpern etabliert [13]. Als Routinesubstrat wird Affenösophagus eingesetzt, während plakinreiche Substrate,
z. B. Affen- und Rattenurothel oder Meerschweinchenösophagus, zum Nachweis von Autoantikörpern
eingesetzt werden, die gegen desmosomale Plakine gerichtet sind (u. a. beim paraneoplastischen
Pemphigus). Das Fluoreszenzmuster bei der indirekten Immunfluoreszenzuntersuchung
entspricht demjenigen der direkten Immunfluoreszenzuntersuchung ([Abb. 3 a, b]). Bei der Dermatitis herpetiformis Duhring lassen sich mit dieser Untersuchung IgA-Autoantikörper
mit einer Reaktivität gegen das Endomysium der glatten Muskelzellen nachweisen ([Abb. 3 e]). Eine weitere Differenzierung der Erkrankungen mit subepidermaler Spaltbildung
ist anhand der indirekten Immunfluoreszenz unter Verwendung sog. humaner Kochsalzspalthaut
möglich ([Abb. 3 c, d]). Bei dieser Untersuchungsmethode wird durch die Inkubation von gesunder humaner
Haut in 1-molarer Kochsalzlösung eine Separation der Basalmembran auf Höhe der Lamina
lucida induziert. Diese artifizielle Spaltbildung separiert die unterschiedlichen
Autoantigene beim bullösen Pemphigoid, dem Schleimhautpemphigoid, dem anti-Laminin-γ1-Pemphigoid
sowie der Epidermolysis bullosa acquisita. Das Serum von Patienten mit einem bullösen
Pemphigoid zeigt eine lineare IgG-Ablagerung an der epidermalen Seite des Spaltes;
dies entspricht einer Reaktivität gegen Typ-XVII-Kollagen (BP180) ([Abb. 3 c]). Autoantikörper bei der Epidermolysis bullosa acquisita (Typ-VII-Kollagen) ([Abb. 3 d]), dem Schleimhautpemphigoid (Laminin 332) sowie dem anti-Laminin-γ1-Pemphigoid verursachen
hingegen eine Ablagerung an der dermalen Seite des Kochsalzspalthautpräparates. Ein
neues diagnostisches Verfahren, bei dem zirkulierende Autoantikörper gegen verschiedene
Autoantigene der häufigsten bullösen Autoimmundermatosen mittels indirekter Immunfluoreszenz
in einem Untersuchungsschritt detektiert werden können (BIOCHIP), wird derzeit hinsichtlich
Spezifität und Sensitivität in Studien validiert [14].
Abb. 3 Indirekte Immunfluoreszenz. Affenösophagus wird als Routinesubstrat eingesetzt; bei
den Pemphiguserkrankungen zeigt sich in der Regel ein interzelluläres Fluoreszenzmuster
für IgG, hier für den Pemphigus vulgaris (a); die IgG-vermittelten bullösen Autoimmundermatosen mit subepidermalem Adhäsionsverlust
zeigen eine lineare Ablagerung von IgG entlang der Basalmembran, beispielhaft der
Befund beim bullösen Pemphigoid (b); eine weitere Differenzierung der Erkrankungen mit subepidermaler Spaltbildung ergibt
sich durch die Verwendung von Kochsalz-Spalthaut; beim bullösen Pemphigoid zeigt sich
eine lineare IgG-Ablagerung im epidermalen Bereich der Spalthaut (c) während bei der Epidermolysis bullosa acquisita eine lineare IgG-Ablagerung im dermalen
Anteil des Präparates vorliegt (d). Endomysium reaktive IgA-Antikörper lassen sich bei der Dermatitis herpetiformis
Duhring nachweisen (e).
Immunserologische Konfirmationsdiagnostik
Immunserologische Konfirmationsdiagnostik
Die Identifizierung und die rekombinante Herstellung verschiedener Autoantigene der
bullösen Autoimmundermatosen haben es ermöglicht, immunserologische Untersuchungsverfahren,
z. B. ELISA, Immunoblot oder Immunprezipitation, im Rahmen der klinischen Diagnostik
einzusetzen ([Tab. 2]). Weiterhin ist es möglich, native Autoantigene aus dermalen bzw. epidermalen Extrakten
für die serologische Autoantikörperdiagnostik bullöser Autoimmundermatosen einzusetzen.
Im Rahmen der Primärdiagnose besitzen diese serologischen Untersuchungsverfahren einen
wichtigen konfirmativen Charakter und werden im weiteren Krankheitsverlauf als immunologische
Verlaufsparameter eingesetzt. Kommerzielle ELISA-Systeme sind u. a. für die folgenden
Autoantigene verfügbar: Desmoglein-1, Desmoglein-3, Typ-XVII-Kollagen (BP180), BP-230,
Envoplakin, Typ-VII-Kollagen sowie für Gewebstransglutaminase ([Tab. 2]).
Tab. 2
Autoantigene und immunserologische Diagnostik mit rekombinanten bzw. extrahierten
Antigenen bei bullösen Autoimmundermatosen.
Erkrankung
|
Autoantigene
|
Immunserologische Diagnostik
(rekombinante bzw. extrahierte Antigene)
|
Pemphigusgruppe
|
Pemphigus vulgaris
|
Dsg3, Dsg1
|
ELISA Dsg1, Dsg3
|
Pemphigus foliaceus
|
Dsg1
|
ELISA Dsg1
|
Paraneoplatischer Pemphigus
|
Envo-, Periplakin, Desmoplakin I, II, A2LM1 Dsg3, Dsg1, Dsc1 – 3, BP230
|
ELISA Envoplakin, Dsg1 und 3, BP230
Immunoblot*, ELISA* Plakine, A2LM1, Dsc1 – 3
|
IgA-Pemphigus
|
|
|
IEN
|
Dsg1, Dsg3
|
Immunoblot* Dsg1-, Dsg3-, Dsc1-IgA
|
SPD
|
Dsc1
|
Subepidermaler Adhäsionsverlust
|
Bullöses Pemphigoid
|
Kollagen XVII (BP180); BP230
|
ELISA BP180 (NC16A), BP230
|
Schleimhautpemphigoid
|
BP180, Laminin 332, α6ß4-Integrin
|
ELISA BP180 (NC16A), BP230
ELISA*, Immunoblot* Lam-332, BP180 (C-terminale Epitope)
|
Pemphigoid gestationis
|
BP180 (NC16A), BP230
|
ELISA BP180 (NC16A), BP230
|
Anti-Laminin-γ1-Pemphigoid
|
Laminin-γ1
|
ELISA*, Laminin-γ1
|
Lineare IgA-Dermatose
|
LAD-1 (BP180, BP230)
|
Immunoblot* 97 kDa, 120 kDa-Fragmente des BP180
|
Epidermolysis bullosa acquisita
|
Kollagen VII
|
ELISA Kollagen VII
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Dermatitis herpetiformis Duhring
|
epidermale Transglutaminase
|
ELISA epidermale Gewebetransglutaminase, gliadinanaloge Fusionspeptide (GAFX3)
|
Kommerziell erhältliche Systeme sind fett gedruckt; nicht kommerzielle Nachweisverfahren
(Immunoblot, ELISA, Immunpräzipitation) sind mit einem * gekennzeichnet.
In der Gruppe der Pemphiguserkrankungen lassen sich bei den 2 Hauptformen, dem Pemphigus
vulgaris und dem Pemphigus foliaceus, zirkulierende IgG-Autoantikörper gegen die desmosomalen
Adhäsionsproteine Desmoglein-1 und Desmoglein-3 nachweisen [15]. Bei den meisten Pemphiguspatienten besteht eine Korrelation zwischen der klinischen
Manifestation und dem serologischen Autoantikörperprofil, sodass die Immunserologie
als weiterer Aktivitätsparameter bestimmt werden kann. Häufig ist die rein mukosale
Ausprägung des Pemphigus vulgaris mit dem Nachweis zirkulierender Desmoglein-3-reaktiver
IgG-Autoantikörper verbunden, während Patienten mit einer mukokutanen Variante des
Pemphigus vulgaris zusätzlich Desmoglein-1-Autoantikörper aufweisen. Die rein kutane
Variante, der Pemphigus foliaceus, ist in der Regel ausschließlich mit dem Nachweis
von Desmoglein-1-reaktivem IgG verbunden [16]
[17]. In unterschiedlichen aktuellen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass beim
sog. atypischen Pemphigus (z. B. Pemphigus herpetiformis, Pemphigus vegetans) IgG-
und/oder IgA-Autoantikörper gegen Nicht-Desmoglein-Autoantigene nachgewiesen werden
können [18]
[19]. Dabei zeigten verschiedene Studien, dass diese Patienten Autoantikörper gegen Desmocolline,
im Wesentlichen Desmocollin-1 und/oder Desmocollin-3, aufweisen [18]
[20]. Zusätzlich zu Autoantikörperreaktivitäten gegen die Desmogleine lassen sich in
Seren von Patienten mit paraneoplastischem Pemphigus Immunglobuline gegen die desmosomalen
Bestandteile der Plakinfamilie, u. a. Desmoplakin-1 und -2, Peri- und Envoplakin,
nachweisen [21]. Kürzlich wurde das bislang unbekannte 170 kDa-Autoantigen beim paraneoplastischen
Pemphigus als der Protease-Inhibitor (Alpha-2-Makroglobin-like-1, A2ML1) identifiziert
[22]
[23]. Eine aktuelle monozentrische Studie mit Seren von 19 Patienten mit paraneoplastischem
Pemphigus verweist auf eine hohe Sensitivität der Envo- und Periplakin-ELISA-Untersuchungen
sowie der Immunpräzipitation mit A2ML1-Protein [24]. Zusätzlich zeigt die Kombination der indirekten Immunfluoreszenz mittels Rattenblase
und Immunoblot eine hohe Sensitivität und Spezifität in der serologischen Diagnostik
des paraneoplastischen Pemphigus [24]. Patienten mit einem bullösen Pemphigoid weisen häufig IgG-Autoantikörper gegen
die hemidesmosomalen Komponenten Typ-XVII-Kollagen (BP180) und BP230 auf [25]. Während die Autoantikörpertiter gegen die immundominante Domäne des Kollagen XVII
(NC16A-Domäne) eine gute Korrelation mit der Krankheitsaktivität zeigen, lassen sich
BP230-reaktive Autoantikörper auch bei Patienten mit chronisch pruritischen Hauterkrankungen
nachweisen [26]
[27]. Bei der selteneren Variante des Schleimhautpemphigoids kommen zusätzlich Antikörper
gegen das Strukturprotein Laminin-332 (früher Laminin-5) vor [28]. Aktuelle serologische Studien konnten zeigen, dass der Nachweis zirkulierender
Laminin-332-reaktiver IgG-Antikörper mittels ELISA ein sensitives und spezifisches
Verfahren in der klinischen Diagnostik des Schleimhautpemphigoids bietet [29]. Zur Abgrenzung gegenüber anderen bullösen Autoimmundermatosen mit subepidermaler
Spaltbildung, u. a. der Epidermolysis bullosa acquisita, ist zusätzlich das Fluoreszenzmuster
der direkten Immunfluoreszenz im Bereich der Basalmembranzone zu beachten [12]. Häufig ist das Schleimhautpemphigoid bei Laminin-332-positiven Patienten mit einer
Neoplasie assoziiert, sodass in diesen Fällen eine entsprechende Diagnostik empfohlen
wird [30]. Die Epidermolysis bullosa acquisita ist durch den Nachweis von IgG-Autoantikörpern
gegen Typ-VII-Kollagen charakterisiert [31]. In verschiedenen serologischen Untersuchungen wurden kürzlich Kollagen-Typ-VII-ELISA-Systeme
für die klinische Anwendung validiert [32]
[33]. Eine erstmals 1996 beschriebene subepidermale bullöse Autoimmundermatose, die klinisch
Charakteristika eines bullösen Pemphigoids bzw. der entzündlichen Variante der Epidermolysis
bullosa acquisita aufweist, wird nach der Identifizierung des 200 kDa großen Autoantigens
der Basalmembranzone als Laminin-γ1-Pemphigoid bezeichnet [34]. Auch für diese Erkrankung ist ein Laminin-γ1-ELISA zur Detektion von zirkulierenden
Autoantikörpern prinzipiell etabliert worden, das allerdings noch nicht kommerziell
erhältlich ist [35]. Bei Patienten mit linearer IgA-bullöser Dermatose lassen sich IgA-Autoantikörper
gegen 97 kDa und 120 kDa große Spaltprodukte der Ektodomäne des Typ-XVII-Kollagens
(BP180) nachweisen [36]. Patienten mit einer Dermatitis herpetiformis weisen zirkulierende IgA-Antikörper
auf, die gegen Gewebstransglutaminase gerichtet sind und in der indirekten Immunfluoreszenz
eine Reaktivität mit Endomysium zeigen [37]
[38]. Es konnte gezeigt werden, dass der Nachweis von IgA-Antikörpern gegen epidermale
Transglutaminase ein sensitiver serologischer Parameter für die Dermatitis herpetiformis
ist; die IgA-Titer nehmen unter einer glutenfreien Diät ab [39]. Antikörper gegen natives Gliadin haben sich sowohl bei der Zöliakie als auch bei
der Dermatitis herpetiformis als kein guter serologischer Marker herausgestellt. Eine
aktuelle serologische Studie konnte zeigen, dass unter Verwendung von deamidierten
gliadinanalogen Fusionspeptiden (GAFX3) sowohl gliadinreaktive IgA- als auch IgG-Antikörper
detektiert werden können [40]. Somit kann die Identifizierung von zöliakieassoziierten Antikörpern bei Dermatitis-herpetiformis-Patienten
verbessert werden [40].
Im Rahmen der Primärdiagnose besitzen serologische Untersuchungsverfahren wie ELISA,
Immunoblot und Immunprezipitation einen wichtigen konfirmativen Charakter und werden
im weiteren Krankheitsverlauf als immunologische Verlaufsparameter eingesetzt.