Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2013; 20(02): 58-59
DOI: 10.1055/s-0033-1345223
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aus aller Welt – Aktuelles kurz notiert

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Publication Date:
30 April 2013 (online)

 

    Massenhysterie im Tschad

    Mitte Dezember ist es in N’Djamena, der Hauptstadt der Republik Tschad, bei einer Impfaktion gegen Meningokokken zu einer Massenhysterie gekommen. Unmittelbar nach den erfolgten Impfungen begannen die Betroffenen zu wimmern, kurz darauf entwickelten sie Krämpfe.

    36 Menschen wurden hospitalisiert und 7 von ihnen später sogar für eine weiter gehende Behandlung nach Tunesien ausgeflogen. Unter den Erkrankten war auch eine Person, die gar keine Impfung erhalten hatte, sondern nur an der Impfstelle anwesend gewesen war.

    Eine Untersuchung durch ein unabhängiges internationales Expertenteam konnte keine Fehler bei der Durchführung der Impfaktion feststellen: Das medizinische Personal war gut ausgebildet und erfahren und die verwendeten Impfdosen stammten aus Chargen, die in der ganzen Region ohne Auffälligkeiten verwendet worden waren. Wie es oft bei Massenhysterien der Fall ist, war auch hier die Mehrheit der Betroffenen weiblich (77 %, 27 von 35 Geimpften). Das Altersspektrum reichte von 8 bis 25 Jahren.

    Pilzinfektion durch Dudelsack

    In Schottland infizierte sich ein 77-jähriger Dudelsackspieler durch sein nicht regelmäßig gereinigtes Instrument mit Pilzsporen und musste einen Monat lang mit einer lebensbedrohlichen Infektion hospitalisiert werden.

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    (Bild: ccvision)

    Die Ursache der Erkrankung gab lange Zeit Rätsel auf: Er suchte zunächst mit einer Lungenentzündung seinen Hausarzt auf. Als die von diesem verschriebenen Antibiotika nicht wirkten, wurde der Mann ins Krankenhaus eingewiesen, dort jedoch nach 2 Tagen zunächst wieder entlassen. Daraufhin verschlechterte sich sein Zustand rapide und er musste erneut hospitalisiert werden. Mehr als eine Woche lang wurde er dann erfolglos mit verschiedenen Antibiotika behandelt, er befand sich mittlerweile in einem kritischen Zustand. Erst eine Befragung zu seinen Hobbys brachte die Ärzte auf die richtige Spur: Vom Instrument des Mannes wurden Proben genommen und massiver Pilzbefall entdeckt. Der Erkrankte hatte es entgegen der allgemeinen Praxis der Dudelsackspieler 18 Monate lang nicht gründlich gereinigt. Darüber, welche Pilze für die Infektion verantwortlich waren, liegen derzeit keine Informationen vor.

    Hepatitis E im Südsudan

    Drei südsudanesische Flüchtlingscamps nahe der Grenze zum Sudan melden bereits seit Juli 2012 Ausbrüche von Hepatitis E. In dem betroffenen Maban County leben derzeit etwa 108 000 sudanesische Flüchtlinge in den überfüllten Lagern. Bisher sollen hier etwa 6000 Menschen an Hepatitis E erkrankt und 111 von ihnen an den Folgen der Infektion verstorben sein.

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    (Bild: Fotolia, 4designersart)

    Lassavirus in Nigeria

    Seit Beginn des Jahres wurden aus 10 der 36 Bundesstaaten Nigerias Ausbrüche des Lassafiebers gemeldet. Bis Mitte Februar erkrankten bereits mehr als 230 Menschen und mindestens 15 von ihnen verstarben an den Folgen der Infektion. Aktuellere landesweite Fallzahlen liegen momentan nicht vor. Allerdings gibt es keine Hinweise darauf, dass die Ausbruchswelle abflaut.

    Schon im Jahr 2012 war es in Nigeria zu einem großen Ausbruch von Lassafieber gekommen. Allein in der ersten Jahreshälfte waren vermutlich mehr als 900 Menschen erkrankt und fast 100 von ihnen an den Folgen der Infektion verstorben.

    Kutane Leishmaniose in Pakistan

    In der pakistanischen Provinz Khyber Pakhtunkhwa werden derzeit steigende Falzahlen von Leishmaniose-Erkrankungen gemeldet. In den vergangenen 2 Monaten sollen fast 1300 Einheimische sowie afghanische Flüchtlinge an der durch Sandfliegen übertragenen Infektion erkrankt sein. Wirksame Medizin ist für die große Masse der Bevölkerung nicht verfügbar. Lediglich einige wenige können es sich leisten, über Afghanistan ins Land geschmuggelte Medikamente zu bezahlen.

    Masern im Kongo

    Bereits seit September 2010 kämpft die Demokratische Republik Kongo gegen einen verheerenden Masernausbruch an. Bis Ende Juni 2012 waren hier weit mehr als 110 000 Menschen erkrankt und mindestens 1500 von ihnen – meist Kinder – an den Folgen der Infektion verstorben. Auch bis Anfang des Jahres 2013 konnte dieser Ausbruch nicht unter Kontrolle gebracht werden. Aktuelle Informationen über die landesweiten Fallzahlen liegen jedoch derzeit nicht vor.

    Tollwut in Peking

    In Peking verstarben bereits in den ersten beiden Monaten des Jahres mindestens 2 Menschen an den Folgen von Tollwutinfektionen. Vergangenes Jahr wurden hier 13 Todesopfer gemeldet. Die meisten von ihnen wurden durch Bisse von Haushunden infiziert. Nur selten waren Straßenhunde für die Übertragung verantwortlich. Die Tollwut ist in China nach wie vor weit verbreitet. Nach Indien ist es weltweit das Land mit den meisten tollwutbedingten Todesfällen.

    Kala Azar in Spanien

    Bereits seit dem Jahr 2009 werden aus dem Süden Madrids vermehrt Fälle viszeraler Leishmaniose gemeldet. Auch wenn die Fallzahlen langsam rückläufig sind, ist der Ausbruch bisher noch nicht vorüber. So wurden vergangenes Jahr noch 150 Neuinfektionen gemeldet. Hauptvektor des Erregers Leishmania infantum sind Hunde, etwa 7–8 % der Hunde der Region sind derzeit infiziert. Es wird vermutet, dass Hasen, Kaninchen und Eichhörnchen als Reservoir fungieren. Dies wurde bisher jedoch noch nicht endgültig nachgewiesen.

    Hantaviren in Kanada

    Anfang Januar verstarb ein Mann aus Atlin im äußersten Norden der Provinz British Columbia an den Folgen einer Hantavirusinfektion. In Kanada treten nur relativ selten Infektionen mit Hantaviren auf, und wenn, dann erfolgen diese in der Regel weiter südlich.

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    (Bild: MEV)

    Milzbrand in Namibia

    In der Region Oshikoto im Norden Namibias begann Ende Dezember 2012 ein Milzbrandausbruch ungewöhnlich großen Ausmaßes. Offenbar wurde das Fleisch mehrerer Dutzend unter unbekannten Umständen verendeter Kühe verzehrt und auch verkauft. Bis Mitte Januar wurden dann 2 labordiagnostisch bestätigte Milzbrandtodesfälle gemeldet. Mehrere Hundert Menschen suchten mit entsprechenden Symptomen ärztliche Hilfe auf. Es wird vermutet, dass bis zu 3000 Menschen das kontaminierte Fleisch gegessen haben könnten.

    Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan

    Quelle: promed


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    (Bild: ccvision)
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    (Bild: Fotolia, 4designersart)
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    (Bild: MEV)