Aufnahmetechnik
            Die Qualität der radiologischen Diagnose ist von verschiedenen Faktoren abhängig:
            
            Diese Faktoren entscheiden darüber, ob die Erwartungen hinsichtlich der Beantwortung
               der diagnostischen
               Fragestellung erfüllt werden. Das schwächste Glied in dieser Kette bestimmt letztlich
               über das Endergebnis
               „Qualität der Diagnose“.
            Röntgenuntersuchungen des Thorax stellen auch patientenseitig sehr hohe Anforderungen
               an die
               Aufnahmetechnik. Die Herausforderungen ergeben sich aus der Kleinheit der abzubildenden
               Strukturen sowie aus
               den Bewegungen durch Atmung und Herzschlag.
            Projektion und Lagerung
            
            
               Basisuntersuchungen
               
            
            Die Basisuntersuchung erfordert 2 Aufnahmen in 2 senkrecht zueinander stehenden Projektionsebenen.
               Auf
               diese Weise können die Strukturen räumlich zugeordnet werden. Das Beispiel in ▶ Abb. 
               [
                  1
                  ] zeigt, dass bei Verzicht auf eine 2. Aufnahmeebene selbst deutliche
               Veränderungen übersehen werden können. Bei vermuteten Lungenveränderungen (z. B. bei
               der Suche nach
               Rundherden, Massen oder pneumonischen Veränderungen) kann es zudem sinnvoll sein,
               laterolaterale
               Aufnahmen in rechter und linker Seitenlage anzufertigen.
            
            Abb. 1 
            
            
            
Berner Sennenhund, weiblich, 6 Jahre. a) In der rechtsseitig anliegenden seitlichen Aufnahme
               sind keine Veränderungen nachweisbar. b) Die ventrodorsale Aufnahme zeigt eine vollständige
               Verdichtung des rechten Mittellappens. Alveoläre Lungenveränderungen sind auch im
               rechten
               Kaudallappen vorhanden. Die Veränderungen weisen auf eine Pneumonie hin. Die scheinbare
               Diskrepanz
               in der Abbildung der Veränderung lässt sich darauf zurückführen, dass die tischseitige
               Lungenhälfte
               in der seitlichen Aufnahme den intrinsischen Kontrast verloren hat.
            
             
            
            
            
               
               
                  
                     Auf die Anfertigung der Aufnahme in der 2. Ebene kann nur ausnahmsweise verzichtet
                        werden.
                   
                
             
            
            Dies ist z. B. bei Lagerungsschwierigkeiten von Traumapatienten der Fall. Insbesondere
               dann, wenn eine
               Aufnahme bereits eine augenblicklich ausreichende diagnostische Information liefert.
            
            Weitere Indikationen, bei denen eventuell nur eine Aufnahme hinreichend genaue Informationen
               liefert,
               könnten sein:
            
            
            
            
               Einflüsse der Schwerkraft
               
            
            Die Einflüsse der Schwerkraft sind bei Thoraxaufnahmen besonders deutlich (▶ Abb. 
               [
                  2
                  ], ▶ Abb. 
               [
                  3
                  ]):
            
            Abb. 2 
            
            
            
Röntgenaufnahmen des Thorax eines Golden Retrievers in rechter (a) und linker (b)
               Seitenlage (Normalbefund). Durch die Schwerkraft kommt es zu Lageveränderungen thorakaler
               und
               abdominaler Organe. Markante Darstellungen der Herzsilhouette (a: länglich; b:
               abgerundet) und der Zwerchfellkontur (a: parallel verlaufende Pfeiler; b: kreuzende
               Pfeiler) sind die Folge.
            
             
            
            
            
            Abb. 3 
            
            
            
Röntgenaufnahmen des Thorax eines Pekinesen (Normalbefund) in ventrodorsaler (a) und
               dorsoventraler Projektion (b). Der Einfluss der Schwerkraft führt zur unterschiedlichen
               Darstellung der Herzsilhouette und der Zwerchfellkontur.
            
             
            
            
            
            
               
               - 
                  
                  Der Druck der tischseitigen (unten liegenden) abdominalen Organe auf die dort angrenzenden
                     Zwerchfellanteile beeinflusst das Aussehen der Zwerchfellkontur. 
- 
                  
                  Das Herz ist „locker aufgehängt“. Es kann seine Lage daher – je nach Projektion –
                     leicht verändern,
                     sodass das Aussehen der Herzsilhouette variiert. 
- 
                  
                  Die tischseitigen Lungenanteile zeigen recht schnell Atelektasen. Damit geht der intrinsische
                     Kontrast der Lunge verloren. 
               
               
                  
                     Als Faustregel gilt, dass nur die gut belüfteten (oben liegenden) Lungenanteile zu
                        sehen sind (▶
                           Abb. 
                        [
                           1
                           ]).
                   
                
             
            
            
               Wahl der Projektionsebene
               
            
            Für die Wahl der Seite sind bei laterolateralen Projektionen vordergründig persönliche
               Präferenzen
               ausschlaggebend. Für die Wahl zwischen ventrodorsaler und dorsoventraler Projektion
               gibt es hingegen
               fachliche Argumente:
            
            
               Ventrodorsale Aufnahmen sind anzufertigen
            
            
            
            
               Dorsoventrale Aufnahmen sind anzufertigen
            
            
               
               - 
                  
                  bei dorsal gelegenen pulmonalen Läsionen, 
- 
                  
                  zur Bewertung der Kontur der Herzsilhouette und 
- 
                  
                  bei kardiorespiratorisch hochgradig eingeschränkten Patienten. 
               Zusatzaufnahmen
               
            
            Es kann notwendig sein, weitere Aufnahmen anzufertigen. Dies hängt von der diagnostischen
               Zielstellung
               bzw. den bis dahin erhobenen Befunden ab.
            
            Vorteile weiterer Aufnahmen:
            
            
               
               - 
                  
                  Mit schrägen und tangentialen Aufnahmen können Überlagerungen „freiprojiziert“ werden.
                     Sie eignen
                     sich z. B. zur Darstellung von Veränderungen der Pleura, der Brustwand und der Rippen. 
- 
                  
                  Zudem bieten sich Aufnahmen im horizontalen Strahlengang oder bei schräger Lagerung
                     des Patienten
                     an. Sie dienen insbesondere dazu, Gase, Flüssigkeiten und Massen voneinander abzugrenzen. 
Um eine Vergleichbarkeit gewährleisten zu können, ist es daher notwendig, stets nach
               dem gleichen
               Protokoll vorzugehen. Dies ist z. B. für die Beurteilung von Verlaufs- oder Therapiekontrollen
               nötig.
            
            
               Lagerungsfehler
               
            
            Fehler bei der Lagerung können relativ leicht zu fehlerhaften Beurteilungen von Organgrößen
               und -lagen
               führen (▶ Abb. 
               [
                  4
                  ]). Aus diesem Grund ist es wichtig,
               besonders sorgfältig vorzugehen (▶ Tab. 
               [
                  2
                  ]). Für eine
               korrekte Lagerung sind Erfahrung, ein gutes Augenmaß und Lagerungskissen grundlegende
               Voraussetzungen.
            
            Abb. 4 
            
            
            
Röntgenaufnahmen des Thorax eines Mittelschnauzers in rechter Seitenlage (a, b) und
               eines Mischlings in Rückenlage (c, d). Die Aufnahmen beider Tiere zeigen
               Normalbefunde. In beiden Fällen verhindert die deutliche Rotation des Patienten um
               die Längsachse
               die Beurteilung von Lunge, Herzsilhouette und Mediastinum.
            
             
            
            
            
               
                  Tab. 2 
                     
                     Merkmale einer guten Lagerung.
                     
                  
                     
                     
                        
                        | laterolaterale Aufnahmen | ventrodorsale und dorsoventrale Aufnahmen | 
                     
                  
                     
                     
                        
                        | Rippenbogen und ventrale Grenzen der knöchernen Rippen beider Seiten liegen auf gleicher
                              Höhe | Sternum und Brustwirbelsäule sind übereinander projiziert, sodass die Thoraxhälften
                              etwa
                              gleich groß sind  | 
                     
                     
                        
                        | beide Vordergliedmaßen sind im Winkel von etwa 45° zur Körperlängsachse nach vorne
                              gelagert | die Vordergliedmaßen liegen lateral „symmetrisch“ der Brustwand an | 
                     
                     
                        
                        | Hals ist unterpolstert, sodass Kopf und Hals eine „neutrale“ Position einnehmen | Kopf und Hals weisen mittig nach kranial | 
                     
               
             
            
            Respirationsstadium
            
            Thoraxaufnahmen sind aus 2 Gründen in der inspiratorischen Pause anzufertigen:
            
            
               
               - 
                  
                  Die Lunge erreicht dabei maximalen intrinsischen Kontrast. Die Darstellbarkeit kleiner
                     Objekte wird
                     dadurch verbessert (▶ Abb. 
                     [
                        5
                        ]). 
- 
                  
                  Die „relative Bewegungslosigkeit“ trägt zur Schärfe der Abbildung bei. 
            
            Abb. 5 
            
            
            
Einfluss der Respiration auf den Kontrast. a) Aufnahme in Inspiration: Die Strukturen der
               Lunge weisen einen hohen Kontrast auf. Die kaudodorsal gelegenen Rundherde sind deshalb
               gut
               abgrenzbar. b) Aufnahme in Exspiration: Die Rundherde sind schlechter abgrenzbar. Die Lunge
               erscheint in ihrer Transparenz gemindert, sodass der Verdacht auf eine weitere Lungenerkrankung
               aufkommt. Durch das kleinere Thoraxfeld entsteht der Eindruck, dass die Herzsilhouette
               vergrößert
               ist.
            
             
            
            
            
            
               Ausnahmen
               
            
            Ausnahmen bilden Aufnahmen zum Nachweis eines Kollapses der Trachea und der Stammbronchien.
               Sie müssen
               während der Respiration angefertigt werden:
            
            
               
               - 
                  
                  unmittelbar vor Erreichen der inspiratorischen Pause zur Darstellung eines Kollaps
                     der zervikalen
                     Trachea 
- 
                  
                  unmittelbar vor Erreichen der exspiratorischen Pause zur Darstellung eines Kollaps
                     der thorakalen
                     Trachea und der Stammbronchien 
Aufzeichnungssysteme
            
            
               Film-Folien-Systeme
               
            
            Um die Strukturen des Thorax scharf abzubilden, ist ein sorgfältiges Vorgehen notwendig.
               Die
               Belichtungszeit darf 0,02 (–0,05) Sekunden nicht überschreiten. Die Strukturen des Thorax sind
               insbesondere bei kleinen Hunden, Katzen und Heimsäugetieren sehr klein. Deshalb werden
               Aufzeichnungssysteme mit hoher Ortsauflösung benötigt. Mit leistungsstarken Geräten ist es
               möglich, auch bei Verwendung feinzeichnender Film-Folien-Systeme Belichtungszeiten
               unter 0,02 Sekunden zu
               erreichen. Dies setzt eine entsprechende Einstelltechnik der Geräte voraus (hoher
               kV-Wert, niedriges
               mAs-Produkt).
            
            Die „Schwärzungskurve“ des Röntgenfilms stellt die Schwärzung des Filmes in Abhängigkeit von der
               Dosis grafisch dar. Mit Filmen, die einen „flachen“ Anstieg der Kurve haben, kann
               die große Anzahl der
               Graustufen (Dynamikumfang) im Thorax abgebildet werden. „Steile“ Filme sind für die
               Thoraxdiagnostik
               hingegen ungeeignet, weil Grauwerte zusammengefasst werden.
            
            
               Digitale Detektoren
               
            
            Digitale Systeme zur Bildaufzeichnung (Speicherfolien, Flachdetektoren) weisen einen
               extrem großen
               Dynamikumfang auf. Sie sind deshalb in der Lage, eine sehr große Zahl an Graustufen
               zu detektieren. Die
               Herausforderung besteht beim Einsatz digitaler Detektoren eher darin, die aufgezeichneten
               Informationen
               mithilfe geeigneter Bildverarbeitungsalgorithmen adäquat darzustellen (▶ Abb. 
               [
                  6
                  ]).
            
            Abb. 6 
            
            
            
Mit einem Speicherfoliensystem aufgenommene Thoraxaufnahme von einer Katze. Die Bildverarbeitung
               erfolgte mit 2 unterschiedlichen Algorithmen. a) Mit der gewählten Prozessierung werden auch
               kleine Lungengefäße wiedergegeben. b) Die Bildverarbeitung ist zu stark kantenbetont. Dies
               führt zu einem Verlust von Detailinformationen, da das Bildrauschen verstärkt wird
               und Artefakte
               entstehen.
            
             
            
            
            
            Belichtung
            
            
               Belichtungsparameter
               
            
            Die Thoraxstrukturen absorbieren die Röntgenstrahlen unterschiedlich stark. Der Strahlungskontrast
               des
               Thorax ist daher sehr groß. Bei der Bildaufzeichnung ist es nachteilig, wenn diese
               großen
               Absorptionsunterschiede zusätzlich betont werden (Bildkontrast). Der Dynamikumfang
               würde verringert
               werden. Die folgenden Maßnahmen sind geeignet, den Bildkontrast zu verringern:
            
            
               
               - 
                  
                  Verwendung hoher kV-Werte bei gleichzeitig niedrigen mAs-Produkten (Hartstrahltechnik) 
- 
                  
                  Verwendung von Filmen mit „flacher“ Schwärzungskurve 
- 
                  
                  Reduktion der Streustrahlenmenge am Bildempfänger durch den Einsatz von Streustrahlenrastern 
               Belichtungszeit
               
            
               
               
                  
                     Die Belichtungszeit darf 0,02 (–0,05) Sekunden nicht übersteigen (▶ Abb. 
                        [
                           7
                           ]).
                   
                
             
            
            Abb. 7 
            
            
            
Ausschnitte der Thoraxaufnahmen von Katzen. a) Die Aufnahme mit einer Belichtungszeit von
               einer 1/10 Sekunde (0,1 Sekunde) weist deutliche Bewegungsunschärfen auf. Es kann
               nicht beurteilt
               werden, ob die Lungenzeichnung normal ist oder nicht. b) Bei kleineren Belichtungszeiten
               (1/50 Sekunde = 0,02 Sekunden) ist eine zuverlässige Bewertung möglich.
            
             
            
            
            
            Es bestehen mehrere Möglichkeiten, die Belichtungszeit zu verkürzen:
            
            
               
               - 
                  
                  
                     Belichtung optimieren (mAs-Produkt verringern + kV-Wert erhöhen): Wenn das mAs-Produkt
                     verringert werden soll, muss der kV-Wert „kompensatorisch“ erhöht werden, damit eine
                     adäquate
                     Filmschwärzung erreicht wird. Bei der Verwendung digitaler Detektoren kann auf die
                     Erhöhung des
                     kV-Werts verzichtet werden, wenn die Zunahme des Bildrauschens die Auswertbarkeit
                     nicht nachhaltig
                     beeinflusst. 
- 
                  
                  
                     Verringerung des Abstands zwischen Fokus und Bildempfänger: Zwischen der Dosis und dem Weg
                     besteht gemäß dem Abstandsquadratgesetz ein Zusammenhang. Daher ist die Dosisersparnis
                     bei
                     verringertem Abstand deutlich. Es erfolgt eine Verringerung des mAs-Werts (nicht des
                     kV-Werts). 
- 
                  
                  
                     Verwendung eines Film-Folien-Systems mit höherer Empfindlichkeit: Auch hier wird das
                     mAs-Produkt verkleinert. Es ist jedoch zu beachten, dass Systeme mit höherer Systemempfindlichkeit
                     (größerem S-Wert) eine geringere Abbildungsschärfe (Materialunschärfe) aufweisen. 
- 
                  
                  
                     Leistungsstärkere Röntgengeräte einsetzen: Geräte mit höherer Leistung benötigen für die
                     Erzeugung der erforderlichen Strahlenmenge weniger Zeit. Diese Zeit entspricht der
                     Belichtungszeit. 
               
               
                  
                     Als Faustregel gilt: Wird das mAs-Produkt halbiert, muss der kV-Wert um 10 kV erhöht
                        werden.
                   
                
             
            
            Raster
            
            Übersteigt die Schichtdicke des Thorax 15 cm, ist die Verwendung eines Rasters erforderlich.
               Es vermeidet
               Unschärfen (Streustrahlenunschärfe) und Kontrastverlust (Schleier) durch Streustrahlen.
               Bei geringen
               Schichtdicken ist auf den Einsatz eines Rasters konsequent zu verzichten. Dieser Grundsatz
               gilt auch für
               die Bildaufzeichnung mit digitalen Detektoren.
            Bildauswertung
            Bei der Interpretation von Röntgenaufnahmen geht es darum, die Aufnahmen anhand eines
               für die jeweilige
               Region aufgestellten „Fahrplans“ systematisch zu lesen und die Beobachtungen zu bewerten.
               Ein systematisches
               Vorgehen stellt dabei sicher, dass:
            
               
               - 
                  
                  alle Veränderungen erkannt werden. 
- 
                  
                  die Befunde begrifflich richtig beschrieben werden. 
- 
                  
                  die Unabhängigkeit von Assoziationen zu klinischen Befunden oder früher diagnostizierten
                     Fällen
                     gewahrt wird. 
„Der größte Fehler bei der Auswertung von Röntgenaufnahmen besteht darin, sofort nach
               Veränderungen zu
               suchen, die anhand der klinischen Untersuchung erwartet werden. Dadurch werden viele
               andere Informationen
               des Röntgenbilds übersehen“ (Morgan u. Wolvekamp 1995).
            Schritt 1
            
            Fehlerhafte Befundungsergebnisse (falsch-positive oder falsch-negative Befunde) sind
               häufig in einer
               schlechten Aufnahmetechnik begründet. Bei der Auswertung wird daher zunächst die
               Untersuchungstechnik kritisch beurteilt.
            
            Wichtige Kriterien sind:
            
            
            
            Es sind 3 Beurteilungen möglich:
            
            
               
               - 
                  
                  Die Röntgenaufnahmen sind in vollem Umfang auswertbar. 
- 
                  
                  Die Auswertung unterliegt Einschränkungen. 
- 
                  
                  Die Untersuchung ist so schlecht ausgeführt, dass sie wiederholt werden muss. 
Aufnahmen, die aufgrund mangelnder Qualität nicht oder nur eingeschränkt ausgewertet
               werden können,
               erfordern eine Wiederholung. Diese stellt eine ungerechtfertigte Strahlenexposition
               des Haltepersonals
               dar, das in den meisten Fällen benötigt wird. Das Bemühen, stets Aufnahmen mit guter
               (diagnostischer)
               Qualität anzufertigen, ist ein außerordentlich wichtiger Teil des Strahlenschutzes.
            
            Er wird deshalb auch als technischer Strahlenschutz bezeichnet.
            
            Schritt 2
            
            
               Befundung bedeutet, Abweichungen vom Normalbild zu erkennen und zu beschreiben. Dabei müssen
               verschiedene Faktoren berücksichtigt werden.
            
            Folgende Faktoren haben Einfluss auf die Röntgenanatomie des Thorax:
            
            
            
            
            
            
            
            
               
               - 
                  
                  Respirationsstadium 
- 
                  
                  Herzaktion 
- 
                  
                  Schlucken 
Es ist eine schlechte Angewohnheit, sich bei der Beurteilung von Röntgenaufnahmen
               mit dem ersten Eindruck
               zufriedenzugeben. Dies führt zu Fehlern, da unerwartete Veränderungen übersehen (▶ Abb. 
               [8]) und andere Beobachtungen überbewertet werden. In beiden Fällen geht der
               „Blitzdiagnostiker“ mit einer Erwartungshaltung zu Werke.
            
            Abb. 8 
            
            
            
Die Katze wurde von einem Auto erfasst. Auf der laterolateralen Aufnahme sind Zeichen
               eines
               beidseitigen Pneumothorax (Dreiecke) vorhanden. Im Unterschied zu dieser offensichtlichen
               Veränderung fällt ein weiterer Befund nur auf, wenn die Aufnahme systematisch analysiert
               wird: die
               geringe Breite des Intervertebralspalts Th13–L1 (Pfeil). Diese Veränderung weist auf
               einen
               traumatischen Bandscheibenvorfall oder eine Luxationsfraktur hin.
            
             
            
            
            
               
               
                  
                     Durch systematische Beurteilung der Aufnahmen wird sichergestellt, dass keine Struktur
                        vergessen
                        wird.
                   
                
             
            
            Folgendes Vorgehen hat sich bewährt:
            
            
            
            
               
               - 
                  
                  Hals (u. a. zervikale Trachea) 
- 
                  
                  Thoraxwand (u. a. interkostale Muskulatur, subkutanes/kutanes Gewebe, Mamma) 
- 
                  
                  Abdomen (u. a. Leber, Magenachse) 
- 
                  
                  Skelett (Skapula, Humerus, Schultergelenk, Wirbelsäule, Sternum, Rippen) 
               
               - 
                  
                  Zwerchfellkontur 
- 
                  
                  Pleurahöhle 
- 
                  
                  Mediastinum 
               
               - 
                  
                  gesamter Verlauf 
- 
                  
                  Ösophagus 
- 
                  
                  Trachea 
- 
                  
                  Herzsilhouette 
- 
                  
                  große Gefäße 
Für jede Struktur muss entschieden werden, ob Veränderungen im Hinblick auf die folgenden
               Kriterien
               vorhanden sind:
            
            
               
               - 
                  
                  Lage 
- 
                  
                  Größe 
- 
                  
                  Form und Kontur 
- 
                  
                  Dichte 
- 
                  
                  Anzahl 
- 
                  
                  Architektur 
- 
                  
                  Funktion 
Schritt 3
            
            Die vom Normalbild abweichenden Befunde werden interpretiert. Eine Liste mit Differenzialdiagnosen
               wird erstellt.
            
            Schritt 4
            
            Es folgt die Wichtung der Differenzialdiagnosen. Dazu werden alle verfügbaren Informationen zum
               Patienten herangezogen: Signalement, Anamnese, Ergebnisse der klinischen und paraklinischen
               Untersuchung.
               Es entsteht eine Liste gewichteter Differenzialdiagnosen. Je nach Fragestellung kann
               es sinnvoll sein,
               auch Ausschlussdiagnosen zu formulieren.
            
            Schritt 5
            
            Abschließend kann es notwendig sein, Vorschläge für eine weiterführende Diagnostik bzw. den
               Behandlungsplan zu entwerfen.
            Fazit
            Thoraxaufnahmen haben hohe Anforderungen an die Bildqualität. Die Aufnahmetechnik
               muss dem Umstand gerecht
               werden, dass die Lungenstrukturen sehr klein sind. Zudem kann die Atmung schnell zu
               unscharfen Abbildungen
               führen. Das verwendete Aufzeichnungssystem muss deshalb in der Lage sein, auch kleine
               Bilddetails
               wiederzugeben. Die Belichtungszeit darf dabei 0,02 Sekunden nicht übersteigen.
            Die Auswertung von Röntgenaufnahmen muss systematisch erfolgen. Zeitdruck und Oberflächlichkeit
               führen zu
               Fehlern. Als Erstes wird die Bildqualität einer kritischen Prüfung unterzogen. Die
               Beschreibung von
               Veränderungen und deren Interpretation sind voneinander unabhängige Schritte.