Murray DW et al.
Does body mass index affect the outcome of unicompartmental knee replacement?.
Knee 2012;
DOI:
10.1016/j.knee.2012.09.017
Eine unikompartimentelle Knieprothese, auch Schlittenprothese genannt, bietet viele
Vorteile gegenüber einer Totalprothese. Unklar war bislang, ob starkes Übergewicht
eine Kontraindikation darstellt. D. W. Murray et al. haben untersucht, ob bei übergewichtigen
Patienten ein erhöhtes Risiko für Komplikationen besteht.
Murray DW et al. Does body mass index affect the outcome of unicompartmental knee
replacement? Knee 2012; DOI: 10.1016/j.knee.2012.09.017
Einleitung
Die unikompartimentelle Knieendoprothetik hat im Verlauf der letzten Jahre einen immer
größeren Stellenwert eingenommen. Mehrere klinische Studien belegen die Vorteile einer
unikompartimentellen Prothese gegenüber einer Totalprothese. Diese bestehen vor allem
in einer schnelleren Regeneration, geringeren Kosten, einer physiologischen Biomechanik
sowie weniger schwerwiegenden Komplikationen. Uneinigkeit herrscht über die Frage,
ob starkes Übergewicht eine Kontraindikation für die Implantation einer unikompartimentellen
Prothese darstellt. Befürchtet wird eine höhere Rate an perioperativen Komplikationen
sowie ein früheres Versagen der Prothese aufgrund der höheren Gewichtsbelastung und
/ oder damit verbundene Prothesenlockerungen.
Methoden
In einem prospektiven Studiendesign wurden zwischen Juni 1998 und März 2010 in 2 Kliniken
2438 mediale Oxford-Schlittenprothesen untersucht. Anhand des Body-Mass-Indexes (BMI)
wurde eine Einteilung in unterschiedliche Gruppen vorgenommen: BMI < 25 (n = 378),
BMI 25 bis 30 (n = 856), BMI 30 bis ≤ 35 (n = 712), BMI 35 bis ≤ 40 (n = 286), BMI
40 bis ≤ 45 (n = 126) und BMI ≥ 45 (n = 80). Zur klinischen Evaluation wurden prä-
und postoperativ der Oxford Knee Score (OKS) sowie postoperativ der Tegner Activity
Score, American Knee Society Score Objective (AKSS-O) und American Knee Society Score
Functional (AKSS-F) verwendet. Dabei wurden die Patienten alle 2 Jahre bis zum Studienende
(Dezember 2010) kontaktiert. Aufgenommen wurden alle Patienten mit einem Mindestnachuntersuchungszeitraum
von einem Jahr.
Ergebnisse
Aus den 2438 untersuchten Schlittenprothesen ergab sich ein Loss-to-follow-up von
nur 9 Patienten. Das Durchschnittsalter der Patienten zum Operationszeitpunkt lag
bei 64 Jahren. Es zeigte sich eine statistisch signifikant negative Korrelation zwischen
dem BMI und dem Alter der Patienten zum Operationszeitpunkt: Patienten mit hohem BMI
waren tendenziell jünger, Patienten mit niedrigem BMI hingegen tendenziell älter.
Für die Prothesenstandzeit (AKSS-O) zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied
zwischen den unterschiedlichen BMI-Gruppen. Das klinische Ergebnis zeigte für die
Gruppe mit höherem BMI schlechtere Werte, mit einem deutlichen Unterschied gegenüber
Gruppen mit geringerem BMI. Hingegen war die Steigerung des klinischen Scores innerhalb
der Gruppe mit höherem BMI statistisch signifikant höher als in den Gruppen mit geringerem
BMI.
Kommentar
Das Ergebnis dieser Studie zeigt, dass auch Patienten mit stark erhöhtem BMI (40–45)
deutlich von einer unikompartimentellen Knieprothese profitieren können. Die Autoren
konnten keinen statistisch signifikanten Unterschied bezüglich der Prothesenstandzeit
für die unterschiedlichen BMI-Gruppen feststellen. Auch wenn die klinischen Ergebnisse
für die Gruppen mit höherem BMI insgesamt schlechter ausfallen, so profitieren Patienten
mit höherem BMI letztlich durch eine deutliche Steigerung des klinischen Scores postoperativ.
Kritisch zu betrachten ist, dass die BMI-Gruppen eine unterschiedliche Anzahl an Patienten
aufzeigen, mit deutlich geringeren Fallzahlen mit zunehmendem BMI.
Zusammenfassend lässt sich schlussfolgern, dass auch ein stark erhöhter BMI keine
absolute Kontraindikation für die Implantation einer unikompartimentellen Knieprothese
darstellt.
(© Fotolia, Paco Ayala (Symbolbild))