Wenn die Mannschaft des VfB Stuttgart in dieser Bundesligasaison auf das Spielfeld
kommt, hoffen sowohl Trainer als auch Fans auf fitte Spieler und viele Tore. Doch
Profifußballer verletzen sich überdurchschnittlich häufig: Ein Fußballteam aus 25
Spielern hat pro Saison rund 5 Verletzungen zu verkraften. Am häufigsten ist der Oberschenkel
betroffen. Mobile Ultraschallgeräte ermöglichen jetzt schon im Stadion eine schnelle
Diagnose. Warum das Verfahren für die Sportmedizin so wichtig ist, war eines der Themen
des diesjährigen 37. Dreiländertreffens der Deutschen, Österreichischen, Schweizer
und Europäischen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM, ÖGUM, SGUM, EFSUMB).
Die Sonografie ist etabliert und ein unverzichtbares Hilfsmittel bei häufigen sportmedizinischen
Krankheitsbildern, um eine exakte Diagnosestellung zu ermöglichen, wenn auch in manchen
Fällen auf ein Röntgenbild zum Ausschluss knöcherner Begleitverletzungen oder MRT
nicht verzichtet werden kann. Wichtige Indikationen zur Ultraschalldiagnostik sind
vor allem Weichteilverletzungen, bei denen eine knöcherne Beteiligung unwahrscheinlich
ist wie zum Beispiel Achillessehnenverletzungen, Rotatorenmanschettenverletzungen,
Knieinnentrauma, chronische Knieschäden (Baker Zyste), muskuläre Verletzungen, unklare
Weichteilverletzungen, aber auch periphere Nervenprobleme wie Engpasssyndrome. In
der neueren Literatur wird auch die Wertigkeit von Ultraschalluntersuchungen in der
Diagnostik von Rückenproblemen diskutiert (Muskelfunktionsuntersuchungen, Muskeldicke
bei Kontraktion/Entspannung, Dopplerfunktionsuntersuchung der Gefäße in Anspannung
und Entspannung).
Die Muskelverletzung stellt eine der häufigsten Verletzungen im Sport dar. 90% aller
Muskelverletzungen betreffen im Fußball die 4 großen Muskelgruppen Hamstring, Adduktoren,
Quadriceps, Gastrocnemicus. Fußball zählt zu den Sportarten mit dem höchsten Verletzungsrisiko.
Fällt ein Spieler plötzlich verletzt auf den Rasen, ist schnelles Handeln angesagt:
Sportmediziner müssen vor Ort so rasch wie möglich feststellen, wo genau die Verletzung
vorliegt und ob Bänder, Sehnen oder sogar Knochen betroffen sind. „90% aller Muskelverletzungen
im Fußball betreffen die 4 großen Muskelgruppen Hamstring, Adduktoren, Quadriceps,
Gastrocnemicus“, erklärte Professorin Dr. med. Andrea Klauser, Leitende Oberärztin
der Universitätsklinik für Radiologie, Medizinische Universität Innsbruck. „Bei einem
Team aus 25 Spielern bedeutet dies 5 Verletzungen pro Saison mit einer Ausfallzeit
im Durchschnitt von 80 Tagen“, so Klauser. Die Hamstring-Verletzung auf der Rückseite
des Oberschenkels sei dabei die häufigste im Profifußball. Der Arzt steht hier in
einem Spannungsfeld zwischen „Return to competition“ und der Gefahr einer Rezidivverletzung.
Die Ziele der Diagnostik müssen deshalb sein: Richtige Einschätzung und Klassifizierung
der Verletzung, anatomische Zuordnung, Einschätzung der Therapie und Prognose, sportartspezifische
Belastung und Training. Die erste Schädigung scheint auf Höhe der Myofilamente durch
zu großen Zug oder zu große Kontraktion zu entstehen. Insbesondere die exzentrische
Kontraktion scheint hier von Bedeutung zu sein. Es kommt zu einem Verlust der Überlappung
der Aktinmyosin-Filamente mit Überdehnung des benachbarten Sarkomers. Der Übergang
von physiologischer Anpassung und Schädigung ist hier wohl fließend. Hochauflösende
MRT-Diagnostik kann das Ödem bei einer Zerrung darstellen. Ab der Schädigung im Sinne
einer Muskelfaserverletzung (Verletzung der Sekundärbündel) wird die Verletzung klinisch
und visuell durch Bildgebung gut erfassbar. Bei Muskelverletzung ist die Sonografie
für die schnelle Abgrenzung zwischen Minor- und Majorverletzung unverzichtbar, hat
aber in manchen Regionen (Soleus, proximaler Gastrocnemius und proximale Hamstringgruppe)
ihre Grenzen, wo dann ergänzend eine MRT weitere Info liefern kann.
Ab dem Muskelfaserriss (Verletzung der Sekundärbündel) spricht man von einer strukturellen
Muskelverletzung. Über 2/3 der Verletzungen (70%) sind Grad 0- und Grad 1-Verletzungen.
In 27% der Fälle findet sich eine Grad 2-Verletzung und nur in 3% der Fälle eine komplette
Ruptur (Grad 3). Interessanterweise korrelieren die Ausfallzeiten bei den Profifußballern
in der Studie von Ekstrand mit der Verletzungsschwere in der MRT-Diagnostik. Die mittlere
Ausfallzeit bei einer Grad 0-Verletzung betrug 8 Tage, bei Grad 1 17 und bei Grad
3-Verletzungen 22 Tage. Die höchsten Ausfallzeiten fanden sich mit 73 Tagen bei Grad
3-Verletzungen. Das Hämatom (Signalanhebung im T2-Bild) wird allerdings häufig überinterpretiert
und darf nicht mit der eigentlichen Faserunterbrechung gleichgesetzt werden.
In der Sportmedizin wird der Einsatz tragbarer Ultraschall-Systeme nicht nur im Fußball,
sondern auch bei anderen Sportarten immer wichtiger: Das bildgebende Verfahren kommt
unter anderem auch bei Radrennen oder Lauf-Wettkämpfen zur ersten Notfalldiagnostik
zum Einsatz. „Vorteile tragbarer Ultraschallgeräte sind ihre flexiblen Einsatzmöglichkeiten,
ihre Mobilität sowie ihre immer kompaktere Größe: Sie sind neuerdings kaum größer
als ein Tablet-PC “, sagte DLT-Kongresspräsident Professor Dr. med. Andreas Schuler,
Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Medizinischen Klinik an der Helfenstein Klinik
Geislingen. So können Sportler schon während des Rennens zügig untersucht und bei
Bedarf vor Ort umgehend sporttherapeutisch behandelt werden, ohne dass der Sportler
in eine Praxis oder Klinik transportiert werden muss.
Pressestelle