Das Ziel ist hochgesteckt: Deutschlands Urologen wollen die seit Jahren hitzige öffentliche
Debatte um den sog. PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs in eine sachliche
Diskussion überführen. Zu diesem Zweck veranstaltet die Deutsche Gesellschaft für
Urologie e. V. (DGU) anlässlich ihrer 65. Jahrestagung in Dresden eine Expertenrunde
auf höchster Ebene.
"Wir wollen die aufgeheizte Situation beruhigen und mithilfe hochrangiger Pround Contra-Vertreter
eine neue Debatte über den adäquaten Umgang mit der PSAgestützten Früherkennung des
Prostatakarzinoms auf der Grundlage aktueller Erkenntnisse initiieren", sagt DGU-
und Kongresspräsident Prof. Dr. Michael Stöckle. Dazu gehöre es auch, jüngste Entwicklungen
in den USA zu thematisieren, wo man von einer generellen Screening-Empfehlung für
Männer zwischen 50 und 75 Jahren abgerückt ist. Die Dresdener Runde ist prominent
besetzt und verspricht einen konstruktiven Diskurs: Vor Ort treffen die PSA-Kritiker
Dr. Klaus Koch vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen
und Dr. Bernhard Egger aus dem GKV-Spitzenverband auf die PSA-Befürworter Prof. Dr.
Peter Albers, Urologe und Vizepräsident der Deutschen Krebsgesellschaft, und Prof.
Dr. Franz Recker, Prostatakrebs-Experte aus der Schweiz. Der Bundesverband Prostatakrebs
Selbsthilfe (BPS) ist mit seinem stellvertretenden Vorsitzenden, Paul Enders, vertreten.
Gegen die pauschale und undifferenzierte Kritik am PSA-Test, die Teile der öffentlichen
Berichterstattung seit Jahren dominiert, verwahrt sich die Fachgesellschaft. "Der
generalisierte Vorwurf, die Urologen gingen unkritisch mit dem PSA-Test und der Gefahr
der Übertherapie um, geht an der Realität vorbei", sagt DGU-Pressesprecherin Prof.
Dr. Sabine Kliesch. Die aktuelle Leitlinie spreche eine eindeutige Sprache, sei gut
implementiert und werde von ausgewogener Patientenaufklärung begleitet. So formuliert
die "Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie
der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms" aus dem Jahr 2011 klare Empfehlungen,
wann und unter welchen Umständen der PSA-Test angewandt werden soll, sie benennt 4
Behandlungsoptionen zur Therapie des lokal begrenzten Prostatakarzinoms und betont
die Aufklärungspflichten des Arztes. Unter Federführung der DGU und in Zusammenarbeit
mit dem BPS entstanden 2 begleitende Patientenleitlinien und der Ratgeber "Früherkennung
von Prostatakrebs". Darin wird dem früherkennungswilligen Mann ausdrücklich geraten,
sich vor der Entscheidung für einen PSA-Test über Risiken, Nutzen und mögliche Konsequenzen
der PSA-gestützten Früherkennung zu informieren.
Am 26. September 2013 findet auf dem DGUKongress in Dresden um 13:00 Uhr eine öffentliche
Diskussion zum PSA-Test statt. (©Alexander Fischer / Thieme Verlagsgruppe)
Das persönliche Erkrankungsrisiko rückt dabei heute immer stärker in den Fokus. "Statt
eines generellen Screenings kann ein risikoadaptiertes PSA-Screening, z. B. bei Männern,
deren Angehörige an Prostatakrebs erkrankt sind, sinnvoll sein. Diese Patienten müssen
wir herausfiltern und dann engmaschig überwachen", sagt Prof. Dr. Peter Albers, der
auf dem Dresdener Öffentlichkeitsforum die prospektivrandomisierte PROBASE-Studie
vorstellt. Diese große neue Screening Studie prüft ab 2014 die risikoadaptierte Früherkennung
in Deutschland und wird von der Deutschen Krebshilfe finanziert.
"Auch wenn die europäische ERSPC-Studie als wesentliche Datenquelle dieser Diskussion
nach wie vor nicht mit ausreichend langen Nachbeobachtungszeiten dienen kann, können
Instrumente wie die risikoadaptierte Früherkennung, die aktive Beobachtung und längerfristig
wahrscheinlich auch die Ergebnisse der PREFERE-Studie Wege skizzieren, die aus der
derzeitigen Blockade in der PSA-Debatte herausführen", so DGU-Präsident Prof. Dr.
Michael Stöckle. Die Dresdener Expertenrunde soll diesen Weg diskutieren.
Nach einer Pressemitteilung (DGU)