Honig in der Wundbehandlung: Die Hauptwirkung des Zuckers
               
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               Pseudozeichen von Leser-Trélat: Akute Inflammation seborrhoischer Keratosen unter
                  Chemotherapie mit Docetaxel
               
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               Honig in der Wundbehandlung: Die Hauptwirkung des Zuckers
               
            
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            Bienenhonig ist eines der ältesten Naturheilmittel. Schon im über 3500 Jahre alten
               Papyrus Ebers wird Honig pur oder in Nudelteig eingearbeitet zur Behandlung von Wunden,
               Verbrennungen und Augenleiden empfohlen. Mit Honig getränkte Binden wurden seitdem
               nicht nur in der Volksmedizin verwendet. Noch in den Lazaretten des II. Weltkriegs
               wurden schwere Wunden mit Honigbinden behandelt. Erst die Entdeckung der Sulfonamide
               und Antibiotika führte zu teilweiser Verdrängung des medizinischen Honigs aus dem
               Arsenal der Schulmedizin.
            
            In der vorliegenden Publikation von A. Sänger, A. Fretz und E. David geht es um die
               therapeutisch wirksamen Inhaltsstoffe des Honigs. Die Hauptwirkung wird hier dem Zucker
               zugeschrieben.
            
            Der einschlägigen S3-Leitlinie (Lokaltherapie chronischer Wunden bei Patienten mit
               den Risiken periphere arterielle Verschlusskrankheit, Diabetes mellitus, chronisch
               venöse Insuffizienz, Stand vom 12. 06. 2012) ist zu entnehmen, dass die explizit negative
               Empfehlung dieser Leitlinie zur Anwendung von medizinischem Honig weitgehend auf einem
               Cochrane-Review von 2001 und dessen Update von 2008 beruht. Dort waren lediglich zwei,
               wenn auch nicht verblindete, dennoch hochwertige, kontrollierte und randomisierte
               Studien berücksichtigt worden. In einer dieser zwei Studien war bei gleichem Untersuchungssetting
               eine signifikant größere Schmerzbelastung in der Honig-Gruppe gegenüber der Vergleichsgruppe
               gefunden worden. Wörtlich: Schmerz bzw. Schmerzreduktion wurde von der Leitliniengruppe
               als Schlüsselparameter zur Beurteilung einer Intervention definiert. Bei hoher Qualität
               der Evidenz zu medizinischem Honig bei venösen Ulzerationen konnte im Gegensatz zur
               signifikanten Schmerzbelastung keine signifikante Verbesserung der Wundheilung nachgewiesen
               werden. Nach einer Nutzen-/Schaden-Abwägung, basierend auf dieser Evidenz, erfolgte
               eine Negativempfehlung für den Einsatz von medizinischem Honig in der Therapie chronischer
               Wunden.
            
            Wurde somit das Schicksal des medizinischen Honigs in der Schulmedizin aufgrund einer
               einzigen Studie endgültig besiegelt? Jedenfalls wird sich eine Gruppierung über den
               Eifer der Leitliniengruppe freuen – die nicht-ärztliche Konkurrenz.
             
         
         
            
               Pseudozeichen von Leser-Trélat: Akute Inflammation seborrhoischer Keratosen unter
                  Chemotherapie mit Docetaxel
               
            
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            Dem seit mehr als 100 Jahren bekannten Leser-Trélat-Zeichen begegnet der Dermatologe
               am ehesten anlässlich seiner Vorbereitungen auf das Facharztkolloquium. Es handelt
               sich um ein seltenes, umstrittenes paraneoplastisches Syndrom, das nach zwei Chirurgen
               benannt wurde, dem Deutschen Edmund Leser (1828 – 1916) und dem Franzosen Ulysse Trélat
               (1828 – 1890).
            Beschrieben wird es als Eruption multipler, oft entzündlicher, juckender und rasch
               an Größe gewinnender seborrhoischer Keratosen auf nicht entzündlich veränderter Haut,
               kombiniert mit einem malignen Tumor innerer Organe. Diese malignen Tumore sind meistens
               aggressiv und von schlechter Prognose. Die seborrhoischen Keratosen des Leser-Trélat-Zeichens
               sind benigne.
            Zweifel am Aussagewert des Leser-Trélat-Zeichens kamen auf, weil
            
               
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                  auch benigne Neubildungen die Entstehung von multiplen seborrhoischen Keratosen provozieren
                     können 
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                  die wenigen epidemiologischen Studien keinen kausalen Zusammenhang zwischen multiplen
                     eruptiven seborrhoischen Keratosen und Krebs nachweisen konnten 
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                  multiple eruptive seborrhoische Keratosen insbesondere bei Älteren auftreten, einer
                     Altersgruppe, in der auch Krebs häufiger vorkommt. Mit derartigen Patienten wurden
                     Studien durchgeführt, darunter auch einige mit Kontrollpersonen gleichen Alters und
                     Geschlechts. Die in Frage stehenden Eigenschaften der seborrhoischen Keratosen unterschieden
                     sich im Gruppenvergleich nicht. 
In der lesenswerten Kasuistik von L. Kowalzick et al. handelt es sich um ein ähnliches
               Zeichen, das Pseudozeichen von Leser-Trélat. Diese Bezeichnung wurde erstmals im Jahre
               2004 verwendet. Als Pseudozeichen von Leser-Trélat wird die seltene reaktive Entzündung
               bereits existierender seborrhoischer Keratosen unter Chemotherapie eines Malignoms
               bezeichnet. In der zitierten Publikation von T. Patten et al. wird eine durch Cytarabin
               provozierte vesikuläre Eruption bei einem 53-jährigen Mann mit akuter myeloischer
               Leukämie beschrieben.