UAS nicht ohne Risiko
Die Einführung von Harnleiterschleusen (UAS) hat die Durchführung der flexiblen Ureterorenoskopie
(fURS) erheblich vereinfacht und zur Verbreitung des Eingriffs beigetragen. Einerseits
sind eine raschere Fragmentextraktion und Wiedereinführen des Endoskops in den oberen
Harntrakt möglich [
1
], [
2
]. Andererseits verbessert eine UAS aber auch den Spülstrom, was zu einer verbesserten
Sicht führt. Gleichzeitig vermeidet der kontinuierliche Ausstrom der Spülflüssigkeit
Hochdrucksituationen im Hohlsystem und damit potenzielle septische Komplikationen
[
3
]. Trotz der zusätzlichen Kosten könnte die Verwendung von Schleusen damit kosteneffektiv
sein.
Auf der anderen Seite gibt es bereits seit der Einführung Bedenken hinsichtlich akut
und verzögert auftretender Harnleiterschäden [
2
]. Neben einer direkten Läsion bei der Einführung könnten auch druckbedingte Perfusionsstörungen
langfristig zu einer erhöhten Rate an Harnleiterstrikturen führen. Langzeitstudien
zu dieser Fragestellung fehlen jedoch bislang ebenso wie eine standardisierte, vergleichbare
Klassifikation akuter Läsionen.
Klassifikation für Läsionen etabliert
Die Studie von Traxer und Thomas ist daher aus 2 Gründen zu begrüßen: Einerseits erfolgte
in 2 Zentren die Auswertung einer großen Zahl von Patienten, welche sich einer fURS
mit Einlage einer Harnleiterschleuse unterzogen. Des Weiteren etablierten die Autoren
anhand der Inspektion des Harnleiters eine Klassifikation der aufgetretenen Läsionen,
welche als Basis für weitere Untersuchungen dienen kann.
In der vorgestellten Studie erfolgte bei allen Patienten die Einlage einer 35 cm langen
12/14 Fr. UAS. Bei 47 % der Patienten war präoperativ eine DJ-Schiene eingelegt worden.
Zum Ende des Eingriffs inspizierten die Autoren bei der Entfernung der UAS den Harnleiter
durch gleichzeitiges Zurückziehen des Endoskops unter Sicht. Bei der späteren Videoanalyse
erfolgte die Klassifikation in 5 Grade (0 = keine Läsion, 4 = kompletter Harnleiterabriss).
Die Autoren konnten bei 46,5 % der Patienten Harnleiterläsionen nachweisen, jedoch
größtenteils mit niedrigem Grad. Ein Harnleiterabriss trat nicht auf. Faktoren, welche
das Auftreten von Läsionen begünstigten, waren höheres Alter, männliches Geschlecht
und Fehlen eines präoperativen DJ-Katheters. Patienten mit präoperativer Harnleiterschienung
wiesen ein 7-fach reduziertes Risiko einer Läsion auf.
UAS im Einzelfall hinterfragen
Die Arbeit unterstreicht, dass die Verwendung von UAS nicht ohne Risiko ist. Abgesehen
von Kostenaspekten sollte daher im Einzelfall hinterfragt werden, ob eine UAS erforderlich
ist, beispielsweise bei kleiner Steinmasse. Gleichzeitig muss sich der Operateur bewusst
sein, dass trotz der hydrophilen Beschichtung bei Einführung gegen Widerstand signifikante
Schäden auftreten können. In Anbetracht der nachgewiesenen hohen Rate an Läsionen
bleibt auf die Weiterentwicklung der flexiblen Ureterorenoskope zu hoffen. Hierdurch
könnte der Umfang der Schleusen vom heutigen Standard 12/14 Fr. reduziert werden.
Das Risiko von Langzeitschäden (Strikturen) untersucht auch diese Arbeit nicht und
muss Gegenstand weiterer Studien sein. Andererseits werden UAS seit der Jahrtausendwende
in zunehmendem Ausmaß routinemäßig bei der fURS verwendet, ohne dass bislang gehäuft
über Strikturen berichtet wurde.
Prof. Dr. Thomas Knoll, Sindelfingen