Schlüsselwörter
Leitlinie - perioperative Ernährung - enteral - parenteral - Sondenernährung - Feinnadelkatheterjejunostomie
- Immunonutrition
Keywords
guideline - perioperative nutrition - nutritional support - enteral - parenteral -
tube feeding - fine needle catheter jejunostomy - immunonutrition
1 Einleitung
Enhanced recovery after surgery (ERAS) ist ein Konzept zur Verbesserung der Rehabilitation
nach chirurgischen Eingriffen, verbunden mit einer Verminderung der Komplikationsrate,
einer Verkürzung der Krankenhausverweildauer und einer Verminderung der Kosten. Dieses
optimierte „Fast-Track“-Programm ist zum perioperativen Standard von Kolonoperationen
geworden [1]
[2]
[3]
[4] (Ia). ERAS-Programme haben sich auch für andere große abdominale Operationen bewährt,
wie z. B. Pankreasresektionen [5] (IIa) oder große Beckeneingriffe [6]. Aus metabolischer und ernährungsmedizinischer Sicht sind die zentralen Aspekte
des perioperativen Managements:
-
Einbeziehung der Ernährung in das therapeutische Gesamtkonzept
-
Screening und Erfassung des metabolischen Risikos bei der Aufnahme
-
Vermeidung längerer Nüchternheitsperioden, insbesondere präoperativ
-
frühestmögliche Wiederaufnahme der Nahrungszufuhr postoperativ
-
Verminderung von katabolen Stressfaktoren und solchen mit Beeinträchtigung der Funktion
des Gastrointestinaltrakts
-
Blutzuckermonitoring
-
frühe Mobilisierung zur Stimulation von Proteinsynthese und Muskelfunktion
Die Ernährung ist ein wesentlicher Bestandteil des interdisziplinären und interprofessionellen
ERAS-Programms. Für den Chirurgen muss die mechanistische Herangehensweise an den
Patienten um die metabolische Dimension einer Operation erweitert werden. So ist das
ERAS-Programm auch ein metabolisches Konzept. Ein früher oraler Kostaufbau wird angestrebt.
Eine längerfristig verminderte orale Kalorienzufuhr kann gerade nach großen Eingriffen
das Risiko für Komplikationen im weiteren postoperativen Verlauf erhöhen. Dies gilt
ganz besonders bei bereits präoperativ bestehendem ernährungsmedizinischem Defizit
und großen Eingriffen im oberen Gastrointestinaltrakt. Bei diesen Risikopatienten
ist ein flexibles Vorgehen erforderlich, sodass auch die Indikation zur supplementierenden
enteralen/parenteralen Ernährung geprüft werden muss [7]. Deswegen wird auch für ERAS empfohlen, bei den Patienten schon bei der chirurgischen
Aufnahme ein ernährungsmedizinisches Risikoscreening durchzuführen [4].
Krankheitsspezifische Mangelernährung in der Chirurgie (siehe auch [8])
Mangelernährung wird allgemein im Zusammenhang mit Fasten und Hungern bei Fehlen von
Nahrung assoziiert. Das Vorkommen in der westlichen Welt wird insbesondere aufgrund
der Zunahme an Übergewicht und Adipositas in der Bevölkerung weder realisiert noch
verstanden. Krankheitsspezifische Mangelernährung ist subtiler, als es durch die World
Health Organisation (WHO)-Definition der Unterernährung mit einem Body-Mass-Index
(BMI) < 18,5 kg/m2 abgebildet wird. Ein krankheitsassoziierter Gewichtsverlust führt in der Definition
der WHO gerade bei Patienten mit Übergewicht nicht notwendigerweise zu einem niedrigen
BMI. Der Gewichtsverlust für sich bedeutet eine Veränderung der Körperzusammensetzung,
die ein „metabolisches Risiko“ nach sich zieht, welches bei Patienten vor großen,
insbesondere Tumoroperationen, berücksichtigt werden muss.
Da die krankheitsspezifische Mangelernährung häufig nicht erkannt wird, bleibt sie
auch unbehandelt. Der Einfluss metabolischer Faktoren wird bei der kritischen Analyse
der postoperativen Morbidität und des Outcomes deshalb meist nicht berücksichtigt.
Sehr viele retrospektive [9]
[10]
[11]
[12]
[13]
[14] und prospektive [15]
[16]
[17]
[18]
[19]
[20]
[21]
[22]
[23]
[24]
[25]
[26]
[27]
[28]
[29]
[30]
[31]
[32] große Studien haben den Zusammenhang zwischen einer Einschränkung des Ernährungsstatus
und der postoperativen Komplikationsrate und der Letalität herausgearbeitet. Das Vorliegen
einer krankheitsspezifischen Mangelernährung ist häufig Ausdruck der Grunderkrankung,
wie z. B. bei einem Tumor oder einer chronischen Organinsuffizienz [33]
[34]
[35]
[36]
[37]
[38]
[39]
[40]
[41]. Eine aktuelle systematische Übersicht von 10 Studien zeigte, dass die Anwendung
eines validierten Instruments zur Messung des Ernährungsstatus bei chirurgischen Patienten
mit gastrointestinalen Tumoroperationen als Prädiktor für die Krankenhausverweildauer
dient [42]. Eine krankheitsspezifische Mangelernährung ist auch relevant für Patienten nach
Organtransplantation [43]
[44]
[45]
[46]
[47]
[48]
[49]
[50]
[51].
Das metabolische Risiko als signifikanter Faktor der Krankenhausletalität ist bei
älteren Menschen mit den Daten des europäischen “NutritionDay” an über 15 000 Patienten
gezeigt worden [52].
Nach den prospektiven Daten einer großen multizentrischen europaweit durchgeführten
Untersuchung finden sich die meisten Risikopatienten im Krankenhaus in der Chirurgie,
Onkologie, Geriatrie und Intensivmedizin. Die univariate Analyse dieser Studie zeigte
als signifikante Faktoren für das Risiko von Komplikationen im Krankenhaus: die Schwere
der Erkrankung, das Alter > 70 Jahre, die Durchführung einer Operation und das Vorliegen
einer Tumorerkrankung [53]. Im Hinblick auf die demografische Entwicklung in der westlichen Welt müssen Chirurgen
von einer Risikoakkumulation bei alten Menschen vor großen Tumoroperationen ausgehen
[54].
Das krankheitsassoziierte metabolische Risiko kann sehr leicht mit dem „Nutritional
Risk Screening“ [55] erfasst werden. Dieses Screeninginstrument ist auch für chirurgische Patienten in
aktuellen Studien validiert worden [53]
[56] (IIa). In einer großen Kohortenstudie hat sich bei abdominalchirurgischen Patienten
eine verminderte Nahrungsaufnahme in der Woche vor der Krankenhausaufnahme als ein
noch besserer Risikoprädiktor gezeigt [57] (IIa). Für ältere chirurgische Patienten (> 65 Jahre) konnten in einer systematischen
Übersicht von 15 Studien aus den Jahren 1998 – 2008 nur der Gewichtsverlust und das
Serumalbumin als prädiktive ernährungsmedizinische Parameter des postoperativen Ergebnisses
gefunden werden [58].
Diese Daten sprechen in der klinischen Praxis für
-
ein Screening auf Mangelernährung (z. B. Nutritional Risk Screening – NRS 2002) präoperativ
bei der stationären Aufnahme oder dem ersten Patientenkontakt durch geschultes Personal
-
die Definition eines krankheitsassoziierten „schweren metabolischen Risikos“ bei chirurgischen
Patienten im Falle des Vorliegens eines der folgenden Kriterien:
-
Gewichtsverlust > 10 – 15 % innerhalb von 6 Monaten
-
BMI < 18,5 kg/m2
-
Subjective Global Assessment (SGA) – Grad C oder NRS 2002 > 3
-
Serumalbumin < 30 g/L, sofern präoperativ Ausschluss einer Leber- oder Nierenfunktionsstörung
-
Beobachtung und Dokumentation der oralen Nahrungsaufnahme
-
routinemäßige Verlaufskontrolle des Gewichts und des BMI
Die Indikationen für eine supplementierende künstliche Ernährung sind Prävention und
Behandlung von Katabolie und Mangelernährung. Dies betrifft vor allem den perioperativen
Erhalt des Ernährungsstatus. Die Erfolgskriterien für die „therapeutische“ Indikation
zur künstlichen Ernährung sind die sogenannten „Outcome“-Parameter Morbidität, Krankenhausverweildauer
und Letalität. Auch das Kosten-Nutzen-Verhältnis muss berücksichtigt werden. Die Verbesserung
des Ernährungsstatus und der Lebensqualität sind wichtige ernährungsmedizinische Ziele
im postoperativen Verlauf [59]
[60]
[61]
[62]
[63]
[64]
[65]
[66]
[67]
[68]
[69]
[70]
[71]
[72].
Eine supplementierende künstliche Ernährung findet ihre Indikation auch bei Patienten
ohne offensichtliche krankheitsspezifische Mangelernährung, wenn vorhersehbar ist,
dass der Patient für eine längere postoperative Zeitdauer unfähig sein wird, zu essen
oder eine adäquate orale Kalorienmenge zu sich zu nehmen. Auch in diesen Situationen
wird ohne Verzögerung zum Beginn einer künstlichen Ernährung geraten. Es gilt, nicht
erst bis zur Manifestation einer krankheitsspezifischen Mangelernährung zu warten,
sondern bei Bestehen eines metabolischen Risikos eine Ernährungstherapie frühzeitig
zu beginnen.
Orale Nahrungssupplementation (ONS) und enterale Ernährung (EE) (Sondenernährung)
wie auch die parenterale Ernährung (PE) bieten die Möglichkeit, im Falle einer unzureichenden
oralen Nahrungsaufnahme eine adäquate Kalorienzufuhr sicherzustellen. Die vorliegende
Leitlinie gibt evidenzbasierte Empfehlungen für den Einsatz der oralen/enteralen und/oder
parenteralen Ernährung für chirurgische Patienten. Im Fokus steht die Ernährungstherapie
In vielen Aspekten ist die Evidenz für den Nutzen der perioperativen Ernährungstherapie
unbefriedigend. Es besteht weiterhin Bedarf an prospektiven randomisierten Studien
mit ausreichender Zahl homogener Patienten und klar definierten Endpunkten. Die meisten
vorliegenden Studien selektierten die Patienten beim Einschluss nicht nach dem metabolischen
Risiko. Das typische Dilemma zeigt eine aktuelle systematische Übersicht zur Ernährung
nach partieller Duodenopankreatektomie [73]. Zwar konnten 15 Studien mit 3474 Patienten eingeschlossen werden. Dennoch konnte
weder Evidenz für eine enterale noch für eine parenterale Supplementierung beim oralen
Kostaufbau gezeigt werden, da die Qualität der Studien für die Durchführung einer
Metaanalyse nicht ausreichend war.
2 Methodik
Die vorliegende Leitlinie stellt die Aktualisierung der ESPEN-Leitlinie zur enteralen
Ernährung „Chirurgie und Transplantation“ von 2006 [15] und der DGEM-Leitlinie „Parenterale Ernährung: Chirurgie und Transplantation“ von
2009 [74] dar. Beide Leitlinien wurden zusammengefasst. Die Aktualisierung der Leitlinie wurde
von einer Expertengruppe von Chirurgen verschiedener Fachrichtungen einschließlich
eines Anästhesisten erarbeitet. Es handelt sich hierbei um eine S3-Leitlinie der DGEM
(AWMF-Registernummer 073/005). Die Methodik ist im Leitlinienreport ausführlich beschrieben,
wo sich auch die Suchstrategien und Evidenztabellen finden. Der Leitlinienreport ist
über die Internetseite der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen
Fachgesellschaften e. V. (AWMF) abrufbar (www.awmf.org, AWMF-Registernummer der Fachgesellschaft 073). Ein Auszug zum methodischen Vorgehen
bei der Leitlinienerstellung wurde bereits in der Aktuellen Ernährungsmedizin veröffentlicht
[75].
Neben dem Empfehlungsgrad wird auch die Outcomebewertung bei den Empfehlungen mitangegeben
(biomedizinische Endpunkte [BM], patientenzentriertes Outcome [PC], gesundheitsökonomische
Parameter [HE], medizinische Entscheidungsfindung [DM], Mehr-Komponenten-Outcome-Modelle
[MC]) [76].
3 Grundlegende Fragen
3.1 Ist eine präoperative Nüchternheit notwendig?
Bei den meisten Patienten ist eine präoperative Nüchternheit ab Mitternacht vor der
Operation nicht erforderlich. Patienten ohne besonderes Aspirationsrisiko sollen bis
2 Stunden vor Narkosebeginn klare Flüssigkeiten trinken. Feste Nahrung ist bis 6 Stunden
vor der Anästhesie erlaubt.
[A (BM, MC, PC); starker Konsens]
Kommentar: Es gibt keine Evidenz, dass Patienten unter Zufuhr von klaren Flüssigkeiten 2 – 3
Stunden präoperativ während der Narkoseeinleitung ein größeres Aspirations/Regurgitations-Risiko
haben als nach einer traditionellen Nüchternheitsperiode (12 Stunden oder länger).
Es ist gezeigt worden, dass klare Flüssigkeiten bei den meisten Patienten aus dem
Magen rasch abtransportiert werden [59] (Ia). Viele nationale Anästhesie-Gesellschaften haben deswegen ihre Nüchternheitsleitlinien
geändert [77]
[78]
[79]
[80] und empfehlen die Flüssigkeitszufuhr bis zu 2 Stunden vor Narkosebeginn einer elektiven
Operation. Ausnahmen dieser Empfehlungen gelten für Patienten mit besonderem Risiko
wie Notfallpatienten und solche mit bekannter Magenentleerungsstörung [59] (Ia). Seit der Implementierung dieser Leitlinien, gibt es keinen Bericht über einen
dramatischen Anstieg narkosebedingter Komplikationen durch Aspiration, Regurgitation
sowie der hieraus folgenden Morbidität und Letalität [71]. Als eine ERAS-Komponente hat eine aktuelle Metaanalyse [2] (Ia) signifikante Vorteile im Hinblick auf eine niedrigere Komplikationsrate und
eine kürzere Krankenhausverweildauer gezeigt.
3.2 Ist eine präoperative metabolische Konditionierung eines elektiv chirurgischen
Patienten durch Glukosezufuhr sinnvoll?
Die präoperative Glukosezufuhr (“carbohydrate loading”) sollte bei Patienten ohne
Diabetes mit dem Ziel einer Reduktion des präoperativen Dyskomforts und bei abdominalchirurgischen
Eingriffen einer Verkürzung der Krankenhausverweildauer in der Nacht präoperativ und
2 Stunden vor dem Eingriff erfolgen.
[B (PC, BM); starker Konsens]
Kommentar: Die präoperative Einnahme eines Glukosedrinks (CHO) mit 800 mL in der Nacht und mit
400 mL 2 Stunden vor der Operation geht nicht mit dem Risiko einer erhöhten Aspiration
einher [59]
[77]
[78]
[79]
[81]. Fruchtlimonaden können als sichere Alternative ohne Unterschied in der Magenentleerungszeit
gesehen werden [82] (IIa).
Orale Glukoselösungen führen außerdem zu einer Verbesserung des postoperativen Wohlbefindens
[83]
[84]
[85]
[86]
[87] (Ib). Zwei Studien haben den Einfluss einer präoperativen Glukoselösung auf die
postoperative Übelkeit und das Erbrechen (PONV) bei Patienten nach laparoskopischer
Cholezystektomie untersucht [88]
[89]. Eine dieser Studien zeigte eine Verminderung im PONV bei Glukosegabe verglichen
mit Nüchternheit ohne signifikanten Unterschied zu einem Placebo [88] (Ib).
Bei Patienten mit kolorektalen Eingriffen hat die Einnahme einer hypoosmolaren 12,5 %igen
Glukoselösung zu einer Verminderung der postoperativen Insulinresistenz [90]
[91]
[92] (Ib) und einem Erhalt der Muskelmasse geführt [81] (Ib). Eine Verbesserung der Muskelstärke wurde 1 Monat nach der Operation im Vergleich
zu einer Kontrollgruppe gezeigt [81] (Ib). In einer weiteren prospektiven randomisierten kontrollierten Studie fand sich
innerhalb der ersten 7 Tage keine Verbesserung der Muskelfunktion, gemessen an der
Griffstärke [87]. Signifikant besser waren im Vergleich mit Patienten mit konventioneller Nüchternheit
jedoch kardiale Ejektionsfraktion und psychosomatischer Status. In der Gruppe der
nüchternen Patienten kam es zu einem signifikanten Anstieg der Insulinresistenz, welcher
in der CHO-Gruppe nicht beobachtet wurde. Komplikationsrate und Krankenhausverweildauer
unterschieden sich in beiden Studien nicht [81]
[87] (Ib).
Auch nach elektiver laparoskopischer Cholezystektomie oder Hernienoperation hat die
präoperative Gabe eines Glukosedrinks eine verminderte postoperative Insulinresistenz
[93]
[94] (Ib) und geringere Entzündungsreaktion [93] gezeigt.
Nach großen gastrointestinalen Eingriffen konnte kein Effekt auf die Komplikationsrate
und die Krankenhausverweildauer nachgewiesen werden [81] (Ib). Eine prospektive randomisierte kontrollierte Studie mit 36 Patienten vor elektiver
kolorektaler Operation (Nüchternheit vs. Wasser vs. Maltodextrindrink) zeigte eine
signifikant kürzere Krankenhausverweildauer (Studiendrink vs. Wasser; p = 0,019) und
Tendenz zu einer früheren Erholung der Magen-Darm-Tätigkeit [95] (Ib).
Eine aktuelle gut durchgeführte prospektive randomisierte kontrollierte Studie mit
142 Patienten vor kolorektalen Eingriffen und Leberoperationen ergab keine signifikanten
Unterschiede zwischen dem CHO-Getränk und der Kontrollgruppe im Hinblick auf die postoperative
Plasmaglukosesensitivität, die Insulinresistenz und die Entzündungsreaktion (C-reaktives
Protein). Als Zeichen einer verminderten Stressantwort war jedoch der Plasmakortisonspiegel
in der Interventionsgruppe signifikant niedriger am postoperativen Tag 1. Innerhalb
einer 28-Tage-Periode konnte kein Unterschied zwischen der Interventions- und Kontrollgruppe
für die Griffstärke und den mittleren Armumfang gezeigt werden [96] (Ib).
Drei Studien bei herzchirurgischen Patienten mit primärem Endpunkt der Insulinsensitivität
haben keinen signifikanten Unterschied zwischen der Interventions- und Kontrollgruppe
gezeigt [97]
[98]
[99] (Ib). Während die Magenentleerungszeit durch den Glukosedrink in keiner der Studien
negativ beeinflusst wurde, stieg in einer Studie die Häufigkeit eines PONV an [97]
[98]
[99] (Ib) [Evidenztabelle 1]).
Evidenztabelle 1
Metabolische Konditionierung.
Reference
|
Level of evidence
|
Study design
|
Intervention
|
Participants
|
Eligibility criteria
|
Outcome
|
Results
|
Rating
|
Type
|
Period
|
Noblett et al. 2006 [95]
|
Ib
|
prospective randomized controlled trial
|
three arms:
-
CHO group: 100 g Precarb, dissolved in 800 mL of water the night before surgery and 50 g of Vitajoule
dissolved in 400 mL of water 3 h before prior to surgery
-
water group: 800 mL of water the night before surgery and 400 mL of water 3 h prior to anesthesia
-
fasted group: fasting from midnight the night before surgery
|
not given
|
total n = 35
-
CHO n = 12
-
water n = 11
-
fasted n = 12
|
eligible: elective colorectal resection; exclusion: diabetes mellitus, gastroesophageal reflux disease, disorders of gastric
emptying
|
primary outcome measure: length of postoperative hospital stay; secondary outcome measure: return of gastrointestinal function, grip strength
|
median post-operative LOS: fasted 10 d, water 13 d, CHO 7.5 d (CHO vs. water p = 0.019);
median time first flatus: fasted 3 d, water 3 d, CHO 2 d (ns.);
median time 1st bowel movement: fasted 3.5 d, CHO 2 d (ns.);
grip strength as mean drop in %: fasted 11 %, water 8 %, CHO 5 % (ns.). Oral CHO leads to a reduced postoperative hospital stay, and a trend towards earlier
return of gut function
|
+
|
Yuill et al. 2005 [81]
|
Ib
|
prospective randomized controlled trial
|
two arms:
-
CHOD group: 800 mL carbohydrate drink (12.6 g carbohydrates/100 mL + electrolytes) on the evening
prior to surgery, approximately 12 h before anesthesia and further 400 mL 2 – 3 h
before the induction of anesthesia. No other food or fluid was permitted
-
control group: 800 mL placebo drink (fluid and electrolytes) on the evening before prior to surgery
and 400 mL 2 – 3 h before anesthesia
|
18 month
|
total n = 65
|
eligible: patients undergoing major, elective abdominal surgery; exclusion: impaired renal function, liver cirrhosis, diabetes, metabolic abnormalities,
gastric stasis/obstruction, emergency and laparoscopic procedures
|
primary outcome measure: tolerance of oral fluids; secondary outcome measure: effect of carbohydrate loading on body composition, biochemical
parameters and length of hospital stay
|
safety: No single perioperative aspiration occurred to preoperative fluid consumption. At discharge loss of muscle mass (arm muscle circumference) was significantly greater
in the control group (– 1.1 ± 0.15 cm) when compared with the CHOD group (– 0.5 ± 0.16 cm).
Baseline insulin and glucose were comparable in the two groups and did not differ
postoperatively. There was no difference in postoperative morbidity and LOS
|
+
|
Mathur et al. 2010 [96]
|
Ib
|
prospective randomized controlled trial
|
two arms:
-
CHO group: evening before surgery: between 19.00 and 24.00 h 800 mL PreOP solution (12.5 % CHO,
50 kcal/100 mL, 290 Osm/kg); day of surgery: 400 mL CHO drink, before scheduled induction of anesthesia to be taken
over 20 min
-
control group: at the same time same quantity of flavoured water with artificial sweetener – identical
in taste and appearance to the CHO drink
|
18 month
|
total n = 162
-
CHO group n = 80
-
placebo group n = 82
|
eligible: patients undergoing elective colorectal surgery and liver resection; exclusion: age below 18 or above 80 years, pregnancy, inability to consume clear fluids,
gastrointestinal obstruction, liver cirrhosis, diabetes mellitus, corticosteroid treatment
exceeding 5 mg/day and ASA grade IV or higher, no restriction to non-laparoscopic
procedures or epidural anesthesia.
|
primary outcome measure: postoperative fatigue and LOS;
secondary outcome measure: residual gastric fluid volume (aspiration, dilution method),
gastric pH, plasma glucose, serum insulin concentration
|
no significant difference in VAS and LOS;
no significant difference in the postoperative course for insulin resistance (HOMA),
grip strength, MAMC, TBP; significantly lower cortisol level in the CHO group on postoperative day 1 only
|
±
|
Hausel et al. 2005 [88]
|
Ib
|
prospective randomized controlled trial
|
three arms:
-
CHO group: evening before surgery: 800 mL of PreOP drink (12.5 % CHO, 50 kcal/100 mL); morning of surgery: 400 mL of PreOP drink
-
Fasted group: fasting from midnight; premedication standardized at least two hours after morning
drink, no glucose containing infusions before surgery
-
Placebo group: flavoured water (0 kcal/100 mL) at the same time points
|
not given
|
total n = 172
-
CHO n = 55
-
fasted n = 58
-
placebo n = 59
|
eligible: patients who were able to intake clear fluids according to the guidelines
of the Swedish Association of Anaesthetists; exclusion criteria: conditions that impair gastrointestinal motility, gastroesophageal
reflux, pregnancy, and the potential for difficult airway management, diabetes, ASA > III,
suspected jaundice, or documented choledocholithiasis, operation after noon
|
primary outcome measure: postoperative nausea and pain scores (VAS) and episodes of
PONV up to 24 h after surgery, VAS 1 week before surgery, and 24 h after surgery
|
the incidence of PONV was lower in the CHO than in the fasted group between 12 and
24 h after surgery (p < 0.039). Nausea scores in the fasted and placebo groups were
higher after operation than before admission to the hospital (p < 0.018 and < 0.001),
whereas there was no significant change in the CHO group. No intergroup differences
in VAS
|
+
|
Hausel et al. 2001 [83]
|
Ib
|
prospective randomized controlled trial
|
three arms:
-
CHO group: evening before surgery: 800 mL of PreOP drink (12.5 % CHO, 50 kcal/100 mL); morning
of surgery: 400 mL of PreOP drink
-
fasted group: fasting from midnight; premedication standardized at least two hours after morning
drink, no glucose containing infusions before surgery, colorectal: unless contraindicated
low-thoracic epidural analgesia
-
placebo group: flavoured water (0 kcal/100 mL) at the same time points
|
not given
|
total n = 252
|
eligible: patients who were able to intake clear fluids according to the guidelines
of the Swedish Association of Anaesthetists; exclusion criteria: conditions that impair gastrointestinal motility, gastroesophageal
reflux, pregnancy, and the potential for difficult airway management, diabetes, ASA > III,
suspected jaundice, or documented choledocholithiasis, operation after noon
|
primary outcome measure: preoperative discomfort according to VAS questionnaire with
11 variables (baseline, before intake of the drink on the morning of surgery, 40 min
and 90 min after the morning drink; fasted group at the corresponding time points); secondary outcome measure: residual gastric fluid volume (aspiration, dilution method),
gastric pH, plasma glucose, serum insulin concentration
|
no difference in VAS at any time point between laparoscopic cholecystectomy and colorectal
surgery. After the morning drink (40 and 90 min) CHO less hungry (p < 0.05) and less
anxious (p < 0.05) than the other groups, either drink less thirsty than the fasted
group, CHO group less unfit (significant compared to fasted group), no difference
with placebo. Over time: fasted group: trend to increasing preoperative discomfort in 5 of 11 variables (no
change in other), CHO decreasing trend in 5 variables (no change in other), placebo:
decreasing unfitness, malaise, but increasing nausea, tiredness, and ability to concentrate. Before morning drink no differences in plasma glucose and serum insulin between CHO,
placebo and fasting; after the morning drink significant (p < 0.0001) increase in
CHO at 40 and 90 min vs. placebo and fasting; at the induction of anesthesia: CHO group: glucose concentration slightly but significantly
(p < 0.01), and insulin concentration still larger (p < 0.05) compared with placebo
and fasting
|
+
|
Breuer et al. 2006 [97]
|
Ib
|
prospective randomized controlled trial
|
three arms:
-
CHOD group: 800 mL 12.5 % carbohydrate drink in the evening and 400 mL 2 h before surgery
-
placebo group: 800 mL flavoured water in the evening and 400 mL 2 h before surgery.
-
fasted group: fasting overnight for surgery
|
not given
|
total n = 160
-
CHO n = 56
-
Placebo n = 60
-
fasted n = 44
|
eligible: adult patients (> 18 years), including type II (non-insulin dependent) diabetes
undergoing elective coronary artery bypass graft or valve replacement, who were able
to intake clear fluids according to current national guidelines; exclusion: conditions likely to impair GI-motility or enhance gastroesophageal reflux,
potentially difficult airway management, ASA > IV, nonelective or emergent surgery,
infection, pregnancy, maltose or fructose intolerance, diabetes type I
|
primary outcome measure: postoperative insulin resistance (PIR) as indicated by lower
insulin requirements; secondary outcome measure: improvement of preoperative discomfort (VAS) without affecting
gastric fluid volume (GFV) (passive reflux), morbidity as measured by organ function
|
PIR was not different, no difference in insulin administration and dose. Patients
with CHO and placebo were less thirsty than controls (p < 0.01 and p = 0.06). Ingested
liquids did not cause increased GFV or other adverse events. No technical difference
during surgery. CHO group: less intraoperative inotropic support after initiation
of cardiopulmorary bypass weaning vs. placebo and fasting (p < 0.05), no difference
in morbidity
|
+
|
Järvela et al. 2008 [99]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
two arms:
-
CHOD group: oral intake until the preoperative evening, fasting overnight, 400 mL of PreOP drink
(12.5 % CHO, 50 kcal/100 mL) 2 h before induction of anaesthesia
-
control group: fasting overnight, no drink in the morning
|
8 month
|
total n = 101
-
CHO: n = 50,
-
control: n = 51
|
eligible: scheduled for elective coronary artery bypass graft; exclusion: diagnosed diabetes, delayed gastric emptying for any reason
|
primary outcome measure: postoperative insulin resistance (PIR) as indicated by lower
insulin requirements; secondary outcome measure: gastric drainage, postoperative nausea and vomiting
|
PIR was not reduced, no difference in blood glucose, postoperative and total drainage
were greater (p = 0.005) in the treatment group, but less than the amount of preoperative
drink. Postoperative nausea and vomiting (PONV) were not reduced
|
±
|
Meisner et al. 2008 [85]
|
Ib
|
prospective randomized controlled trial
|
two arms:
-
CHO group: oral food until midnight, PreOP drink (12.5 % CHO, 50 kcal/100 mL) ad libitum until
2 h before induction of anesthesia
-
control group: fasting from midnight
|
not given
|
total n = 42
-
CHO: n = 19
-
control: n = 23
|
eligible: women (> 18 year) undergoing elective gynecological laparoscopic surgery; exclusion: delayed gastric emptying, gastroduodenal affections with disturbed motility,
severe cardiopulmonary disease, diabetes mellitus, renal failure, medication and diseases
influencing gastric motility, secretion, and function of the lower esophageal sphincter
|
primary outcome measure: pre- and postoperative discomfort measured with a modified
questionnaire from the University of Lübeck (Hüppe et al., Anästhesist 2000); secondary outcome measure: gastric residual volume (GRV)
|
CHO patients drank in median 250 mL (range 80 – 600 mL), time of fasting was significantly
shorter 4.5 vs. 11.3 h. Pre- and postoperative discomfort was significantly lower
in the CHO group: preoperatively lower incidence of “feeling cold” and pre- and postoperatively
of “thirst/having a dry mouth”. No significant difference in GRV. No differences with regard to blood pressure, heart
rate, requirement for vasopressors and infusions
|
+
|
Bopp et al. 2011 [86]
|
Ib
|
prospective randomized controlled trial
|
two arms:
-
CHO group: oral food until midnight, 200 mL PreOp drink (12.5 % CHO, 50 kcal/100 mL) 2 h before
induction of anesthesia
-
control group: NPO with fasting from midnight
|
6 month
|
total n = 109
-
CHO: n = 55
-
control: n = 54
|
eligible: consecutive adult ASA I-III patients undergoing elective day-stay ophthalmological
surgery; exclusion: nonelective surgery, pregnancy, GI obstruction, gastroesophageal reflux,
diabetes mellitus, stomach hernia, obesity, potential difficult airway management,
could make their own choice about participation
|
primary outcome measure: pre- and postoperative discomfort; secondary outcome measure: satisfaction with anaesthesia
|
patients in the CHO group were not as hungry (p < 0.05), not as thirsty (p < 0.001)
preoperatively, and not as thirsty after surgery (p < 0.05). Satisfaction with the premedication was comparable. Satisfaction with anaesthesia
care before discharge was significantly higher in the CHO group (p < 0.05)
|
+
|
Kaska et al. 2010 [87]
|
Ib
|
prospective randomized controlled trial
|
three arms:
-
control group A: preoperative fasting from midnight before surgery
-
CHO i. v. group B: intravenously 500 mL glucose 10 % with 10 mL of 7.45 % KCl and 10 mL of 20 % MgSO4 twice evening before surgery, between 6 h and 2 h before commencement of surgery
-
CHO orally group C: oral intake of 400 mL PreOp drink (12.6 % maltodextrin) twice evening and morning
preoperative up to 2 h before surgery
|
not given
|
total n = 221
-
control n = 75
-
CHO i. v. n = 72
-
CHO orally n = 74
|
eligible: age 35 – 70 years, no blood transfusion during surgery expected, BMI 20 – 30 kg/m2, no metabolic disease, no diabetes, ASA < 3, left ventricle dysfunction, moderate
or severe valve disease, atrial fibrillation
|
primary outcome measure: hospital stay, complication rate; secondary outcome measure: psychosomatic status (mod. Beck questionnaire), biochemical
markers including insuline resistance (QUICKI index), gastric residual volume, muscle-grip-strength
|
no difference in the length of stay and in the rate of complications between the three
groups. Best preoperative psychosomatic conditions in group C (p < 0.029) and significantly
better general perioperative clinical Status of patients in group C and B. Significant
rise in the index of insulin resistance (QUICKI) only in group A (p < 0.05). Improved
postoperative systolic and diastolic function of the left ventricle (p < 0.04) and
significantly higher postoperatively ejection fraction in group C (p < 0.03). No significant
difference in gastric residual volume in all groups
|
+
|
Abbreviations: + = indicated benefits; ± = no indicated benefits; – = indicated disadvantages; CHO = carbohydrate;
CHOD = carbohydrate drink; GFV = gastric fluid volume; GI = gastrointestinal; GRV = gastric
residual volume; HOMA = homeostatic model assessment; i. v. = intravenous; LOS = length
of stay; MAMC = mid-arm muscle circumference, NPO = nil per os; PIR = postoperative
insulin resistance; PONV = postoperative nausea and vomiting; QUICKI Index = quantitative
insulin sensitivity check Index; TBP = total body protein; VAS = visual analogue scale
Eine aktuelle Metaanalyse von 21 sehr heterogenen Studien mit 1685 Patienten hat bei
abdominalchirurgischen Patienten nach präoperativer Kohlenhydratgabe eine signifikant
kürzere Krankenhausverweildauer gezeigt, die bei orthopädischen Patienten jedoch nicht
beobachtet wurde [100] (Ia).
Es gibt zwischenzeitlich präoperative Getränke, die zusätzlich zur Glukose mit Glutamin,
Antioxidanzien und Grünem-Tee-Extrakt angereichert sind. Bei Patienten mit laparoskopischer
Cholezystektomie zeigte die zusätzliche Anreicherung mit Glutamin signifikante Vorteile
in Bezug auf die postoperative Insulinresistenz (HOMA-IR), antioxidative Abwehr (Glutathion-Serum-Spiegel)
und Entzündungsantwort (Interleukin-6-Serumspiegel) [101] (Ib). Bei Patienten mit Pankreasoperationen hat die Präkonditionierung mit Glutamin,
Antioxidanzien und Grünem-Tee-Extrakt gegenüber einem Placebo zu einer signifikanten
Erhöhung der Vitamin-C-Plasmaspiegel und verbesserten endogenen antioxidativen Kapazität
geführt, wobei die oxidative Stress- und die Entzündungsantwort nicht reduziert wurden
[102] (Ib).
Der Einsatz von selbst hergestellten Produkten wie gesüßtem Tee ist bisher nicht in
kontrollierten Studien untersucht worden. Aufgrund der derzeitigen Datenlage wird
diese sehr kostengünstige Intervention in dem überzeugenden Konzept zur Verminderung
des postoperativen Diskomforts empfohlen. Zur Klärung der Frage der Beeinflussung
des Outcomes insgesamt sind weitere Daten aus größeren randomisierten Studien erforderlich.
Glukose sollte Patienten, die nicht enteral ernährt werden können, vor der Operation
intravenös verabreicht werden.
[B (BM); starker Konsens]
Kommentar: Positive Effekte auf die postoperative Stressantwort wurden nach parenteraler Infusion
von 1,5 – 2 g Glukose pro kg Körpergewicht und 1 g Aminosäure pro kg Körpergewicht
präoperativ (16 – 20 h) beobachtet [103] (IIa). Im Vergleich zur peroralen Gabe weist die intravenöse Zufuhr bei Patienten
mit kolorektalen Eingriffen ebenfalls günstige Auswirkungen auf den Allgemeinzustand
und die Insulinresistenz sowie die Ejektionsfraktion auf. Das psychische Wohlbefinden
wird weniger beeinflusst [87] (Ib).
Die ESPEN-Leitlinie zur parenteralen Ernährung in der Chirurgie von 2009 empfiehlt
bei Patienten, die nicht enteral ernährt werden können, die intravenöse Gabe von 200 g
Glukose präoperativ [104].
3.3 Ist eine postoperative Unterbrechung der oralen Nahrungsaufnahme grundsätzlich
notwendig?
Nach unkomplizierter Operation soll die orale Nahrungszufuhr nicht unterbrochen werden.
[A (BM, MC); starker Konsens]
Es wird empfohlen, die orale Nahrungszufuhr nach der individuellen Toleranz und der
Art der Operation auszurichten.
[KKP; starker Konsens]
Auch nach kolorektalen Eingriffen soll die orale Nahrungszufuhr einschließlich klarer
Flüssigkeiten innerhalb von Stunden postoperativ begonnen werden.
[A; starker Konsens]
Kommentar: Die orale Nahrung (Fruchtjoghurt, Suppe und/oder orale Nahrungssupplementierung)
kann bei den meisten Patienten sofort nach der Operation begonnen werden. Weder eine
ösophagogastrale Dekompression durch eine Magensonde noch ein verzögerter oraler Kostaufbau
haben sich nach Cholezystektomie oder kolorektalen Resektionen als günstig erwiesen
[105]
[106]
[107] (Ib). Die frühe normale Kostzufuhr oder Einnahme von Trinknahrung einschließlich
klarer Flüssigkeiten ab dem 1. oder 2. postoperativen Tag, hat keine Verzögerung der
Wundheilung insbesondere der von Anastomosen an Kolon oder Rektum gezeigt [108]
[109]
[110] (Ib), [111] (Ia) und hat zu einer signifikanten Verkürzung des Krankenhausaufenthalts geführt
[112] (Ib). Dies ist durch eine Cochrane-Analyse [113] (Ia) bestätigt worden. Aktuelle Metaanalysen [114]
[115] haben signifikante Vorteile im Hinblick auf die postoperative Infektionsrate und
Rekonvaleszenz gezeigt. Die frühe postoperative Nahrungszufuhr war in einer weiteren
Studie signifikant assoziiert mit einer Senkung der Rate an Komplikationen im Vergleich
zu einem traditionell postoperativ verzögertem Kostaufbau ohne negative Beeinflussung
von Letalität, Anastomosenheilung, Wiedereintreten der Darmfunktion oder der Krankenhausverweildauer
[116] (Ia). Der frühe orale Kostaufbau ist eine Schlüsselkomponente des ERAS. Hier ist
durch eine Metaanalyse eine signifikant niedrigere Rate an Komplikationen und eine
kürzere Krankenhausverweildauer gezeigt worden [2] (Ia).
Im Vergleich mit der traditionell verzögerten Nahrungszufuhr postoperativ hat ein
frühzeitiges Nahrungsangebot zu einer signifikant früheren Toleranz der oralen Nahrung
an Tag 2 ohne Erhöhung der Rate an Atonien und der Notwendigkeit der Magensonde geführt.
Kein Unterschied bestand in der Länge der postoperativen Darmatonie und der frühpostoperativen
Lebensqualität [117] (Ib). Kontrollierte Daten beziehen sich häufig auf untere gastrointestinale Eingriffe.
Sogar nach einer Gastrektomie wurde bei Verzicht auf nasojejunale Sonden mit einem
frühen oralen Kostaufbau ein signifikant kürzerer Krankenhausaufenthalt gezeigt [118]
[119] (Ib).
Im Vergleich zur konventionellen offenen Chirurgie wird der frühe orale Kostaufbau
besser nach laparoskopischen Kolonresektionen toleriert, wahrscheinlich durch methodenbedingtes
Einsetzen einer früheren Peristaltik und Darmpassage [120] (Ib), [121]
[122] (IIa). Keine Unterschiede wurden jedoch beobachtet, wenn ein vollständiges ERAS-Protokoll
zur Anwendung kam [123] (Ib). Die Menge der Kalorienzufuhr sollte der gastrointestinalen Funktion und individuellen
Toleranz angepasst werden [111]
[116] (Ia), [109]
[110]
[124]
[125]
[126] (Ib).
Probleme beim postoperativen Kostaufbau
Für die Behandlung der postoperativen Darmatonie bieten sich medikamentös folgende
Optionen an: Cholinesterase-Inhibitoren (Neostigmin, Pyridostigmin), die Prokinetika
Metoclopramid und Erythromycin, Opioid-Rezeptor-Antagonisten und Kaugummi [127]. Das früher eingesetzte Cholinergikum Ceruletid (Takus®) und der Serotonin-Rezeptor-Antagonist Motilium (Cisaprid®) sind nicht mehr verfügbar. Neu ist der Einsatz von Ghrelin-Agonisten.
Die Behandlung der postoperativen Darmatonie mit Cholinzitrat wurde in einer großen
prospektiven randomisierten placebokontrollierten Multicenterstudie bei 122 Patienten
nach elektiven kolorektalen Eingriffen untersucht [128] (Ib). Hierbei zeigte sich vor allem, dass eine behandlungsbedürftige Darmatonie
relativ selten auftrat. Ein signifikanter Einfluss der Prüfmedikation konnte nicht
verifiziert werden.
Metoclopramid und Erythromycin sind Prokinetika mit unterschiedlich starker Wirkung.
Metoclopramid ist ein Dopamin D2-Rezeptor-Antagonist, teilweise 5-HT4-Rezeptor-Antagonist und ein mäßiger Antagonist von vagalen und zentralen 5-HT3-Rezeptoren. Man geht davon aus, dass 5-HT4-Rezeptoren die Freisetzung von Azetylcholin aus enterischen Motoneuronen stimulieren.
Dies macht auch die Kombination mit einem Azetylcholinesterase-Inhibitor zur Wirkungsverlängerung
sinnvoll. Zu beachten sind durch den zentralen Wirkmechanismus mögliche extrapyramidale
Reaktionen wie Schwindel, Müdigkeit, Dystonie und Dyskinesie. Erythromycin, welches
primär als Makrolid-Antibiotikum Anwendung findet, verfügt auch über eine direkte
Wirkung auf Motilin-Rezeptoren auf enterischen Neuronen und Muskelzellen [129].
In einer prospektiv randomisierten Studie an Intensivpatienten konnte für Erythromycin
im Vergleich mit Metoclopramid eine stärkere Wirkung nachgewiesen werden [130] (Ib). Die intravenöse Gabe ist wirksamer als die orale/enterale Applikation. Als
Nebenwirkungen werden vor allem kardial immer wieder Arrhythmien beschrieben [129].
Neostigmin als reversibler Azetylcholinesterase-Inhibitor ist ein potenter Stimulator
der gastrointestinalen Motilität. Beide Medikamente sind Optionen bei einer hartnäckigen
Paralyse, können aber bei Vorliegen eines mechanischen Ileus auch eine zusätzliche
Belastung darstellen.
Eine Cochrane-Analyse von 2008 [131] (Ia) hat vor allem für den Opioidrezeptor-Antagonisten Alvimopan günstige Effekte
gezeigt, weitere Studien mit intravenöser Gabe von Lidocain und Neostigmin empfohlen
und von den übrigen Substanzen abgeraten. In einer danach erschienenen multizentrischen
prospektiven randomisierten und placebokontrollierten Studie wurde für Opioidrezeptor-Antagonisten
nur eine nicht signifikante Reduktion der Zeit bis zur Toleranz der ersten festen
Kost und zum Eintreten von Flatus bzw. Stuhlgang gezeigt. Mögliche Vorteile bestehen
für Patienten mit patientenkontrollierter Analgesie im Vergleich zu solchen mit Bolusinjektion
der Opiate [132] (Ib).
Eine große randomisierte Studie mit 161 Patienten hat für den Einsatz von Bisacodyl
[133] (Ib) eine signifikant kürzere Zeit bis zur gastrointestinalen Erholung mit Toleranz
oraler Nahrung gezeigt (3 vs. 3,7 Tage; p = 0,007). Auch die Zeit bis zur ersten Defäkation
war einen Tag signifikant kürzer (3,0 vs. 4,0 Tage; p = 0,001). Keine Unterschiede
fanden sich für die Morbidität und Letalität.
Popescu et al. [134] (Ib) haben in einer Phase-2-Studie den Ghrelin-Agonisten TZP-101 randomisiert placebokontrolliert
bei 236 Patienten nach Kolonresektion untersucht. Das Medikament wurde gut vertragen,
beschleunigte die Zeit bis zum ersten Stuhlgang (p = 0,03) und führte bei einer signifikant
größeren Zahl von Patienten zu einer Erholung innerhalb von 72 Stunden (p < 0,001).
Der Einsatz von Kaugummi mit dem Ziel postoperativ die Darmmotilität zu stimulieren,
wurde aufgrund der verfügbaren Daten bislang kontrovers diskutiert. In einer Metaanalyse
von 5 randomisierten kontrollierten Studien konnte signifikant gezeigt werden: früher
beginnender Flatus und Stuhlgang, kürzere stationäre Verweildauer bei vergleichbarer
Komplikationsrate, kürzere Wiederaufnahme- und geringere Reoperationsrate [135] (Ia).
Wann immer postoperativ eine eingeschränkte gastrointestinale Toleranz über mehrere
Tage anhält, sollte neben der obligatorischen Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr die
Indikation zur supplementierenden parenteralen Substratzufuhr geprüft werden.
4 Indikation zur künstlichen Ernährung
4 Indikation zur künstlichen Ernährung
4.1 Wann ist eine künstliche Ernährung beim chirurgischen Patienten indiziert?
Der Ernährungsstatus soll vor und nach größeren Eingriffen erhoben werden.
[KKP; starker Konsens]
Eine künstliche Ernährung ist bei Patienten mit Mangelernährung und solchen ohne manifeste
Mangelernährung indiziert, wenn vorherzusehen ist, dass der Patient für mehr als 7
Tage postoperativ unfähig zur oralen Kostzufuhr sein wird. Die Indikation besteht
ebenfalls für Patienten, die für mehr als 10 Tage nicht in der Lage sind, mehr als
60 – 75 % der empfohlenen Energiemenge oral aufzunehmen. Für diese Patienten kann
empfohlen werden, die künstliche Ernährung (bevorzugt enteral) ohne Verzögerung einzuleiten.
[C; starker Konsens]
Kommentar: Der Einfluss des Ernährungsstatus auf die postoperative Morbidität und Letalität
ist sowohl in retrospektiven [9]
[10]
[11]
[12]
[13] als auch in prospektiven Studien [14]
[16]
[17]
[18]
[19]
[20]
[21]
[22]
[23]
[24]
[25]
[26]
[136]
[137] klar gezeigt worden. Eine inadäquate orale Nahrungszufuhr für mehr als 14 Tage geht
mit einer erhöhten Letalität einher [138] (Ib).
Drei multivariate Analysen haben für hospitalisierte Patienten im Allgemeinen sowie
explizit für chirurgische Patienten mit Tumoroperationen gezeigt, dass ein Ernährungsdefizit
ein unabhängiger Risikofaktor für das Entstehen von Komplikationen ist, mit einer
erhöhten Letalität einhergeht und die Länge der Krankenhausverweildauer sowie die
Kosten beeinflusst [33]
[57]
[139].
Ernährungsdefizite sind häufig assoziiert mit der zugrunde liegenden Erkrankung (z. B.
Karzinom) oder einer chronischen Organdysfunktion [33]
[34]
[35]
[36]
[37]
[38]
[39]
[40]
[41]
[136]
[140]
[141] (siehe die entsprechenden organspezifischen Leitlinien). In einer prospektiven multizentrischen
Observationsstudie von Patienten mit Magenkarzinom [142] waren Dysphagie und Magenausgangsstenose signifikante unabhängige Faktoren für das
Risiko einer Anastomoseninsuffizienz nach Gastrektomie. Der Ernährungsstatus beeinflusst
auch das Behandlungsergebnis nach Organtransplantationen [43]
[44]
[45]
[46]
[47]
[48]
[49]
[50]
[51]
[141] sowie die Morbidität und Letalität nach der Operation geriatrischer Patienten [52].
Die allgemeine Indikation zur künstlichen Ernährung in der Chirurgie ist die Prävention
und die Behandlung einer krankheitsspezifischen Mangelernährung, wie der Ausgleich
eines Ernährungsdefizits vor der Operation und der Erhalt des Ernährungsstatus nach
der Operation, insbesondere wenn längere Perioden der Nüchternheit und der schweren
Katabolie zu erwarten sind. Morbidität, Krankenhausverweildauer und Letalität sind
die wesentlichen Endpunkte für die Evaluation des Nutzens einer Ernährungstherapie
im Krankenhaus.
Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus oder im Rahmen einer Palliation sind primäre
Ziele der künstlichen Ernährung die Verbesserung des Ernährungsstatus und der Lebensqualität
[60]
[61]
[62]
[63]
[64]
[65]
[66]
[67]
[68]
[69]
[70]
[71]
[72]
[123]
[143].
Die enterale Zufuhr sollte grundsätzlich bevorzugt werden. Ausnahmen sind:
Der Effekt einer enteralen Ernährung auf das postoperative Outcome ist in vielen Studien,
jedoch nicht homogen, untersucht worden [96]
[144]
[145]
[146]
[147]
[148]
[149]
[150]
[151]
[152]
[153]
[154]
[155]
[156]
[157]
[158]
[159]
[160]
[161]
[162]
[163]
[164]
[165]
[166]
[167]
[168]
[169]
[170]
[171]
[172]
[173]
[174]
[175]
[176]
[177] (Ib) ([Evidenztabelle 2]).
Evidenztabelle 2
Randomisierte kontrollierte Studien zur enterale Ernährung beim chirurgischen Patienten.
Reference
|
Level of evidence
|
Study design
|
Participants
|
Surgery
|
Nutritional Regimen
|
Results
|
Rating
|
Lim et al. 1981 [180]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 19
|
oesophagus
|
TF (gastrostomy) vs. TPN for 4 weeks
|
TPN: quicker positive nitrogen balance and weight gain
|
+ despite the advantages enteral feeding first choice
|
McArdle et al.1986 [181]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 20 (no strict randomisation)
|
cystectomy
|
TF (jejunal) vs. TPN or normal food
|
improvement of intestinal function, postoperatively early positive nitrogen balance
3.60 ± 0.32 days, return of bowel sounds 3.00 ± 0.32 days
|
+
|
Fletcher et al. 1986 [182]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 28
|
aortic replacement
|
TF vs. PN vs. crystalloids
|
no difference in nitrogen balance
|
±
|
Nissila et al. 1989 [183]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 22
|
abdominal
|
TF vs. TPN
|
no difference in nature killer cell-function
|
±
|
Magnusson et al. 1989 [184]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 20
|
colorectal
|
TF with glucose only vs. glucose i. v.
|
improvement of glucose tolerance (p < 0.01)
|
+
|
Hwang et al. 1991 [185]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 24
|
bile duct
|
TF (nasoduodenal) vs. crystalloids
|
improved nitrogen-balance (– 1.91 ± 1.05 g/day in TF-group vs. – 5.84 ± 0.48 g/day
in crystalloids-group)
|
+
|
Suchner et al. 1996 [186]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 34
|
neurosurgery
|
TF vs. TPN
|
TF: Improvement of visceral protein synthesis and of nutrition index (p < 0.05), tolerance
of substrates and of intestinal function;
TPN: Exogenous insulin demand was enhanced in the parenterally fed group, and bilirubin
(p < 0.05), amylase (p < 0.05), and lipase (p < 0.01) rose significantly, as did gamma-glutamyl-transferase
(p < 0.0005) and alkaline phosphatase (p < 0.0005)
|
+
|
Hochwald et al. 1997 [187]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 29
|
abdominal
|
TF vs. crystalloids
|
decrease of fat oxidation (FEED-group 0.36 ± 0.04 meq/dL vs. IVF-group 0.85 ± 0.07 meq/dL,
p < 0.0001) and catabolism (IVF-group 0.91 ± 0.10 µmol Leucine/kg/min. vs. FEED-group
0.37 ± 0.09 µmol Leucine/kg/min, p = 0.002), improvement of nitrogen balance (IVF-group
– 0.10 ± 0.01 µmol Leucine/kg/min vs. FEED-group 0.30 ± 0.03 µmol Leucine/kg /min,
p < 0.001)
|
+
|
Beier-Holgersen 1999 [188]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 60
|
abdominal
|
TF vs. placebo
|
no impact on cell-mediated immunity
|
±
|
Brooks et al. 1999 [189]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 19
|
abdominal
|
TF vs. crystalloids
|
no impact on intestinal permeability
|
±
|
Hu et al. 2003 [190]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 135
|
abdominal-impaired liver function
|
TF vs. TPN vs. control
|
EN: earlier reaching positive nitrogen balance, lower loss of body weight, postoperatively
no change in intestinal permeability (day 1: L/M ratio 0.026 ± 0.004 vs. day 5: L/M
ratio 0.030 ± 0.004 vs. day 10: L/M ratio 0.027 ± 0.005) (significant at day 5 in
TPN [L/M ratio 0.027 ± 0.003 vs. 0.038 ± 0.009, p < 0.01])
|
+
|
Sagar et al. 1979 [144]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 30
|
abdominal
|
TF vs. crystalloids + dextrose (ED)
|
Less weight loss (median loss of 0 kg in ED-group vs. median loss of 1.85 kg in control-group
[p < 0.01]), reduced negative nitrogen balance, shortened LOS (median 14 days in ED-group
vs. 19 days in control-group; p < 0.05)
|
+
|
Ryan et al. 1981 [145]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 14
|
abdominal
|
TF vs. crystalloids
|
less weight loss (2.4 % loss of weight in ED-group vs. 6.1 % loss of weight in control-group;
p < 0.005)
|
+
|
Bastow et al. 1983 [146]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 122
|
moderately and severely undernourished women with fracture of the femoral neck
|
TF vs. normal food
|
in particular in severe MN: shorter rehabilitation, reduced LOS (median 29 days vs.
38 days; p = 0.04), improvement of anthropometric parameters (p < 0.01) and serum
protein (p = 0.3)
|
+
|
Shukla et al. 1984 [147]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 110
|
abdominal and orolaryngeal
|
preoperative TF vs. normal food
|
less complications, reduced mortality, reduced LOS
|
+
|
Smith et al. 1985 [148]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 50
|
abdominal
|
TF vs. crystalloids
|
no difference in nutritional parameters, increased LOS (p < 0.01)
|
–
|
Muggia-Sullam et al. 1985 [149]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 19
|
abdominal
|
TF vs. TPN
|
no difference
|
±
|
Adams et al. 1986 [150]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 46
|
trauma
|
TF vs. TPN
|
no difference in rate of complications and nitrogen balance
|
+
|
Bower et al. 1986 [151]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 20
|
abdominal
|
TF vs. TPN
|
no difference in adequacy of nutritional support. Reduced cost for EN
|
+
|
Moore et al. 1989 [152]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 59
|
trauma
|
TF vs. TPN
|
less severe infections (17 % of TEN vs. 37 % of TPN), no difference in nitrogen balance
(day 5 TEN: – 0.3 ± 1.0 gm/day vs. TPN 0.1 ± 0.8 gm/day)
|
+
|
Delmi et al. 1990 [153]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 59
|
hip fracture (age > 60 years)
|
ONS vs. normal food
|
significantly less complications and mortality in hospital (44 % vs. 87 %) and after
6 months (40 % vs. 74 %), significantly reduced LOS (24 days vs. 40 days)
|
+
|
Schroeder et al. 1991 [154]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 32
|
abdominal
|
TF vs. crystalloids + dextrose
|
improved wound healing (2.50 ± 1.17 nmol hydroxyproline/g Gortex tube in ED-group
vs. 1.49 ± 0.88 nmol hydroxyproline/g Gortex tube in control-group [p = 0.02]), no
other difference
|
+
|
Kudsk et al. 1992 [155]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 98
|
trauma
|
TF vs. TPN
|
significantly less infections (pneumonias [TF 11.8 % vs. TPN 31 %, p < 0.02], intra-abdominal
abscess [TF 1.9 % vs. TPN 13.3 %, p < 0.04], and line sepsis [TF 1.9 % vs. TPN 13.3 %,
p < 0.04])
|
+
|
Von Meyenfeldt 1992 [156]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 101
|
abdominal
|
preoperative TF or ONS vs. TPN
|
lower rate of intraabdominal abscess in undernourished patients compared to undernourished
controls (p < 0.05)
|
+
|
Iovinelli et al. 1993 [157]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 48
|
laryngectomy
|
TF vs. TPN
|
no difference in weight, triceps skin folds, mid-arm circumference, albumin, TF reduced
LOS (34 ± 11 days in TPN-group vs. 26 ± 11 days in TF-group; p < 0.05)
|
+
|
Dunham et al. 1994 [179]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 37
|
severe trauma (ISS ≥ 15)
|
TF vs. TPN vs. PN/TF
|
no difference in mortality, higher mortality in intestinal dysfunction
|
–
|
Beier-Holgersen 1996 [158]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 60
|
abdominal
|
TF vs. placebo
|
less infections (2 of 30 patients in TF-group vs. 14 of 30 patients in placebo-group;
p = 0.0009).
|
+
|
Baigrie et al. 1996 [159]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 97
|
abdominal
|
TF vs. TPN
|
trend towards less infections
|
± safe
|
Carr et al. 1996 [160]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 30
|
abdominal
|
TF vs. crystalloids
|
significantly improved nitrogen balance on day 1 (mean [SD] 13.2 [11.6] g vs. 5.3
[2.7] g; p < 0.005), no difference in intestinal permeability in the intervention
group, but increase in control group, less complications (p < 0.005)
|
+safe
|
Watters et al. 1997 [162]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 28
|
oesophageal + pancreatic resection
|
TF vs. crystalloids
|
reduced respiratory function (18 – 29 % lower; p = 0.07), less mobility (p < 0.05)
|
–
|
Reynolds et al.1997 [163]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 67
|
abdominal
|
TF vs. TPN
|
no difference in complications
|
±
|
Sand et al. 1997 [164]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 29
|
gastrectomy
|
TF vs. TPN
|
less expensive (PN four times as expensive as EN)
|
+
|
Shirabe et al. 1997 [165]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 26
|
liver resection
|
TF vs. TPN
|
no significant difference in outcome
|
±
|
Singh et al. 1998 [166]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 43
|
perforation-peritonitis
|
TF vs. crystalloids
|
less complications (8 vs. 22 septic complications; p < 0.05)
|
+
|
Sullivan et al. 1998 [167]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 17
|
fracture of femoral neck
|
nocturnal TF vs. normal food
|
no significant difference in „in-hospital Outcome“ (0 % vs. 30 %; p = 0.216), but
in 6-months mortality (0 % vs. 50 %; p = 0.036).
|
+
|
Beattie et al. 2000 [168]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 101
|
abdominal
|
normal food ± ONS
|
Improved nutritional status, QOL (p < 0.001), reduced morbidity (lower chest and wound
infections [7 of 52 patients in treatment-group vs. 15 of 49 patients in control-group;
p < 0.05])
|
+
|
MacFie et al. 2000 [169]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 100
|
abdominal
|
normal food + ONS (perioperative; preoperative; postoperative) vs. normal food alone
|
no difference in outcome
|
no routine ±
|
Espaulella et al. 2000 [170]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 171
|
fracture of femoral neck
|
normal food + ONS vs. normal food + placebo
|
no advantages in regard to rehabilitation and mortality, significantly less complications
over 6 months (in-hospital complications [odds ratio 1.88 (95 % CI 1.01 – 3.53), p = 0.05],
total complications [odds ratio 1.94 (95 % CI 1.02 – 3.7), p = 0.04])
|
no routine ±
|
Pacelli et al. 2001 [176]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 241
|
undernutrition – abdominal
|
TF vs. PN
|
no difference in rate of complications and mortality
|
no benefits ±
|
Bozzetti et al.2001 [177]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 317
|
undernutrition – abdominal
|
TF vs. PN
|
EN: Significantly less complications (34 % EN vs. 49 % PN [relative risk 0.69, 95 %
CI 0.53 – 0.90, p = 0.005]) and reduced LOS (13.4 days EN vs. 15.0 days PN [p = 0.009])
|
+
|
Braga et al. 2001 [171]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 257
|
abdominal – upper GI cancer
|
TF vs. PN
|
EN: Significantly less expensive (four-fold less; $25 vs. $90.60/day, respectively),
tendency to less infections and shorter length of hospital stay
|
+
|
Malhotra et al. 2004 [172]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 200
|
peritonitis following gut perforation
|
TF vs. PN (dextrose only)
|
TF: safe, tendency to less complications of morbidity from wound infection (relative
risk 0.66 [95 % CI 0.407 – 1.091]), wound dehiscence (relative risk 0.44 [95 % CI
0.141 – 1.396]), pneumonia (relative risk 0.70 [95 % CI 0.431 – 1.135]), leakage of
anastomoses (relative risk 0.54 [95 % CI 0.224 – 1.293]) and septicaemia (relative
risk 0.66 [95 % CI 0.407 – 1.091]) and shorter ICU stay (mean duration 1.59 vs. 2.10
days, p = 0.908) and LOS (mean duration 10.59 vs. 10.70 days, p = 0.865), tendency
to higher rate of vomiting, diarrhoea, abdominal distension
|
+ safe
|
Smedley et al. 2004 [173]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 179
|
abdominal – lower gastrointestinal
|
perioperative ONS vs. no ONS vs. preoperative only vs. postoperative only
|
perioperative ONS: postoperative significantly less weight loss (p < 0.050), fewer
minor complications (p < 0.050), cost-effective
|
+
|
Mack et al. 2004 [174]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 36
|
pancreato-duodenectomy
|
TF via double-gastrojejunostomy tube vs. standard care
|
TF: significantly less gastro-paresis (25 % in control vs. 0 % in GJT; p = 0.03),
significantly shorter LOS (15.8 ± 7.8 days in control-group vs. 11.5 ± 2.9 days in
GJT-group; p = 0.01) and hospital charges (82.151 ± 56.632 $ in control-group vs.
52.589 ± 15.964 $ in GJT-group; p = 0.036)
|
+
|
Sullivan et al. 2004 [175]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 57
|
geriatric patients with hip fracture
|
TF/ONS vs. standard care
|
TF: greater total daily nutrient intake during the first week, high rate of intolerance
to TF, no difference in the rate of postoperative life-threatening complications or
mortality within six months
|
±
|
Abbreviations: + = indicated benefits; ± = no indicated benefits; – = indicated disadvantages; CI = confidence
interval; ED = elemental diet; FEED = enteral feeding; GJT = gastrojejunostomy tube;
IVF = intravenous fluid; LOS = length of stay; MN = malnutrition; ONS = oral nutritional
supplements; QOL = quality of life; (T)EN = (total) enteral nutrition; TF = tube feeding;
(T)PN = (total) parenteral nutrition; SD = standard deviation
Die Arbeitsgruppe hat 35 kontrollierte Studien mit Endpunkten des Outcomes durchgesehen.
Hierbei wurden vor allem Patienten nach gastrointestinalen Eingriffen eingeschlossen,
jedoch auch nach Trauma oder Schenkelhalsfraktur. Die enterale Ernährung wurde definiert
als Einsatz einer oralen bilanzierten Diät (Trinknahrung) und/oder Sondennahrung.
Eine frühzeitige enterale Ernährung wurde mit einer normalen Nahrung, der parenteralen
Zufuhr von Kristalloiden und einer totalen parenteralen Ernährung verglichen. 24 der
35 Studien zeigten signifikante Vorteile der enteralen Ernährung bezüglich einer Verminderung
der Rate an infektiösen Komplikationen, der Krankenhausverweildauer und der Kosten
(Ib).
In 8 der 35 Studien wurden keine Vorteile beobachtet [149]
[159]
[163]
[165]
[169]
[170]
[175]
[176] (Ib). Einige Autoren wiesen auf mögliche Nachteile der enteralen Ernährung hin,
welche nicht in allen Studien beobachtet wurden. Die Nachteile betrafen eine verlängerte
Krankenhausverweildauer [148] (Ib), eine verminderte Lungenfunktion nach Ösophagus- und Pankreasresektion durch
abdominelle Distension [162] (Ib) oder eine verzögerte Magenentleerung nach Pankreasresektion mit der Folge einer
verlängerten Krankenhausverweildauer [178] (IIa). Diese Probleme könnten Folge einer zu hohen Zufuhrrate der enteralen Ernährung
in der frühen postoperativen Phase sein. Bei Patienten mit schwerem Polytrauma ist
besonders auf die Toleranz der Menge der enteralen Ernährung zu achten [179] (Ib) (siehe DGEM-Leitlinie „Klinische Ernährung in der Intensivmedizin“). Verglichen
mit einer parenteralen Ernährung, beeinflusst eine frühe enterale Ernährung die postoperative
Infektionsrate bei unterernährten Patienten mit gastrointestinalen Tumoren, jedoch
nicht bei Patienten in gutem Ernährungsstatus [171] (Ib).
In 7 von 11 randomisierten kontrollierten Studien [180]
[181]
[182]
[183]
[184]
[185]
[186]
[187]
[188]
[189]
[190] ([Evidenztabelle 2]) wurden lediglich Surrogatparameter des Outcomes gemessen, wie z. B. positive Effekte
der enteralen Ernährung auf die Stickstoffbilanz und Substrattoleranz. Vier der 11
Studien zeigten keine signifikanten Unterschiede zwischen einer frühen enteralen und
einer Standard-Krankenhausernährung [182]
[183]
[188]
[189] (Ib). Die Vorteile einer frühzeitigen enteralen Nahrungszufuhr innerhalb von 24
Stunden sind in 2 Metaanalysen (1 davon Cochrane) gezeigt worden [113]
[114].
Zwei Metaanalysen von Studien, bei denen die enterale Ernährung mit einer parenteralen
Ernährung bei chirurgischen und internistischen Patienten verglichen wurde, ergaben
eine signifikant verminderte Rate an Infektionen [191] (Ia) und einen verkürzten Krankenhausaufenthalt [192] (Ia) bei enteral ernährten Patienten.
Auf Patienten nach gastrointestinalen Eingriffen fokussierend hat eine weitere Metaanalyse
[115] von 29 Studien mit 2552 Patienten diese günstigen Auswirkungen bestätigt (Ia). Es
konnte jedoch keine Verminderung der Letalität gezeigt werden.
Bei Patienten nach Schenkelhalsfraktur, die anhand des Ernährungsstatus vor der Randomisierung
stratifiziert wurden, zeigte eine nächtliche nasogastrale Ernährung bei den unterernährten
Patienten eine signifikante Verminderung der Rehabilitationszeit und der postoperativen
Verweildauer [146] (Ib). In einer weiteren Studie mit Sondenernährung ergab sich kein Einfluss auf
das Outcome im Krankenhaus; die 6-Monate-Letalität wurde jedoch reduziert [167] (Ib). In einer Studie von Delmi et al. [153] (Ib) verbesserte sich bei Einsatz von einer Trinknahrung einmal täglich das Ergebnis
nach 6 Monaten signifikant durch niedrigere Komplikationsrate und Letalität.
4.1.1 Wann ist eine kombiniert enterale/parenterale („duale“) Ernährung beim chirurgischen
Patienten indiziert?
Sofern der Energie- und Substratbedarf nicht durch eine orale und/oder enterale Ernährung
allein (< 60 % des Energiebedarfs) gedeckt werden kann, kann die Kombination von enteraler
und parenteraler Ernährung (supplementierende parenterale Ernährung) empfohlen werden.
[C; starker Konsens]
Eine kombinierte Ernährung ist nicht notwendig, wenn die erwartete Periode der parenteralen
Ernährung unter 4 Tagen liegt. Wenn die voraussichtliche Dauer zwischen 4 und 7 Tagen
liegt, kann die Ernährung hypokalorisch über einen peripheren Zugang verabreicht werden.
[C; starker Konsens]
Wenn die Anlage des zentralvenösen Katheters zur Durchführung einer künstlichen Ernährung
erforderlich ist, muss diese Indikation kritisch in Bezug auf die voraussichtliche
Ernährungsdauer gestellt werden. Erst bei einer Dauer von 7 – 10 Tagen kann die Anlage
eines zentralvenösen Katheters empfohlen werden.
[C; starker Konsens]
Eine totale parenterale Ernährung (TPN) soll begonnen werden, wenn eine künstliche
Ernährung prinzipiell indiziert ist und eine enterale Ernährung nicht durchführbar
oder kontraindiziert ist (z. B. Kurzdarm < 60 cm oder Peritonealkarzinose).
[KKP, starker Konsens.]
Kommentar: Die Leitlinien der American Society of Parenteral and Enteral Nutrition (ASPEN)
empfehlen die Durchführung einer postoperativen parenteralen Ernährung für Patienten,
die ihren Energiebedarf oral für 7 – 10 Tage nicht decken können [193]. Die Auswirkungen einer parenteralen Ernährung werden im Vergleich zu einer oralen/enteralen
Standardernährung im Hinblick auf die Prognose von chirurgischen Patienten kontrovers
diskutiert (siehe auch Kommentar zu 4.1) [149]
[150]
[151]
[152]
[155]
[156]
[157]
[159]
[163]
[164]
[165]
[171]
[176]
[194]
[195]
[196]
[197]
[198]
[199]
[200]
[201] ([Evidenztabelle 3]). Die Arbeitsgruppe begutachtete die gefundenen 23 randomisierten Studien von Patienten
nach abdominalchirurgischen Eingriffen unter Einschluss von Patienten mit Lebertransplantation
und Polytrauma. In diesen Studien wurde eine (totale) parenterale Ernährung entweder
mit einer enteralen Ernährung, der Zufuhr von Kristalloiden oder einer normalen Krankenhausernährung
verglichen.
Evidenztabelle 3
Randomisierte kontrollierte Studien zur perioperativen parenteralen Ernährung.
Reference
|
Level of evidence
|
Study design
|
Participants
|
OP
|
Type
|
Results
|
Rating
|
Muggia-Sullam et al. 1985 [149]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 19
|
visceral
|
EN vs. TPN
|
no difference
|
±
|
Adams et al. 1986 [150]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 46
|
trauma
|
EN vs. TPN
|
no difference in rate of complications and nitrogen balance
|
±
|
Bower et al. 1986 [151]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 20
|
visceral
|
EN vs. TPN
|
in both groups adequate nutritional support lower cost for EN
|
–
|
Moore et al.1989 [152]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 59
|
trauma
|
EN vs. TPN
|
less severe infections (17 % of TEN vs. 37 % of TPN), no difference in nitrogen balance
(day 5 TEN – 0.3 ± 1.0 vs. TPN 0.1 ± 0.8 gm/day)
|
–
|
Reilly et al. 1990 [194]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 28
|
visceral – liver transplantation
|
TPN ± BCAA vs. controls
|
better nitrogen balance and shorter LOS in intensive care with TPN, no difference
for enrichment with BCAA
|
+
|
VA 1991[195]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 395
|
malnutrition before laporotomy or non-cardiac thoractomy
|
7 days preoperative and 3 days postoperative TPN vs. controls
|
significantly less non-infectious complications in severe malnutrition (5 % vs. 43 %;
p = 0.03; relative risk 0.12 (95 % CI, 0.02 – 0.91); otherwise no difference
|
±
|
Kudsk et al. 1992 [155]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 98
|
trauma
|
EN vs. TPN
|
EN less infections (pneumonias: EN 11.8 % vs. TPN 31 %, p < 0.02; intra-abdominal
abscess: EN 1.9 % vs. TPN 13.3 %, p < 0.04, and line sepsis: EN 1.9 % vs. TPN 13.3 %,
p < 0.04)
|
–
|
Von Meyenfeldt et al. 1992 [156]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 101
|
visceral
|
Preoperative EN vs. TPN vs. controls
|
less intraabdominal abscesses with weight loss > 10 % in comparison to the malnourished
control group, however TEN vs. TPN comparable
|
+
|
Sandstrom et al. 1993 [138]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 300
|
visceral
|
TPN vs. glucose solution
|
60 % of all patients were able to start eating 8 to 9 days after operation. Patients
on glucose alone during 14 days had a significantly higher mortality rate. Routine
TPN was advantageous in 20 % of unselected patients
|
±
|
Iovinelli et al. 1993 [157]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 48
|
laryngectomy
|
EN vs. TPN
|
no difference in weight, triceps skin folds, mid-arm circumference, albumin, TF reduced
LOS (34 ± 11 days in TPN-group vs. 26 ± 11 days in TF-group; p < 0.05)
|
–
|
Brennan et al. 1994 [196]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 117
|
visceral – pancreas resection
|
TPN vs. controls
|
no benefit – significantly more complications in TPN (p = 0.03)
|
–
|
Dunham et al. 1994 [179]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 37
|
severe polytrauma (ISS ≥ 15)
|
EN vs. TPN vss PN/EN
|
no difference in mortality rates between the groups, but mortality is significantly
related to the nutrition-associated complications (p = 0.01)
|
–
|
Fan et al. 1994 [197]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 124
|
visceral – liver resection
|
oral vs. oral + PN
|
low rate of complications in PN (34 % vs. 55 %; relative risk 0.66 (95 % CI 0.45 – 0.96)
|
+
|
Wicks et al. 1994 [198]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 24
|
visceral – liver transplantation
|
EN vs. TPN
|
no difference in anthropometric parameters, intestinal function and infection rate
|
±
|
Jauch et al. 1995 [199]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 44
|
visceral
|
three groups: hypocaloric glucose or xylitol/sorbitol amino acid solutions vs. NaCl
0.9 %
|
hypocaloric infusions regarding functional proteins and nitrogen-balance more favorable.
No metabolic difference between glucose and xylitol
|
+
|
Baigrie et al. 1996 [159]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 97
|
visceral
|
EN vs. TPN
|
tendency towards less complications in the EN group
|
± safe
|
Reynolds et al. 1997 [163]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 67
|
visceral
|
EN vs. TPN
|
no difference in complications
|
±
|
Sand et al. 1997 [164]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 29
|
gastrectomy
|
EN vs. TPN
|
EN more economical. TPN four times as expensive as EN
|
–
|
Shirabe et al.1997 [165]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 26
|
liver resection
|
EN vs. TPN
|
no significant difference in outcome
|
±
|
Hu et al. 1998 [200]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 40
|
orthopaedics – spine
|
TPN vs. controls
|
significantly lower drop in albumin and prealbumin (p < 0.025; p < 0.006), lower albumin
and prealbumin correlates with the increased risk of pneumonia and urinary tract infections
(p < 0.035), no significant difference in the rate of wound infections
|
+
|
Pacelli et al. 2001 [176]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 241
|
malnutrition – visceral
|
EN vs. PN
|
no difference in the rate of complication and mortality
|
±
|
Bozzetti et al. 2001 [177]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 317
|
malnutrition – visceral
|
EN vs. PN
|
EN: Significantly less complications (EN 34 % vs. PN 49 % [relative risk 0.69; 95 %
CI 0.53 – 0.90; p = 0.005]) and reduced LOS (EN 13.4 days vs. PN 15.0 days [p = 0.009])
|
–
|
Braga et al. 2001 [171]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 257
|
visceral stomach (n = 121), pancreas (n = 110), oesophagus (n = 26)
|
EN vs. PN
|
no difference in the rate of complications, LOS and mortality, EN 4x more economical
|
±
|
Abbreviations: + = indicated benefits; ± = no indicated benefits; – = indicated disadvantages; CI = confidence
interval; BCAA = branched-chain amino acids; EN = enteral nutrition; LOS = length
of hospital stay; PN = parenteral nutrition; TEN = total enteral nutrition; TF = tube
feeding; TPN = total parenteral nutrition
Enterale und parenterale Ernährung wurden in 15 Studien verglichen, von denen 6 signifikante
Vorteile für die enterale Ernährung zeigten, vor allem durch die niedrigere Rate an
infektiösen Komplikationen, einen kürzeren Krankenhausaufenthalt und niedrigere Kosten
(Ib) (siehe auch Kommentar zu 4.1). Kein signifikanter Unterschied wurde in 8 von
15 Studien gefunden, wobei die meisten Autoren dennoch die enterale Ernährung aufgrund
der niedrigeren Kosten favorisieren [152]
[156]
[158]
[169] (Ib).
Mehrere Autoren haben auf mögliche Vorteile der parenteralen Ernährung hingewiesen,
wenn eine eingeschränkte Toleranz zur enteralen Ernährung durch intestinale Dysfunktion
vor allem in der frühen postoperativen Phase besteht [179]. Diese ist dann auch mit einer niedrigeren Energiezufuhr assoziiert. So ist eine
adäquate Energiezufuhr bei limitierter gastrointestinaler Toleranz durch eine parenterale
Ernährung besser zu erreichen [202] (IIa).
Eine Metaanalyse von Braunschweig et al. [191] verglich enterale mit parenteraler Ernährung unter Einschluss von 27 Studien mit
1828 chirurgischen und nichtchirurgischen Patienten. Hier zeigte sich eine signifikant
niedrigere Infektionsrate bei oraler/enteraler Ernährung. Bei mangelernährten Patienten
resultierte aus der parenteralen Ernährung jedoch eine signifikant niedrigere Letalität
mit einer Tendenz zu niedrigeren Infektionsraten. Heyland et al. [203] schlossen 27 Studien in einer Metaanalyse zur parenteralen Ernährung bei chirurgischen
Patienten ein (Ia). Hier konnte ein Einfluss der parenteralen Ernährung auf die Letalität
der chirurgischen Patienten nicht gezeigt werden. Es fand sich jedoch auch hier bei
den parenteral ernährten Patienten eine niedrigere Komplikationsrate. Insgesamt kann
angenommen werden, dass bei Patienten mit normalem Ernährungsstatus im Fall eingeschränkter
oraler und enteraler Kalorienzufuhr (> 60 %) in den ersten 7 – 10 postoperativen Tagen
eine parenterale Ernährung zur Deckung des Energiebedarfs nicht unbedingt erforderlich
ist.
Eine supplementierende parenterale Ernährung (kombinierte Ernährung) ist nicht notwendig,
wenn die erwartete Periode der parenteralen Ernährung unter 4 Tagen liegt. Wenn die
voraussichtliche Dauer zwischen 4 und 7 Tagen liegt, kann die Ernährung hypokalorisch
über einen peripheren Zugang (2 g Glukose und 1 g Aminosäuren pro kg Körpergewicht
pro Tag) verabreicht werden. Berücksichtigt werden muss bei eingeschränkter Flüssigkeitstoleranz
das erforderliche hohe Volumen bei peripher venöser Ernährung.
Noch immer besteht ein Mangel an kontrollierten Daten zur kombinierten Ernährung nach
elektiv chirurgischen Eingriffen. Eine randomisierte kontrollierte Studie nach Ösophagusresektion
zeigte eine signifikant verbesserte Insulinsensitivität und verminderte Glukosespiegel
bei kombinierter Ernährung [204] (Ib). Dhaliwal et al. [205] analysierten 2004 die bis dahin durchgeführten Studien bei kritisch kranken Patienten.
Zwei dieser Studien aus den 80er-Jahren kamen von derselben Arbeitsgruppe und betrafen
Patienten mit schweren Verbrennungen und Trauma. In der Metaanalyse dieser Studien
konnte kein Vorteil für die kombinierte Ernährung bezüglich Letalität, Infektionsrate,
Krankenhausverweildauer und Länge der Beatmungsdauer gezeigt werden. Heyland et al.
[206] raten deswegen in den kanadischen Leitlinien vom Beginn einer kombinierten enteralen
und parenteralen Ernährung bei kritisch kranken Patienten generell ab. Empfohlen wird
die individuelle Entscheidung in Abhängigkeit vom Ausmaß der enteralen Dysfunktion
und Toleranz.
Für kritisch Kranke sind aktuell 3 prospektiv randomisierte multizentrische Studien
erschienen, die der Frage nachgegangen sind, ob bei Patienten mit enteraler Intoleranz
eine parenterale Zufuhr frühzeitig („early“) innerhalb von 4 Tagen oder spät („late“)
nach 7 Tagen erfolgen sollte. Die Ergebnisse sprechen dafür, eine frühzeitige parenterale
Supplementierung bei mangelernährten Patienten und solchen mit voraussichtlich längerem
Intensivaufenthalt spätestens ab Tag 4 zu beginnen [207]
[208]
[209]
[210] (siehe DGEM-Leitlinie „Klinische Ernährung in der Intensivmedizin“).
Bei großen chirurgischen Eingriffen erfolgt zumeist routinemäßig die Platzierung eines
zentralen Venenkatheters. Es ist die Meinung der Expertengruppe, dass bei gegebener
Indikation zur künstlichen Ernährung dieser Zugang auch für die supplementierende
parenterale Substratzufuhr ggf. auch hypokalorisch, genutzt werden sollte. Eine randomisierte
kontrollierte Studie hat gezeigt, dass bei einer hypokalorischen parenteralen Ernährung
bis zu 25 kcal/kg KG und 1,5 g/kg KG Protein pro Tag kein erhöhtes Risiko für Hyperglykämien
und infektiöse Komplikationen besteht, dies jedoch bereits zu einer signifikanten
Verbesserung der Stickstoffbilanz führt [211] (Ib). Die Indikation zur Implantation eines zentralen Venenkatheters mit dem ausschließlichen
Ziel einer künstlichen Ernährung sollte kritisch gestellt werden. Eine Erhöhung der
Energiezufuhr kann auch über eine peripher venöse Lipidzufuhr erreicht werden. Ziel
der supplementierenden parenteralen Ernährung ist die Deckung des Energiebedarfs.
Die indirekte Kalorimetrie ist die einzig validierte Messmethode zur Erfassung des
Ruheenergieumsatzes eines Patienten. Allerdings ist die indirekte Kalorimetrie aufwendig
und steht nicht flächendeckend zur Messung des Ruheenergieumsatzes zur Verfügung.
Daneben stehen auch Näherungsformeln zur rechnerischen Ermittlung des Grundumsatzes
zur Verfügung, die für den Routineeinsatz validiert sind. Dazu zählt z. B. die häufig
zitierte Formel von Harris und Benedict aus dem Jahr 1919, die das Körpergewicht,
die Körpergröße, das Alter und das Geschlecht berücksichtigt und grobe Richtwerte
zur Errechnung des Ruheenergieumsatzes, z. B. 25 kcal/kg KG/Tag. Alle diese Näherungsformeln
bilden jedoch extreme metabolische Situationen und die Stoffwechselsituation von Patienten
mit extremem BMI nur ungenau ab. Hier sollte in Einzelfallabwägung über die Anwendung
einer indirekten Kalorimetrie entschieden werden.
Für kritisch kranke Patienten ist zur Vermeidung von Hyperglykämien eine intensivierte
Insulintherapie empfohlen worden. Die Arbeitsgruppe vertritt die Meinung, dass eine
intensivierte Insulintherapie aufgrund des nicht kalkulierbaren Risikos einer Hypoglykämie
für chirurgische Patienten auf der Normalstation nicht geeignet ist. Im Falle einer
Erhöhung des Glukosespiegels auf > 150 mg% sollte im Fall einer parenteralen Ernährung
die Glukosezufuhr reduziert werden (siehe DGEM-Leitlinie „Besonderheiten der Überwachung
bei künstlicher Ernährung“ [212]).
Bei der parenteralen Ernährung sollten Dreikammerbeutel (all-in-one) den Einzelkomponenten
(Mehrflaschensysteme) vorgezogen werden.
[B (HE); starker Konsens]
Kommentar: In 2 randomisierten kontrollierten Studien sind die Kosten-Nutzen-Vorteile eines
Dreikammerbeutels (all-in-one) gegenüber einem Mehrflaschensystem gezeigt worden [213]
[214] (Ib). In der retrospektiven Analyse einer großen US-Datenbank [215] sind bei Verwendung eines Dreikammerbeutels signifikant weniger Sepsisepisoden nachgewiesen
worden.
Für das Qualitätsmanagement bei der Durchführung einer künstlichen Ernährung können
Standards als SOP empfohlen werden.
[C; starker Konsens]
Kommentar: Die Anwendung von Ernährungsprotokollen und SOPs hat sich als vorteilhaft für die
Sicherstellung der Durchführung der künstlichen Ernährung und das Erreichen des Kalorienziels
gezeigt [216]
[217] (III).
4.2 Gibt es eine Indikation zur parenteralen Supplementierung von Glutamin?
Derzeit sollte die postoperative parenterale Supplementierung mit Glutamin-Dipeptidlösungen
nur bei mangelernährten Patienten durchgeführt werden, die nicht adäquat enteral ernährt
werden können und deswegen einer (sub-)totalen parenteralen Ernährung bedürfen.
[B (BM, HE); starker Konsens]
Kommentar: Es besteht Konsens in der Arbeitsgruppe, dass die in der multizentrischen REDOXS-Studie
bei kritisch Kranken gezeigte erhöhte Letalität in der Glutamingruppe [218] (Ib) nicht den Einsatz bei elektiv chirurgischen Patienten mit postoperativer Intensivüberwachung
betrifft.
Zur parenteralen Supplementierung mit Glutamin-Dipeptid hat die Arbeitsgruppe 9 kontrollierte
randomisierte Studien bei chirurgischen Patienten durchgesehen [219]
[220]
[221]
[222]
[223]
[224]
[225]
[226]
[227] ([Evidenztabelle 4]). Zwei der Studien lagen nur als Abstract vor. Hierbei handelte es sich um nicht
enteral ernährte chirurgische Patienten mit den Endpunkten Morbidität und Letalität.
In 8 der Studien wurden Patienten vor elektiven chirurgischen Eingriffen untersucht,
in einer Studie nach abdominellen Notfalleingriffen. Alle Studien zeigten signifikante
Vorteile der Glutaminsupplementierung, 7 im Hinblick auf die postoperative Verweildauer
und 2 im Hinblick auf die postoperative Morbidität. Dies stimmte mit den Resultaten
einer früheren Metaanalyse elektiv-chirurgischer Patienten überein [228] (Ia). In einer weiteren Metaanalyse von europäischen und asiatischen nicht enteral
ernährten chirurgischen Patienten bestätigten sich die Vorteile der Glutaminsupplementierung
[229] (Ia). Eine signifikante Verbesserung der Erholung der postoperativen Immunfunktion
wurde in 2 Studien mit immunologischen Endpunkten gezeigt [230]
[231]
[232]
[233] (Ib).
Evidenztabelle 4
Randomisierte kontrollierte Studien zur Glutamin-Supplementierung bei parenteraler
Ernährung von chirurgischen Patienten.
Reference
|
Level of evidence
|
Study design
|
Participants
|
Patients
|
Glutamine dosage
|
Results
|
Rating
|
Morlion et al. 1998 [225]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 28
|
visceral-colorectal
|
0.3 g/kg/day alanine-glutamine vs. standard isonitrogen, isocaloric for 5 days postoperatively
|
significantly shorter LOS (6.2 days shorter), improved nitrogen-balance (cumulative
balance over 5 days: – 7.9 ± 3.6 vs. – 23.0 ± 2.6 g nitrogen) and regeneration of
immune defence (improved lymphocyte recovery on day 6 [2.41 ± 0.27 vs. 1.52 ± 0.17
lymphocytes/nL] and improved generation of cysteinyl-leukotrienes from polymorphonuclear
neutrophil granulocytes [25.7 ± 4.89 vs. 5.03 ± 3.11 ng/mL])
|
+
|
Fürst et al. 1999 [220]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 126
|
multicenter:
visceral, thorax
|
0.5 g/kg/day alanine-glutamine vs. standard isonitrogen for 5 days postoperatively
|
significantly lower LOS, no difference in rate of complications
|
+
|
Jacobi et al. 1999 [221]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 34
|
visceral (oesophagus, stomach)
|
0.4 g/kg/day glutamine for 5 days postoperatively
|
glutamine group postoperatively: Lower rate of complications, significantly faster
compensation of HLA-DR expression on monocytes, no general advantage in postoperative
immune function
|
+
|
Jian et al. 1999 [222]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 120
|
multicenter:
visceral
|
0.5 g/kg/day alanine-glutamine vs. standard isonitrogen, isocaloric for 6 days postoperatively
|
significantly lower LOS (12.5 days vs. 16.5 days; p = 0.02)
|
+
|
Powell-Tuck et al.1999 [227]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 168
|
mixed – also visceral
|
supplemention of 20 g/day glutamine vs. standard for the whole period of PN
|
significantly lower LOS only in surgical patients (15.5 days vs. 21.7 days, p < 0.05)
|
+
|
Mertes et al. 2000 [224]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 37
|
visceral
|
0.5 g/kg/day alanine-glutamine vs. standard isonitrogen, isocaloric for 5 days postoperatively
|
significantly lower LOS (12.8 ± 2.6 vs.17.5 ± 6.4 days; p < 0.05)
|
+
|
Karwowska et al. 2000 [223]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 30
|
abdominal aorta surgery
|
0.202 g/kg/day alanine-glutamine vs. standard isonitrogen, isocaloric for 10 days
postoperatively
|
Significantly shorter LOS (12.5 ± 1.2 vs. 15.1 ± 3.0 days, p = 0.005), significantly
better nitrogen balance (POD 2 and 3 [p = 0.001], POD 4 to 7 [p < 0.001], POD 10 [p = 0.01]),
improved regeneration of immune function
|
+
|
Neri et al. 2001 [226]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 33
|
visceral
|
0.3 g/kg/day alanine-glutamine vs. standard isonitrogen, isocaloric for 10 days postoperatively
|
significantly shorter LOS (11.5 ± 2.5 vs. 15 ± 3 days; p < 0.05), significantly better
nitrogen balance
|
+
|
Fuentes Orozco et al. 2004 [219]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 33
|
visceral – secondary peritonitis
|
0.4 g/kg/day alanine-glutamine vs. standard isonitrogen, isocaloric for 10 days postoperatively
|
significantly less infectious complications (4 in study-group vs. 12 in control-group;
p < 0,005)
|
+
|
Albers et al. 2005 [394]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 80
|
newborns and children with OP on intestinal tract
|
0.4 g/kg/d L-glutamine in 2.5 % solution, isonitrogen, isocaloric
|
no significant difference in intestinal permeability, nitrogen balance and outcome
|
±
|
Abbreviations: + = indicated benefits; ± = no indicated benefits; – = indicated disadvantages; LOS = length
of hospital stay; PN = parenteral nutrition; POD = postoperative day
Für gut ernährte chirurgische Patienten nach großen gastrointestinalen Eingriffen
wurden in einer großen randomisierten multizentrischen Studie (n = 428) keine signifikanten
Vorteile für die postoperative Komplikationsrate und die Krankenhausverweildauer bei
den Patienten mit parenteraler Supplementierung mit 0,4 g Dipeptid/kg KG pro Tag vor
der Operation und 5 Tage nach dem Eingriff gefunden [234].
In 3 aktuellen Metaanalysen mit Einschluss von jeweils 14, 16 und 40 prospektiven
randomisierten kontrollierten Studien mit 587, 773 und mehr als 2000 Patienten sind
signifikante Vorteile der Glutaminsupplementierung im Hinblick auf die infektiöse
Morbidität und die Krankenhausverweildauer gezeigt worden [235]
[236]
[237] (Ia). Dennoch verbleibt eine gewisse Unsicherheit. Die methodologische Analyse der
in die Metaanalysen eingegangenen Einzelstudien durch die ÄZQ hat eine erhebliche
Inkonsistenz und Heterogenität der Einzelstudien gezeigt [238]. Dies gilt vor allem für die nicht einheitliche Definition der infektiösen Komplikationen
und Heterogenität bei der Krankenhausverweildauer. Außerdem muss kritisch gesehen
werden, dass die Mehrheit der in die meisten Studien eingeschlossenen Patienten, insbesondere
jene mit kolorektalen Eingriffen, keiner generellen parenteralen Ernährung bedurften.
Aufgrund der aktuellen Studienlage ist aus der heutigen Sicht eine exklusive parenterale
Ernährung für 5 – 7 Tage bei den meisten chirurgischen Patienten ohne komplizierten
Verlauf und insbesondere nach kolorektalen Eingriffen nicht indiziert [1]
[2]. Ob eine parenterale Glutaminzufuhr bei oraler/enteraler Ernährung positive Auswirkungen
haben kann, ist auf der Basis der derzeitigen Daten nicht zu beantworten. Mögliche
günstige Auswirkungen einer kurzfristigen perioperativen Glutamininfusion für eine
Dauer von 72 Stunden mit Beginn 24 Stunden vor der Operation, bedürfen der weiteren
Klärung [230].
4.3 Besteht eine Indikation zur parenteralen Supplementierung von n-3-Fettsäuren?
Derzeit sollte eine parenterale Supplementierung mit n-3-Fettsäuren nur bei mangelernährten
Patienten durchgeführt werden, die nicht adäquat enteral ernährt werden können und
deswegen einer (sub-)totalen parenteralen Zufuhr bedürfen.
[B (BM, HE); starker Konsens]
Kommentar: Eine Metaanalyse von 13 prospektiven randomisierten kontrollierten Studien bei 892
chirurgischen Patienten hat signifikante Vorteile der parenteralen Supplementierung
mit n-3-Fettsäuren im Hinblick auf die postoperative Infektionsrate und die Krankenhausverweildauer
gezeigt [239] (Ia). Dies ist in einer weiteren Metaanalyse mit Einschluss von 23 Studien und 1502
Patienten bestätigt worden [240] (Ia). Die methodologische Prüfung der Metaanalyse und der Einzelstudien hat ein
Fehlen homogener Kriterien für die Definition von infektiösen Komplikationen und eine
beträchtliche Heterogenität bei der Krankenhausverweildauer gezeigt [238]. Es muss außerdem kritisiert werden, dass die meisten Studien in der Mehrheit Patienten
nach kolorektalen Operationen eingeschlossen haben, bei denen aus heutiger Sicht eine
parenterale Ernährung nicht indiziert war. Aufgrund dieser methodologischen Probleme
der Einzelstudien erhält die Empfehlung den Empfehlungsgrad B. Die möglichen Vorteile
einer präoperativen 3-tägigen Infusion von n-3-Fettsäuren bedürfen weiterer Klärung
[241] (Ib).
4.4 Wann ist eine präoperative künstliche Ernährung indiziert?
Patienten mit schwerem metabolischem Risiko sollen vor der Operation eine Ernährungstherapie
erhalten, selbst wenn die Operation verschoben werden muss.
[A (BM); Konsens]
Kommentar: Mit dem Ziel einer Senkung der postoperativen Komplikationsrate ist beim Vorliegen
einer Mangelernährung in mehreren prospektiv randomisierten Studien der Nutzen einer
präoperativen künstlichen Ernährung gezeigt [147]
[156]
[195]
[201] (Ib) und durch 2 Metaanalysen belegt worden [203]
[242] (Ia). Hierbei wurden die Patienten für eine Dauer von mindestens 7 – 10 Tagen präoperativ
künstlich ernährt.
Von der ESPEN ist 2006 das schwere metabolische Risiko bei Vorliegen eines der folgenden
Kriterien definiert worden:
-
Gewichtsverlust > 10 – 15 % innerhalb von 6 Monaten
-
BMI < 18,5 kg/m2
-
SGA Grad C oder NRS 2002 > 3
-
Serumalbumin < 30 g/L (Ausschluss einer Leber- oder Niereninsuffizienz)
Diese Parameter reflektieren sowohl den Ernährungsstatus als auch die krankheitsassoziierte
Katabolie.
Die Arbeitsgruppe beurteilt in Übereinstimmung mit der Literatur die Hypoalbuminämie
als evidenzbasierten prognostischen Faktor bei chirurgischen Patienten [137]
[243]. Diese ist jedoch mehr Ausdruck der Krankheitsschwere und der krankheitsassoziierten
Katabolie als des Ernährungsstatus. Auch neuere Daten bestätigen die prognostische
Bedeutung des Serumalbumins für das Entstehen postoperativer Komplikationen [139]
[244]
[245].
Sehr aktuell haben Kuppinger et al. [57] bei Patienten mit abdominalchirurgischen Eingriffen die verminderte Nahrungsaufnahme
in der Woche vor der stationären Aufnahme in ihrem Patientengut als einzigen unabhängigen
Risikofaktor für das Entstehen postoperativer Komplikationen herausgearbeitet.
Die Höhe des präoperativen Gewichtsverlustes und des Serumalbuminspiegels zeigten
in der Untersuchung von Pacelli et al. [246] bei 145 Patienten mit Gastrektomie oder subtotaler Magenresektion keinen signifikanten
Einfluss auf das Entstehen postoperativer Komplikationen (IIa). Bei genauerer Betrachtung
der Daten zeigt sich jedoch, dass die so definierten Risikopatienten prozentual mehr
postoperative Komplikationen aufwiesen. Die Studie war für diese Fragestellung statistisch
nicht ausgelegt. Diese Studiendaten zeigen jedoch, dass die Zahl von Patienten mit
Magenkarzinom und kritischem Gewichtsverlust oder erniedrigtem Serumalbumin unter
20 % liegen dürfte.
Zum Vergleich einer parenteralen und enteralen Ernährung präoperativ liegen nur wenig
kontrollierte Daten vor.
In einer prospektiven randomisierten kontrollierten Studie konnte kein klarer Vorteil
einer präoperativen parenteralen Ernährung gezeigt werden [156]. Die Metaanalyse von Braunschweig aus randomisierten Studien [191] spricht für die parenterale Ernährung bei mangelernährten Patienten, da eine signifikant
niedrigere Letalität mit Tendenz zu niedrigeren Infektionsraten bei den mangelernährten
Patienten mit parenteraler Ernährung beobachtet wurde (siehe auch 4.1). Heyland et
al. [203] (Ia)haben in ihrer Metaanalyse einen günstigen Einfluss der parenteralen Ernährung
auf die Senkung der Komplikationsrate nur bei den mangelernährten Patienten gezeigt
(siehe auch 4.1). Jie et al. [247] haben eine aktuelle Serie von 1085 Patienten mit Nutritional Risk Screening (NRS-2002)
vor abdominalchirurgischer Operation vorgestellt (IIa). 512 Patienten waren nach dem
NRS Risikopatienten. Diese erhielten aufgrund der Erfahrung des Chirurgen ohne Kenntnisse
über den NRS enterale oder parenterale Ernährung für 7 Tage präoperativ. Unterschiede
in der Infektionsrate und der Krankenhausverweildauer wurden bei Patienten mit einem
NRS von 3 und 4 im Fall einer präoperativen Ernährung nicht gefunden. Von 120 Patienten
mit einem NRS von mehr als 5 profitierten diejenigen, welche eine präoperative Ernährung
erhielten: signifikant niedrigere Komplikationsrate (25,6 vs. 50,6 %, p = 0,008) und
kürzere Krankenhausverweildauer (13,7 ± 7,9 vs. 17,9 ± 11,3 Tage; p = 0,018). Aufgrund
der Daten empfiehlt die Arbeitsgruppe, die orale oder enterale Supplementierung, wann
immer möglich, zu bevorzugen. Auch für den Fall einer zur Deckung des Kalorienbedarfs
notwendigen parenteralen Ernährung, wie bei einer Stenose im oberen Gastrointestinaltrakt,
sollte die orale Kalorienzufuhr z. B. durch Trinknahrung erhalten bleiben.
4.4.1 Wann besteht die Indikation zur präoperativen oralen Nahrungssupplementierung/enteralen
Ernährung?
Wann immer möglich und durchführbar, soll oral ernährt werden.
[A (BM, HE, PC); starker Konsens]
Da sehr viele Patienten ihren Energiebedarf in der präoperativen Phase durch eine
normale Ernährung nicht adäquat decken, kann unabhängig vom Ernährungsstatus das Angebot
von Trinknahrung empfohlen werden.
[C; starker Konsens]
Mangelernährte Tumorpatienten und solche mit Hochrisiko sollen vor großen abdominalchirurgischen
Eingriffen Trinknahrung erhalten.
[A (BM, HE); starker Konsens]
Immunmodulierende Diäten (Arginin, n-3-Fettsäuren und Nukleotide) sollten vorgezogen
werden.
[B (BM, HE); starker Konsens]
Die Einnahme kann für 5 – 7 Tage empfohlen werden.
[C; starker Konsens]
Eine präoperative Supplementierung mit Trinknahrung oder enteraler Ernährung sollte
vorzugsweise vor der Krankenhausaufnahme begonnen werden, um den Krankenhausaufenthalt
nicht unnötig zu verlängern und das Risiko für eine nosokomiale Infektion zu verringern.
[KKP; starker Konsens]
Kommentar:
Orale Nahrungssupplementierung durch Trinknahrung (orale bilanzierte Diät)/enterale
Ernährung
Unabhängig vom Ernährungsstatus wurde die präoperative Einnahme von Trinknahrung als
eine Standardproteindiät bei allgemeinchirurgischen Patienten in 3 kontrollierten
randomisierten Studien untersucht [169]
[173]
[248] (Ib). Während 2 Studien keinen signifikanten Unterschied im Outcome zeigten, konnte
Smedley et al. [173] eine signifikante Reduktion der Rate an geringen Komplikationen beobachten. Außerdem
führte die postoperative Fortsetzung der präoperativ begonnenen Einnahme von Trinknahrung
zu einer Verminderung des postoperativen Gewichtsverlustes ([Evidenztabelle 6]).
Es muss kritisch diskutiert werden, dass viele der in die Studien eingeschlossenen
Patienten, mit Resektionen wegen eines kolorektalen Karzinoms keine Risikopatienten
waren.
Dies könnte eine Erklärung sein, warum die Metaanalyse dieser Studien [249] (Ia) keinen signifikanten Nutzen zeigte.
Bemerkenswert ist, dass Burden et al. [248] bei den Patienten mit Gewichtsverlust eine signifikante Verminderung der Rate an
Wundinfektionen laut der Definition nach Buzby zeigten. Da sehr viele Patienten ihren
Energiebedarf präoperativ durch die normale Ernährung nicht decken, ist es der Konsens
der Arbeitsgruppe, diese Patienten unabhängig vom Ernährungsstatus zur präoperativen
Einnahme oraler Trinknahrung zu motivieren.
Immunonutrition
Die präoperative Einnahme von immunmodulierender Trinknahrung, angereichert mit immunmodulierenden
Substraten (Arginin, n-3-Fettsäuren und Ribonukleotiden) für 5 – 7 Tage, reduziert
die postoperative Morbidität und die Länge der Krankenhauverweildauer nach großen
abdominellen Tumoreingriffen [250]
[251]
[252]
[253] (Ib). Mangelernährte Patienten scheinen davon besonders zu profitieren [254] (Ib). Für mangelernährte onkologische Patienten haben die Leitlinien der American
Society of Parenteral and Enteral Nutrition (ASPEN) eine starke Empfehlung bestätigt
[255]. Mit Bezug auf die immunmodulierenden Substrate sind die meisten randomisierten
Studien mit Arginin, n-3-Fettsäuren und Ribonukleotiden in gleicher Dosierung durchgeführt
worden. Keine zusätzlichen Vorteile wurden in einer randomisierten kontrollierten
Studie bei kardiochirurgischen Hochrisikopatienten unter zusätzlicher Supplementierung
mit Glyzin gezeigt [256]. In der prospektiv kontrollierten Studie von Gianotti et al. [257] (Ib) wurden 305 gastrointestinale Tumorpatienten ohne schwere Mangelernährung zum
Erhalt einer präoperativen oder perioperativen Ernährung mit der immunmodulierenden
Diät randomisiert. In beiden Gruppen wurden eine signifikant verminderte infektiöse
Komplikationsrate und eine verminderte Krankenhausverweildauer beobachtet. Jedoch
gab es in dieser Studie lediglich eine Kontrollgruppe ohne zusätzliche Ernährung.
Eine Kontrollgruppe mit Gabe einer enteralen Standardnahrung fehlte. Deshalb kann
argumentiert werden, dass die beobachteten Effekte auch mit einer Standardnahrung
erreichbar gewesen wären.
In weiteren randomisierten kontrollierten Studien mit Patienten nach großen abdominellen
Tumoreingriffen konnten keine Vorteile bei ausschließlicher Gabe der immunmodulierenden
Diät nach der Operation gezeigt werden [258]
[259] (Ib). Deswegen geht die Expertengruppe davon aus, dass der größte Nutzen in der
präoperativen Phase erreicht wird. Sowohl in der Analyse einer US-amerikanischen Datenbank
als auch durch die Studie von Braga et al. [260] (IIa) konnte der günstige Kosten-Nutzen-Effekt der Immunonutrition gezeigt werden.
Für gut ernährte Patienten kann ab einer Infektionsrate von 0,91 %, für mangelernährte
Patienten > 3,31 % bereits eine Kostenersparnis erwartet werden [261] (III). Es besteht immer noch ein Mangel an gut konzipierten randomisierten kontrollierten
Studien mit Fokussierung auf homogene Kollektive mit großen abdominellen chirurgischen
Tumoreingriffen.
Eine prospektive randomisierte kontrollierte Studie (n = 244) mit präoperativer enteraler
Immunonutrition (Arginin, n-3-Fettsäuren und Ribonukleotiden) vs. einer normalen Krankenhauskost
für 5 Tage ergab bei gut ernährten Magenkarzinompatienten vor elektiver Gastrektomie
keine klinischen Vorteile [262] (Ib). In einer doppelblinden randomisierten Studie von Hübner et al. [263] (Ib) wurde der Einfluss einer präoperativen Immunonutrition bei chirurgischen Patienten
ab einem NRS ≥ 3 untersucht. Auch hier konnten keine Vorteile in der Interventionsgruppe
beobachtet werden.
Kürzlich untersuchten Sultan et al. [264] (Ib) 195 Patienten mit Ösophagus- und Magenkarzinomen in 3 Gruppen: n-3-Fettsäuren-supplementierte
enterale Ernährung vs. standardenterale Ernährung für 7 Tage vor und nach Operation
vs. eine ausschließlich postoperative Supplementierung. Kein Unterschied fand sich
in den Gruppen in Morbidität, Letalität und Krankenhausverweildauer. Auch die HLA-DR-Expression
auf Monozyten oder die aktivierten T-Lymphozyten als Surrogatparameter für die Immunabwehr
waren ohne Unterschied. In einer weiteren Studie zum perioperativen Einsatz der immunmodulierenden
Nahrung für 3 Tage vor und nach dem Eingriff wurde für die Interventionsgruppe ein
signifikanter Anstieg bei der totalen Lymphozytenrate an Tag 3 und 5 sowie eine Verschiebung
zur B-Zellproliferation an Tag 5 und 7 gezeigt [265] (Ib).
Eine Metaanalyse von 6 prospektiven randomisierten kontrollierten Studien mit Einschluss
von 628 Patienten mit Operationen von Ösophagus und Magen konnte keine Konsistenz
in den klinischen Outcomeparametern bei enteraler Immunonutrition zeigen [266] (Ia). Während diese Metaanalyse als Ergebnis den Einsatz der Immunonutrition bei
diesen Patienten nicht rechtfertigt, muss der Einschluss von methodologisch schwachen
Studien kritisiert werden. Zusätzlich sind die Heterogenität bei Verwendung verschiedener
immunmodulierender Nahrungen zu nennen sowie die nicht einheitliche peri-, prä- und
postoperative Applikation. Zusätzlich waren 3 der Studien zum Zeitpunkt der Gabe („Timing“)
für die Beurteilung klinischer Outcomeparameter nicht ausgelegt.
In einer Cochrane-Metaanalyse von 6 qualitativ hochwertigen Studien bei Patienten
mit gastrointestinalen Operationen [249] zeigte sich durch die Immunonutrition ein signifikanter Vorteil bei der postoperativen
Komplikationsrate. Die Autoren selbst stehen einer allgemeinen Empfehlung jedoch zurückhaltend
gegenüber [249].
Es bleibt offen, ob zukünftige Studien auf die Kombination von metabolischer und immunologischer
Konditionierung mit gemischten Substanzen zielen sollen oder auf eine reine „Pharmakonutrition“
mit Einzelsubstanzen. In jedem Fall muss ein solches Konzept in ein ERAS-Protokoll
integriert werden.
4.4.2 Wann ist eine präoperative parenterale Ernährung indiziert?
Eine präoperative parenterale Ernährung soll bei Patienten mit schwerem metabolischem
Risiko erfolgen, wenn eine adäquate Energiezufuhr über die enterale Gabe nicht gewährleistet
werden kann.
[A (BM); starker Konsens]
Kommentar: Die Vorteile einer präoperativen parenteralen Ernährung für 7 – 14 Tage sind nur
evident bei Patienten mit schwerer Mangelernährung vor großen gastrointestinalen Eingriffen
[195]
[201].
Wenn eine parenterale Ernährung für 10 Tage präoperativ durchgeführt und postoperativ
9 Tage fortgeführt wird, ist die Komplikationsrate signifikant um 30 % niedriger mit
Tendenz zur Reduktion der Letalität [201] (Ib). Zur Definition des schweren metabolischen Risikos s. o..
Durch parenterale Ernährung kann eine Erholung der physiologischen Funktion und des
Körpergesamtproteins innerhalb von 7 Tagen erwartet werden. Zu einer weiteren signifikanten
Verbesserung kommt es jedoch auch noch in der zweiten Woche [267] (IIa).
Es gibt keine kontrollierten Studien, welche eine präoperative parenterale Ernährung
für 7 Tage mit der Dauer von 10 – 14 Tagen vergleichen. Während die ASPEN-Leitlinien
die Durchführung der parenteralen Ernährung für 7 Tage [268] empfehlen, vertritt die Arbeitsgruppe die Meinung, dass bei Patienten mit schwerem
metabolischem Risiko der potenzielle Nutzen einer weiteren Erholung und Konditionierung
des Patienten die präoperative Verlängerung der Krankenhausverweildauer auf 10 – 14
Tage rechtfertigt.
Eine kürzlich veröffentlichte Cochrane-Analyse zur präoperativen parenteralen Ernährung
bei Patienten mit gastrointestinalen Operationen zeigte eine signifikante Reduktion
der Komplikationen von 45 auf 28 % [249] (Ia). Diese Autoren diskutierten einen Bias, da 3 der eingeschlossenen Studien mehr
als 20 Jahre alt waren. Unklar ist, warum 2 wichtige Studien [195]
[201] nicht eingeschlossen wurden.
Der früh postoperative Anstieg der Entzündungsmediatoren IL-6 und IL-8 fällt signifikant
höher aus, wenn anstatt enteral parenteral ernährt wird [269] (Ib). Es muss bei einer parenteralen Ernährung eine mögliche Erweiterung des Extrazellulärraums
beachtet werden. Hiermit können ein Absinken der Serumalbuminkonzentration und ein
Anstieg der Rate pulmonaler Komplikationen einhergehen [270] (Ib).
Die parenterale Gabe von Glukose sollte bei Patienten, die nicht enteral ernährt werden
können, in der Nacht vor der Operation erfolgen, da positive Effekte auf die postoperative
Stressreaktion nach parenteraler Infusion von 1,5 – 2 g/kg KG Glukose und 1 g/kg KG
Aminosäuren 16 – 20 Stunden vor der Operation gezeigt worden sind [103] (s. Empfehlung 3).
5 Postoperative Ernährung
5 Postoperative Ernährung
5.1 Welche Patienten profitieren von einer frühen postoperativen Sondenernährung?
Eine frühzeitige Sondenernährung (Beginn: innerhalb von 24 Stunden) soll bei den Patienten
begonnen werden, bei denen eine frühe orale Ernährung nicht möglich ist. Dies gilt
besonders für
-
Patienten mit großen Kopf- und Hals- sowie gastrointestinalen Eingriffen wegen eines
Tumors [A (BM); starker Konsens]
-
Patienten mit schwerem Polytrauma einschließlich Schädel-Hirn-Trauma [A (BM); starker Konsens]
-
Patienten mit manifester Mangelernährung zum Operationszeitpunkt [A (BM); starker Konsens]
-
Patienten, bei denen die orale Zufuhr voraussichtlich für mehr als 10 Tage unter 60 – 75 %
bleiben wird [C; starker Konsens]
Kommentar: Aktuelle Daten einer randomisierten kontrollierten Studie bestätigen, dass die frühzeitige
orale Ernährung auch bei Patienten nach partieller und totaler Magenresektion durchgeführt
werden kann [3]
[119] (Ib). Eine weitere prospektive randomisierte kontrollierte Studie zeigte, dass eine
nasojejunale Sonde bei Patienten nach Gastrektomie nicht notwendig ist und auch keine
Vorteile für die Länge der Krankenhausverweildauer bringt [118] (Ib). Nur begrenzt sind kontrollierte Daten verfügbar für Patienten nach Ösophagusresektion.
Eine prospektive randomisierte kontrollierte Studie bei Patienten nach totaler Laryngektomie
mit primärem pharyngealem Verschluss zeigte, dass der Beginn einer oralen Ernährung
am ersten Tag sicher war [271] (Ib).
Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren, Ösophaguskarzinomen, Magen- und Pankreaskarzinomen
weisen durch die Tumorerkrankung per se ein erhöhtes metabolisches Risiko auf [19]
[22]
[23]
[24]
[31]
[36]
[38]
[39]
[136] (siehe DGEM-Leitlinie „Klinische Ernährung in der nichtchirurgischen Onkologie“).
Erhöht ist auch das Risiko für die Entstehung septischer Komplikationen [19]
[22]
[23]
[24]
[39]
[136]
[272]
[273]. Postoperativ ist die orale Nahrungsaufnahme häufig durch Schwellung, Verlegung
oder verzögerte Magenentleerung behindert, sodass eine Deckung des Kalorienbedarfs
oral nicht möglich ist.
Polytraumapatienten haben auch bei normalem Ernährungsstatus ein hohes Risiko für
die Entwicklung septischer Komplikationen und eines Multiorganversagens. Zur Reduktion
septischer Komplikationen soll eine frühzeitige enterale Ernährung erfolgen [152] (Ib), [66] (Ia), [155] (Ib), und dies möglichst innerhalb von 24 h, um auch einen günstigen Einfluss auf
das Entstehen des Multiorganversagens zu nehmen [274]. Für Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma ist die frühzeitige enterale Ernährung mit
einer geringeren Infektionsrate assoziiert und eine günstige Tendenz in Richtung Überleben
und Rehabilitation gezeigt worden [275] (Ia).
5.2 Welche Sondennahrungen sollten eingesetzt werden?
Bei den meisten Patienten kann eine Standardnahrung mit einer adäquaten Menge an Proteinen
ausreichend sein. Bei erhöhtem Risiko für Sondenobstruktion und Infektionen kann der
Einsatz von selbst hergestellten Nahrungen zur Sondenernährung nicht empfohlen werden.
[C; starker Konsens]
Der Einsatz einer immunmodulierenden Nahrung (angereichert mit Arginin, n-3-Fettsäuren
und Ribonukleotiden) sollte bei
erfolgen.
[B (BM, HE); starker Konsens]
Wann immer möglich, sollte mit der Supplementierung vor der Operation begonnen werden
[B; starker Konsens] und diese postoperativ für 5 – 7 Tage auch nach unkomplizierten Eingriffen fortgesetzt
werden [C; starker Konsens].
Kommentar: Die meisten Patienten können adäquat mit einer Standardnahrung versorgt werden. Dies
gilt auch für den Fall eines direkten Zugangs zum Dünndarm durch Feinnadelkatheterjejunostomie.
Die Gabe einer Oligopeptiddiät ist nicht erforderlich.
Die verfügbaren Daten von mehreren randomisiert kontrollierten Studien zum Nutzen
einer immunmodulierenden Sondennahrung mit Arginin, n-3-Fettsäuren und Ribonukleotiden
mit und ohne Glutamin [276]
[277]
[278]
[279]
[280]
[281]
[282]
[283]
[284]
[285]
[286]
[287]
[288] (Ib) zeigen klinische Vorteile. In manchen dieser Studien gibt es keinen klaren
Unterschied zwischen kritisch Kranken und elektiv chirurgischen Patienten auf der
Intensivstation (siehe DGEM-Leitlinie „Klinische Ernährung in der Intensivmedizin“).
Elf Metaanalysen haben bei allgemeinchirurgischen und Traumapatienten eine verminderte
Rate postoperativer Komplikationen und nachfolgend eine Verkürzung der Krankenhausverweildauer
gezeigt, eine weitere Metaanalyse auch für Kopf-Hals-Tumorpatienten [289]
[290]
[291]
[292]
[293]
[294]
[295]
[296]
[297]
[298]
[299] (Ia). Eine sehr aktuelle Metaanalyse schließt 26 prospektive randomisierte kontrollierte
Studien mit insgesamt 2496 Patienten ein [298]. Die methodologische Analyse der Metaanalysen [293]
[294]
[295]
[296] und der Einzelstudien durch die ÄZQ ergab jedoch Vorbehalte gegenüber einer starken
Empfehlung zum Einsatz der immunmodulierenden Formel. Dies ist der Heterogenität der
Einzelstudien mit unterschiedlicher Applikation und dem Fehlen homogener Kriterien
für die Definition von Komplikationen und Krankenhausverweildauer zuzuschreiben [238]. Drei randomisiert kontrollierte Studien zeigten den Nutzen einer postoperativen
Immunonutrition sowohl bei mangelernährten [254] als auch bei gut ernährten Patienten mit gastrointestinalen Karzinomen [250]
[251] (Ib). Bei Patienten mit Magenresektion wegen eines Karzinoms führte die frühzeitige
postoperative Immunnutrition zu signifikant weniger Wundheilungsproblemen, Nahtbrüchen
und Infektionen [300] (Ib).
Während die Metaanalysen von Marimuthu et al. [298] bei ausschließlich postoperativer Gabe der Immunonutrition signifikante Vorteile
auf die Rate infektiöser und nicht infektiöser Komplikationen sowie die Krankenhausverweildauer
zeigte, ist dies in aktuellen randomisierten klinischen Studien bei Patienten nach
großen abdominalchirurgischen Eingriffen nicht gezeigt worden [258]
[259] (Ib). In der Metaanalyse von Osland et al. [299] haben sich die Vorteile sowohl für die perioperative als auch die postoperative
Gabe gezeigt. So ist die Frage des optimalen Zeitraums der Gabe nicht klar beantwortet.
Die Arbeitsgruppe ist der Auffassung, dass günstigerweise mit der Gabe bereits präoperativ
begonnen werden sollte (siehe Empfehlung 20).
Eine US-amerikanische Datenbank [261] (IIb) sowie die Daten von Braga et al. [260] (IIb) haben die Kosteneffektivität der immunmodulierenden Diäten sowohl für gut
ernährte als auch für mangelernährte Patienten gezeigt.
Die Langzeitbeobachtung über 10 Jahre von 32 Patienten mit Kopf- und Halstumoren,
die perioperativ eine argininangereicherte Diät erhalten hatten, zeigte für die Interventionsgruppe
ein signifikant besseres Langzeit- und tumorspezifisches Überleben sowie signifikant
weniger lokoregionäre Tumorrezidive [301] (Ib).
Obwohl sich in mehreren prospektiven randomisierten kontrollierten Studien bei kritisch
kranken Patienten, besonders solche mit Polytrauma und Verbrennungen, Vorteile für
die Anreicherung einer enteralen Diät mit Glutamin gezeigt haben [302]
[303]
[304]
[305] (Ib), liegen derzeit keine guten Daten für Patienten nach großen abdominalchirurgischen
Eingriffen oder Kopf- und Halseingriffen vor.
Für die enterale Gabe von Synbiotika mit Laktobazillen und Ballaststoffen sind in
mehreren randomisierten klinischen Studien signifikante Vorteile mit niedrigerer Rate
an Infektionen sowohl für Patienten nach großen abdominalchirurgischen Eingriffen
(Pankreas und hepatobiliären Resektionen sowie Lebertransplantationen) als auch für
Patienten mit Polytrauma gezeigt worden [306]
[307]
[308]
[309]
[310]
[311]
[312]
[406]
[407]
[408]
[409]
[410]
[411]
[412] ([Evidenztabelle 5]) (Ib). Ein klinischer Unterschied in Abhängigkeit von der Gabe lebender versus hitzeabgetöteter
Laktobazillen [307]
[308]
[309] (Ib) konnte nicht beobachtet werden. Neben der Verminderung der Rate infektiöser
Komplikationen haben Kanazawa et al. [310] bei Patienten mit Gallengangkarzinomen und hepatobiliären Resektionen signifikante
Vorteile im Hinblick auf die Notwendigkeit und Dauer einer Antibiotikatherapie sowie
die Krankenhausverweildauer gezeigt [311]
[312] (Ib) ([Evidenztabelle 5]).
Evidenztabelle 5
Randomisierte kontrollierte Studien zum Einsatz von Probiotika bei der enteralen Ernährung
chirurgischer Patienten.
Reference
|
Level of evidence
|
Study design
|
Disease
|
Participants
|
Application period
|
Treatment arms
|
Route
|
Infections
|
Statistical significance
|
Mortality
|
Statistical significance
|
Rating
|
Rayes et al. 2002 [307]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
liver trans-plantation
|
n = 95
|
7 days postoperatively
|
-
synbiotics + enteral nutrition
-
inactivated probiotics + prebiotics + enteral nutrition
-
selective bowel decontamination
|
nasojejunal
|
1. 4/31 (13 %)
2. 11/32 (34 %)
3. 15/32 (48 %)
|
p = 0.017
|
0 %
|
n. a.
|
+
|
Rayes et al. 2005 [308]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
liver transplantation
|
n = 66
|
14 days postoperatively
|
-
synbiotics + enteral nutrition
-
prebiotics + enteral nutrition
|
oral/nasojejunal
|
1. 1/33 (3 %)
2. 16/33 (48 %)
|
p < 0.05
|
0 %
|
n. a.
|
+
|
Eguchi et al. 2011 [406]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
liver donor, liver transplantation
|
n = 50
|
2 days preoperatively to 14 days postoperatively
|
-
synbiotics
-
none
|
oral/tube jejunostomy
|
1. 1/25 (4 %)
2. 6/25 (24 %)
|
p = 0.033
|
0 %
|
n. a.
|
+
|
Rayes et al. 2002 [407]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
abdominal surgery
|
n = 90
|
5 days postoperatively
|
-
probiotics + enteral nutrition
-
inactivated probiotics + enteral nutrition
-
total parenteral nutrition + enteral nutrition
|
nasojejunal
|
1. 3/30 (10 %)
2. 3/30 (10 %)
3. 9/30 (30 %)
|
p = 0.01
|
n. a.
|
n. a.
|
+
|
McNaught et al. 2002 [408]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
abdominal surgery
|
n = 129
|
9 days (median) preoperatively to 5 days (median) postoperatively
|
-
probiotics
-
standard treatment
|
oral
|
1. 7/53 (13 %)
2. 10/65 (15 %)
|
n.s.
|
1. 7/64 (11 %)
2. 2/65 (3 %)
|
n.s.
|
±
|
Anderson et al. 2004 [409]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
abdominal surgery
|
n = 137
|
12 days (median) preoperatively to 5 days (median) postoperatively
|
-
synbiotics
-
placebo capsules + sucrose powder
|
oral
|
1. 20/65 (31 %)
2. 23/72 (32 %)
|
n.s.
|
1. 9/72 (13 %)
2. 5/65 (8 %)
|
n.s.
|
±
|
Nomura et al. 2007 [410]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
pancreato-duodenectomy
|
n = 70
|
perioperatively
|
-
probiotics
-
placebo
|
nasogastral
|
1. 7/30 (23 %)
2. 18/34 (53 %)
|
p = 0.02
|
n. a.
|
n. a.
|
+
|
Rayes et al. 2007 [309]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
pancreato-duodenectomy
|
n = 80
|
1 day preoperatively to 8 days postoperatively
|
-
synbiotics + enteral nutrition
-
prebiotics + enteral nutrition
|
oral/nasojejunal
|
1. 5/40 (13 %)
2. 16/4 (40 %)
|
p = 0.005
|
n. a.
|
n. a.
|
+
|
Kanazawa et al. 2005 [310]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
hepato-biliary resection
|
n = 44
|
14 days postoperatively
|
-
synbiotics + enteral nutrition
-
enteral nutrition
|
jejunal
|
1. 4/21 (19 %)
2. 12/23 (52 %)
|
p < 0.05
|
1. 0/21 (0 %)
2. 0/23 (0 %)
|
n. a.
|
+
|
Sugawara et al. 2006 [311]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
hepato-biliary resection
|
n = 81
|
-
14 days preoperatively to 14 days postoperatively
-
14 days postoperatively
|
-
synbiotics + enteral nutrition (only postoperative)
-
synbiotics + enteral nutrition
|
oral/jejunal
|
1. 5/41 (12 %)
2. 12/40 (30 %)
|
p < 0.05
|
1. 0/40 (0 %)
2. 0/41 (0 %)
|
n. a.
|
+
|
Usami 2011 et al. [312]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
hepatic resection
|
n = 61
|
14 days preoperatively to 11 days postoperatively
|
-
synbiotics (Bifidob., Lactob.)
-
none
|
oral
|
1. 0/32 (0 %)
2. 5/29 (17 %)
|
p < 0.05
|
1. 0 %
2. 0 %
|
n. a.
|
+
|
Falcao de Arruda et al. 2004 [316]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
brain injury
|
n = 20
|
6 – 14 days
|
-
probiotics + glutamine + enteral nutrition
-
enteral nutrition
|
nasoenteral
|
1. 5/10 (50 %)
2. 10/10 (100 %)
|
p = 0.03
|
1. 0/10 (0 %)
2. 0/10 (0 %)
|
n.s.
|
+
|
Kotzampassi et al. 2006 [306]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
severe multiple trauma
|
n = 65
|
15 days
|
-
synbiotics + enteral nutrition
-
maltodextrin + enteral nutrition
|
PEG or nasogastral
|
1. 63 %
2. 90 %
|
p = 0.01
|
1. 5/35 (14 %)
2. 9/30 (30 %)
|
n.s.
|
+
|
Spindler-Vesel et al. 2007 [411]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
severe multiple trauma
|
n = 113
|
from ICU admission
|
-
synbiotics + enteral nutrition
-
enteral nutrition (glutamine)
-
enteral nutrition (fermentable fibers)
-
enteral nutrition (peptides)
|
nasogastral
|
1. 5/26 (19 %)
2. 16/32 (50 %)
3. 17/29 (59 %)
4. 13/26 (50 %)
|
p = 0.021
|
n. a.
|
n. a.
|
+
|
Giama-rellos-Bourboulis et al. 2009 [412]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
multiple injuries
|
n = 72
|
15 days
|
-
synbiotics (Synbiotic 2000 forte)
-
placebo
|
–
|
Sepsis: 1. 14 %
2. 36 %
VAP:
1. 14 %
2. 33 %
|
p = 0.028
p = 0.047
|
n. a.
|
n. a.
|
+
|
Abbreviations: + = indicated benefits; ± = no indicated benefits; – = indicated disadvantages; ICU = Intensive
Care Unit, n. a. = not applicable; n.s. = not significant; PEG = percutaneous endoscopic
gastrostomy; VAP = ventilator-associated pneumonia
Eine Metaanalyse von 13 randomisierten klinischen Studien mit 962 Patienten hat für
den Einsatz von Probiotika und Synbiotika bei elektiv chirurgischen Patienten eine
Reduktion der postoperativen Sepsis (p = 0,03 bzw. p = 0,02) ergeben [313] (Ia). Für Traumapatienten hat eine Metaanalyse von 5 Studien mit 281 Patienten signifikante
Vorteile für die Reduktion der Rate an nosokomialen Infektionen (p = 0,02), der Rate
ventilatorassoziierter Pneumonien (3 Studien; p = 0,01) und der Intensivliegedauer
(2 Studien; p = 0,001) gezeigt. Ein Einfluss auf die Letalität bestand nicht [314] (Ia). Die Autoren weisen auf die erhebliche Heterogenität der Studiendesigns hin.
In einer danach erschienenen Studie konnten bei älteren Patienten über 70 Jahren nach
gastrointestinalen Eingriffen erneut, jedoch nicht signifikante Vorteile mit einer
niedrigeren Inzidenz postoperativer Infektionen in der Synbiotikagruppe gezeigt werden
[315] (Ib).
Für Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma wurden in einer prospektiven randomisierten
kontrollierten Studie signifikante Vorteile bei Gabe einer Formel mit Glutamin und
Probiotika im Hinblick auf die Infektionsrate und die Verweildauer auf der Intensivstation
gezeigt [316] (Ib).
Die Frage der am besten geeigneten Probiotikaspezies ist noch nicht geklärt. Weitere
klinische Studien mit hoher Patientenzahl sind notwendig.
5.3 Wie soll die Sondenernährung postoperativ erfolgen?
Die Platzierung einer nasojejunalen Sonde oder einer Feinnadelkatheterjejunostomie
(FKJ) sollte routinemäßig bei allen Patienten mit Indikation zur Sondenernährung und
besonders nach großen gastrointestinalen Eingriffen im Oberbauch sowie nach Pankreasresektionen
erfolgen.
[B (BM); starker Konsens]
Eine enterale Sondenernährung soll innerhalb von 24 Stunden postoperativ begonnen
werden.
[A (BM); starker Konsens]
Es wird empfohlen, die Nahrungszufuhr mit einer niedrigen Flussrate (10 bis max. 20 mL/h)
unter Beobachtung der intestinalen Toleranz zu beginnen. So kann es 5 – 7 Tage dauern
bis das Kalorienziel der enteralen Sondennahrung erreicht wird.
[C; starker Konsens]
Wenn eine längerfristige Sondenernährung (> 4 Wochen) erforderlich wird, z. B. bei
schwerem Schädel-Hirn-Trauma, wird die Implantation einer perkutanen Sonde als perkutane
endoskopische Gastrostomie (PEG) empfohlen.
[KKP; starker Konsens]
Kommentar: Zahlreiche Studien haben die Vorteile einer postoperativen enteralen Ernährung über
eine während der Operation distal platzierte Sonde, z. B. als Feinnadelkatheterjejunostomie
(FKJ) oder nasojejunal gelegte Sonde gezeigt [280]
[317]
[318]
[319]
[320]
[321]
[322]
[323] (IIa). Auch in prospektiven randomisierten kontrollierten Studien ist die Implantation
einer FKJ zur enteralen Ernährung nach großen abdominalchirurgischen Eingriffen untersucht
worden [318]
[324].
Für Patienten nach Ösophagusresektion zeigte eine Beobachtungsstudie signifikante
Vorteile der sicheren längerfristigen enteralen Ernährung über die FKJ, insbesondere
beim Vorliegen von Anastomosenproblemen [321] (IIb), [325] (III). Für die frühzeitige enterale Ernährung nach Ösophagusresektion und die katheterassoziierten
Komplikationen fand sich in einer prospektiven randomisierten kontrollierten Studie
kein signifikanter Unterschied zwischen dem Einsatz einer nasoduodenalen Sonde oder
einer FKJ [324] (Ib).
Da nasojejunale und nasoduodenale Sonden signifikant häufiger und früher dislozieren
[73]
[326] (Ia), stimmt die Arbeitsgruppe der Auffassung zu, dass die FKJ der nasojejunalen
oder -duodenalen Sonde zur längerfristigen enteralen Ernährung überlegen ist [326].
Die offene oder sogar laparoskopische [327] Platzierung einer FKJ weist bei standardisierter Technik und entsprechender Erfahrung
eine niedrige Komplikationsrate auf. Diese beträgt 1,5 – 6 % in den meisten Serien
[319]
[325]
[328]
[329]
[330]
[331]
[332]
[333]
[334]
[335]
[336]
[337] (III), [254]
[317] (IIa).
Einige Autoren sehen den routinemäßigen Einsatz der FKJ als eine Überbehandlung an
und empfehlen den Einsatz nur bei Hochrisikopatienten [338]
[339] (III). Zur Risikostratifizierung haben Braga et al. [340] (IIa) bei Patienten mit Pankreatoduodenektomie einen prognostischen Score für die
Voraussage schwerer postoperativer Komplikationen vorgelegt und validiert. Dieser
umfasst Pankreastextur, den Pankreasgangdurchmesser, den operativen Blutverlust und
den ASA-Score.
Die Vorteile einer frühzeitigen enteralen Ernährung beginnend innerhalb von 24 Stunden
sind klar aufgezeigt worden [113]
[114]
[116] (Ia) (siehe 4.1).
Die Toleranz einer Sondennahrung muss bei Patienten mit eingeschränkter gastrointestinaler
Funktion sehr kritisch beobachtet werden [179] (Ib). Es kann deswegen 5 – 7 Tage dauern, bevor die enterale Substratzufuhr den
Kalorienbedarf deckt [151]
[158]
[320]
[322]. In einzelnen Fallberichten wurden Strangulation und Dünndarmischämien insbesondere
bei zu rascher Substratzufuhr bei kritisch Kranken beschrieben [339]
[341]
[342]
[343]
[344]
[345]
[346]
[347]
[348] (III).
Bei Indikation zur langzeitenteralen Ernährung (> 4 Wochen) sollte die Anlage einer
perkutanen endoskopischen Gastrostomie (PEG) insbesondere dann erwogen werden, wenn
ein abdominalchirurgischer Eingriff nicht vorgesehen ist. Dies gilt besonders für
Patienten mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma oder nach neurochirurgischen Eingriffen.
Bei Patienten mit geplanter kurativer Resektion eines stenosierenden Ösophaguskarzinoms
und Indikation zur neoadjuvanten Radiochemotherapie sollte eine präoperative PEG nur
in Abstimmung mit dem verantwortlichen Chirurgen platziert werden. Die Leitlinien
zur PEG-Anlage [349] empfehlen die Intervention bei der Indikation zur enteralen Ernährung für eine Zeitdauer
von 2 – 3 Wochen. Trotz niedriger Komplikationsrate ist es die Auffassung der Expertengruppe,
dass die Indikation bei chirurgischen Patienten erst bei einer enteralen Ernährung
von mindestens 4 Wochen und länger gestellt werden sollte.
5.4 Welchen Patienten nutzt eine enterale Ernährung nach der Entlassung aus dem Krankenhaus?
Die regelmäßige Erfassung des Ernährungsstatus während des Krankenhausaufenthalts
mit poststationärer Fortsetzung einschließlich Diätberatung sowie oraler/enteraler
Supplementierung, wenn erforderlich, kann für alle Patienten empfohlen werden, die
perioperativ einer künstlichen Ernährung bedürfen.
[C; starker Konsens]
Kommentar: Bei den meisten Patienten wird nach großen gastrointestinalen Eingriffen und Pankreasresektionen,
gemessen am Kalorienbedarf, die orale Kalorienzufuhr für eine längere Periode inadäquat
sein. Dies bedeutet das potenzielle Risiko für eine postoperative Mangelernährung.
In einer Beobachtungsstudie ist bei Patienten mit kompliziertem Verlauf und Intensivbehandlung
nach der Extubation eine spontane Kalorienaufnahme nicht höher als 700 kcal/Tag gezeigt
worden. Dies ist in einer Periode mit einer empfohlenen Energiezufuhr von 1,2 – 1,5-mal
Ruheenergiebedarf metabolisch völlig unzureichend und macht deutlich, wie wichtig
die Beobachtung der spontanen oralen Nahrungsaufnahme in der Phase der Rekonvaleszenz
ist [21] (IIa).
Nach Ösophagusresektion kann bei 30 % der Patienten ein Gewichtsverlust von mehr als
15 % innerhalb von 6 Monaten erwartet werden [350] (IIb). Eine prospektive Kohortenstudie hat nur bei 10 % der Patienten mit Ösophagusresektion
(n = 96), die eine Rekonstruktion als Magenhochzug erhielten, eine den allgemeinen
Empfehlungen folgende ausreichende Zufuhr an Mikronährstoffen gezeigt [351] (III). Mögliche Ursachen sind der Verlust an Appetit, eine verminderte enterale
Toleranz mit Dumpingsyndrom, Meteorismus und Diarrhö.
In dieser Studie war die Zahl von ernährungsbezogenen Beschwerden jedoch kein unabhängiger
Risikofaktor für das Vorliegen einer suboptimalen Nahrungszufuhr [351] (III). Lighart-Melis et al. haben gezeigt, dass eine präoperativ begonnene, von
einer Diätassistentin durchgeführte, intensive Ernährungstherapie bei Patienten mit
neoadjuvant behandeltem Ösophaguskarzinom zu einem Erhalt des Körpergewichts führt
und die Rate schwerer postoperativer Komplikationen senkt. Diese Therapie wurde nach
der Entlassung routinemäßig über ein Jahr fortgesetzt [323] (IIa).
So muss beachtet werden, dass diese Patienten auch postoperativ metabolische Risikopatienten
sind und damit Verlaufskontrollen des Ernährungsstatus (Minimum: BMI) einschließlich
der Dokumentation der Menge an oraler Nahrungszufuhr zu empfehlen sind.
Eine Verlaufskontrolle des Ernährungsstatus kann mit der Beobachtung des BMI leicht
durchgeführt werden. Jedoch ist der BMI nicht sensitiv für Unterschiede in der Körperzusammensetzung.
Die bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) ist eine leicht durchführbare, nicht invasive
Methode, welche auch bei ambulanten Patienten ohne Belastung durchgeführt werden kann
[352]
[353]. Der intraindividuelle Verlauf kann in einem 3-Kompartiment-Model (Extrazellulärmasse,
Körperzellmasse und Fettmasse) dargestellt und beobachtet werden. Das Verhältnis der
Extrazellulärmasse zur Körperzellmasse und der Phasenwinkel sind einfach verfügbare
Werte, welche zuverlässige und valide Informationen über den Zellgehalt des Körpers
ermöglichen. Idealerweise wird die erste Untersuchung bereits vor der Operation durchgeführt.
Eine Ernährungsberatung durch eine Fachkraft wird nach großen Abdominaloperationen
dringend empfohlen und von den meisten Patienten sehr gerne angenommen. Sofern bei
der Operation eine FKJ implantiert wurde, kann es von Vorteil sein, diese nicht bereits
bei der Entlassung aus dem Krankenhaus zu entfernen. Wenn notwendig, kann eine supplementierende
enterale Ernährung über die FKJ z. B. mit 500 – 1000 kcal/Tag über Nacht über eine
längere Periode erfolgen. Eine entsprechende Unterweisung des Patienten und seiner
Familie ermöglicht in den meisten Fällen die Versorgung ohne Einbindung eines Pflegedienstes.
Auch bei unvermeidlichem anhaltendem Gewichtsverlust kann zumindest jedoch eine Abschwächung
erwartet werden [258] (IIa).
In 6 randomisierten kontrollierten Studien ([Evidenztabelle 6]) wurde eine postoperative und poststationäre Gabe von oraler Trinknahrung untersucht
[161]
[168]
[169]
[170]
[173]
[175]. Die verfügbaren Daten lassen die Empfehlung einer Routinegabe nicht zu, zeigen
aber einen Nutzen bei der Erholung des Ernährungsstatus, eine Senkung der Komplikationsrate
und Besserung des allgemeinen Wohlbefindens sowie der Lebensqualität bei den Patienten,
die ihren Kalorienbedarf in der häuslichen Umgebung nicht durch die normale Ernährung
decken können. Dies gilt ganz besonders für Patienten nach großen gastrointestinalen
Eingriffen wie einer Gastrektomie [354], für geriatrische Patienten mit Frakturen [12]
[21]
[153] aber auch nach kolorektalen Resektionen [355]. Bei Einnahme einer Trinknahrung war die Energieaufnahme jeweils in der Interventionsgruppe
signifikant höher als in der Kontrollgruppe [21]
[175] (IIa). Bei geriatrischen Patienten war jedoch die Compliance der Einnahme von Trinknahrung
gering und dies unabhängig vom Ernährungsstatus.
Evidenztabelle 6
Randomisierte kontrollierte Studien zur postoperativen und poststationären Gabe von
oraler Trinknahrung.
Reference
|
Level of evidence
|
Study design
|
Participants
|
Surgery
|
Nutritional regimen
|
Results
|
Rating
|
Keele et al. 1997 [161]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 100
|
elective moderate or major gastrointestinal surgery
|
in the inpatient phase: a standard hospital diet postoperatively, vs. the same diet
supplemented with an ONS (ad libitum; 1.5 kcal and 0.05 g protein per mL); in the outpatient phase: home diet, vs. home diet supplemented with the ONS for four
months
|
during the inpatient phase: ONS group had a significantly improved nutritional intake
and lost less weight (2.2 [95% CI 0.9] kg vs. 4.2, [95% CI 0.78] kg; p < 0.001); ONS group maintained the hand grip strength whereas control patients showed a significant
reduction (p < 0.01). Subjective levels of fatigue increased significantly above preoperative
levels in control patients (p < 0.01) but not in the ONS group. Twelve patients in
the control group developed complications compared with four in the ONS group (p < 0.05); in the outpatient phase: ONS group had improved nutrient intakes but there were no
significant differences in indices of nutritional status or wellbeing between the
group
|
+
|
Beattie et al. 2000 [168]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 101
|
abdominal
|
normal food ± ONS
|
improved nutritional status, QOL (p < 0.001), reduced morbidity (lower chest and wound
infections [7 of 52 patients in treatment-group vs. 15 of 49 patients in control-group;
p < 0.05])
|
+
|
MacFie et al. 2000 [169]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 100
|
abdominal
|
normal food + ONS (perioperative; preoperative; postoperative) vs. normal food alone
|
no difference in outcome
|
no routine ±
|
Espaulella et al. 2000 [170]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 171
|
fracture of femoral neck
|
normal food + ONS vs. normal food + placebo
|
no advantages in regard to rehabilitation and mortality, significantly less complications
over 6 months (in-hospital complications: odds ratio 1.88; 95 % CI 1.01 – 3.53, p = 0.05,
total complications: odds ratio 1.94; 95 % CI 1.02 – 3.7, p = 0.04)
|
no routine ±
|
Smedley et al. 2004 [173]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 179
|
abdominal – lower gastrointestinal
|
perioperative ONS vs. no ONS vs. preoperative only vs. postoperative only
|
perioperative ONS: postoperative. significantly less weight loss (p < 0.050), fewer
minor complications (p < 0.050), cost-effective
|
+
|
Sullivan et al. 2004 [175]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
n = 57
|
geriatric patients with hip fracture
|
TF/ONS vs. standard care
|
TF: greater total daily nutrient intake during the first week, high rate of intolerance
to TF, no difference in the rate of postoperative life-threatening complications or
mortality within six months
|
±
|
Abbreviations: + = indicated benefits; ± = no indicated benefits; – = indicated disadvantages; CI = confidence
interval; EN = enteral nutrition; GI = gastrointestinal; GJT = gastrojejunostomy tube;
ICU = intensive care unit; LOS = length of stay; ONS = oral nutritional supplements;
PN = parenteral nutrition; QOL = quality of life; TF = tube feeding
6 Besonderheiten in der Wundheilung
6 Besonderheiten in der Wundheilung
6.1 Wird eine Supplementierung bei Wundheilungsstörungen und chronischen Wunden empfohlen?
Bei Wundheilungsstörungen und chronischen Wunden sollte eine frühzeitige eiweißreiche
Ernährung mit Supplementierung von Mikronährstoffen durchgeführt werden.
[B (BM, HE); starker Konsens]
Kommentar: Der frühzeitige orale/enterale Kostaufbau hat klare Vorteile für chirurgische Patienten
bezüglich des Auftretens postoperativer Wundinfektionen gezeigt [113]
[114]
[115]
[116]
[356] (Ia) (siehe auch Kommentar zur Empfehlung 4 – 6). Nach einer Cochrane-Analyse von
Wasiak et al. [357], die anhand von 3 verfügbaren randomisierten Studien keine ausreichende Evidenz
für die Empfehlung einer frühzeitigen enteralen Ernährung bei Verbrennungspatienten
zeigte, hat die aktuelle Literaturanalyse in der von der ESPEN unterstützten Leitlinie
zur Ernährungstherapie bei Verbrennungen dies evidenzbasiert bestätigt [358].
Zur Frage der Zusammensetzung einer oralen/enteralen Ernährung bei Wundheilungsstörung
und chronischen „Problemwunden“ liegen nur wenige kontrollierte Studien, überwiegend
mit kleinen Fallzahlen, vor allem bei Dekubitalulkus vor. Die adäquate Ernährung gilt
auch als Komponente der Basismaßnahmen, zu denen Lagerung, Druckentlastung, Mobilisation
bei der Prophylaxe und Prävention der Entstehung eines Dekubitalulkus gehören.
Eine randomisierte Studie von Theilla et al. [359] (Ib) hat bei 28 Intensivpatienten mit akutem Lungenversagen (ALI) eine Standardnahrung
versus einer Diät, die reich an Eicosapentaensäure und gamma-Linolensäure ist, über
7 Tage verglichen. In der Interventionsgruppe traten signifikant weniger neue Druckulzera
auf als in der Kontrollgruppe. Kein Unterschied fand sich zwischen den Gruppen im
Heilungsverlauf bereits bestehender Ulzera und den Ernährungsparametern.
In der Studie von Houwing et al. [360] (Ib) wurden 103 Patienten mit einer Schenkelhalsfraktur untersucht. Die Therapiegruppe
erhielt eine zusätzliche orale eiweißreiche Supplementierung von 400 mL, die auch
Arginin, Zink und Antioxidanzien enthielt. In der Kontrollgruppe wurden 400 mL eines
Placebos ohne die o. g. Zusätze verabreicht. Die Studie zeigte keinen signifikanten
Unterschied in der Inzidenz von Druckulzera. Es fand sich jedoch eine um 9 % signifikant
geringere Inzidenz von Dekubitusfällen des Stadiums II in der Therapiegruppe. Tendenziell
traten die Ulzera in der Therapiegruppe später auf (3,7 vs. 1,7 Tage).
Collins et al. [361] (Ib) untersuchten in einer doppelblinden randomisierten kontrollierten Studie 38
Patienten mit einem Alter über 60 Jahre, die verschiedene Problemwunden aufwiesen.
Als Ernährungsintervention wurde über 4 Wochen eine orale Trinknahrung verabreicht.
Verglichen wurde der Einsatz von Lösungen mit unterschiedlicher Energiedichte (1 vs.
2 kcal/mL) und Eiweißgehalt (8,8 vs. 19,8 g/L), welche beide zusätzlich mit Zink (3,8
vs. 5,7 mg), Eisen (4,7 vs. 4,5 mg) und Vitamin C (34 vs. 75 mg) angereichert waren.
In beiden Gruppen kam es zu einer signifikanten Verbesserung im Mini-Mental-Status-Test
(MMST) und in einem Wundscore zur Exsudatmenge. Die Krankenhausverweildauer war ohne
Unterschied.
Stratton et al. [362] führten 2005 eine Metaanalyse zur Ernährungstherapie bei Dekubitalulkus durch. In
diese Metaanalyse gingen 3 randomisierte kontrollierte Studien ein. Hierbei fanden
sich bei der Ernährungsintervention geringere Exsudatmengen, welche mit weniger Verbänden
und kürzeren Verbandszeiten einhergingen.
Die neueren, nach dieser Metaanalyse durchgeführten, randomisierten Studien haben
folgende Ergebnisse gezeigt:
In der Studie von Ohura et al. [363] (Ib) wurden 30 Patienten mit einem Dekubitus randomisiert und eine Standarddiät
gegen eine zusätzliche orale Trinknahrung über 12 Wochen geprüft. Die Höhe der Kalorienzufuhr
erfolgte nach Harris-Benedict (Basal Energy Expenditure × 1,1 × 1,3 – 1,5). Das Alter
der Patienten lag im Durchschnitt bei 81 Jahren. Gemessen wurden die tatsächliche
Kalorienaufnahme und die Veränderung der Wundfläche. Die Kalorienaufnahme war in der
Therapiegruppe signifikant höher. Die Kontrollgruppe erhielt 29,1 kcal /kg KG/ Tag,
die Therapiegruppe 37,9 kcal/ kg KG/ Tag. In der Beobachtungszeit nahm die Wundfläche
und -tiefe in der Therapiegruppe signifikant schneller ab. Bei 7 Patienten der Interventionsgruppe
vs. 4 der Kontrollgruppe kam es innerhalb der 12 Wochen zur Abheilung.
In einer randomisierten kontrollierten Studie untersuchten van Anholt et al. [364] (Ib) nicht mangelernährte Patienten mit Dekubitus. Die Therapiegruppe erhielt täglich
zusätzlich 3-mal 200 mL einer oralen Trinknahrung, wohingegen der Kontrollgruppe 3-mal
200 mL einer nicht kalorischen Lösung verabreicht wurden. Die 34 Patienten wurden
8 Wochen therapiert. In der Therapiegruppe verkleinerte sich die Ulkusgröße signifikant
(10,5 vs. 11,5 cm²). Auch die im PUSH-Score gemessene Ulkusschwere nahm unter der
Intervention signifikant ab. In der Therapiegruppe waren der Verbrauch an Verbandsmaterial
und die Zeit für Verbandswechsel pro Woche signifikant geringer. Die Häufigkeit an
Exsudat verringerte sich ebenfalls.
Cereda et al. [365] (Ib) untersuchten bei älteren Patienten mit Dekubitus (n = 28) bei einer Kalorienzufuhr
von 30 kcal/kg KG/Tag randomisiert den Effekt des additiven Einsatzes von 400 mL eiweißreicher
oraler Trinknahrung mit Arginin, Zink und Vitamin C über 12 Wochen und einer Nachbeobachtung
über 5 Monate. In beiden Gruppen kam es zu einer signifikanten Verbesserung der Heilung.
Die angereicherte Ernährungsintervention führte zu einer höheren Heilungsrate mit
einem signifikanten Unterschied im PUSH-Score in Woche 12 und einer signifikanten
Abnahme der Wundoberfläche (– 57 vs. – 33 %) in Woche 8.
Die Effektivität der oralen Supplementierung bei Dekubituspatienten wurde ebenfalls
von Soriano et al. [366] (IIa) bestätigt. In einer offenen Studie wurde 39 Patienten mit Dekubitusulzera
Grad III und IV mit Arginin, Zink und Vitamin C angereicherte Trinknahrung über 3
Wochen verabreicht. In der Interventionsgruppe kam es innerhalb von 3 Wochen zu einer
signifikanten Abnahme der medianen Wundoberfläche von 23,6 auf 19,2 cm² (29 %). Die
mediane Heilung der Dekubitalulzera betrug 0,34 cm2/Tag. Innerhalb von 3 Wochen sanken die Exsudatmenge der infizierten Ulzera sowie
die Inzidenz von nekrotischem Gewebe signifikant.
Die regelmäßige enterale Zusatzernährung in der Therapie eines Dekubitus ist somit
effektiv hinsichtlich einer schnelleren Wundheilung, einer Reduktion der Exsudatmenge
und geringerer Verbandswechselzeiten. Dabei sollte die Kalorienzufuhr pro Tag 30 – 35 kcal/kg
Körpergewicht betragen.
In einer randomisierten kontrollierten Studie von Berger et al. (Ib) [367] wurde bei 21 Verbrennungspatienten die tägliche intravenöse Zufuhr von Kupfer (59 µmol),
Selen (4,8 µmol) und Zink (574 µmol) untersucht. Hierbei fanden sich im Vergleich
mit der Kontrollgruppe signifikant höhere Plasmaspiegel der Spurenelemente. In den
verbrannten Hautarealen fand sich außerdem an Tag 20 ein signifikant höherer Gewebsspiegel
von Selen und Zink. Innerhalb der ersten 30 Tage war die Zahl der Infektionen signifikant
niedriger in der Interventionsgruppe, vor allem durch eine Reduktion der Pneumonien.
Die Wundheilung war ebenfalls verbessert, was sich in einem signifikant niedrigeren
Bedarf an Hautretransplantaten zeigte. Daraus folgt, dass mit der enteralen Ernährung
bei Patienten mit Wundheilungsstörungen und chronischen Wunden ausreichend Mikronährstoffe
wie Zink, Selen und Kupfer zugeführt werden sollten ([Evidenztabelle 7]).
Evidenztabelle 7
Studien zur Supplementierung der enteralen Ernährung bei Problemwunden.
Reference
|
Level of evidence
|
Study design
|
Intervention
|
Participants
|
Eligibility criteria
|
Outcome
|
Results
|
Rating
|
Type
|
Period
|
Cereda et al. 2009 [365]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
two arms:
-
study-group: 30 kcal/kg disease-specific nutrition treatment consisting of the standard diet plus
a 400-mL oral supplement or specific enteral formula enriched with protein (20 % of
the total calories), arginine, zinc, and vitamin C (p < 0.001 for all nutrients vs.
control)
-
control-group: 30 kcal/kg per day standard nutrition (hospital diet or standard enteral formula;
16 % calories from protein)
|
12-week follow-up
|
total n = 28
-
Study-group: n = 13
-
Control-group: n = 15
|
eligible: Residents of long-term care aged 65 and older, patients with Stage II, III,
or IV lesions as assessed according to the revised (2007) National Pressure Ulcer
Advisory Panel staging system.
Exclusion: cute illness (e. g. infection) or chronic disease (e. g. diabetes mellitus,
peripheral vascular disease, autoimmune or neoplastic disorders)
|
to investigate whether a disease-specific nutritional approach is more beneficial
than a standard dietary approach to the healing of pressure ulcers (PUs) in institutionalized
elderly patients
|
both groups showed significant improvement (p < 0.001). The treatment produced a higher
rate of healing, the PUSH score revealing a significant difference at week 12 (– 6.1 ± 2.7
vs. – 3.3 ± 2.4; p < 0.05) and the reduction in ulcer surface area is significantly
higher in the treated patients already by week 8 (– 1,140.9 ± 669.2 mm2 vs. – 571.7 ± 391.3 mm2; p < 0.05 and ~ 57 % vs. ~ 33 %; p < 0.02)
|
+
|
Theilla et al. 2007 [359]
|
Ib
|
prospective randomized controlled trial
|
two arms:
-
study-group: Formula with same macronutrient composition as control-group with additions of EPA,
GLA and vitamins A, C, E
-
control-group: ready to feed, high fat, low carbohydrate, enteral formula
|
not given
|
total n = 95
-
Study-group: n = 46
-
Control-group: n = 49
|
eligible: acute lung injury.
Exclusion: head trauma, cerebral bleeding, coagulation disorders, those receiving
steroids in a dose 40.25 mg/kg/day methylprednisolone or non-steroidal anti-inflammatory
agents, diarrhea, patients less than 18 years and pregnant patients
|
to evaluate the preventive and healing effects of an enteral diet enriched in eicosapentanoic
acid (EPA) and gamma-linolenic acid (GLA) and vitamins (vitamins A, C and E) on pressure
ulcers
|
a significantly lower rate of occurrence of new pressure ulcers in the study group
compared to the control group (p < 0.05). No difference in the healing of existing
pressure ulcers and nutritional parameters between the two groups
|
±
|
Berger et al. 2007 [367]
|
Ib
|
prospective, randomized
controlled trial
|
two arms:
-
TE-Group: daily a 250-mL 0.9 % saline solution over 12 h intravenously containing 59 µmol Cu,
4.8 µmol Se, and 574 µmol Zn and for 14 days if their burns covered 20 – 60 % BSA
or for 21 days if the burns exceeded 60 % BSA
-
vehicle (V)-group: daily a 250-mL 0.9 % saline solution for the same time as TE group containing
|
not given
|
total n = 21
-
TE-group: n = 11
-
V-group: n = 10
|
eligible: admission within 6 h of injury, age 16 – 65 years, burns covering > 20 %
BSA, including ≥ 10 % BSA assessed as surgical on admission
|
to assess the effects of TE supplements on systemic substrate turnover and local protein
metabolism during wound healing after major burns
|
plasma TE concentrations were significantly higher in the TE group. In the burned
areas, the skin contents of selenium (p = 0.02) and zinc (p = 0.03) increased by day
20. The supernatantto-plasma 13C enrichment ratio in burned skin was 0.363 ± 0.094
(TE group) and 0.286 ± 0.130 (V group) after 1 h (n.s.) and 0.592 ± 0.153 (TE group)
and 0.262 ± 0.171 (V group) after 6 h, which reflected lower catabolism in the TE
group (p = 0.03). No significant differences in whole-body substrate turnover were
found between the groups
|
+
|
Collins et al. 2005 [361]
|
Ib
|
randomized
controlled trial
|
two arms:
-
supplement group 1: 4 week supply of 1-kcal supplement provided 1 kcal/mL, 25 % micronutrients, 1050 kJ
(~ 12 % total energy expenditure), 8.8 g of protein, 3.8 mg of zinc, 4.7 mg of iron,
and 34 mg of vitamin C
-
supplement group 2: 4 week supply of 2-kcal supplement provided approximately 50 % micronutrients, 1995 kJ
(~ 25 % of total energy expenditure), 19.8 g of protein, 5.7 mg of zinc, 4.5 mg of
iron, and 75 mg of vitamin C
|
not given
|
total n = 38
|
eligible: Subjects with all types of wounds including skin grafts, lacerations, skin
tears, ulcers, pressure ulcers, and postsurgical wounds if they were older than 60
y and able to give informed consent; exclusion: Subjects with an allergy or intolerance to milk-based products
|
to determine whether provision of oral nutritional supplements, delivered by community
nurses, could improve nutritional status and wound healing in home-nursed elderly
|
in both groups, there was significantly greater improvement in Mini-Mental State Examination
scores at week 4 (95 % CI – 2.0 – 0.001, p = 0.04) and a greater decrease in the wound
effusion score (95 % CI – 2.0 – 0.0, p = 0.045). Median length of stay did not differ
between groups (p > 0.05)
|
±
|
Houwing et al. 2003 [360]
|
Ib
|
randomized, controlled trial
|
two arms:
-
study-group: 400 mL daily of a supplement enriched with protein, arginine, zinc and antioxidants
-
control-group: 400 mL daily of a non-caloric, water-based placebo supplement
|
21 months
|
total n = 103
-
study-group: n = 51
-
control-group: n = 52
|
eligible: hip fracture.
Exclusion: terminal care, metastatic hip fracture, insulin-dependent diabetes, renal
disease (creatinine 4176 mmol/L), hepatic disease, morbid obesity, need for therapeutic
diet incompatible with supplementation and pregnancy or lactation
|
to investigate the effect of a high-protein supplement enriched with arginine, zinc
and antioxidants on the development of PU in patients with a hip fracture
|
no difference in incidence of PU between supplement (55 %) and placebo (59 %), but
incidence of PU stage II showed a 9 % difference (difference: 0.091; 95 % CI: 0.07 – 0.25)
between supplement (18 %) and placebo (28 %). Time of onset showed a trend (p = 0.090)
towards later onset of PU with supplement than placebo
|
±
|
Ohura et al. 2011 [363]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
two arms:
|
not given
|
total n = 60
-
study-group: n = 30
-
control-group: n = 30
|
eligible: Tube-fed patients with Stage III – IV pressure ulcers with albumin 2.5 – 3.5 g/dL,
OH scale 8.5 or lower, and Braden scale 9 – 17;
exclusion: current condition or history of serious liver or renal disorder, severe
diabetes mellitus, arteriosclerosis obliterans, or a malignant tumor (within the past
5 years), patients with unmanageable severe general condition or unavailable pressure
ulcer wounds
|
to evaluate the effects of nutrition intervention on nutritional states and healing
of pressure ulcers by standardizing or unified factors including nursing, care and
treatment
|
significant interactions between the presence or absence of the intervention and the
intervention period were noted for nutritional states (p < 0.001 for body weight,
p < 0.05 for prealbumin). Significant difference in size of ulcers between subjects
in the intervention group and in the control group (p < 0.001).
|
+
|
Van Anholt et al. 2010 [364]
|
Ib
|
randomized controlled trial
|
two arms:
-
ONS-group: 3 times a day 200 mL of ONS in addition to the regular diet and standard wound care
for a maximum of 8 weeks
-
control-group: 3 times a day 200 mL of a non-caloric control product in addition for a maximum of
8 weeks
|
15 month
|
total n = 43
-
ONS-group: n = 22
-
control-group: n = 21
|
eligible: age 18 to 90 years, at least one stage III to IV pressure ulcer according
to the revised European Pressure Ulcer Advisory Panel classification system and receiving
standard care and a standard (institutional) diet without nutritional supplements
for at least 2 weeks before the study;
exclusion: malnourished patients, as indicated by a BMI below 18.5 kg/m2 for patients 18 to 70 years old or a BMI below 21 kg/m2 for those older than 70 years, severe medical conditions, non – pressure-related
ulcers (e. g., diabetic ulcers), life expectancy shorter than 6 month, receiving palliative
care, use of corticosteroids, and/or dietary restrictions, i. e., a protein-restricted
diet
|
to investigate the potential of a high-protein, arginine- and micronutrient-enriched
ONS and to improve healing of pressure ulcers in non – malnourished patients who would
usually not be considered for extra nutritional support
|
supplementation with the specific ONS accelerated pressure ulcer healing, indicated
by a significantly different decrease in ulcer size compared with the control, over
the period of 8 week (p ≤ 0.016). The decrease in severity score (Pressure Ulcer Scale
for Healing) in the supplemented group differed significantly (p ≤ 0.033) from the
control. Significantly fewer dressings were required per week in the ONS group compared
with the control (p ≤ 0.045) and less time was spent per week on changing the dressings
(p ≤ 0.022)
|
+
|
Frías Soriano et al. 2004 [366]
|
IIa
|
quasi-experimental trial
|
daily ONS
|
3 weeks
|
total n = 39
|
eligible: patients with grade III or IV pressure ulcers
|
to investigate the effectiveness of an oral nutritional supplement that is rich in
protein and enriched with arginine, vitamin C and zinc on the healing of pressure
ulcers
|
median wound area reduced significantly (p < 0.001) from 23.6 cm2 to 19.2 cm2, a reduction of 29 %. Median healing of wound area was 0.34 cm2 per day, taking approximately two days to heal 1 cm2. Within three weeks the amount of exudates in infected ulcers (p = 0.012) and the
incidence of necrotic tissue (p = 0.001) reduced significantly
|
+
|
Abbreviations: + = indicated benefits; ± = no indicated benefits; – = indicated disadvantages; BEE = basal
energy expenditure; CI = confidence interval; BSA = body surface area; EPA = eicosapentanoic
acid; GLA = gamma linolenic acid; n.s. = not significant; ONS = oral nutritional support;
PU = pressure ulcers; PUSH = pressure ulcer scale for healing; TE = trace element
7 Organtransplantation
7.1 Wann ist eine enterale Ernährung vor Organtransplantation notwendig?
Eine Mangelernährung ist ein prognostischer Faktor für eine Organtransplantation,
sodass die Optimierung des Ernährungsstatus empfohlen werden kann. Bei manifester
Mangelernährung kann die Supplementierung mit Trinknahrung oder sogar eine Sondenernährung
erfolgen.
[C; starker Konsens]
Bei Verlaufskontrollen von Patienten auf der Transplantationswarteliste soll auch
eine Erfassung des Ernährungsstatus durchgeführt werden.
[KKP; starker Konsens]
Für Lebendspender-Empfänger gelten dieselben Empfehlungen wie für Patienten nach großen
abdominalchirurgischen Eingriffen.
[C; starker Konsens]
Kommentar: Eine Mangelernährung bestimmt den Verlauf einer chronischen Organinsuffizienz mit.
Dies gilt besonders für den funktionellen Status (siehe die entsprechenden organspezifischen
Leitlinien). Ernährungsmedizinische Parameter korrelieren mit dem Outcome nach Transplantation
[43]
[46]
[47]
[50]
[368] (IIa und IIb). Während der oft langen präoperativen Wartezeit sollte diese Phase
zur ernährungsmedizinischen Mitbehandlung genutzt werden. Vier Interventionsstudien
(2 randomisiert) zur präoperativen Ernährung von Patienten auf der Warteliste für
eine Organtransplantation liegen vor [369]
[370] (Ib) [371]
[372] (IIa). Eine Verbesserung der ernährungsmedizinischen Parameter ist in allen 4 Studien
gezeigt worden. Im Fall einer ernährungsmedizinischen Intervention konnte die Beziehung
zwischen Letalität und Ernährungsstatus aufgehoben werden [46] (IIb). In einer randomisierten Studie waren die vor der Transplantation verbesserten
Parameter des Ernährungsstatus ohne Einfluss auf Outcome und Letalität [370] (Ib).
Erste Ergebnisse zum Einsatz einer immunmodulierenden Diät bei Patienten auf der Warteliste
für eine Lebertransplantation und für 5 Tage nach der Transplantation zeigten günstige
Auswirkungen auf das Gesamtkörperprotein und eine mögliche Verminderung der Rate infektiöser
Komplikationen [372] (IIa).
Zur metabolischen Konditionierung des Lebendspenders und Empfängers liegen keine Daten
vor. Experimentelle Ergebnisse [373], die einen Einfluss des Ernährungsstatus auf den Leberischämie-Reperfusionsschaden
zeigen, sprechen für das Konzept einer metabolischen Konditionierung z. B. durch zusätzliche
präoperative Glukosedrinks.
7.2 Wann ist eine künstliche Ernährung nach Organtransplantation indiziert?
Nach Herz-, Lungen-, Leber-, Pankreas- und Nierentransplantationen sollte ein früher
oraler Kostaufbau bzw. eine enterale Ernährung innerhalb von 24 Stunden erfolgen.
[B; starker Konsens]
Sogar nach Dünndarmtransplantationen kann frühzeitig mit der enteralen Zufuhr begonnen
werden, wobei innerhalb der ersten Woche auf eine vorsichtige Steigerung zu achten
ist.
[C; starker Konsens]
Wenn die enterale Ernährung nicht ausreicht, sollte eine supplementierende parenterale
Ernährung erfolgen.
[B; starker Konsens]
Im Rahmen der langfristigen Verlaufskontrolle von Transplantationspatienten soll auch
der Ernährungsstatus mitbeobachtet werden. Für alle Patienten soll eine Ernährungsberatung
erfolgen.
[KKP; starker Konsens]
Kommentar: Insgesamt ist die Datenlage für spezifische Empfehlungen nach Lebertransplantation
unbefriedigend. Dies hat eine aktuelle Cochrane-Analyse von Langer et al. [374] anhand von 13 prospektiven randomisierten Studien oder solchen mit Cross-over-Design
gezeigt.
Es besteht Konsens, dass eine frühe orale/enterale Nahrungszufuhr auch bei Transplantationspatienten
möglich ist [375]
[376]. Im Falle einer Mangelernährung sollte diese den allgemeinen Empfehlungen entsprechend
frühzeitig mit einer parenteralen Ernährung kombiniert werden.
Die Absorption und Blutspiegel von Tacrolimus werden durch eine enterale Ernährung
nicht beeinflusst [377] (IIb).
Nach Lebertransplantation ist eine enterale und eine parenterale Ernährung gleichwertig
[198] (Ib). Zusätzlich ist bei einer enteralen Ernährung eine Reduktion der Inzidenz viraler
Infektionen gezeigt worden [378] (Ib).
Verglichen mit einer Standardformel und der Kombination mit einer selektiven Dünndarmdekontamination
hat der Einsatz von Synbiotika (probiotische Bakterien wie Lactobacillus plantarum)
und Präbiotika zu einer signifikanten Reduktion der Rate an Infektionen nach Lebertransplantationen
geführt [307] (Ib).
Im Vergleich mit einem lediglich Präbiotika enthaltenden Supplement konnte ebenfalls
bei Einsatz von Synbiotika eine signifikante Senkung der bakteriellen Infektionsrate
gezeigt werden [308] (Ib).
Die Implantation einer FKJ ist auch nach Lebertransplantation sicher möglich [379] (IIb).
Eine enterale Ernährung ist auch bei erhöhter intestinaler Sekretion nach Dünndarmtransplantation
möglich und kann mit niedrigen Zufuhrraten in der ersten postoperativen Woche durchgeführt
werden [380]
[381]
[382]
[383] (III).
Bei der Frage der Lipidzufuhr, haben MCT-/LCT-Emulsionen verglichen mit reinen LCT-Emulsionen
günstige Auswirkungen auf die Regeneration der Funktion des retikuloendothelialen
Systems gezeigt [384] (IIa). Der Stoffwechsel beider Lipidemulsionen war ohne Unterschied [385] (Ib).
Im Vergleich mit einer normalen oralen Krankenhauskost sowie einer parenteralen Supplementierung
mit 20 %iger MCT-/LCT-Emulsion hat sich der Einsatz einer n-3-Fischöl-angereicherten
Lipidemulsion für 7 Tage nach Lebertransplantation günstig auf das Ausmaß des Ischämieschadens,
die Rate infektiöser Komplikationen und die postoperative Verweildauer ausgewirkt
[386] (Ib).
Die Erfahrungen mit dem Einsatz von enteralen immunmodulierenden Nahrungen sind noch
immer limitiert. Die ersten kontrollierten Daten haben nach Lebertransplantation gezeigt,
dass ungünstige Effekte auf die Immunsuppression wahrscheinlich nicht auftreten [372] (IIa).
In einer bisher nicht voll publizierten randomisierten kontrollierten Studie konnten
jedoch auch keine Vorteile gezeigt werden [387]. Eine andere kontrollierte Studie ist aufgrund ungenügender Rekrutierung vorzeitig
abgebrochen worden [388].
Die Bedeutung einer Präkonditionierung des Organspenders und des Spenderorgans durch
Hochdosisgabe von Arginin mit dem Ziel einer Bildung von Stickstoffmonoxid (NO) und
einer vermehrten Bildung von Glutamin und Glutathion ist immer noch in der Diskussion.
Es liegen keine klinischen Studien zum Einsatz von Glutamin in der parenteralen Immunonutrition
vor. Die Daten aus Tierexperimenten zur parenteralen Ernährung mit Glutamin nach Dünndarmtransplantation
haben günstige trophische Effekte mit verminderter Mukosapermeabilität und bakterieller
Translokation gezeigt [389].
So können derzeit keine Empfehlungen zum Einsatz einer Immunonutrition gegeben werden.
8 Besondere Aspekte in der Kinderchirurgie
8 Besondere Aspekte in der Kinderchirurgie
Ein frühzeitiger oraler Kostaufbau kann ebenso bei Kindern und Jugendlichen erfolgen.
[C; starker Konsens]
Kommentar: Bei neugeborenen und frühgeborenen Kindern resultiert die frühzeitige enterale Ernährung
in einer verbesserten Entwicklung der Immunkompetenz und im niedrigeren Risiko für
septische Komplikationen [390].
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass der Energiebedarf bei Neugeborenen nach größeren
chirurgischen Eingriffen um 20 % steigt und sich danach wieder innerhalb von 12 – 24
Stunden normalisiert [391]. Postoperativ wird bei Kindern eine Wasserretention während der ersten 24 Stunden
beobachtet, einhergehend mit erhöhten ADH-Spiegeln. Aus diesem Grund sollte die Flüssigkeitszufuhr
eingeschränkt werden und auf die Natriumzufuhr besonders geachtet werden [392]
[393]. Keine Vorteile haben sich gezeigt, wenn eine parenterale Ernährung bei Neugeborenen
und Kindern vor gastrointestinalen Eingriffen mit Glutamin supplementiert wurde [394] (Ib).
Ein Kurzdarmsyndrom kann bei Kindern durch genetischen/angeborenen oder erworbenen
Verlust an Dünndarmresorptionsfläche entstehen. Während einer langzeitparenteralen
Ernährung bestimmen assoziierte Probleme und Komplikationen wie Einschränkung der
Leberfunktion, Thrombose, Embolie und Sepsis die Prognose [395].
Eine aktuelle Metaanalyse von 5 randomisierten kontrollierten Studien und 3 qualitativ
guten prospektiven Kohortenstudien hat günstige Auswirkungen einer Supplementierung
der parenteralen Ernährung mit n-3-Fettsäuren auf biochemische Parameter der mit dem
Kurzdarm assoziierten Lebererkrankungen (IFALD) gezeigt. Diese hatten jedoch keine
Auswirkungen auf die Letalität [396] (Ia). So kann sich derzeit der Einsatz einer mit n-3-Fettsäuren angereicherten parenteralen
Ernährung bei Kindern nicht auf eindeutige Daten stützen. Für Kinder mit Kurzdarm
und Hyperbilirubinämie (totales Bilirubin > 3 mg/dl) für mehr als 3 Monate wird auch
bei adäquater parenteraler Ernährungstherapie die Vorstellung in einem Dünndarmtransplantationszentrum
empfohlen [397]. Zur frühzeitigen Indikationsstellung für eine Dünndarmtransplantation kann die
Dringlichkeit eingeschätzt werden [398]. Im Falle eines reversiblen Leberschadens ist die isolierte Dünndarmtransplantation
anzustreben. Nach erfolgreicher Dünndarmtransplantation kann die parenterale Ernährung
zumeist innerhalb weniger Monate beendet werden.
9 Besonderheiten in der bariatrischen Chirurgie
9 Besonderheiten in der bariatrischen Chirurgie
Nach bariatrischen Eingriffen kann eine frühzeitige orale Nahrungszufuhr erfolgen.
[C; starker Konsens]
Kommentar: Konsens besteht über den frühzeitigen Beginn einer oralen Ernährung nach bariatrischen
Eingriffen [399]
[400]
[401]. Es gibt keine Unterschiede zum Vorgehen nach Operationen des oberen Gastrointestinaltrakts.
Eine hypokalorische, jedoch eiweißreiche Ernährung ist Teil der Ernährungsstrategie.
Bei unkompliziertem Verlauf ist eine supplementierende parenterale Ernährung nicht
erforderlich. Zusätzlich besteht das Risiko für katheterassoziierte Komplikationen
[402] (IIb).
Sogar nach schweren Komplikationen bariatrischer Eingriffe hat sich eine enterale
Ernährung im Hinblick auf die Senkung der Morbidität, Letalität und auch die Kosteneffektivität
als günstig erwiesen [403]
[404]
[405] (IIa). Für die enterale Ernährung kommen nasojejunale Sonden, die FKJ oder die Gastrostomie
im Restmagen in Betracht [403]
[404]
[405] (IIa).