Melanome treten bei Kindern selten auf und sind deshalb schwer zu untersuchen. Dies
hat zur Folge, dass über die klinischen und histopathologischen Merkmale von pädiatrischen
Melanomen wenig bekannt ist. K. M. Cordoro et al. haben nun untersucht, ob die konventionellen
ABCDE-Kriterien geeignet sind, um Melanome bei Kindern zu entdecken.
J Am Acad Dermatol 2013; 68: 913–925
Die retrospektive Studie schloss 60 Kinder mit Melanomen sowie 10 Kinder mit unklaren
melanozytischen Tumoren ein, die ihre Diagnose zwischen 1984 und 2009 an der Universität
von Kalifornien, San Francisco/USA, erhielten. Die Patienten waren zum Zeitpunkt der
Diagnose jünger als 20 Jahre. Es erfolgte eine Unterteilung der Patienten in 2 Gruppen:
Kinder im Alter von 0–10 Jahren (n = 19, Gruppe A) sowie Kinder im Alter von 11–19
Jahren (n = 51, Gruppe B). Es wurden klinische, histopathologische sowie Outcome-Daten
gesammelt. Die Autoren ermittelten zudem jeweils die Zeitspanne zwischen Diagnose
und Tod sowie Prädiktoren für Metastasenbildung und Tod.
Neue Kriterien
60 % der Patienten in Gruppe A erfüllten nicht die konventionellen ABCDE-Kriterien
(ABCDE: Asymmetrie, Begrenzung, Farbe/Color, Durchmesser, Entwicklung), in Gruppe
B war dies bei 40 % der Patienten der Fall. Stattdessen traten Merkmale wie Amelanosen,
blutende Läsionen, Höcker, Farbuniformität, unterschiedliche Durchmesser sowie De-novo-Entwicklungen
auf. Die Gruppen A und B zeigten in Bezug auf die histopathologischen Subtypen der
Melanome statistisch signifikante Unterschiede (p = 0,002). Insgesamt waren 44 % der
Melanome histopathologisch unklassifizierbar. Mehr als die Hälfte der primären Läsionen
hatten eine Dicke nach Breslow von > 1 mm (93 % der Melanome in Gruppe A, 60 % der
Melanome in Gruppe B). Bei 92 % der Patienten in Gruppe A und bei 46 % in Gruppe B
lag eine Erkrankung des Stadiums IIA oder höher vor (p = 0,05). 10 Patienten starben
(1 in Gruppe A und 9 in Gruppe B). Von diesen hatten 70 % ein amelanotisches Melanom,
und 60 % wiesen mindestens 1 bedeutsamen Risikofaktor auf. Lediglich die Dicke der
Läsionen nach Breslow war ein deutlicher Prädiktor für Metastasierung (adjustierte
Odds Ratio 12,8). Als Prädiktoren für die Zeitspanne zwischen Diagnose und Tod identifizierten
die Autoren die Breslow-Dicke, die Pigmentierung sowie das Alter. Allerdings erreichten
die Hazard Ratios keine statistische Signifikanz.
Bei Kindern, besonders vor der Pubertät, sind Melanome häufiger amelanotisch als bei
Erwachsenen. (Bild: Bild: Moll I, Duale Reihe Dermatologie, Thieme 2010)
Die Anwendung der konventionellen Kriterien zur Detektion von Melanomen ist bei Kindern
unzureichend, so das Ergebnis der Studie. Um die Diagnose zu verbessern und eine möglichst
frühe Diagnosestellung zu ermöglichen, schlagen die Autoren die Berücksichtigung weiterer
Kriterien vor. Zu diesen gehören Amelanosen, Blutungen, Höcker, Farbuniformität, De-novo-Entwicklungen
sowie unterschiedliche Durchmesser.