Beim Erstellen aussagekräftiger Übersichtsarbeiten sollten nach Möglichkeit alle größeren
                  Untersuchungen zu dem Thema einbezogen werden. Das ist aber nicht immer einfach: Eine
                  Reihe von Studien wird nie veröffentlicht, und der "Publication Bias" beeinflusst
                  so die Beurteilung der echten Wirkungen eines Medikaments oder einer Intervention.
                  J. B. Schroll et al. haben nun beschrieben, wie die Autoren der Cochrane Reviews das
                  Problem angehen.
               
               BMJ 2013; 346: f2231
               
          
         		
         
            		
            Am erfolgreichsten ist die Suche nach unveröffentlichten Studiendaten, wenn die verantwortlichen
               Mitarbeiter des Studienteams gefragt werden. Zu diesem Ergebnis kommen Schroll et
               al. vom dänischen Cochrane-Zentrum, die dazu insgesamt 5915 Autoren von Cochrane Reviews
               per E-Mail angeschrieben hatten.
            		
            Nur 2184 Autoren (36,9 %) antworteten schließlich, und wiederum ca. drei Viertel (1656
               Autoren; 75,8 %) hatten beim Schreiben ihres Reviews nach unveröffentlichten Daten
               gesucht. Autoren, die nicht nach solchen Daten gesucht hatten, begründeten das in
               der Mehrzahl der Fälle damit, dass sie nicht mit einer Antwort bzw. der Lieferung
               aussagekräftiger Daten gerechnet hätten oder die Suche zu zeitaufwendig sei (jeweils
               ca. 20 %). Die meisten dieser Autoren sagten allerdings, dass eine Suche beabsichtigt
               sei und noch ausstünde.
            		 
         		
         Unterschiedliche Auskunftsbereitschaft
            		
            Bei mehr als der Hälfte der Anfragen nach unveröffentlichten Daten (913 Fälle) erhielten
               die Autoren Material. Zu 794 Datenquellen erhielten Sie detaillierte Angaben. Die
               Mehrzahl dieser Ergänzungsdaten kam von Wissenschaftlern, die an der Untersuchung
               mitgearbeitet hatten, und die Antwort kam meistens innerhalb eines Monats nach Anfrage.
               Im Allgemeinen handelte es sich um Zusammenfassungen der Ergebnisse, 20,5 % der Angefragten
               stellten auch individuelle Patientendaten zur Verfügung.
            		
            Nur bei 50 von 794 Anfragen wurden unveröffentlichte Daten von den Herstellern geliefert,
               und es dauerte deutlich länger und war deutlich aufwendiger, diese Daten zu erhalten.
               Wenn die Industrie Daten zur Verfügung stellte, handelte es sich meistens um Zusammenfassungen,
               nicht um individuelle Daten. 3 % der erhaltenen Daten stammten von Zulassungsbehörden
               wie der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) oder der European Medicines
               Agency (EMA).
            		
               
               
                  
                     Verwertbare Daten zu unveröffentlichten Studien sind am ehesten von Wissenschaftlern
                        zu erwarten, die an der Durchführung der Studie beteiligt waren, so die Autoren. An
                        die Konsultation der Zulassungsbehörden sollte ihrer Meinung nach häufiger gedacht
                        werden, denn hier findet sich oftmals eine Fülle an Daten. Insgesamt sollten die Reviewer
                        ihre Suche nach einschlägigen unveröffentlichten Daten deutlich ausweiten und routinemäßig
                        die an Studien beteiligten Wissenschaftler danach befragen.