Pneumologie 2013; 67(11): 592
DOI: 10.1055/s-0033-1360759
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bronchitis – Weniger Antibiotika durch Therapie-Algorithmus

Contributor(s):
Horst Gross
Gonzales R.
JAMA Intern Med. 2013;
173: 267-273
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Publication Date:
07 November 2013 (online)

 

    Der Einsatz von Antibiotika bei unkomplizierter Bronchitis kann durch konsequente Orientierung an einem evaluierten Algorithmus deutlich vermindert werden. Im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen erweisen sich solche Entscheidungshilfen als relevant, wie die prospektive Studie unter der Federführung von R. Gonzales festgestellt hat.
    JAMA Intern Med. 2013; 173: 267–273

    Zunehmende Antibiotikaresistenzen stellen die übliche Verschreibungspraxis bei einer "banalen" Erkältung infrage. Zwar sind unkomplizierte, respiratorische Infekte in den USA der Grund für nur 8 % aller Arztbesuche, aber für 58 % aller Antibiotikaverordnungen. Indikations-Algorithmen könnten ein wichtiges Hilfsmittel darstellen, um nicht indizierte Antibiotikagaben zu vermeiden. Noch ist unklar in welcher Form solche Algorithmen dem Arzt am besten zur Verfügung stehen sollten. In 33 US-amerikanischen Hausarztzentren wurden hierzu 2 Strategien geprüft. Randomisiert wurde den Ärzten der Antibiotika-Algorithmus entweder in Posterform oder als Computertool zur Verfügung gestellt. Eine 3. Gruppe blieb ohne Algorithmus-Unterstützung und diente als Kontrolle.

    Die Daten der Interventionsphase (2009–2010) verglichen die Autoren mit dem Verschreibungsverhalten in der vorangegangenen Erkältungssaison. So konnten sie prüfen, wie und ob die spezifische Art der Algorithmus-Präsentation, auf das Verschreibungsverhalten einwirkt.

    Während der Interventionsphase kam es zu 6242 Patientenkontakten bei erkältungstypischen Beschwerden. In der vorausgegangenen Kontrollphase konnten die Autoren 9808 Patientenkontakte registrieren. Durch die Nutzung des Algorithmus in Papierform (als Poster) wurde die Rate der Antibiotikaverordnungen von 80 auf 68 % der Fälle gesenkt. In der Computergruppe reduzierte sich die Rate von 74 auf 61 %. Im Vergleich zum Ausgangsniveau waren diese Veränderungen deutlich. Untereinander verglichen zeigten beide Strategien keine deutliche Differenz. In der Kontrollgruppe ohne Algorithmus-Vorgabe blieb die Verschreibungsinzidenz unverändert bei 73 %.

    Fazit

    Praxisgerechte und evaluierte Algorithmen zum Antibiotikaeinsatz bei typischen Erkältungsproblemen optimieren die Antibiotikanutzung. Etwa jede 5. Verschreibung kann durch den Einsatz standardisierter Entscheidungshilfen unterbleiben. Die elektronische Bereitstellung des Algorithmus bietet keinen Vorteil.


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