"Anti-CD20-Targeting ist auch bei älteren Patienten mit chronisch-lymphatischer Leukämie
hocheffektiv", erläuterte Prof. Michael Hallek, Köln, das Ergebnis der CLL11-Studie.
Die multizentrische, offene, randomisierte Phase-III-Studie verglich in Stage I Chlorambucil
(Clb) allein gegen die Kombination mit Rituximab beziehungsweise Obinutuzumab (GA101),
einem neuen monoklonalen Typ-II-Anti-CD20-Antikörper. "Beide Antikörper waren Clb
signifikant überlegen," so Hallek. Stage-II-Daten zum direkten Vergleich von GA101
und Rituximab liegen in einer Zwischenanalyse vor – zeigen aber bereits signifikante
Überlegenheit für GA101. Die finalen Daten werden im Dezember auf dem ASH 2013 vorgestellt,
die Stage-I-Daten [
1
] präsentierte Hallek im September in Köln [2].
Ältere komorbide Patienten eingeschlossen
Für die Studie wurden 781 therapie-naive CLL-Patienten im medianen Alter von 73 Jahren
mit einem CIRS (Cumulative Illness Rating Scale)-Score > 6 und eingeschränkter Nierenfunktion
(eGFR < 70 ml/min) in 3 Arme randomisiert. Sie erhielten Clb allein oder kombiniert
mit GA101 (GClb) beziehungsweise Rituximab (RClb). GA101 war Clb in allen Endpunkten
und allen Subgruppen signifikant überlegen. Das progressionsfreie Überleben (PFS als
primärer Endpunkt) verlängerte sich um mehr als das Doppelte von 10,9 auf 23 Monate.
75,5 % der Patienten sprachen auf GClb an, gegenüber 30 % unter Clb. Eine komplette
Response (CR) erreichten 22,2 % der Patienten (Clb 0%). Negativ für minimale Resterkrankung
(MRD) waren am Ende der Behandlung 31,1 % (peripheres Blut) beziehungsweise 17 % (Knochenmark)
versus 0 % unter alleiniger Chemotherapie.
Auch RClb war Clb mono signifikant überlegen – bei jedoch deutlich schlechteren Ergebnissen
als in der GClb-Gruppe: Das PFS verlängerte sich nur auf 15,7 Monate, die Gesamtansprechrate
war 65,9 %, eine CR erreichten lediglich 8,3 % der Patienten, MRD-negativ wurden 2
% beziehungsweise 2,8 %. Für Hallek steht damit fest, dass GA101 Rituximab in der
CLL-Therapie ersetzen wird. Nebenwirkungen Grad 3–5 waren unter GA101 häufiger als
unter Rituximab beziehungsweise Clb allein, etwa infusionsbezogene Reaktionen (21,3
%), die jedoch nur an Tag 1 auftraten, oder Neutropenie (34,2 %). Beide Nebenwirkungen
seien als Zeichen der Wirksamkeit des neuen Antikörpers zu werten, so Hallek.
Modifizierter Antikörper verbessert Interaktion mit dem Immunsystem
GA101 wird im Glycoengineeringverfahren hergestellt. Dabei werden Zuckermoleküle gezielt
modifiziert, sodass das Molekül mit stärkerer Affinität an Effektorzellen des Immunsystems
bindet und damit die zellvermittelte Zytotoxizität steigert. Die Bindung des Typ-II-Antikörpers
an CD20-Moleküle auf der Zelloberfläche steigert den direkten Zelltod.
Die Zulassung für GA101 in Europa und den USA ist bereits beantragt. Die amerikanische
Food and Drug Administration (FDA) bewertet den Antikörper bereits nach den Stage-I-Daten
als Therapiedurchbruch und gewährt ein beschleunigtes Zulassungsverfahren. Die Entscheidung
der FDA wird für Ende 2013 erwartet.
Michael Koczorek, Bremen
Quelle: Pressegespräch "GA101 – Neuer Typ II-Anti-CD20-Antikörper für die Therapie
der chronisch-lymphatischen Leukämie", am 7. September 2013 in Köln. Veranstalter:
Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen.