Lang wirksame Anticholinergika und Beta-2-Agonisten (LABA) werden für COPD-Patienten
ab Stadium II nach der GOLD-Klassifikation empfohlen. In den meisten Studien blieb
bisher aber offen, von welchen Bronchodilatatoren Patienten mit mittelschwerer Erkrankung
am meisten profitieren. Dies sollte mit einer Subgruppenanalyse der Daten aus der
POET-COPD-Studie (POET: Prevention of Exazerbations with Tiotropium) von C. Vogelmeier
et al. beantwortet werden.
Respir Med 2013; 107: 75–83
Die POET-COPD-Studie war eine randomisierte, doppelblinde Doppel-Dummy-Untersuchung
über die Dauer von einem Jahr. Die Patienten mussten ≥ 40 Jahre alt und Raucher bzw.
Exraucher mit ≥ 10 Packungsjahren sein sowie im vorangegangenen Jahr mehr als eine
behandlungsbedürftige Exazerbation erlebt haben. Sie erhielten entweder 1-mal täglich
1 μg Tiotropium plus Placebo (2-mal täglich) oder 2-mal täglich 50 μg Salmetorol plus
Placebo (1-mal täglich). Abgesehen von Anticholinergika und LABA gab es keine Einschränkungen
für die bisherige COPD-Medikation. Primärer Endpunkt war die Zeit bis zur ersten Exazerbation.
Die Analyse der Exazerbationsraten war für die Therapiedauer adjustiert.
Die POET-COPD-Studie umfasste insgesamt 7376 Teilnehmer. In die präspezifizierte Subgruppenanalyse
zur Wirksamkeitsprüfung von Tiotropium vs. Salmetorol waren 3614 Patienten im GOLD-Stadium-II
und 1343 Patienten ohne bisherige Erhaltungstherapie einbezogen. Das Durchschnittsalter
variierte in den Subgruppen zwischen 60,8 und 63,4 Jahren. Unter Tiotropium verlängerte
sich in der Stadium-II-Subgruppe gegenüber Salmetorol die Zeit bis zur ersten Exazerbation
mit einer Hazard Ratio (HR) von 0,88 (95 %-Konfidenzintervall [KI] 0,79–0,99) signifikant
(p = 0,028). Auch in der Gruppe ohne vorherige Erhaltungstherapie trat die erste Exazerbation
unter dem Anticholinergikum deutlich später auf (HR: 0,79; 95 %-KI 0,65–0,97; p=0,028).
Entsprechend der Kaplan-Meier-Schätzung zur Wahrscheinlichkeit einer ersten Exazerbation
verlief die Kurve für Tiotropium schon früh unterhalb der von Salmetorol und der Unterschied
bestand auch nach 12 Monaten. Die Exazerbationsrate pro Jahr fiel zugunsten von Tiotropium
in der Stadium-II-Gruppe etwas geringer aus (0,55 vs. 0,60, p=0,072), während sie
bei den Patienten ohne vorherige Erhaltungstherapie signifikant geringer war (Tiotropium
0,38 vs. Salmetorol 0,49; p=0,012). Ähnlich wirkte sich die Therapie auf die Rate
jährlicher Exazerbationen aus, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Der Unterschied
war mit 0,05 (Tiotropium) vs. 0,07 (Salmetorol) statistisch signifikant (p < 0,001).
Das Anticholinergikum verzögerte im Salmetorol-Vergleich signifikant auch das Auftreten
der ersten Exazerbation mit Hospitalisierung (HR: 0,66; 95 %-KI 0,48–0,91; p=0,012).
Entsprechend dieser Subgruppenanalyse kann sich für COPD-Patienten mit weniger schwerer
Erkrankung bzw. ohne bisherige Erhaltungstherapie durch Tiotropium im Vergleich zu
Salmetorol das Exazerbationsrisiko reduzieren. Zwar müssten die Ergebnisse, wie die
Autoren erklären, durch weitere Studien bestätigt werden, die Größe der Patientenpopulation
erlaube jedoch Schlussfolgerungen auf den tatsächlichen Effekt der Behandlung.