Zeitschrift für Ganzheitliche Tiermedizin 2014; 28(2): 50-53
DOI: 10.1055/s-0034-1368363
TCVM
Sonntag Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG Stuttgart · New York

Kleintierfütterung aus Sicht der TCM

Diäten für die KatzeSmall animal feeding from point of view of TCM: Diets for the cats
Sabine Gajdoss
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Sabine Gajdoss
Glanweg 9
55571 Odernheim

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. Mai 2014 (online)

 

Zusammenfassung

Die Herangehensweise der westlichen Ernährungsphysiologie und der Ernährungslehre zur Unterstützung einer Behandlung mit traditioneller chinesischer Therapie (TCM) sind sehr unterschiedlich. Die Ernährungslehre der TCM basiert auf den gleichen Grundlagen wie die Akupunkturbehandlung. Yin, Yang, die 5 Wandlungsphasen und ihre Organe sind ebenso wichtig wie die Zubereitung der Nahrungsmittel. Einige der Proteinlieferanten und die Eigenschaft ihres Fleisches aus der Sicht der TCM werden vorgestellt. Anhand der Beispiele von Nieren-Yin-Mangel, Nieren-Yang-Mangel und Nieren-Yin-und-Yang-Mangel wird erklärt, wie Nahrungsmittel eingesetzt werden können. Der Sonderfall der Hyperthyreose der Katze und die Unterstützung der Behandlung mit TCM durch eine entsprechende Diät sollen die unterschiedlichen Möglichkeiten einer TCM-Diät erläutern.


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Summary

The approach of Western nutritional physiology and the nutritional guidelines that adhere to traditional Chinese therapy (TCM) are quite different. The nutrition of TCM is based on the same principles as acupuncture. Yin, yang, the 5 metamorphic phases and their organs are just as important in TCM as is the preparation of foodstuffs. In this article, some of the protein-suppliers and the properties of their meat are presented from the point of view of TCM. By using examples of kidney-yin deficiency, kidney-yang deficiency and combined kidney-yin and kidney-yang deficiencies we explain how foodstuffs can be best utilized. The article further offers the special case study of a cat with hyperthyroidism and the treatment with TCM, accompanied by an appropriate diet, to elucidate the different approaches of a TCM-diet.


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Chinesische vs. westliche Ernährungslehre

Die chinesische Ernährungslehre ist ein wichtiger Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Sie umfasst die alltägliche Ernährung ebenso wie die Behandlung Kranker mit speziellen Diäten.

Die westliche Ernährungslehre basiert auf einem mechanischen Modell. Die zentrale Frage lautet: „Welche Stoffe braucht der Mensch, der Hund oder die Katze, um zu funktionieren?“ Dann werden Nahrungsmittel empfohlen, die diese Stoffe in der benötigten Menge enthalten, also Rohprotein, Kohlenhydrate, Fette, Mineralien, Vitamine usw. Aber auch nach langfristiger Befolgung dieser Diätempfehlungen fühlen sich Menschen oft weder gut noch gesund.

Dieser analytischen Herangehensweise steht die energetische Sicht der TCM und ihrer Diät gegenüber. Im Mittelpunkt stehen energetische Eigenschaften der Nahrungs- respektive der Futtermittel und deren Fähigkeit, das Gleichgewicht des Körpers aufrechtzuerhalten oder wieder herzustellen. Um das nachvollziehen zu können, müssen zumindest die Grundlagen der TCM verstanden werden.


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TCM-Grundlagen

Yin und Yang

In der TCM dreht sich alles um Gegensätze, die sich in einem Fließgleichgewicht befinden und konstant ineinander übergehen. Der eine Teil kann ohne den anderen nicht existieren. Am deutlichsten wird dies im grundlegenden System des Yin und Yang. Die Tai-Qi-Monade ([Abb. 1]) soll die fließenden Übergänge verdeutlichen.

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Abb. 1 Tai-Qi-Monade (aus: Matern C. Taschenatlas Akupunktur bei Hund und Katze. Stuttgart: Sonntag in MVS Medizinverlage; 2010).
  • Yin steht für dunkel, Nacht, Winter, Kälte, Substanz, Masse, das weibliche Prinzip, das Innere des Körpers.

  • Yang steht für hell, Tag, Sommer, Hitze, Bewegung, Energie, das männliche Prinzip, das Äußere des Körpers.

Es ließen sich noch unendlich mehr gegensätzliche Paare auflisten, aber mit den genannten lässt sich das Prinzip am besten erklären. So, wie es ohne Winter keinen Sommer, ohne Nacht keinen Tag geben kann, wird ausschließliche Bewegung (Yang) ohne Ruhe (Yin) zum Tod des Individuums führen.

Auch in der Ernährungslehre spielen Yin und Yang eine zentrale Rolle. Das beginnt schon damit, dass es ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Futteraufnahme und Ausscheidung geben sollte. Katabolismus und Anabolismus sollen sich die Waage halten. Außerdem können Menschen und Tiere in „Eher-Yin-Typen“ und „Eher-Yang-Typen“ unterschieden und dementsprechend ernährt werden:

  • „Eher-Yin-Typen“ sind Katzen, die immer auf der Heizung liegen, also eher dem Typ „Couch Potatoe“ entsprechen. Es sind gemütliche und ruhige Tiere.

  • Dem stehen die „Eher-Yang-Typen“ gegenüber, die Hitze/Wärme möglichst meiden, immer in Bewegung und eher nervös bis aggressiv sind.

Schon dieses grundlegende Prinzip findet sich in der Ernährungslehre der TCM wieder: Kühlende, feuchte Lebensmittel, wie z. B. Banane und Wassermelone, schenken dem Körper die notwendige Yin-Energie. Trockene, erwärmende Lebensmittel, wie z. B. Zimt und Knoblauch, geben Yang-Energie.


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Die 5 Wandlungsphasen

Die Begriffe „kühlend“, „trocken“, „befeuchtend“ und „erwärmend“ weisen schon darauf hin, dass es mit einer Einteilung nach Yin und Yang nicht getan ist. Allen Lebensmitteln oder Futtermitteln werden ganz bestimmte Eigenschaften zugesprochen: das energetische Temperaturverhalten, die Wirkrichtung, die Geschmacksrichtung und der Bezug zu einem oder mehreren Funktionskreisen, den Organen, respektive den Organpaaren.

Das gesamte Erklärungsgerüst der TCM basiert auf Empirie. Beim energetischen Temperaturverhalten lässt sich das am einfachsten nachvollziehen: Eine stark mit Knoblauch gewürzte Speise lässt nicht nur Mitmenschen auf Distanz gehen, sondern vermittelt auch ein Hitzegefühl, ebenso wie Wassermelone im Sommer so beliebt ist, weil sie kühlend wirkt. Kühlende und kalte Nahrungsmittel verlangsamen Prozesse, während Futtermittel, die erwärmen oder erhitzen, beschleunigend oder dynamisierend wirken. Neutrale Futtermittel erhalten die Mitte, sie wirken ausgleichend.

Die Wirkrichtung eines Nahrungsmittels beschreibt die Wirkung der Energie, die dieses Nahrungsmittel zur Verfügung stellen kann. Es gibt Futtermittel, die emporhebend, nach oben wirken. Hühnerfleisch wird eine solche Wirkung zugesprochen, weswegen es aus Sicht der TCM nicht sinnvoll ist, einem Tier mit Erbrechen (Magenenergie = Magen-Qi rebelliert, geht nach oben anstatt nach unten zum Darm) Hühnerfleisch zu geben. Andere Nahrungsmittel wirken an der Oberfläche. Demgegenüber stehen Futtermittel, die absenkend, nach unten führend wirken (z. B. Schweinefleisch) und solche, die in der Tiefe wirken (z. B. Krabben und Salz).

Um die Bedeutung der Geschmacksrichtung und den Bezug zu den Funktionskreisen zu verstehen, muss etwas weiter ausgeholt werden. Wie bereits erwähnt, basiert die TCM auf Erkenntnissen, die durch Beobachtungen gewonnen und dann zu einem in sich sinnvollen System zusammengefasst wurden.

Neben dem Verständnis von Yin und Yang ist so die Lehre der 5 Elemente oder der 5 Wandlungsphasen entstanden ([Abb. 2]). Die 5 Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser stehen für Zyklen und Phasen, die miteinander in Verbindung stehen, sich gegenseitig fördern, aber auch kontrollieren. Jedem der 5 Elemente werden z. B. ein Lebensabschnitt, eine Jahreszeit, eine Körperschicht, ein Geschmack, eine Farbe, eine Konstitution und ein Organpaar zugesprochen. Die chinesische Medizin unterteilt die Organe in Yin- und Yang-Organe, wobei sich aus je einem Yin- und einem Yang-Organ ein Paar gebildet hat, das energetische Beziehungen zueinander hat.

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Abb. 2 Die 5 Wandlungsphasen (aus: Matern C. Taschenatlas Akupunktur bei Hund und Katze. Stuttgart: Sonntag in MVS Medizinverlage; 2010).
  • Yin-Organe sind Leber (Le), Herz (He), Perikard (Pc), Milz-Pankreas (MP), Lunge (Lu) und Niere (Ni).

  • Yang-Organe sind Gallenblase (Gb), Dünndarm(Dü), Dreifach-Erwärmer (3E), Magen (Ma) Dickdarm (Di) und Blase (Bl).

Diese Organpaare werden den Elementen wie folgt zugeordnet:

  • Holz und Leber/Gallenblase

  • Feuer und Herz/Dünndarm und Perikard und 3-Erwärmer

  • Erde und Milz-Pankreas und Magen

  • Metall und Lunge/Dickdarm

  • Wasser und Niere/Blase

Den verschiedenen Nahrungsmitteln wird in der TCM ein Bezug zu den Elementen zugesprochen.

In der Ernährungslehre der TCM spielt der Geschmack eines Nahrungsmittels eine wichtige Rolle. In der Zuordnung zu den Elementen gibt es also Nahrungsmittel, die sauer sind und so das Holz-Element (Le/Gb) stärken können, solche die bitter sind und das Feuerelement unterstützen können (He/Dü; Pc/3E). Süße Nahrungsmittel stärken die Erde (MP/Ma), scharfer Geschmack stärkt das Metall (Lu/Di) und salzige Futtermittel helfen dem Wasser (Ni/Bl).

Beim letzten Beispiel fällt auf, dass Schweinefleisch auch schon unter süßem Geschmack aufgeführt wurde. Das liegt daran, dass die TCM sehr vielschichtig ist und dem Fleisch eines Tieres auch zwei verschiedene Geschmackrichtungen zugeordnet werden können.

Beispiel

Das Element Holz mit den Organen Le/Gb wird von sauren Nahrungsmitteln (Forelle, Truthahn, Essig) unterstützt. Das Feuer-Element mit seinen beiden Organpaaren He/Dü und Pc/3E reagiert positiv auf bitter schmeckende Lebensmittel (gegrilltes Fleisch, Radicchio, Chicorée, Buchweizen), während süß schmeckende Futtermittel die Erde mit MP/Ma stärken (Pute, Huhn, Schwein). Das Metallelement mit dem Organpaar Lu/Di wird durch scharfe Nahrungsmittel unterstützt (Wildfleisch, Reh und Hirschfleisch). Das Organpaar Ni/Bl, das zum Wasser Element gehört, benötigt salzige Komponenten, um ausgeglichen bestehen zu können (Barsch, Sardinen und Schwein).


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Einfluss der Zubereitung

Weiterhin kommt es auch noch auf die Zubereitung an. Laut TCM bleibt die Energie, die zur Herstellung des Futtermittels genutzt wurde, generell auch darin erhalten.

Zur Herstellung von Trockenfuttermitteln wird Hitze benötigt, die dann in diesem Futtermittel verbleibt. Im Gegensatz dazu stehen die tiefgekühlten Nahrungsbestandteile, die auch oft verfüttert werden (siehe Barf-Fütterung). Hierbei wird immer Kälte über das Futter aufgenommen. Oben (Kasten) ist auch das Beispiel des gegrillten Fleisches bei bitteren Geschmacksrichtungen erwähnt. Das ist ein weiteres Beispiel, wie die Zubereitung eines Nahrungsmittels dieses verändern kann.

Wenn eine Katze an FORL (Feline odontoklastische resorptive Läsionen) mit Gingivitis, Stomatitis usw. (alles Hitze-Zeichen) leidet, kann schon die Umstellung von Trocken- auf Dosenfutter eine Milderung der Symptome herbeiführen. Andererseits erklärt sich so auch, warum Tiere, die hauptsächlich mit tiefgefrorenem Futter versorgt wurden, dieses im Alter auf einmal nicht mehr vertragen (Kälteanzeichen wie z. B. nicht oder kaum riechender Durchfall, Schleim im Kot, Aufsuchen warmer Plätze, Trägheit usw.), auch wenn das Futter natürlich vor der Fütterung aufgetaut wurde. Der Körper hat nicht mehr genügend Qi (= Energie), um das Futter zu erwärmen.


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Eigenschaften der Nahrungsmittel nach der TCM

Um zu verstehen, warum die TCM einem Nahrungsmittel ganz bestimmte Qualitäten zuschreibt, muss man sich dieses Nahrungsmittel im „Rohzustand“ vorstellen:

  • Oberirdische Pflanzenteile haben immer eher Yang-Qualitäten (der Sonne zugewandt, hell).

  • Wurzeln, Knollen usw. weisen mehr Yin-Qualitäten auf (im Dunkeln wachsend). Bei den Tieren, die das tierische Protein liefern, verhält es sich ähnlich.

Geflügelfleisch

Hühner

Sie sind eher hektisch, schreckhaft, neigen dazu, nach oben fortzufliegen. Die Wirkrichtung von Hühnerfleisch ist aufsteigend, es hat einen süßen Geschmack und wärmt. Es unterstützt sowohl Yin als auch Yang und ganz speziell die Organe MP, Ma und Ni. Die TCM sagt, Hühnerfleisch füllt Qi und Blut auf, es tonisiert Ni-Qi und Ni-Jing (die ererbte Energie) und hilft bei Schwäche und Auszehrung. Es kann sinnvoll eingesetzt werden bei MP-Qi-Mangel mit Ödemen und häufigem Harndrang (ohne Hitzeanzeichen).

Es wäre also für eine Katze in der Rekonvaleszenz eine sinnvolle Proteinquelle, also bei Tieren, die eher in energetischer Leere sind und keine Füllezeichen aufweisen. Da die Wirkrichtung nach oben verläuft, ist Hühnerfleisch bei Tieren, die sich häufig erbrechen oder Hitzeanzeichen zeigen, nicht sinnvoll.


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Enten

Sie sind zwar auch Vögel, aber sie leben in erster Linie auf dem Wasser, bewegen sich ruhiger. Auch Entenfleisch zeigt eine nach oben gerichtete Wirkrichtung. Entenfleisch ist süß und salzig, es hat ein neutrales Temperaturverhalten und stärkt Lu, MP und Ni. Es nährt das Yin, stärkt den Magen. Entenfleisch ist also bei Yin-Mangel-Symptomen sinnvoll. Dazu gehören vermehrter Durst, Aufsuchen von kühleren Plätzen, warme Pfoten, Verstopfung, trockener Husten oder gesteigerte Ängstlichkeit. Linsen, Adukibohnen, Kidneybohnen und Süßkartoffeln wären eine gute Ergänzung, um mehr zu befeuchten.


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Rindfleisch

Wenn man sich ein Rind auf der Weide vorstellt, das in Ruhe wiederkäut, so ist es nicht verwunderlich, dass die TCM diesem Fleisch eine absteigende Wirkrichtung zuschreibt. Rindfleisch ist außerdem süß, thermisch neutral und stärkt in erster Linie Yin.


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Schweinefleisch

Ein Schwein wäre, wenn wir es lassen würden, ruhig und gelassen, kann aber viel schneller als eine Kuh in Bewegung kommen. Daher weist Schweinefleisch eine absteigende Wirkrichtung auf, ist süß und salzig, hat ein neutrales Temperaturverhalten und stärkt Lu, MP und Le. Es nährt Yin, befeuchtet bei Trockenheit und kann Blut auffüllen.


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Fisch

Die meisten Fische unterstützen das Wasser-Element. Besonders hervorzuheben sei hier der Kabeljau, der auf- und absteigend wirken kann, süß und thermisch kalt ist. Das Fleisch dieses Fisches tonisiert Yin ohne vermehrte Feuchtigkeit zu produzieren. Damit ist dieses Fleisch ein hervorragendes Yin-Tonikum.

Lachs wirkt sowohl auf- als auch absteigend, ist süß und salzig und wärmt. Er unterstützt sowohl Yin als auch Yang, und zwar Ni, Bl, Ma und MP.

Die Liste ließe sich noch fortsetzen.


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Beispiele: TCM-Diäten für die Katze

Nieren-Yin-Mangel

Hier nun ein Beispiel, wie die TCM-Diät bei einer Katze mit Ni-Yin-Mangel einzusetzen wäre. Ni-Yin-Mangel bedeutet, es ist nicht mehr genügend kühlende Substanz vorhanden. Die Tiere zeigen Hitzeanzeichen (vermehrter Durst, Verstopfung, Erbrechen, trockene, heiße Haut, Aufsuchen kühler Plätze, schnelles Überhitzen, Hechelatmung) – ohne eine erkennbare Entzündung.

Ziel der Ernährung sollte also sein, die Feuchtigkeit in den Nieren und den damit zusammenhängenden Organen wiederherzustellen. Als Fleischquelle könnten Kaninchen, gekochtes Hühnerei, Schwein, Sardine und Makrele dienen. Gekochte Linsen, Süßkartoffeln, Spargel und Hirse können diese Ration vervollständigen. Gerade bei diesen Katzen sollte versucht werden, vom Trockenfutter wegzukommen.


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Nieren-Yang-Mangel

Die Diät für eine Katze mit Yang-Mangel berücksichtigt Folgendes: Bei Yang-Mangel steht nicht genügend Wärme zur Verfügung, um alles zu bewegen. So zeigen Katzen mit Ni-Yang-Mangel besonders Kälteempfindlichkeit, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Rückenschmerzen, Probleme in den Hintergliedmaßen, Arthritis/Arthrose und hormonelle Imbalancen. Alle Hormone des Körpers werden vom Ni-Yang (und dem 3-Erwärmer) beeinflusst.

Wie sollte also eine Diät für eine Katze mit Ni-Yang Mangel aussehen? Als Proteinlieferanten kommen alle Tiere infrage, deren Fleisch wärmt: Hühnerfleisch, Lachs, Lamm und Wildfleisch. Reis (weiß), Karotten, Hafer und Brechbohnen wären zur Ergänzung in Betracht zu ziehen.


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Nieren-Yin- und -Yang-Mangel

Sind sowohl Ni-Yin als auch -Yang angegriffen, handelt es sich um eine Katze mit (aus westlicher Sicht) chronischem Nierenversagen. Diese Tiere zeigen sowohl Yin- als auch Yang-Mangel-Anzeichen: extremer Durst, Verstopfung, Schwäche, Gewichtsverlust, häufiges Urinieren, Müdigkeit, Kältegefühl, Erbrechen usw.

Neben der dann notwendigen konventionellen Intervention kämen für die Ernährung folgende Futtermittel infrage: Hühnerfleisch, Hühnermägen, gekochte Eier (nicht täglich), Pute, Lachs, Forelle (saurer Geschmack, unterstützt Le), Barsch; weißer Reis, Maisgries (Polenta), Brechbohnen, Spargel (ohne Kochwasser vom Spargel), Grünkohl.


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Hyperthyreose

Eine ganz besondere Stellung nehmen die Katzen mit Hyperthyreose ein. Hier werden 4 Stadien unterschieden, die die Tiere in der Regel durchlaufen:

1. Stadium

In diesem Stadium werden Feuchtigkeit und Schleim im Sinne der TCM angehäuft. MP kann die Nahrung nicht mehr vollständig in Qi (= Energie) und für den Körper nützliche Flüssigkeit umwandeln. Da die so entstandene Feuchtigkeit keine verwertbare Flüssigkeit ist, wird die Funktion von MP noch weiter behindert. Die Tiere zeigen schleimiges Erbrechen nach den Mahlzeiten, geringen Durst, Appetitmangel oder Fressattacken, Gewichtszunahme, Lethargie und Schleim im Stuhl.

Hier wäre es wichtig, MP zu stärken und Feuchtigkeit zu verringern mit Makrele, Barsch, Kaninchen, Kabeljau, weißem Reis, Buchweizen. Meist fallen diese Katzen durch chronisches Erbrechen auf.

Bei beiden energetischen Ungleichgewichten ist eine richtige Ernährung sehr hilfreich. Manchmal hilft es, die geplante Diät langsam unter das gewohnte Futter zu mischen oder die einzelnen Bestandteile nacheinander einzeln mit dem Futter zu vermengen.

Selbstverständlich ist es bei chronischem Nierenversagen wichtiger, dass die Katze überhaupt frisst, als dass sie Brechbohnen frisst.


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2. Stadium

Hier wird im Erwärmer (San Jiao) Schleimhitze angehäuft. Die angehäufte Feuchtigkeit beginnt sich zu verdicken und behindert den Qi-Fluss. Diese Stagnationen können zu fühlbarer Vergrößerung der Schilddrüse führen. Die Schilddrüsenhormone steigen jetzt nachweisbar an, und es treten erste Hitzesymptome auf: Reizbarkeit, Wärmeunverträglichkeit, Anstieg der Herzfrequenz, vermehrter Appetit und Durst.

Eine Therapie (konventionell, Akupunktur, Kräuter etc.) sollte möglichst mit einer Diät unterstützt werden, die Qi bewegt, Feuchtigkeit ausleitet und Hitze kühlt. Möglich wären: Ente, Hühnerfleisch, Pute, Wachteln, Lachs unterstützt durch braunen Reis, Hirse, Sellerieknollen (klein gerieben und gekocht), Kürbis.


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3. Stadium

In diesem Stadium dominieren Symptome von Leere-Hitze und Feuer durch zunehmenden Ni-Yin-Verbrauch/-Mangel. Hitze und Trockenheitssymptome stehen hier im Vordergrund: Auszehrung, vermehrter Durst, Erregbarkeit, unruhiger Schlaf, Trockenheit des Fells, konzentrierter Urin, Verstopfung.

Ziel einer Diät in diesem Stadium sollten das Klären der Hitze und die Stärkung des Yin sein: Pute, Kabeljau, Kaninchen, brauner Reis, Buchweizen, Spinat, Brokkoli, Sellerieknolle.


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4. Stadium

Das letzte Stadium bringt die Katze in einen Ni-Yin- und -Yang-Mangel-Zustand. Yang entsteht neu aus dem Yin. Es muss also Yin vorhanden sein, damit Yang aufsteigen kann. Durch die Hitze im 3. Stadium erschöpft sich erst das Yin (in seinem Versuch zu kühlen) und dann das Yang (weil kein Yin mehr vorhanden ist). Hier treffen dann Yang-Mangel und Hitze-Fülle zusammen und erzeugen widersprüchliche Symptome von Hitze- und Kälteunverträglichkeit. Konventionell gesehen zeigen diese Tiere Laborbefunde chronischer Niereninsuffizienz und Nierenversagens.

Yin und Yang müssen gestärkt und Hitze muss vorsichtig gekühlt werden: Kaninchenfleisch, Hühnerei, Barsch, Schwein, brauner Reis, Mais, Meeresalgen, Seetang, Brunnenkresse, Ingwer, Safran, Zimt, Basilikum.


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Fazit

Nur wenige Katzen fressen außer rohem Obst und Gemüse alles, also auch gekochten Spinat, Brokkoli, Reis und Brunnenkresse. Aus diätetischer Sicht ist solch eine Katze ein Segen. Das hat allerdings auch Nachteile. Bei allen anderen Katzen gilt das oben Gesagte: Vorsichtig auf die angestrebte Diät umstellen und immer daran denken: In punkto Diät sitzen Katzen am längeren Hebel (und das gilt auch in jeder anderen Beziehung).

Bekommt man die Samtpfoten aber dazu, eine nach den Grundlagen der TCM zusammengestellte Diät zu fressen, kann dies den Heilungsprozess erstaunlich beschleunigen.


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Sabine Gajdoss

Ausbildung zur landwirtschaftlich-technischen Assistentin, danach Studium und Abschluss Dipl.-Agrar-Ingenieur (FH) an der FH Nürtingen Fachrichtung tierische Tierhaltung und -ernährung. 1987 Studium und Abschluss an der FU Berlin im Fach Tiermedizin. Weiterbildung im Bereich Tierakupunktur und 1996 die Zusatzbezeichnung Akupunktur erhalten. Seit 1997 eigene Praxis, die ausschließlich Methoden der Regulationsmedizin einsetzt.

  • Literatur

  • 1 Bolbecher G, Gajdoss S. Kursunterlagen: Ganzheitliche Ernährung von Hunden und Katzen. GGTM; 09/2012.
  • 2 Fahrnow IM, Fahrnow J. Fünf Elemente Ernährung. München: GU; 1999
  • 3 Flaws B, Wolfe L. Das Handbuch der chinesischen Ernährungslehre. Bern, München, Wien: Otto Wilhelm Barth; 1983
  • 4 Hempen E. Chinesische Diätetik. München, Wien, Baltimore: Urban Schwarzenberg; 1997
  • 5 Schwartz C. Die traditionelle chinesische Medizin für Hunde und Katzen. Stuttgart: Sonntag in MVS Medizinverlage; 2001
  • 6 Wynn SG, Marsden S. Naturheilverfahren in der Kleintierpraxis. München: Urban und Fischer; 2005
  • 7 Yongkang L. Die traditionelle chinesische Gesundheitsküche. Midena; 2000

Sabine Gajdoss
Glanweg 9
55571 Odernheim

  • Literatur

  • 1 Bolbecher G, Gajdoss S. Kursunterlagen: Ganzheitliche Ernährung von Hunden und Katzen. GGTM; 09/2012.
  • 2 Fahrnow IM, Fahrnow J. Fünf Elemente Ernährung. München: GU; 1999
  • 3 Flaws B, Wolfe L. Das Handbuch der chinesischen Ernährungslehre. Bern, München, Wien: Otto Wilhelm Barth; 1983
  • 4 Hempen E. Chinesische Diätetik. München, Wien, Baltimore: Urban Schwarzenberg; 1997
  • 5 Schwartz C. Die traditionelle chinesische Medizin für Hunde und Katzen. Stuttgart: Sonntag in MVS Medizinverlage; 2001
  • 6 Wynn SG, Marsden S. Naturheilverfahren in der Kleintierpraxis. München: Urban und Fischer; 2005
  • 7 Yongkang L. Die traditionelle chinesische Gesundheitsküche. Midena; 2000

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Abb. 1 Tai-Qi-Monade (aus: Matern C. Taschenatlas Akupunktur bei Hund und Katze. Stuttgart: Sonntag in MVS Medizinverlage; 2010).
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Abb. 2 Die 5 Wandlungsphasen (aus: Matern C. Taschenatlas Akupunktur bei Hund und Katze. Stuttgart: Sonntag in MVS Medizinverlage; 2010).