Der Klinikarzt 2014; 43(03): 164
DOI: 10.1055/s-0034-1372378
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Metastasiertes Magenkarzinom – Neuer Antikörper gegen VEGF-Rezeptor 2

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Publikationsdatum:
25. März 2014 (online)

 
 

Die Überlebenschancen beim metastasierten Magenkarzinom sind auch heute noch vergleichsweise ungünstig. Eine neue effektive Therapieoption könnte zukünftig die Angiogenese-Hemmung mit dem gegen VEGF-Rezeptor 2 gerichteten Antikörper Ramucirumab sein.

Magenkarzinome werden häufig erst im lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Stadium diagnostiziert. Dementsprechend ist die Prognose ausgesprochen schlecht, sagte Prof. Salah-Eddin Al-Batran vom Krankenhaus Nordwest in Frankfurt/Main. Nach seinen eigenen Erfahrungen sind nur 40 % der neu diagnostizierten Tumoren noch resektabel und auch von diesen Patienten kommt es im Verlauf bei der Hälfte zu Rezidiven.

Ist der Tumor bereits metastasiert, sind die Aussichten noch schlechter. Auch wenn die Chemotherapie das Überleben verlängert, liegt die mediane Überlebenszeit unter einem Jahr und bei fast allen Patienten kommt es im Verlauf erneut zu einer Tumorprogression.

Status eines „Orphan Drugs“ – Zulassung beantragt

Der breit wirksame Angiogenese-Hemmstoff Ramucirumab könnte in dieser Situation in Zukunft eine wirksame Therapieoption sein. Der humane Antikörper richtet sich spezifisch gegen die extrazelluläre Domäne des VEGF-Rezeptors 2 (VEGF – Vascular Endothelial Growth Factor), der als wichtigster Mediator der Angiogenese gilt und von mehreren Mitgliedern der VEGF-Familie genutzt wird.

Der Antikörper wurde bereits in 2 Phase-III-Studien bei Patienten mit fortgeschrittenem Adenokarzinom des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs getestet. In der REGARD-Studie erhielten 355 Patienten nach einer Erstlinien-Chemotherapie mit Platin/Fluoropyrimidin ± Anthrazyklin zusätzlich zur bestmöglichen Supportivtherapie entweder Ramucirumab oder Placebo. In der Verumgruppe zeigten sich eine deutliche Verlängerung des Gesamtüberlebens (5,2 vs. 3,8 Monate, p = 0,047) und eine Verringerung des Progressionsrisikos [ 1 ].

In der RAINBOW-Studie mit 665 vorbehandelten Patienten wurde Ramucirumab plus Paclitaxel mit alleiniger Paclitaxel-Therapie verglichen. Auch hier wurde ein signifikanter Überlebensvorteil (9,63 vs. 7,36 Monate, p = 0,0169) und eine höhere Ansprechrate (28 vs. 16 %, p = 0,0001) erzielt. Zudem ließ sich bei mehr Patienten eine Krankheitskontrolle erreichen (80 vs. 64 %, p <0,0001) [ 2 ].

Ramucirumab wurde der Status eines „Orphan Drugs“ für die Therapie des Magenkarzinoms zuerkannt. Die Zulassung des Antikörpers bei fortgeschrittenem Adenokarzinom des Magens und ösophagealen Übergangs ist in den USA und in Europa beantragt.

Maria Weiß, Berlin

Quelle: DKK-Symposium „Anti-Angiogenese reloaded – Neues aus Forschung und Therapie“ am 20. Februar 2014 in Berlin. Veranstalter: Lilly Oncology.


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  • Literatur

  • 1 Fuchs CS et al. Lancet 2014; 383: 31-39
  • 2 Wilke H et al. J Clin Oncol 2014; 32 (Suppl. 03) Abstract LBA7

  • Literatur

  • 1 Fuchs CS et al. Lancet 2014; 383: 31-39
  • 2 Wilke H et al. J Clin Oncol 2014; 32 (Suppl. 03) Abstract LBA7