Ohne Ärzte wird sich nichts ändern
Solange es Ärzten besser geht, wenn sie operieren, statt den Patienten zum Physiotherapeuten
zu überweisen, wird sich nicht viel ändern. Wann wird das „Budget“ abgeschafft? Es
kann nicht sein, dass ein Facharzt in der KW 10/2014 sagt, dass er für den Rest des
Monats keine Verordnungen mehr ausstellt, weil sein „Budget“ erschöpft ist? Auch müssten
die Krankenkassen nicht einfach vom „grünen Tisch“ aus chronischen Schmerzpatienten
die verordnete Behandlungsanzahl von zwei pro Woche auf einmal pro Woche kürzen dürfen.
In der Liste für Diagnosen für Langzeitbehandlungen wurden hauptsächlich die Schwerstkranken
aufgenommen. Fibromyalgie fällt zum Beispiel nicht darunter. Ist aber chronisch. Oder?
Erschwerend kommt immer noch hinzu, dass viele Ärzte erst gar nicht mit den Physiotherapeuten
reden wollen. „Was will denn der kleine Physio? Der hat ja noch nicht einmal studiert
und will dann Ahnung haben?“ Das fängt bei der Ausstellung einer Heilmittelverordnung
nach den Heilmittelrichtlinien schon an: „Sie sind die Erste, die sich beschwert!
Wir schreiben die Verordnungen immer so aus!“ Nur mürrisch oder gar nicht werden dann
Verordnungen geändert.
Das Neuste ist jetzt: Wenn der ICD-10-Schlüssel aufgeführt ist, muss keine Diagnose
mehr genannt werden. Nur die Leitsymptomatik muss angegeben sein. Jetzt ist Diagnose-Rätselraten
angesagt.
Zu denken gab mir auch der Leserbrief „Qualität lässt zu wünschen übrig“ aus physiopraxis
3/14. Ich beantrage ein Qualitätsmanagement für Physiotherapieschulen bzw. Ausbildung
und Fort- und Weiterbildung der Physios! Was nützt mir ein Handbuch für die Abläufe
in einer Praxis, wenn die Ausbildung der Physios schlecht bis mangelhaft ist? Warum
gibt es keine bundeseinheitlichen Qualitätsstandards für die Ausbildung und Lehrgänge?
Warum dürfen Berufsanfänger direkt nach der Schule „auf die Menschheit“ losgelassen
werden? In jedem Handwerk muss man Lehrjahre und Gesellenjahre nachweisen, sonst gibt
es keinen Meistertitel. Viele Fragen auf einmal. Meine Sicht der Dinge liegt vielleicht
auch daran, dass ich seit 15 Jahren an der Anmeldung einer Physiotherapiepraxis sitze
und aus einer Handwerkerfamilie stamme, deren Betrieb in der vierten Generation ist.
Meine Freundin, bei der ich die Anmeldung leite, ist eine Vorzeige-Physio allererster
Sahne.
Mit freundlichen Grüßen
T. Dostan
Zum Artikel „Psychosomatik in der Orthopädie“
, physiopraxis 3/14
Physios können mehr als Ausdauertraining
Sehr geehrte Leser, sehr geehrter Herr Prof. Dr. Köllner,
der ärztliche Befund und die Diagnose stimmen häufig nicht mit dem Befinden der Patienten
überein, wie zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt haben. Physiotherapeuten
orientieren sich daher an ihrer eigenen Arbeitshypothese auf Grundlage des biopsychosozialen
Modells. Sie prüfen Aspekte des Stütz- und Bewegungsapparates und beziehen Verhaltensweisen,
soziale Einflussfaktoren und Kognitionen in ihre Entscheidungen mit ein. Gerade bei
Bewegungsängsten sind die Physiotherapeuten gefragt. Dabei sollten Bewegungen analysiert,
korrigiert, gesteigert und mithilfe edukativer Unterstützung in den Alltag reintegriert
werden („Graded Activity“). Von Physiotherapeuten lernen die Patienten zudem ihre
Schmerzen zu verstehen und ihnen aktiv zu begegnen. Die Physiotherapie hat sich längst
von einer primär somatisch ausgerichteten Therapieform zu einer ganzheitlichen Methode
weiterentwickelt, da es nahezu immer um eine Verhaltensänderung geht. Für psychosomatische
Patienten können individuelle physiotherapeutische Aspekte sehr bereichernd sein anstatt
eines pauschalen Ausdauertrainings – im besten Fall selbstverständlich in einem interdisziplinären
Setting.
Benjamin Schäfer,
Physiotherapeut aus Mainz
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