DO - Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2015; 13(1): 31
DOI: 10.1055/s-0034-1383292
praxis
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG Stuttgart · New York

Patienteninfo: Gute Ernährung für gesundes Altern

Wibke Bein-Wierzbinski
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Publication Date:
09 January 2015 (online)

Aus naturheilkundlicher Sicht führen Lebensstil und Ernährungsweise häufig zu einer leichten, aber schleichend fortschreitenden Anreicherung von Säuren im Gewebe. Mit dem Älterwerden kann dies schließlich Schmerzen und Entzündungen im Gewebe und in den Gelenken provozieren. Verhärtungen des Bindegewebes, eingeschränkte Beweglichkeit, rheumatische Erkrankungen, Gicht sowie Nierensteine zählen zu den Folgeerkrankungen einer chronischen Übersäuerung, einer latenten Azidose. Eine gezielte Ernährungsumstellung, bei der die Regeneration des Körpers und der Ausgleich des Säure-Basen-Haushalts im Mittelpunkt stehen, kann zur Linderung der Schmerzen führen und Abbauprozesse aufhalten.

Den Prozess, bei dem der Säureüberschuss im Körper abgebaut bzw. das physiologische Gleichgewicht im Körper wiederhergestellt wird, nennt man Regeneration. Laktat (ein in der Muskulatur anaerob entstandenes Abbauprodukt von Glykogen), Ammoniak (ein Abbauprodukt von Eiweißen) und andere im Stoffwechsel entstandene Säuren müssen in der Leber abgebaut und über die Niere ausgeschieden werden. Voraussetzung für eine gute Regeneration sind eine intakte Leber-, Nieren- und Lungenfunktion.

Im Alter ist häufig zu beobachten, dass es durch altersbedingte Funktionseinschränkungen der Leber und Nieren zu eingeschränkter Regenerationsleistung kommt. Damit einhergehend werden weniger Säuren abgebaut und ausgeschieden. Sie werden im Bindegewebe zwischengelagert und führen dort zu Verhärtungen, Schmerzen und entzündlichen Prozessen.

Anzeichen einer latenten Übersäuerung:

  • Druckempfindlichkeit und starke Schmerzen bei Berührung und Verschiebung der Haut

  • Verhärtung von Knorpelstrukturen und Bändern

  • gerötete oder grobporige Gesichtshaut

  • schmerzende Gelenke beim morgendlichen Aufstehen

  • nach dem Schlaf ist keine Erholung zu spüren, das Gesicht wirkt aufgedunsen, Finger und Zehen sind geschwollen

Ernährungstipps zur Verbesserung der Regenerations- und Entsäuerungsleistung:

  • Ausreichend vollwertiges Eiweiß am Morgen oder spätestens zum Mittagessen konsumieren. Geeignet sind Kochschinken, Kalbfleisch, Hähnchenschenkel oder auch ab und zu ein Ei. Die morgendliche Eiweißaufnahme ist besonders wichtig, damit ausreichend essenzielle Aminosäuren (z. B. Tryptophan) dem Stoffwechsel zur Verfügung stehen, um Kalium und Magnesium zur Regeneration in die Zellen aufzunehmen und zu speichern. Ohne Kalium ist eine ausreichende Zuckerspeicherung für die Entgiftungsfunktion der Leber nicht möglich.

  • Das Abendessen sollte vegetarisch ausgerichtet sein. Langkettige Kohlenhydrate zusammen mit kurz gegartem Gemüse, gesäuertem Salat, Nüssen und vegetarischen Brotaufstrichen sind besonders bekömmlich. Ab und zu kann ein wenig fetter Fisch zur Aufnahme essenzieller Fettsäuren und Niacin konsumiert werden, um den Leberstoffwechsel zu unterstützen.

  • Kein Alkohol und Zucker am Abend. Alkohol erschwert die Regeneration in der Nacht erheblich.

  • Leberstoffwechsel gezielt unterstützen. Besonders gut lässt sich die Entgiftungsleistung der Leber mit Niacin, Vitamin B1 und Vitamin E kombiniert mit langkettigen Kohlenhydraten unterstützen. Dafür geeignet sind Vollkornbrot (Vitamin B1) mit Avocado-Creme (Niacin) und ein paar Walnüssen (Vitamin E) zum Abendessen. Auch Bitterstoffe wirken sich positiv auf die Leberfunktion aus. Geeignet sind gelbe Grapefruit, kurz angebratener Chicorée, Endiviensalat oder auch spezielle Leber-Tees. Auch ein wenig Essigwasser (1 EL Essig auf 200 ml Wasser) oder gesäuertes Gemüse (Gewürzgurke) können die Entgiftungsleistung der Leber unterstützen.

  • Ein gutes Gleichgewicht zwischen Säure produzierenden und basisch wirkenden Lebensmitteln herstellen.

    • Säuernde Lebensmittel: eiweißreiche Lebensmittel tierischen und pflanzlichen Ursprungs wie Käse (Hartkäse, Camembert), Quark, Wurst, Fleisch, Fisch und Eigelb sowie Vollgetreideprodukte (v. a. Graham-, Vollkorn-, Roggenbrot, Vollkornreis)

    • Basische Lebensmittel: Gemüse, v. a. Fenchel, Kohlrabi, Karotten, Blumenkohl, Kartoffeln, Brokkoli, Gurke, Kräuter, Blattsalate, Obst, v. a. Feigen, Bananen, Aprikosen, Kiwi, gelbe Grapefruit, Zitrone, Birne, Ananas, Orange, Apfel, Erdbeeren

    • Neutrale Lebensmittel, die weder säuernd noch basisch wirken: Nüsse, Öle, z. B. Sonnenblumen-, Walnuss-, Olivenöl; manche Menschen reagieren jedoch auf Schwefelverbindungen mit Schmerzen im Bindegewebe, sodass schwefelhaltige Nüsse (Haselnüsse, Mandeln) und einige Öle (z. B. Olivenöl) nur reduziert verwendet werden sollten