Klin Monbl Augenheilkd 2015; 232(5): 691-696
DOI: 10.1055/s-0034-1383402
Offene Korrespondenz
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

70 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs und der NS-Diktatur – die letzten Namen der „Gedenkliste jüdische Augenärzte“

70 Years after the End of World War II and the National Socialist Dictatorship – The Final Names of the ʼMemorial File Jewish Ophthalmologistsʼ
J. M. Rohrbach
1   Department für Augenheilkunde, Forschungsbereich Geschichte der Augenheilkunde/Ophthalmopathologisches Labor, Eberhard-Karls-Universität Tübingen
,
C. Thies
2   Berlin-Kreuzberg, Leibniz-Schule
› Author Affiliations
Further Information

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. Jens Martin Rohrbach
Department für Augenheilkunde, Forschungsbereich Geschichte der Augenheilkunde/Ophthalmopathologisches Labor, Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Schleichstr. 6–12
72076 Tübingen
Phone: +49/(0)70 71/2 98 47 61   
Fax: +49(0)70 71/29 47 62   

Publication History

Publication Date:
17 December 2014 (online)

 

„Das Unrecht, das gegen das deutsche Judentum und teilweise gegen das deutsche Bürgertum geschieht (Anmerkung: Der Autor bezog sich hier auf die Verhältnisse im Deutschen Kaiserreich), ist nicht das größte, aber es ist auch eines. Deshalb musste es ausgesprochen werden. Das beste aber wird sein, wenn jeder von uns in sein menschliches, soziales und bürgerliches Gewissen hinabsteigt und Unrecht abtut, wo er es findet.“

(Walther Rathenau [1867–1922], deutsch-jüdischer Industrieller, Außenminister [1922] und Schriftsteller in „Zur Kritik der Zeit“, Berlin, 1912)

Am 8. Mai 1945, also vor nunmehr 70 Jahren, endeten der 2. Weltkrieg und die nationalsozialistische Diktatur, damit auch Verfolgung, Vertreibung und Ermordung jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger. Wir können heute mit großer Bestimmtheit sagen, dass etwa ⅔ der jüdischen Fachkollegen, von denen ca. 50 % aus Berlin stammten, zwischen 1933 und 1941 emigrierten, wobei Palästina, Großbritannien und – mit großem Abstand – die USA die wichtigsten Aufnahmeländer waren [1], [2]. Einzelne „arische“ Mediziner, wie etwa der Augenarzt Martin Killmann aus Berlin, emigrierten, weil sie einen jüdischen Ehepartner hatten. Etwa 25 jüdische Augenärzte (14 % der jüdischen Augenärzte mit bekanntem Schicksal) verloren ihr Leben in einem Konzentrationslager, Ghetto oder Gefängnis, ungefähr 5 (3 %) begingen, wie auch der Entdecker des Tetanuserregers, Arthur Nicolaier (1862–1942) Suizid [3] ([Tab. 1]). Die Namen der Todesopfer wurden jüngst noch einmal tabellarisch zusammengestellt [4]. Der Umgang der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) mit ihren jüdischen Mitgliedern bleibt angesichts der dürftigen Quellenlage weiterhin etwas spekulativ [5], [6].

Tab. 1 Schicksal der jüdischen Augenärzte im Nationalsozialismus. Stand nach der 3. Aktualisierung, Juli 2014. Berücksichtigt wurden nur Kolleginnen und Kollegen mit geklärtem Schicksal (n = 185/100 %).

n

%

1 Hinter dem einen oder anderen „natürlichen Tod“ könnte sich ein Selbstmord verborgen haben.

Emigration

119

64

nachweislich in einem KZ, Ghetto oder Gefängnis ums Leben gekommen

25

14

deportiert, vermutlich ums Leben gekommen

2

1

Suizid

5

3

in Deutschland bis 1945 wahrscheinlich eines natürlichen Todes gestorben1

22

12

in Deutschland oder besetztem Ausland überlebt

12

6

Die Folgen der NS-Rassenpolitik reichen bis in die heutige Zeit hinein. Sie begegnen uns nicht nur in Form von Gedenkstätten und Denkmälern wie dem Holocaust-Mahnmal in Berlin. So dürfte auch, ohne dass genaue Zahlen bekannt wären, der Anteil jüdischer Fachkolleginnen und Fachkollegen in der deutschen Augenärzteschaft heute bei unter 1 % liegen. Anfang 1933 waren es 11–13 % gewesen [1], [7]. Diese Differenz ist vor allem auch dem Umstand geschuldet, dass von den emigrierten jüdischen Augenärzten mit bekanntem Schicksal nach 1945 gerade einmal 3 (2 %) nach Deutschland zurückkehrten. Es waren dieses Richard Hessberg aus Essen ([Abb. 1]) [8], Alfred Haase aus Leipzig und Ernst Weinberg aus Berlin. Diesen Kollegen gebührt größte Hochachtung für ihren mutigen Entschluss.

Zoom Image
Abb. 1 Richard Hessberg (1879–1960). Hessberg war 1913–1933 Chefarzt der Städtischen Augenklinik Essen, der Vorgängerin der heutigen Universitäts-Augenklinik. 1952 kehrte er endgültig aus den USA nach Essen zurück, wo er sich vielfältige Verdienste in Kultur und Augenheilkunde erworben hatte und noch erwarb [8]. © Universitäts-Augenklinik Essen. Für die Überlassung wird Herrn Prof. Dr. K.-P. Steuhl gedankt.

Das Forschungsprojekt „Augenheilkunde im Nationalsozialismus“ wurde 1999 begonnen. Seine Intention war es, möglichst viele Facetten der NS-Ophthalmologie zu beleuchten [7], [9]. Von Anfang an stellte der Komplex „jüdische Augenärzte“ einen ganz wesentlichen Schwerpunkt dar. 2007 waren erst 29 [7], 2011 dann 188 Namen identifiziert (zur Identifizierung siehe [1]). Im Jahre 2013 kamen noch 5 weitere Personen hinzu, nämlich Hermann Rothholz aufgrund einer medizinischen Dissertation [10], sowie – nach Auswertung des Anhangs „Fachärzte/Augenkrankheiten“ im Adressbuch für Berlin von 1936 – Richard Baruch, Arthur Eppenstein, Gustav Erlanger und Alfred Moll. Die „Gedenkliste jüdische Augenärzte im Nationalsozialismus“ enthält heute somit 193 Namen. Nach der namentlichen Identifizierung galt es, die dahinter stehenden Schicksale zu erhellen. Bis 2011 gelang das für 71 % [1], bis Anfang 2012 für 79 % [8], bis Mitte 2013 für 88 % [11], und bis Mitte 2014 für 96 % der jeweils bekannten jüdischen Augenärztinnen und Augenärzte, so auch für Alice Levidé-Langenbach ([Abb. 2]). Die Kolleginnen und Kollegen, die neu in die Liste aufgenommen wurden bzw. deren Schicksal seit Mitte 2013 noch geklärt werden konnte, sind in [Tab. 2] aufgeführt. Hinweise kamen in den Jahren nach dem Erscheinen der „Gedenkliste“ aus der Augenheilkunde, ganz entscheidende Impulse erfreulicherweise dann aber vor allem von Nichtmedizinern. Hier und da half der Zufall.

Zoom Image
Abb. 2 Dokument für die Einreise von Alice Levidé-Langenbach nach Brasilien. Das Dokument stammt aus dem Jahr 1939. Nach anderen Angaben emigrierte Alice Levidé-Langenbach bereits 1938, sodass die Bescheinigung wahrscheinlich erst nachträglich ausgestellt wurde (Quelle: Datenbank „myheritage.de“).

Tab. 2 Ergänzung der „Gedenkliste jüdische Augenärzte im Nationalsozialismus“. Aufgeführt sind nur Personen, deren Schicksal bisher unbekannt war (Stand Juli 2014).

Name, Vorname

Datum der Geburt

letzter Wohnort

Schicksal

1 Richard Baruch wurde 2013 neu in die Gedenkliste aufgenommen. Seine Tätigkeit als Augenarzt ergab sich aus dem Anhang „Fachärzte/Augenkrankheiten“ im Adressbuch für Berlin von 1936. Im Reichsarztregister (RAR), im Reichsmedizinalkalender (RMK) von 1937 und im „Gedenkbuch Berliner jüdische Kassenärzte“ [2] wurde Baruch nicht erwähnt. Seine jüdische Herkunft („Hebrew“) ergibt sich aus der Passagierliste der „SS Aquitania“, welche im Dezember 1935 von Cherbourg nach New York fuhr. Baruch wurde daher als jüdischer Augenarzt gewertet. Richard Baruch starb im Oktober 1975 in Kalifornien/USA. (Quellen: www.berlin-minsk.de/#!/gb/13; www.ancestry.com [New York passenger lists])
2 Hildegard Bielski-Schartenberg nannte sich in den USA „Hilda Bielski“. Sie starb im Oktober 1971 in New York. (Quelle: www.ancestry.com [Passagierliste der „SS Rotterdam“ von Rotterdam nach New York vom 22. November 1939])
3 Paula Blum starb am 10. April 1940 im Krankenhaus der jüdischen Kultusvereinigung in Frankfurt/Main an Gebärmutterkrebs (Für die Überlassung der Sterbeurkunde wird dem Stadtarchiv Frankfurt/Main gedankt). Sie hatte 1925 in Freiburg mit dem Thema „Vergleichende Messungen der Augenanlage und Linse von normalen und kolobomatösen Kaninchenaugen, sowie über die sich daraus ergebenden gegenseitigen korrelativen Beziehungen und ihre Bedeutung für die Kolobomgenese“ promoviert. Bis 1936 war sie in der Turnstraße 11 in Pirmasens gemeldet (Quelle: B. Kubatzki [Hrsg.], Juden in Pirmasens, Spuren ihrer Geschichte. Pirmasens: 2004, S. 91). Paula Blums Mutter Emilie starb am 28. November 1940 im süd-französischen Internierungslager Gurs. Die 1894 geborene Schwester Maria emigrierte 1937 in die USA (Quelle: www.ancestry.com).
4 Suizid nicht bekannt, aber auch nicht ganz auszuschließen. (Quellen: [2] unter Börnstein, Paul Heinrich, S. 129; http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AGrab_Richard_B%C3%B6rnstein%2C_Friedhof_Wilmersdorf.jpg
5 Quellen: http://vdzm.de/index.php?option=com_content&view=article&id=55&Itemid=57; www.ancestry.com, Fernsprechbücher Berlin; http://www.jinh.site50.net/gene/aron/Descendants_of_Daniel_Katz_Jeremias_Katz_Joseph%20Plaut_Meyer_Speyer_of_North_Hessen_and_the%20Holocaust.pdf
6 Quelle: http://trees.ancestry.com/tree/276650/person/-2101151703
7 Arthur Eppenstein wurde 2013 neu in die Gedenkliste aufgenommen. Seine Tätigkeit als Augenarzt ergab sich aus dem Anhang „Fachärzte/Augenkrankheiten“ im Adressbuch für Berlin von 1936. Im RAR, im RMK von 1937 und im „Gedenkbuch Berliner jüdische Kassenärzte“ [2] wurde Eppenstein nicht erwähnt. Eppenstein erhielt seine ophthalmologische Ausbildung in Marburg und Berlin, wo er von 1919 bis 1935 praktizierte. Im 1. Weltkrieg diente er als Arzt. Ab 1935 arbeitete Eppenstein in Jerusalem, 1940 eröffnete er eine Augenklinik in Nazareth, in welcher er überwiegend arabische Patienten behandelte. 1948 siedelte Eppenstein nach England über, wo er sich „Eppingstone“ nannte und u. a. am Moorfields Eye Hospital in London tätig wurde. 1949 wurde er britischer Staatsbürger. Arthur Eppenstein starb 1966 in Bromley. (Quellen: http://pubmedcentralcanada.ca/picrender.cgi?artid=4261036&bl; www.ancestry.com [UK incoming passenger lists sowie England, Wales Death Index, 1916–2007]; London Gazette vom 14. 3. 1950)
8 Gustav Erlanger wurde 2013 neu in die Gedenkliste aufgenommen. Seine Tätigkeit als Augenarzt ergab sich aus dem Anhang „Fachärzte/Augenkrankheiten“ im Adressbuch für Berlin von 1936. Im RAR, im RMK von 1937 und im „Gedenkbuch Berliner jüdische Kassenärzte“ [2] wurde Erlanger nicht erwähnt. Seine jüdische Herkunft („Hebrew“) ergibt sich aus der Passagierliste der „SS Majestic“, die im November 1935 von Cherbourg nach New York fuhr. Gustav Erlanger starb im August 1979 in New York, wo er nach seiner Emigration als Ophthalmologe tätig war. (Quellen: www.ancestry.com [New York passenger lists sowie Family trees]; 1940 United States Federal Census; New York Naturalization Records, 1882–1944; U. S. Social security death index)
9 Hans Großmann wurde die deutsche Staatsangehörigkeit am 13. März 1940 aberkannt, was sehr stark für eine Emigration (im Jahre 1939) spricht. Wohin Hans Großmann emigrierte bleibt jedoch weiterhin unklar. (Quellen: www.ancestry.com [German Index of Jews whose German nationality was annulled by Nazi Regime 1935–1944, for Dr. med. Hans Grossmann]; Dietzel V, Kaiser W. 300 Jahre Juden in Halle, 1992, S. 239)
10 Quellen: http://www.ushmm.org/namesearch/http://blog.sub.uni-hamburg.de/?p=6313; www.ancestry.com
11 Walda Heynemann starb am 17. August 1949 in Rio de Janeiro. (Quellen: [2], S. 347; http://www.jusbrasil.com.br/diarios/2838050/dou-secao-1–27-12–1950-pg-7/pdfView; http://familytreemaker.genealogy.com/users/j/a/m/Reuben-JamiesonGWENT/GENE2-0012.html
12 Quellen: Aufbau (New York) vom 10. 12. 1943; Margret Steen. Die Langenbachs, vierhundert Jahre Frankfurter Familiengeschichte. Frankfurt/Main, 2002
13 Max Marbe starb 1937 im Jüdischen Krankenhaus Berlin an „Zuckerharnruhr und Kreislaufinsuffizienz“. Für die Information wird Frau Barbara Welker, wissenschaftliche Archivarin an der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum gedankt.
14 Max Maschke besuchte das Königstädtische Gymnasium in Berlin, wo er 1887 das Abitur ablegte. In den Jahren 1913 bis 1921 war er auch als Filmproduzent und Regisseur tätig. Am 6. Dezember 1932 trat er aus der jüdischen Gemeinde Berlins aus. Max Maschke starb am 15. April 1952 in Sao Paulo. (Quellen: [2] S. 589, ohne Angabe der Emigration; Jahresbericht des Königstädtischen Gymnasiums 1887; http://www.ns-spurensuche.de/index.php?id=4&topic=16&key=2; www.filmportal.de/person/max-maschke)
15 Alfred Moll wurde 2013 neu in die Gedenkliste aufgenommen. Sein Name wurde anhand des Anhangs „Fachärzte/Augenkrankheiten“ im Adressbuch für Berlin von 1936 identifiziert. Im RAR ist Alfred Moll zweifelsfrei als jüdischer Augenarzt ausgewiesen. Moll wurde im Rahmen der Untersuchungen für die „Gedenkliste“ 2011 nicht entdeckt, da er 1932 nicht DOG-Mitglied war (und insofern kein Abgleich mit dem RAR erfolgen konnte), er im RMK von 1937 nur ohne die Bezeichnung „Augenarzt“ aufgeführt wurde und seine Berufsbezeichnung „Augenarzt“ im „Gedenkbuch Berliner jüdische Kassenärzte“ überlesen worden war. Moll wirkte bis 1936 am Städtischen Krankenhaus „Am Urban“ in Berlin-Kreuzberg. Nach Schwoch [2] beging Moll im März 1941 in Berlin Suizid, während die Datenbank von Yad Vashem ausführt „Alfred wurde in der Schoah im Alter von 72 Jahren ermordet“. Es wurde hier der Version von Schwoch gefolgt. (Quellen: [2] S. 618; http://db.yadvashem.org/names/nameDetails.html?itemId=41220)
16 Der Name von Hermann Rothholz wurde erst im September 2013 in einer rezenten Dissertation [10] gefunden. Er war insofern den bis dahin bekannten 188 Namen hinzuzufügen. Rothholz war bisher nicht als jüdischer Fachkollege identifiziert worden, da er 1932 nicht DOG-Mitglied, er in keinem Gedenkbuch erfasst und er im Reichsmedizinalkalender von 1937 als HNO-Arzt aufgeführt war. Nach dem Eintrag im Reichsarztregister war Hermann Rothholz sehr wahrscheinlich in erster Linie HNO-Arzt, aber auch Augenarzt. Sein Schicksal ist im „Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945“ (Bundesarchiv) hinterlegt. Rothholz war bei seinem Tod 83 Jahre alt, sodass auch ein natürlicher Tod in Betracht kommt. Vor allem wegen der zeitlichen Nähe zwischen Deportation und Tod wird er aber als KZ-Opfer gewertet.
17 Gustav Schlochauer wurde am 18. Juli 1937 in Palästina eingebürgert. Er starb am 9. Dezember 1973. (Quellen: http://www.ushmm.org/namesearch/, Juden in Thüringen 1933–1945; http://www.geni.com/people/Gustav-Schlochauer/6000000023128610920
18 Edmund Stein starb am 30. Juni 1953 in den Niederlanden. (Quellen: www.ancestry.com; Stiftung Jüdisches Museum, Sammlung Familie Rose, S. 9)
19 Quellen: South African Medical Journal vom 12. Juli 1947, 500–503; south_african_jewry_married_alpha_index.xls; Individual Report for Siegbert Steinitz, Community Trees Project, http://histfam.familysearch.org
20 Jakob Stern promovierte 1908 in Breslau mit „Über ein bisher unbekanntes Hornhautphänomen bei Trigeminusanästhesie“. 1938/39 war er noch am Wilhelmplatz 18 in Potsdam gemeldet (Quelle: Adressbücher von Potsdam). Jakob Stern starb am 31. März 1943 in Harbin/China. (Quellen: http://www.myheritage.de; https://cahjp.huji.ac.il)
21 In der 1. Ergänzung zur „Gedenkliste“ [8] wurde (unter leichtem Vorbehalt) mitgeteilt, dass Kurt Sabatzki nach England emigrierte. Es handelt sich dabei aber, wie weitere Forschungen ergeben haben, um einen anderen (jüdischen) „Kurt Sabatzki“. Der Augenarzt Kurt Sabatzki emigrierte mit seiner Ehefrau Toni und den Söhnen Andreas und Florian in die USA, wo er in Rochester praktizierte und am 30. November 1988 starb. Ab 1939 nannte er sich Peter Kurt Sabey. Die bisher mitgeteilten statistischen Daten ändern sich durch diese Korrektur nur bez. des Einwanderungslandes. (Quellen: www.ancestry.com [Passenger list sowie 1940 United States Federal Census]; http://sundoc.bibliothek.uni-halle.de/diss-online/06/06H046/t6.pdf; Rochester Democrat and Chronicle vom 1. Dezember 1939 („Court allows doctor to change his name“)
22 Status in der „Gedenkliste“ [1] „wahrscheinlich 1939 emigriert“. Weitere Nachforschungen ergaben, dass Willy Bender nach Shanghai/China und im August 1947 von dort mit Transit über die USA nach La Paz/Bolivien auswanderte.
23 Status in der „Gedenkliste“ [1] „emigriert“. Weitere Nachforschungen ergaben, dass Frieda Markiewitz mit ihrem Ehemann Dr. Bruno Markiewitz und den Kindern Hans, Franz-Rudolf und Susanne-Eva im Oktober 1935 in die USA emigrierte, wo sie sich „Frieda Mark“ nannte und im November 1978 starb.
24 Status in der „Gedenkliste“ [1] „vermutlich 1938 mit ihrem Mann Albert in die USA emigriert“. Weitere Nachforschungen ergaben, dass Irene Michaelsohn gemeinsam mit ihrem Mann tatsächlich im Mai 1938 in die USA auswanderte. Dort nannte sie sich „Irene Michelson“. Irene Michaelsohn starb am 18. April 1970.

Baruch, Richard1

17. 10. 1897

Berlin

1936 mit Ehefrau Ilse, Sohn Peter Paul und Schwiegermutter Emma Oppenheimer in die USA emigriert

Bielski-Schartenberg, Hildegard2

4. 8. 1894

Essen

1939 mit Ehemann Dr. Hans Bielski, Urologe, und Tochter Marion in die USA emigriert

Blum,Paula3

30. 6. 1892

Pirmasens

am 10. April 1940 in Frankfurt/Main verstorben

Börnstein, Felix4

26. 4. 1862

Berlin

am 7. 12. 1936 in Berlin gestorben

Boley, Moritz5

12. 7. 1873

Berlin

nach Rhodesien (Zimbabwe) emigriert

Colden, Kurt (Curt)6

25. 10. 1879

Breslau

am 16. 7. 1937 in Breslau gestorben

Eppenstein, Arthur7

27. 1. 1887

Berlin

1935 nach Palästina emigriert

Erlanger, Gustav8

21. 4. 1886

Berlin

1 935 mit Ehefrau Alice, ebenfalls Ärztin, in die USA emigriert

Großmann, Hans9

16. 1. 1887

Halle/Saale

mit Ehefrau Ella emigriert

Heilbrun, Curt10

1. 11. 1884

Erfurt

mit Frau Elsa und Sohn Max Werner im Juni 1939 nach England emigriert (siehe auch [Abb. 3])

Heynemann, Walda11

18. 7. 1899

Berlin

1938 mit Ehemann Hans und Sohn Peter nach Brasilien emigriert

Levidé-Langenbach, Alice12

12. 12. 1897

Frankfurt/Main

1938 nach Brasilien emigriert ([Abb. 2])

Marbe, Max13

5. 12. 1875

Berlin

am 27. 8. 1937 in Berlin eines natürlichen Todes gestorben

Maschke, Max14

20. 3. 1869

Berlin

nach Brasilien emigriert

Moll, Alfred15

13. 3. 1869

Berlin

im März 1941 Suizid in Berlin

Rothholz, Hermann16

24. 8. 1857

Stettin

am 12. 2. 1940 von Stettin deportiert, am 19. 10. 1940 im Distrikt Lublin gestorben

Schlochauer, Gustav17

14. 12. 1889

Freital/Sachsen

mit Ehefrau Marianne und den Kindern Karl und Elisabeth nach Palästina emigriert

Stein, Edmund18

7. 7. 1891

Paderborn

1939 in die Niederlande geflohen, dort mit Ehefrau Martha untergetaucht

Steinitz, Elfriede19

2. 2. 1898

Breslau

mit Ehemann Siegbert nach Südafrika (Kapstadt) emigriert

Stern, Jakob20

26. 7. 1880

Potsdam

1938/39 nach China emigriert

Korrektur

Sabatzki, Kurt21

17. 6. 1899

Oels/Schlesien

im Januar 1938 in die USA emigriert

Ergänzungen/Konkretisierungen (ohne Einfluss auf die Statistik)

Bender, Willy22

28. 1. 1891

Breslau

nach Shanghai/China emigriert (1939), 1947 nach Bolivien ausgewandert

Markiewitz, Frieda23

26. 2. 1898

Breslau

im Oktober 1935 in die USA emigriert

Michaelsohn, Irene24

16. 6. 1892

Leipzig

im Mai 1938 in die USA emigriert

Zoom Image
Abb. 3 Anzeige über den Verlust der Staatsbürgerschaft von Curt Heilbrun mit dem Text (am unteren Bildrand): „Der deutschen Staatsangehörigkeit für verlustig erklärt durch Bekanntmachung v. 25. 11. 1940, veröffentlicht in der Nr. 280 des Deutschen Reichsanzeigers und Preußischen Staatsanzeigers v. 28. 11. 1940“. Die Emigration – bei Heilbrun im Juni 1939 – ging grundsätzlich mit dem Verlust der Staatsangehörigkeit und der Konfiszierung des größten Teils des Vermögens einher. Der 2. Vorname „Israel“ wurde aufgrund der 2. Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über die Änderung der Familien- und Vornamen vom 17. August 1938 zum 1. Januar 1939 „zwangsweise zugeteilt“. Als „Zynismus des Schicksals“ ist anzusehen, dass Curt Heilbrun in Erfurt ausgerechnet in der „Adolf-Hitler-Straße“ wohnte (Quelle: http://www.ancestry.com).

Welch verschlungene Wege mitunter zur Aufklärung der Schicksale führten oder beitrugen, zeigen exemplarisch die Beispiele von Paul Carsten [11] und Curt (Kurt) Heilbrun ([Abb. 3]). Heilbrun bekam zu seinem 16. Geburtstag die gesammelten Werke Heinrich Heines von seinen Eltern geschenkt mit der Widmung „Ihrem Sohn Curt zu seinem 16ten Geburtstage am 1. November 1899 als Geburtstagsgeschenk von seinen ihn liebenden Eltern Elias und Cäcilie Heilbrun, geb. Nordheimer“. Er emigrierte im Juni 1939 mit Ehefrau Elsa und Sohn Max Werner (1920–1958) von Hamburg nach England. Das gesamte Umzugsgut wurde beschlagnahmt und in Hamburg versteigert. Die Heine-Edition mit der Widmung kam laut Eingangsbuch 1941 als „Geschenk“ der Gestapo in den Bestand der Hamburger Staatsbibliothek. Im Zuge des von der Hamburger Staats- und Universitäts-Bibliothek 2006 gestarteten Projektes „NS-Raubgut“ wurde das Buch aufgefunden. Nachforschungen der Staatsbibliothek führten schließlich zu den Enkeln von Curt Heilbrun, die auf diese Weise nicht nur das vor mehr als 70 Jahren konfiszierte Buch erhielten, sondern auch bisher nicht bekannte Details der Familiengeschichte erfuhren.

Curt Heilbrun war zuletzt in Erfurt als Augenarzt tätig. 1933 war er dort 1. Vorsitzender der jüdischen Gemeinde. Im November 1938, nach der „Reichspogromnacht“, war er für etwa 4 Wochen im KZ Buchenwald (bei Weimar) inhaftiert (Häftlingsnummer 20 494). Er war 1943 mit einer Tätigkeit am Royal Eye Hospital in Manchester registriert, konnte also seinem Beruf in der Emigration weiter nachgehen, was keineswegs selbstverständlich war. Curt Heilbrun starb am 22. April 1949 in Manchester.

Die deutsche Augenheilkunde ist mit der „Gedenkliste“ von 2011 und ihren bis heute 3 Ergänzungen ihrer „historischen Verantwortung“ gegenüber den jüdischen Fachkolleginnen und Fachkollegen im Nationalsozialismus in einem Umfang nachgekommen, wie ihn von den medizinischen Disziplinen bisher nur Dermatologie [12] und Pädiatrie/Jugendmedizin [13], deren Vorreiterrolle nicht oft genug betont werden kann, vorzuweisen haben. Das Schicksal von nur noch 8 jüdischen Augenärztinnen und Augenärzten ist immer noch unklar und wird dieses aller Voraussicht nach bleiben. Deren Namen seien in [Tab. 3] noch einmal genannt. Am „Gesamtbild“ und der „Gesamtstatistik“ ([Tab. 1]) wird sich nichts Entscheidendes mehr ändern.

Tab. 3 Jüdische Augenärztinnen und Augenärzte, deren Schicksal auch nach der 3. Ergänzung der „Gedenkliste“ (Stand Juli 2 014) ungeklärt bleibt (n = 8)1.

Name, Vorname

Datum der Geburt

letzter bekannter Wohnort

1 Um eine Klärung des Schicksals vielleicht doch noch zu ermöglichen, werden bekannt gewordene, wichtige Informationen zum Lebenslauf im Anhang der Tabelle ausführlicher präsentiert.
2 Leo Borinski besuchte das Gymnasium in Liegnitz und die Universitäten in Breslau und Königsberg. 1924 begann er seine Facharztausbildung in Breslau. 1925 promovierte er in Breslau mit „Der intraoculare Augendruck beim Diabetes mellitus“. 1933 zog er nach Beuthen um, wo er 1937 noch in der Bahnhofstraße 1 gemeldet war (Quelle: Historische Adressbücher. http://adressbuecher.genealogy.net/entry/show/2800965). Sein weiteres Schicksal ist unbekannt. Seine Mutter Sophie kam 1943 im KZ Theresienstadt ums Leben.
3 Eugen Herzfeld legte das Abitur 1886 am Köllnischen Gymnasium zu Berlin ab (Quelle: Köllnisches Gymnasium zu Berlin, Jahresbericht über das Schuljahr 1886/1887). Er promovierte 1892 in Freiburg mit „Beitrag zu den Luxationen der Tibia gegen das Femur“. 1934 bis 1937 wurde er als Augenarzt in der Bleibtreustrasse 13/14 in Berlin verzeichnet (Quelle: Adressbücher von Berlin). Sein weiteres Schicksal bleibt unbekannt.
4 Arthur Kronheim legte das Abitur 1889 am Königlichen Gymnasium in Danzig ab (Quelle: XXVI. Jahresbericht über das Schuljahr Ostern 1901 – Ostern 1902 des Königlichen Gymnasiums zu Danzig). Nach dem Studium in Heidelberg erhielt er seine Ausbildung zum Augenarzt beim bekannten Myopie-Forscher Hermann Cohn (1838–1906) in Breslau. Ab 1902 war Kronheim Mitglied der „Schlesischen Gesellschaft für Vaterländische Cultur“. In Glatz/Schlesien betrieb er eine private Augenheilanstalt und brachte es zu Ansehen. Am 1. Weltkrieg nahm er als Sanitätsoffizier, am Ende im Range eines Stabsarztes, teil. Zuletzt lebte er im „Haus Heidelberg“ in Bad Altheide. Über Arthur Kronheims Schicksal gibt es unterschiedliche Angaben. Zum einen soll er mit anderen Bewohnern des „Hauses Heidelberg“ deportiert worden sein (Quelle: G. Wenzel: Jüdisches Leben in Altheide, Altheider Weihnachtsbrief – Ausgabe 14. Heimatgemeinschaft Bad Altheide. Lingen: 2010, S. 111–112). Zum anderen soll er am 28.12 1939 in Bad Altheide gestorben und auf dem Friedhof der Synagogengemeinde Glatz beerdigt worden sein (Quelle: G. Doppmeier. Auswanderung und Deportation der Juden. In: H.-A. Meißner, M. Hirschfeld [Hrsg.]. Die Grafschaft Glatz zwischen 1918 und 1946. Beiträge über eine schlesische Kulturlandschaft. Münster: 2013, S. 330). Die geschiedene Ehefrau und der Sohn wurden mit ziemlicher Sicherheit deportiert (Quelle: www.yadvashem.org). Wenn Arthur Kronheim deportiert worden wäre, wäre das sehr wahrscheinlich ebenfalls an die jüdische Gedenkstätte Yad Vashem gemeldet worden. Damit ist der Tod in Bad Altheide deutlich wahrscheinlicher als die Deportation. Da eine gewisse Restunsicherheit verbleibt und über die genauen Todesumstände keine Informationen vorliegen – denkbar wäre auch ein Suizid vor Deportation – wird Arthur Kronheims Schicksal weiterhin als „unbekannt“ gewertet.
5 Alfred Meyer war bis 1937 im Kaiserdamm in Berlin gemeldet (Quelle: Adressbücher von Berlin). Das weitere Schicksal bleibt unbekannt. Es gab in Berlin einen weiteren Augenarzt namens Alfred Meyer, der „arisch“ war.
6 Carl Nicolaier verließ 1893 das Gymnasium in Oppeln (Quelle: Verzeichnis ehemaliger Schüler des Oppelner Gymnasiums. http://www.sbc.org.pl/dlibra/plain-content?id=20425). 1897 wurde er mit „Querschnittsverletzung des Rückenmarks im Anschluss an eine Wirbelfraktur“ in Würzburg promoviert (Quelle: www.ancestry.com. Jews in Würzburg). 1900 heiratete er seine Frau Flora. Während des 1. Weltkriegs war Carl Nicolaier in Nürnberg und Breslau als Arzt stationiert. 1938 war er noch in Breslau in der Charlottenstraße 46/48 gemeldet (Quelle: Fernsprechbuch für Breslau 1938). Für 1940 und 1941 war Flora „Sara“ Nicolaier noch in Breslau verzeichnet, Carl Nicolaier aber nicht mehr (Quelle: Adressbücher von Breslau). Es spricht insofern einiges dafür, dass Carl Nicolaier zwischen 1938 und 1940 in Breslau verstarb. Aufgrund der bestehenden Restunsicherheit und der unklaren Todesumstände wird das Schicksal Carl Nicolaiers aber weiterhin mit „unbekannt“ gewertet. Seine Frau emigrierte 1944 allein nach Italien und 1955 in die USA (Quelle: www.ancestry.com. New York passenger lists). Es ist zu vermuten, dass Carl Nicolaier mit dem aus Oberschlesien stammenden Arthur Nicolaier (1862–1942), dem Entdecker des Tetanuserregers, verwandt war. Arthur Nicolaier beging am 29. August 1942 in Berlin unmittelbar vor der Deportation in das KZ Theresienstadt Suizid mit einer Überdosis Morphium [3].
7 Emil Pulvermacher lebte bis 1937 im „Fremdenheim Boas“ am Bayerischen Platz in Berlin. Sein weiteres Schicksal bleibt unbekannt. Einer seiner beiden Söhne, Kurt, fiel 19-jährig kurz vor dem Ende des 1. Weltkriegs. Pulvermachers Frau Betty starb 1936.
8 Siegfried Salomon legte 1890 das Abitur am Friedrich-Werderschen Gymnasium in Berlin ab. 1897 promovierte er in Kiel mit „Ueber den Zusammenhang zwischen Pachymeningitis interna chronica und Atrophie bei Säuglingen“. Bis 1938 führte er eine Praxis in der Friedrich-Wilhelm-Straße 3 in Berlin. Siegfried Salomons weiteres Schicksal bleibt unbekannt.
9 Hugo Wolff legte das Abitur 1884 am Friedrichs-Gymnasium in Berlin ab (Quelle: Jahresbericht des Friedrichs-Gymnasiums 1884–1885). 1935–1939 war er als Sanitätsrat in der Eisenacher Straße 54 in Berlin gemeldet (Quelle: Adressbücher von Berlin). Danach verliert sich seine Spur.

Borinski, Leo2

16. 4. 1899

Beuthen/Schlesien

Herzfeld, Eugen3

13. 3. 1865

Berlin

Kronheim, Arthur4

18. 6. 1872

Glatz/Schlesien

Meyer, Alfred5

Berlin

Nicolaier, Carl6

19. 10. 1871

Breslau

Pulvermacher, Emil7

1861

Berlin

Salomon, Siegfried8

1. 2. 1871

Berlin

Wolff, Hugo9

4. 10. 1863

Berlin

Die wesentlichen Ergebnisse des Forschungsprojekts „Augenheilkunde im Nationalsozialismus“ wurden jüngst noch einmal zusammengefasst (Rohrbach JM. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) und die Augenheilkunde im Nationalsozialismus. In: Krischel M, Schmidt M, Groß D. Medizinische Fachgesellschaften im Nationalsozialismus – Bestandsaufnahme und Perspektiven vergleichender Institutionengeschichte. Band 4 der Reihe „Medizin und Nationalsozialismus“. Buch zum Zeitpunkt der Manuskripterstellung in Bearbeitung, Publikation voraussichtlich Mitte 2015). Zum bevorstehenden 70. Jahrestag des Endes von 2. Weltkrieg und NS-Herrschaft sollen die „Gedenkliste jüdische Augenärzte im Nationalsozialismus“ und mit ihr das gesamte Forschungsprojekt „Augenheilkunde im Nationalsozialismus“ mit dem vorliegenden Addendum abgeschlossen werden. Namen und Schicksale sollten aber auch zukünftig nicht in Vergessenheit geraten, mahnen sie uns doch auch im 21. Jahrhundert noch zu gegenseitigem Respekt und zur Toleranz. Möge die „Gedenkliste“ dazu weiterhin ihren Beitrag leisten.

Danksagung

J. M. R. dankt abschließend

  • dem Bundesarchiv Berlin für die große Unterstützung beim Forschungsprojekt „Augenheilkunde im Nationalsozialismus“ seit 2003

  • der KV Berlin für die Digitalisierung und Zurverfügungstellung des Reichsarztregisters, welches neben dem Reichsmedizinalkalender von 1937 wesentlichste Quelle für die Identifizierung jüdischer Fachkolleginnen und Fachkollegen war

  • den Nachkommen von vertriebenen Fachkollegen, welche bereitwillig wertvolle Informationen und Dokumente zur Verfügung stellten

  • den Mitbürgerinnen und Mitbürgern dieses Landes, die – ohne mit der Augenheilkunde oder der Medizin überhaupt verbunden zu sein – wertvolle Informationen beitrugen; ein ganz besonderer Dank gilt in diesem Zusammenhang der Co-Autorin

  • dem Universitäts-Klinikum Tübingen und der Universitäts-Augenklinik Tübingen mit ihrem Direktor Karl Ulrich Bartz-Schmidt, welche die Arbeiten wohlwollend begleiteten und durch „klinische Entlastung“ förderten

  • der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) für die finanzielle Unterstützung des Buchs von 2007 und damit des Forschungsprojektes

  • den „Klinischen Monatsblättern für Augenheilkunde“ mit ihren Schriftleitern, den Professoren Lang, welche gemäß der langen Tradition der Zeitschrift bereit waren, der „Augenheilkunde im Nationalsozialismus“ und dabei insbesondere auch der (4-teiligen) „Gedenkliste jüdische Augenärzte im Nationalsozialismus“ in der „offenen Korrespondenz“ ein publizistisches Forum zu bieten. Die insoweit zum Ausdruck gekommene „Übernahme historischer Verantwortung“ dürfte für die „Monatsblätter“, die selbst ganz kleiner Teil der NS-Geschichte sind, nicht immer leicht gewesen sein. Sie ist umso mehr anzuerkennen.

C. T. und J. M. R. danken den Schülerinnen und Schülern der Leibniz-Schule Berlin-Kreuzberg, die seit 2005 das Schicksal ehemaliger (jüdischer) Schulangehöriger erforschen. Diese Forschungen haben zur Erschließung weiterer, ergiebiger Quellen geführt, welche der „Gedenkliste“ ab 2013 noch ganz entscheidende Impulse gaben.


#
#

Interessenkonflikt

Nein.

  • Literatur

  • 1 Rohrbach JM, Süsskind D, Hennighausen U. Jüdische Augenärzte im Nationalsozialismus – eine Gedenkliste. Klin Monatsbl Augenheilkd 2011; 228: 70-83
  • 2 Schwoch R Hrsg. Berliner jüdische Kassenärzte und ihr Schicksal im Nationalsozialismus. Ein Gedenkbuch. Berlin: Hentrich; 2009
  • 3 Ohnhäuser T. Invictus – Unbesiegt …?. Dtsch Ärztebl 2013; 110: B-248-249
  • 4 Rohrbach JM. Auge und Tod. Klin Monatsbl Augenheilkd 2014; 231: 73-78
  • 5 Rohrbach JM. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) im Nationalsozialismus. Klin Monatsbl Augenheilkd 2006; 223: 869-876
  • 6 Rohrbach JM. Die DOG im „Dritten Reich“ (1933 – 1945). In: Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft, Hrsg. Visus und Visionen. 150 Jahre DOG. Köln: Biermann; 2007: 35-62
  • 7 Rohrbach JM. Augenheilkunde im Nationalsozialismus. Stuttgart: Schattauer; 2007
  • 8 Rohrbach JM, Hennighausen U, Gass P. Jüdische Augenärzte im Nationalsozialismus – Aktualisierung der „Gedenkliste“. Klin Monatsbl Augenheilkd 2012; 229: 1235-1237
  • 9 Rohrbach JM. Editorial zu „Das Greifswalder Berufungsverfahren 1938 – Augenheilkunde im Nationalsozialismus“. Klin Monatsbl Augenheilkd 2013; 230: 1144-1145
  • 10 Töpel S. Die Universitätsaugenklinik Greifswald im Nationalsozialismus unter besonderer Beachtung des ärztlichen Personals [Medizinische Dissertation]. Greifswald: Universtität Greifswald; 2013
  • 11 Rohrbach JM, Thies C. Zum 75. Jahrestag von Approbationsentzug und „Reichspogromnacht“ – Jüdische Augenärzte im Nationalsozialismus. Klin Monatsbl Augenheilkd 2013; 230: 939-941
  • 12 Eppinger S. Das Schicksal der jüdischen Dermatologen Deutschlands in der Zeit des Nationalsozialismus. Frankfurt/Main: Mabuse; 2001
  • 13 Seidler E. Kinderärzte 1933 – 1945 entrechtet – geflohen – ermordet. Bonn: Bouvier; 2000

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. Jens Martin Rohrbach
Department für Augenheilkunde, Forschungsbereich Geschichte der Augenheilkunde/Ophthalmopathologisches Labor, Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Schleichstr. 6–12
72076 Tübingen
Phone: +49/(0)70 71/2 98 47 61   
Fax: +49(0)70 71/29 47 62   

  • Literatur

  • 1 Rohrbach JM, Süsskind D, Hennighausen U. Jüdische Augenärzte im Nationalsozialismus – eine Gedenkliste. Klin Monatsbl Augenheilkd 2011; 228: 70-83
  • 2 Schwoch R Hrsg. Berliner jüdische Kassenärzte und ihr Schicksal im Nationalsozialismus. Ein Gedenkbuch. Berlin: Hentrich; 2009
  • 3 Ohnhäuser T. Invictus – Unbesiegt …?. Dtsch Ärztebl 2013; 110: B-248-249
  • 4 Rohrbach JM. Auge und Tod. Klin Monatsbl Augenheilkd 2014; 231: 73-78
  • 5 Rohrbach JM. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) im Nationalsozialismus. Klin Monatsbl Augenheilkd 2006; 223: 869-876
  • 6 Rohrbach JM. Die DOG im „Dritten Reich“ (1933 – 1945). In: Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft, Hrsg. Visus und Visionen. 150 Jahre DOG. Köln: Biermann; 2007: 35-62
  • 7 Rohrbach JM. Augenheilkunde im Nationalsozialismus. Stuttgart: Schattauer; 2007
  • 8 Rohrbach JM, Hennighausen U, Gass P. Jüdische Augenärzte im Nationalsozialismus – Aktualisierung der „Gedenkliste“. Klin Monatsbl Augenheilkd 2012; 229: 1235-1237
  • 9 Rohrbach JM. Editorial zu „Das Greifswalder Berufungsverfahren 1938 – Augenheilkunde im Nationalsozialismus“. Klin Monatsbl Augenheilkd 2013; 230: 1144-1145
  • 10 Töpel S. Die Universitätsaugenklinik Greifswald im Nationalsozialismus unter besonderer Beachtung des ärztlichen Personals [Medizinische Dissertation]. Greifswald: Universtität Greifswald; 2013
  • 11 Rohrbach JM, Thies C. Zum 75. Jahrestag von Approbationsentzug und „Reichspogromnacht“ – Jüdische Augenärzte im Nationalsozialismus. Klin Monatsbl Augenheilkd 2013; 230: 939-941
  • 12 Eppinger S. Das Schicksal der jüdischen Dermatologen Deutschlands in der Zeit des Nationalsozialismus. Frankfurt/Main: Mabuse; 2001
  • 13 Seidler E. Kinderärzte 1933 – 1945 entrechtet – geflohen – ermordet. Bonn: Bouvier; 2000

Zoom Image
Abb. 1 Richard Hessberg (1879–1960). Hessberg war 1913–1933 Chefarzt der Städtischen Augenklinik Essen, der Vorgängerin der heutigen Universitäts-Augenklinik. 1952 kehrte er endgültig aus den USA nach Essen zurück, wo er sich vielfältige Verdienste in Kultur und Augenheilkunde erworben hatte und noch erwarb [8]. © Universitäts-Augenklinik Essen. Für die Überlassung wird Herrn Prof. Dr. K.-P. Steuhl gedankt.
Zoom Image
Abb. 2 Dokument für die Einreise von Alice Levidé-Langenbach nach Brasilien. Das Dokument stammt aus dem Jahr 1939. Nach anderen Angaben emigrierte Alice Levidé-Langenbach bereits 1938, sodass die Bescheinigung wahrscheinlich erst nachträglich ausgestellt wurde (Quelle: Datenbank „myheritage.de“).
Zoom Image
Abb. 3 Anzeige über den Verlust der Staatsbürgerschaft von Curt Heilbrun mit dem Text (am unteren Bildrand): „Der deutschen Staatsangehörigkeit für verlustig erklärt durch Bekanntmachung v. 25. 11. 1940, veröffentlicht in der Nr. 280 des Deutschen Reichsanzeigers und Preußischen Staatsanzeigers v. 28. 11. 1940“. Die Emigration – bei Heilbrun im Juni 1939 – ging grundsätzlich mit dem Verlust der Staatsangehörigkeit und der Konfiszierung des größten Teils des Vermögens einher. Der 2. Vorname „Israel“ wurde aufgrund der 2. Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über die Änderung der Familien- und Vornamen vom 17. August 1938 zum 1. Januar 1939 „zwangsweise zugeteilt“. Als „Zynismus des Schicksals“ ist anzusehen, dass Curt Heilbrun in Erfurt ausgerechnet in der „Adolf-Hitler-Straße“ wohnte (Quelle: http://www.ancestry.com).