Möller B, Pruijum M, Adler S et al.
on behalf of the Swiss Clinical Quality Management in Rheumatic Diseases (SCQM) Foundation,
CH-8048 Zurich, Switzerland. Chronic NSAID use and longterm decline of renal function
in a prospective rheumatoid arthritis cohort study.
Ann Rheum Dis 19.12.2013;
DOI:
10.1136/annrheumdis-2013-204078 [Epub ahead of print]
Quelle: Möller B, Pruijum M, Adler S et al.; on behalf of the Swiss Clinical Quality Management
in Rheumatic Diseases (SCQM) Foundation, CH-8048 Zurich, Switzerland. Chronic NSAID
use and long-term decline of renal function in a prospective rheumatoid arthritis
cohort study. Ann Rheum Dis 2013; Dec 19. doi: 10.1136/annrheumdis-2013- 204078 [Epub
ahead of print]
(Bild: Thieme Verlagsgruppe, Fotograf/Grafiker: Frank Kleinbach, Models: Einverständniserklärungen
abgebildeter Personen vorliegend.)
Thema: NSAID („non-steroidal anti-inflammatory drugs“, auch NSAR: nicht steroidale Antirheumatika)
sind eine zur Schmerzlinderung bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen häufig eingesetzte
Substanzklasse, die insbesondere bei chronischem Gebrauch und renaler Vorschädigung
zu einer weiteren Einschränkung der Nierenfunktion führen kann. Ein wesentliches Problem
ist der unkontrollierte Einsatz der NSAR.
Projekt: Die Autoren analysierten in einer prospektiven Beobachtung von 1997–2007 (mittlere
Beobachtungsdauer 3,2 Jahre) die Entwicklung der Nierenfunktion bei 4101 Patienten
mit rheumatoider Arthritis (RA). Von 2739 NSAR-Anwendern wurden 1290 Patienten mit
selektiven COX-2-NSAR behandelt und 1362 Patienten nahmen keine NSAR ein. Der primäre
Endpunkt war die glomeruläre Filtrationsrate, berechnet nach der Cockroft-Gault-Formel
(eGFR (CG)) [
1
], sekundäre Endpunkte waren die glomeruläre Filtrationsrate nach der „Modification
of Diet in Renal Disease and Chronic Kidney Disease Epidemiology formula equation“
(MDRD) und die Serum-Kreatinin-Konzentration.
Ergebnisse: Bei Patienten mit einer initialen eGFR (CG) von mehr als 30 ml/min pro 1,73 m2 ergab sich im Beobachtungszeitraum keine Änderung zwischen NSAR-Anwendern (–0,87
ml/min pro Jahr, 95-%-CI –1,15 bis –0,59) NSAR-Nicht-Anwendern (–0,67 ml/min pro Jahr,
95-%-CI –1,26 bis –0,09, p = 0,63; Abb. [
1
]). In einer multivariaten Cox-Regression mit den Parametern Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index,
arterielle Hypertonie und Herzerkrankung stellte sich die NSAR-Therapie nur bei einer
initialen eGFR (CG) von weniger als 30 ml/min als unabhängiger Prädiktor für eine
Akzeleration der Nierenfunktionseinschränkung dar. Eine Untersuchung der sekundären
Outcome-Parameter und Sensitivitätsanalysen bestätigten diese Ergebnisse.
Abb. 1 Mittlere eGFR (CG) über einen Zeitraum von 4 Jahren bei Patienten mit (offene
Quadrate) und ohne (schwarze Quadrate) NSAR-Einnahme. nach [
2
]
eGFR (CG) = glomeruläre Filtrationsrate nach Cockroft Gault, NSAR = nicht steroidale
Antirheumatika
Fazit: Die mittlere Abnahme der Nierenfunktion war in dieser repräsentativen Risikopopulation
mit RA-Patienten mit einer initialen eGFR (CG) von mehr als 30 ml/min pro 1,73 m2
unter NSAR-Einnahme und Berücksichtigung von Alter, Komorbiditäten und Mortalität
nicht ausgeprägter als bei Gesunden [
3
], [
4
]. Allerdings wurden aufgrund der langen Visitenintervalle eGFR-(CG)-Einschränkungen
in einem engen zeitlichen Abstand zum Beginn der NSAR-Einnahme mit einer restitutio
ad integrum nach einem Pausieren der NSAR-Einnahme, die nicht berichtet wurden, auch
nicht berücksichtigt. Angesichts der Ergebnisse scheint eine generelle Ablehnung des
Einsatzes von NSAR bei Patienten mit RA nicht gerechtfertigt. Eine engmaschige Verifizierung
der Therapieindikation und Kontrolle der Nierenfunktion ist dabei jedoch unabdingbar.
Schlüsselwörter: rheumatoide Arthritis – chronische NSAR-Therapie – Nierenfunktion