Basnyat B, Subedi D, Sleggs J et al.
Disoriented and ataxic pilgrims: an epidemiological study of acute mountain sickness
and high-altitude cerebral edema at a sacred lake at 4300 m in the Nepal Himalayas.
Wilderness Environ Med 2000;
11: 89-93
Basnyat B, Subedi D, Sleggs J et al. Disoriented and ataxic pilgrims: an epidemiological
study of acute mountain sickness and high-altitude cerebral edema at a sacred lake
at 4300 m in the Nepal Himalayas. Wilderness Environ Med 2000; 11: 89–93
(Quelle: Dr. Jörg Schneider, Kempten)
Thema: Die Höhenkrankheit unter Trekkingtouristen und Bergsteigern in all ihren Ausprägungen,
von leichtem Unwohlsein bis zum Höhenhirnödem und Höhenlungenödem, ist gut dokumentiert.
Dabei spielt die Geschwindigkeit, mit der die Höhe erreicht wird, eine wesentliche
Rolle. Trekkingtouren und Bergbesteigungen in großen und extremen Höhen werden so
geplant, dass der Körper sich an die ungewohnte Umgebung mit erniedrigtem Luftdruck
und reduziertem Sauerstoffangebot anpassen kann. Trotzdem leiden auch Bergsteiger
und Trekkingtouristen unter akuter Höhenkrankheit. Bei schnellem Höhengewinn (z. B.
Eisenbahnfahrt nach Lhasa) erkranken bis zu 38 % aller Reisenden aus dem Tiefland.
Seit Jahrhunderten galten und gelten die Berge als heilige Orte. Sie sind Sitz der
Götter und wurden zu Wallfahrtsorten und Pilgerstätten. In allen Gebirgen der Welt
gibt es solche Stätten. Jedes Jahr pilgern viele Tausend Menschen zu den heiligen
Seen im Himalaja: An den Seen von Gosainkund (4300 hm) huldigen sie dem hinduistischen
Gott Shiva.
Der Weg der Pilger widerspricht allen Empfehlungen zur Vermeidung der Höhenkrankheit.
Nach der Anreise mit dem Bus bis auf eine Höhe von 2000 m steigen die Pilger rasch
bis auf 4300 hm, wo sie die Nacht verbringen. Dort huldigen sie Shiva, nehmen noch
ein kurzes Bad im See und steigen wieder ab.
Projekt: Die Studie untersuchte zum ersten Mal die Inzidenz von Höhenhirnödem und Höhenlungenödem
bei Pilgern in Nepal. Aus insgesamt 5000 Personen wurden 228 randomisiert und untersucht.
Ergebnis: 68 % der untersuchten Gruppe litten unter akuter Höhenkrankheit. Auffallend war die
große Anzahl an Pilgern, die an Höhenhirnödem erkrankten (31 %). Wobei das Höhenlungenödem
nur bei 5 % der Pilger auftrat. Frauen waren tendenziell häufiger betroffen als Männer.
Fazit: Ein Höhengewinn von mehr 2000 m in 2 Tagen enthält ein hohes Risiko, an Höhenhirnödem
zu erkranken. Höhenlungenödeme entwickeln sich generell langsamer, deshalb ist wahrscheinlich
die Inzidenz von Höhenlungenödem (5 %) wesentlich geringer. Glücklicherweise verbringen
die Pilger nur eine Nacht auf 4300 hm. Sollten sie dort mehrere Nächte verbringen,
würden wahrscheinlich mehr Tote zu beklagen sein.