„90 Jahre Nephrologie, ihre Nieren liegen uns am Herzen“ – mit diesem Slogan hat die
Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) am 25.06.2014 eine Kampagne gestartet,
die der breiten Öffentlichkeit das Bewusstsein für die Situation nierenkranker Menschen
schärfen sowie das Fachgebiet der Nephrologie bekannter machen soll. Wir feiern aber
auch 90 Jahre nephrologische Pflege.
Die BANP hat seit ihrer Gründung 2012 versucht, das Selbstverständnis und die Zukunft
der nephrologischen Versorgung in den verschiedenen Gremien darzustellen und zu verteidigen.
Regelmäßig haben wir Sie mit Artikeln in der Dialyse aktuell informiert:
-
Position zur Personalsituation und -diskussion in Dialyseeinrichtungen (Dialyse aktuell
2012; 16 (5): 272–273) [
1
]
-
Definition der nephrologischen Fachpflege (Dialyse aktuell 2012; 16 (6): 330–335)
[
2
]
-
Spielwiese „Heimdialyse“ im Seniorenheim – Kostendruck ge-fährdet Patientensicherheit
(Dialyse aktuell 2012; 16 (7): 384–386) [
3
]
-
Mehr Pflegeaufwand, weniger Mittel: die nephrologische Pflege in der Kostenfalle (Dialyse
aktuell 2013; 17 (4): 178) [
4
]
-
Senkung der Wochenpauschale: Was kommt auf die nephrologische Pflege zu? (Dialyse
aktuell 2013; 17 (7): 346–349) [
5
]: Unserem Aufruf an Sie in diesem Artikel, uns über die Auswirkungen der Senkung
an Ihrem Arbeitsplatz zu informieren, sind nur leider sehr wenige Pflegekräfte nachgekommen,
sodass wir keine allgemeingültigen Aussagen machen können.
Mehr Arbeit, weniger Gehalt
Trotz großem Einsatz und Bemühen ist bedauerlicherweise unsere Einflussnahme auf die
künftige Neuausrichtung der nephrologischen Versorgung nur in geringem Maße gelungen.
Die Veränderungen des Patienten-Pflege-Schlüssels hat zu mehr Arbeit und Verantwortung
bei weniger Gehalt geführt [
6
]. Nephrologische Pflege hat an Attraktivität verloren, was zu einer deutlichen Abwanderung
der Pflegekräfte geführt hat. Gleichzeitig bestehen ein massiver Generationswechsel
und eine Stagnation bei der nephrologischen Fachweiterbildung.
Versorgung der Patienten ist gefährdet
Die Pflege war immer an der Weiterentwicklung der Nephrologie beteiligt. Brauchen
Menschen mit chronischer Niereninsuffizienz künftig keine Pflege mehr? Die Versorgung
dialysepflichtiger Menschen ist Teamarbeit aller nephrologischen Professionen (Ärzte,
Pflegekräfte, MFA, Techniker, Ernährungsberater, Verwaltungsangestellte etc.). Die
Durchführung der Dialysebehandlung erfolgte immer durch hoch professionell ausgebildetes,
langjährig erfahrenes pflegerisches Personal. Nierenersatztherapie ist keine isolierte
technische Behandlung – dies belegen schon die 216 Pflegediagnosen der NANDA (North
American Nursing Diagnosis Association), von denen 120 auf nephrologische Patienten
zutreffen.
Die Aufgaben sind es, nierenkranke Menschen in den verschieden Stadien der Niereninsuffizienz
zu versorgen. Pflegekräfte betreuen den nierenkranken Menschen vom Beginn der Erkrankung
bis zum Tod (präventiv – akut – Rehabilitation – chronisch – palliativ). Die unterschiedlichen
Behandlungsverfahren (Akut- und Spezialverfahren, Peritoneal- und Hämodialyse, deren
Heimverfahren und Transplantation) verlangen ein hoch qualifiziertes und individuell
geschultes Personal. Der kompetenzbasierte Rahmenlehrplan der nephrologischen Fachweiterbildung
bildet die Grundlage für diese Handlungskompetenzen [
7
].
Die aktuelle Studie des IGES Institutes prognostiziert, dass die Zahl der nephrologischen
Patienten steigen, aber die Zahl der niedergelassenen Nephrologen abnehmen wird [
8
]. Zwangsläufig wird es zu einem Engpass in der flächendeckenden und bedarfsgerechten
Versorgung chronisch erkrankter Menschen kommen. Mit der gleichzeitigen Reduzierung
des Patienten-Personal-Schlüssels stellt sich jetzt die Frage, wie das ambulante Dialyseangebot
der Zukunft aussehen wird. Hat diese Veränderung einen Einfluss auf die Qualität und
die Sicherheit in der Patientenversorgung?
Pflegeleistung muss transparent für die Kostenträger und damit abrechenbar werden.
Eine Möglichkeit ist die immer noch fehlende Patientenkategorisierung. Damit sichert
die nephrologische Pflege die flächendeckende und bedarfsgerechte Versorgung nephrologisch
erkrankter Menschen.
Marion Bundschu, Ulm; Kerstin Gerpheide, München; Hans-Martin Schröder, Neuwied
Bundesarbeitsgemeinschaft Nephrologische Pflege
Arbeitsgemeinschaft der AfnP e.V. und des fnb e.V.
E-Mail: info@banp.de, Internet: www.banp.de
Vertretungsberechtigter Vorstand:
-
Marion Bundschu
-
Kerstin Gerpheide
-
Jürgen Berner
-
Hans-Martin Schröder