Der Klinikarzt 2014; 43(09): 432
DOI: 10.1055/s-0034-1390191
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hyperurikämie – Zu hohe Harnsäurespiegel mit weitreichenden Folgen

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Publikationsdatum:
01. Oktober 2014 (online)

 
 

Eine symptomatische Hyperurikämie manifestiert sich in schmerzhaften Gichtanfällen, welche auf die Ablagerung von Mononatriumuratkristalle zurückzuführen ist. Prof. Monika Reuss-Borst, Bad Kissingen, legte bei einem Symposium in Wiesbaden dar, warum die neue Therapiestrategie sich strikt an dem Zielwert von maximal 6 mg / dl halten sollte. Eine Hyperurikämie ist nämlich nicht nur mit Gicht und Gelenkdestruktionen assoziiert, sondern auch mit vaskulärer Morbidität sowie einer erhöhten Mortalität.

Ziel: die Arthritis urica in Remission zu bringen

Der Sinn einer zielgerichteten Behandlung ist, erläutert Prof. Monika Reuss-Borst, Bad Kissingen, die „Arthritis urica in Remission zu bringen.“ Durch eine – von den Fachgesellschaften empfohlene – Absenkung der Harnsäurespiegel unter 6 mg / dl, kommt es zu keiner weiteren Ausbildung von Kristallen, weil der Sättigungspunkt bei Körpertemperatur nicht erreicht wird. Die in den Gelenkspalten vorhandenen Kristalle bilden sich zurück. Damit entfällt die Ursache der Gichtanfälle, und es kommt zu keiner weiteren Gelenkdestruktion, wofür die Kristalle unter anderem ebenfalls verantwortlich sind. Die Dauer der Behandlung bei einer bereits symptomatisch gewordenen Gicht setzt die Rheumatologin jedoch mit mindestens 5 Jahren an.

Therapeutisch kann versucht werden, mit einer purinarmen Ernährung den Zielbereich zu erreichen. In einem nächsten Schritt können Urikostatika zum Einsatz kommen. Hier stehen Allopurinol sowie Febuxostat zur Verfügung. Febuxostat (Adenuric®) wirkt selektiver und senkt den Serumharnsäurespiegel stärker ab als Allupurinol [ 1 ], zudem kann es auch bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion eingesetzt werden.


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Erhöhte Harnsäurewerte korrelieren auch mit vaskulären Risiken

Der Nephrologe Prof. Jan T. Kielstein, Hannover, thematisierte die Vergesellschaftung von erhöhten Harnsäurewerten mit einer Steigerung vaskulärer Risiken. So fanden Storhaug und Kollegen durch erhöhte Harnsäurewerte im Serum eine gestiegene Wahrscheinlichkeit für Männer einen Insult zu erleiden, und bei Männern und Frauen war die Gesamtmortalität erhöht [ 2 ].

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(Bild: Fotolia, Fotograf/Grafi ker: lom123)

Weiterhin ist eine Niereninsuffizienz ein unabhängiger kardiovaskulärer Risikofaktor, „für den lange Zeit keine Therapiemöglichkeit vorhanden war.“ Jetzt zeigen Daten, dass ein Zusammenhang zwischen einer Senkung der Harnsäurespiegel und einer Verlangsamung der Progression einer Niereninsuffizienz besteht [ 3 ]. Demnach konnte die GFR durch den Einsatz eines Urikostatikums sogar wieder angehoben werden, wohingegen sie unter Placebo weiter abfiel; der Unterschied war signifikant (p = 0,018).

Reimund Freye, Baden-Baden

Quelle: Satellitensymposium: „Therapeutischer Zielwert und Risiken der Symptomatischen Hyperurikämie“, im Rahmen des 120. Kongresses der DGIM, am 26. April 2014 in Wiesbaden. Veranstalter: Berlin Chemie, Berlin.


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  • Literatur

  • 1 Schumacher HR et al. Arthritis Rheum 2008; 59: 1540-1548
  • 2 Storhaug HM et al. BMC Cardiovasc Disord 2013; 13: 115
  • 3 Goicoechea M et al. Clin J Am Soc Nephrol 2010; 5: 1388-1393

  • Literatur

  • 1 Schumacher HR et al. Arthritis Rheum 2008; 59: 1540-1548
  • 2 Storhaug HM et al. BMC Cardiovasc Disord 2013; 13: 115
  • 3 Goicoechea M et al. Clin J Am Soc Nephrol 2010; 5: 1388-1393

 
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(Bild: Fotolia, Fotograf/Grafi ker: lom123)