Die vorliegende Studie hat eine sehr klare Aussage, trotz des limitierten Designs
der Studie: Patienten mit stabil eingestelltem Hämoglobin und auch Ferritin unter
Verwendung geringer Dosen von Eisen und auch ESA haben die besseren Überlebensaussichten
und ein reduziertes Risiko für das Auftreten von kardiovaskulären Ereignissen oder
Infektionen. Dies ist sicherlich etwas, was man durch die Alltagserfahrung bestätigen
kann, ist aber auch ein deutlicher Hinweis für die alltägliche Praxis: Man sollte
die Patienten regelmäßig evaluieren und ihre Funktionen, in diesem Fall Eisen und
Hämoglobin, so stabil wie möglich einstellen.
Ein sicherlich sehr interessantes Ergebnis ist die Assoziation von Eisensubstitution
und dem Auftreten von Ereignissen. Patienten mit Eisengabe zeigen in der Studie ein
erhöhtes Auftreten von kardiovaskulären Ereignissen, Infektionen und auch Hospitalisierungen.
Dies zeigt sich vor allem bei sehr hohen applizierten Dosen. Interessant ist, dass
auch bereits bei geringen applizierten Eisendosen das Auftreten von Infektionen häufiger
war, als wenn kein Eisen appliziert wurde. Kalantar-Zadeh et al. haben 2005 berichtet
[
1
], dass Patienten mit Eisengaben von bis zu 400 mg pro Monat ein verbessertes Überleben
im Verhältnis zu Patienten mit Eisendosen von über 400 mg im Monat hatten.
Dies suggeriert, dass eine bestimmte Eisendosis notwendig sein könnte. Die Diskrepanz
der Ergebnisse könnte dadurch zu erklären sein, dass die Patienten in der vorliegenden
Studie höhere Ferritinwerte aufwiesen und damit weniger benötigten als in der Studie
von Kalantar-Zadeh et al. aus dem Jahr 2005 [
1
]. Interessant ist auch, dass eine Eisengabe mit vermehrten Infektionen assoziiert
ist, was auch durch Daten des United States Renal Data System (USRDS) gezeigt wurde
[
2
].
Interessant ist die Beobachtung, dass die Fluktuationen von Hämoglobin und Ferritin
negative Auswirkungen für die Patienten haben. Die meisten Studien untersuchen Veränderungen
nur zu 2 Zeitpunkten (Anfang und Ende). Fluktuationen erklären sich natürlich auch
durch den Versuch, ggf. Störungen in der Blutbildung entsprechend durch eine Gabe
von Eisen oder ESA zu kompensieren. Auch sind die Fluktuationen ein Ausdruck einer
instabilen metabolischen Situation des Patienten (z. B. Infektionen). Die Studie zeigt
hier, wie wichtig das Erreichen einer stabilen Stoffwechselsituation des Patienten
sein kann.
Die Studie hat Limitationen, da es sich um eine reine Observation und keine Intervention
handelt. Die untersuchte Population hat auch deutlich niedrigere Ferritinspiegel als
in vergleichbaren Studien aus anderen Ländern. Wichtig ist es, festzuhalten, dass
hohe Ferritinspiegel, Ferritinfluktuationen und die Gabe von hohen Mengen intravenösen
Eisens für die Patienten durchaus ein hohes Gefahrenpotenzial darstellen. Sicherlich
sind auch die regelmäßige und systematische Evaluation und, damit verbunden, vorsichtige
Korrekturen für die Patienten von hoher Bedeutung.
Prof. Dr. Markus van der Giet, Berlin