Die Fortbildungsveranstaltung „Nephrologie Up2Date“ der AbbVie Deutschland GmbH &
Co. KG wurde 2014 mit einem neuen Konzept durchgeführt. Markanteste Änderung: Nephrologen
und Fachpflegekräfte aus einem Zentrum konnten gemeinsam an der Veranstaltung teilnehmen,
die in parallelen Workshops organisiert wurde. Neu war außerdem die Bandbreite der
Themen, die die Veranstaltung abdeckt. Das Thema antihypertensive Therapie bei Dialysepatienten
stand ebenso auf der Agenda wie Vorträge zur Peritonealdialyse, Optimierung der Dialysetechnik,
zur Verbesserung der Kommunikation mit den Patienten sowie sHPT/Mineral- und Knochenstörungen
– wir berichteten zu den verschiedenen Themen in den beiden letzten Ausgaben.
„Dieses Veranstaltungskonzept kommt gut an, die Teilnehmer schätzen das Update zu
allen relevanten Bereichen des nephrologischen Alltags. Wir werden das Konzept daher
2015 so weiterführen“, erklärt Johann Meyer-Christian, Head of Business Unit Renal
Care.
Prof. Roland Schmieder, Erlangen
Blutdruckzielwerte bei Dialysepatienten
Wie weit soll man den prädialytischen Blutdruck senken? Das war die Frage, die Prof.
Roland Schmieder, Erlangen, in seinem Vortrag zur antihypertensiven Therapie bei Dialysepatienten
diskutierte. Denn wie er betonte, fehlen bislang randomisierte kontrollierte Studien,
die eindeutig Aufschluss über die optimale Blutdruckeinstellung von Dialysepatienten
geben können. Erkenntnisse ließen sich derzeit nur aus Observationsstudien und Registerdaten
generieren.
Die DOPPS[
1
]-Studie [
1
] analysierte über 22 000 Dialysepatienten und kam zu dem Ergebnis, dass prädialytische
Blutdruckwerte zwischen 130 und 160 mmHg mit dem geringsten Risiko korrelieren. Auch
eine andere Assoziationsstudie [
2
] zeigte, dass die kardiale Mortalität bei niedrigen prädialytischen Blutdruckwerten
(< 120 mmHg) zunimmt. Allerdings gab Schmieder zu bedenken, dass diese Studien biasbehaftet
sein könnten, da der niedrige Blutdruck ggf. nur ein Marker der Herzinsuffizienz sei,
d. h. die Patienten mit niedrigen Werten kardiale Vorschädigungen und dadurch ein
höheres Sterblichkeitsrisiko aufwiesen. So ergab auch eine Post-hoc-Analyse der HEMO[
2
]-Studie [
3
], dass prädialytische Blutdruckwerte von unter 120 mmHg mit einer höheren Mortalität
einhergingen. Schmieder hinterfragte dieses Ergebnis jedoch kritisch, da in dieser
Analyse sehr hohe prädialytische Werte von über 160 mmHg hingegen nicht mit einem
Risikoanstieg assoziiert waren, was physiologisch schwer zu erklären sei.
Zu einem ganz anderen Ergebnis kam eine skandinavische Studie [
4
]. Dort wurde bei 326 HD-Patienten vor der Dialyse der Blutdruck erfasst und dann
eine kontinuierliche Blutdruckmessung (über 44 h) nach der Dialyse bis zur nächsten
Dialysesitzung durchgeführt. Wie sich herausstellte, differierte der prädialytische
Blutdruck im Vergleich zum Durchschnittswert der Langzeitmessung unter Alltagsbedingungen
deutlich. Das zeige, so Schmieder, dass der gemessene prädialytische Blutdruck eigentlich
wenig valide ist, sondern nur als grobe Orientierung dienen kann. Interessant war
zudem an dieser Studie, dass die Patienten nach erhobenen „Alltags-Blutdruck-Werten“
in Quartilen eingeteilt und dann im Hinblick auf die Mortalität analysiert wurden.
Denn wie sich herausstellte, gingen niedrige Blutdruckwerte (< 120 mmHg) in dieser
Studie nicht mit einem höheren Risiko einher, sondern mit einem geringeren. „Damit
stellt sich das gleiche Bild dar wie bei nierengesunden Menschen“, so Schmieder. Die
Studie kam zu dem Ergebnis, dass bei Dialysepatienten ein Blutdruck von 110–120 mmHg
(bei Selbstmessung daheim) oder von 120–130 mmHg (ambulant gemessen) anzustreben sei.
Renale Denervation – als Therapie obsolet?
Die Simplicity-HTN-3-Studie [
5
] kam vor wenigen Monaten zu einem enttäuschenden Ergebnis. Die randomisierte, kontrollierte,
verblindete Studie zeigte bei therapieresistenten Hypertonikern für die renale Denervation
im Vergleich zu einer Scheinbehandlung keinen signifikanten Nutzen. Dennoch sollte
das Verfahren, so Schmieder, nicht abgeschrieben, sondern weiter erforscht werden,
da die jetzige Datenlage nicht kohärent sei.
Eine kleine Studie [
6
] an 12 Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz und unkontrollierbarem Bluthochdruck
hatte einen deutlichen Nutzen des Verfahrens demonstriert. Auch fiel die durch die
renale Denervation erzielte Blutdrucksenkung in der Symplicity-HTN-2-Studie [
2
], der Vorläuferstudie mit offenem Design, deutlich höher aus. Dort wurde eine Abnahme
des Blutdrucks von 32 mmHg erreicht, während die systolische Blutdrucksenkung in der
Simplicity-HTN-3-Studie lediglich 14 mmHg betrug. Das deutet darauf hin, dass der
Eingriff möglicherweise nicht in allen Zentren, die sich an der Simplicity-HTN-3-Studie
beteiligt hatten, optimal durchgeführt wurde – was wiederum das Studienergebnis verfälscht,
so Schmieder.
Ab November 2014 rekrutiert eine neue Studie Teilnehmer, die von der Universität Nürnberg-Erlangen
mit initiiert wurde und erstmals nicht invasiv mittels transkutaner Ultraschallapplikation
die Nierennerven abladiert.
Dr. Bettina Albers, Weimar
Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der AbbVie Deutschland GmbH
& Co. KG, Ludwigshafen.
Die Beitragsinhalte beruhen auf Unternehmensinformationen und wurden von Dr. Bettina
Albers (Medizinjournalistin) zusammengestellt.