Klauber, Geraedts, Friedrich, Wasem (Hrsg.).
Krankenhaus-Report 2014. Schwerpunktthema „Patientensicherheit“.
Stuttgart: Schattauer-Verlag; 2014. 528 S., 83 Abb., 64 Tab., kart. Mit Online-Zugang
zum Internetportal:
www.krankenhaus-report-online.de D: 54,98 Euro / A: 56,60 Euro.
ISBN: 978-3-7945-2972-8 (Print).
Klauber, Geraedts, Friedrich, Wasem (Hrsg.). Krankenhaus-Report 2014. Schwerpunktthema
„Patientensicherheit“. Stuttgart: Schattauer-Verlag 2014, 528 S., 83 Abb., 64 Tab.,
kart. Mit Online-Zugang zum Internetportal: www.krankenhaus-report-online.de
. D: 54,98 Euro / A: 56,60 Euro. ISBN: 978-3-7945-2972-8 (Print).
Das Krankenhaus als Risikofaktor? Diese provokative These ist Schwerpunkt der aktuellen
Ausgabe des Krankenhaus-Report 2014, der jährlich in der Publikationsreihe des Wissenschaftlichen
Instituts der AOK (WIdO) erscheint. Unterschiedliche Autoren befassen sich in Teil
I mit dem Schwerpunktthema Patientensicherheit in der stationären Versorgung; zeigen
Risiken auf, die eine Krankenhausbehandlung mit sich bringen kann und beschreiben,
welches Ausmaß vermeidbare und nicht vermeidbare Schädigungen durch den Aufenthalt
für den Patienten haben können. Rahmenbedingungen werden analysiert, Ursachen für
unerwünschte Ereignisse diskutiert und Lösungsoptionen sowie Ansatzpunkte für eine
Verbesserung der Patientensicherheit gesucht.
Krankenhausleistungen und Risiken einer Krankenhausbehandlung
Im ersten Block geht es zunächst um Grundlegendes, wie die Definitionen der Patientensicherheit
oder die Erläuterungen von Begrifflichkeiten. Krankenhausleistungen werden den verfügbaren
Zahlen über das tatsächlich vorhandene Risiko einer Krankenhausbehandlung gegenübergestellt.
So kommt Prof. Dr. Max Geraedts von der Universität Witten/Herdecke, einer der Herausgeber,
aufgrund internationaler Literaturanalysen in seinem Beitrag „Das Krankenhaus als
Risikofaktor“ zu dem Ergebnis, dass unter den 18,8 Millionen Behandlungsfällen des
Jahres 2011 in Deutschland mit 5–10 % unerwünschten Ereignissen gerechnet werden muss,
von denen knapp die Hälfte vermeidbar wären. Etwa 1 Promille der Patienten, so wird
geschätzt, verstirbt an einem Fehler. Zwar erscheint ihm das Risiko, dem Patienten
bei einem Krankenhausaufenthalt ausgesetzt sind, im Vergleich zu den Chancen der Krankenhausbehandlung
relativ gering. Aber die Zahl von geschätzten 18 800 vermeidbaren Todesfällen pro
Jahr sei absoluter Anlass, um patientensicherheitsrelevante Ereignisse zu erfassen,
zu analysieren und mithilfe eines umfassenden Fehlermanagements zu vermeiden.
In dem Kapitel „Patientengefährdung durch Fehlanreize – die Folge des Vergütungssystems?“
stellen die Autoren fest, dass sich das DRG-System zwar deutlich auf die Verkürzung
der Verweildauer oder Erhöhung der Fallzahlen ausgewirkt hat; aber eine tatsächliche
Patientengefährdung aus diesem Grunde lässt sich empirisch nicht feststellen. Die
juristischen Aspekte beleuchten die Kapitel über Patientenrechte und die Haftpflichtrisiken
der Krankenhäuser.
Um Sicherheitskultur und Lernen geht es im zweiten Block des Reports, dessen Kapitel
sich mit dem Stellenwert von Berichts- und Lernsystemen oder von Trainingsprogrammen
für Notfallsituationen, z. B. in der Geburtshilfe, beschäftigen. Analysiert werden
zudem die Risiken durch Hygienemängel, bei der Medikamentengabe und mangelhafte Medizinprodukte.
Aktuelle gesundheitspolitische Diskussion
Im Teil II des Reports, der wie immer der aktuellen gesundheitspolitischen Diskussion
gewidmet ist, geht es um die „Krankenhausprivatisierungen in Deutschland und ihre
Effekte“, die seit Beginn dieser Entwicklung kontrovers diskutiert werden.
Die Spezialisierung der Krankenhauslandschaft hat das Kapitel 16 „Zum Zusammenhang
von Behandlungshäufigkeit und -ergebnis in der Hüftendoprothetik“ im Blick. Mehr als
150 000 Patienten werden jährlich in Deutschland in über 1100 Krankenhäusern wegen
einer Koxarthrose am Hüftgelenk operiert. In dem Beitrag wird der Zusammenhang von
Behandlungshäufigkeit und Ergebnisqualität für diesen Eingriff anhand einer AOK-Analyse
mit anonymisierten Abrechnungsdaten der Jahre 2008–2010 untersucht. Neben der Sterblichkeit
und Revisions-Operationen wurden auch chirurgische Komplikationen, Thrombosen/Lungenembolien
sowie Femurfrakturen mit berücksichtigt. Das Ergebnis ist wenig überraschend: höhere
Fallzahlen bringen bessere Behandlungsqualität für alle untersuchten Komplikationen.
Die gefundenen Unterschiede sind allerdings beträchtlich. Nach dieser Analyse hat
das Fünftel der Krankenhäuser, die weniger als 45 Eingriffe im Jahr durchführen, nach
Risikoadjustierung ein um 37 % erhöhtes Komplikationsrisiko.
Statistik: trockener Stoff, aber solide Handlungsgrundlage
Wie bei jeder Ausgabe endet auch diese Ausgabe des Krankenhaus-Report 2014 mit einem
Statistikteil; ein umfassendes Kompendium von Analysen und Daten zur Entwicklung des
Krankenhausmarktes. Insbesondere macht das Krankenhaus-Directory einen differenzierten
Vergleich der einzelnen deutschen Kliniken anhand von Kennzahlen möglich.
Ergänzt wird dieses Angebot durch das Internetportal www.krankenhaus-report-online.de. Trockener Stoff, aber eine solide Diskussions- und Handlungsgrundlage für Krankenhausmanager,
Gesundheitspolitiker und -ökonomen.