Fortschr Neurol Psychiatr 2015; 83(03): 156
DOI: 10.1055/s-0034-1398878
Buchbesprechung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Contributor(s):
M. Weih
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Publication Date:
17 July 2015 (online)

Sowohl im Krankenhaus als auch in der vertragsärztlichen Versorgung müssen alle Diagnosen nach der aktuell gültigen Diagnoseklassifikation (aktuell noch ICD-20) der WHO 4-stellig verschlüsselt werden. Neben den klinisch-diagnostischen Leitlinien bzw. Kriterien gibt es jedoch – vielen weniger bekannt – noch weitere Versionen des Kapitels F für psychische Störungen. Im vorliegenden Band haben sich Müßigbrodt, Kleinschmidt, Schürmann, Freyberger und Dilling die Mühe gemacht, die mehr für Allgemeinärzte wichtige Primary Health Care Classification (ICD-10 PHC) psychischer Störungen bzw. die deutsche Version (ICD-10 GM) kompakt zusammenzufassen. Bei den Autoren handelt es sich um klinisch erfahrene Psychiater, die dieses bewährte und praktische Büchlein nun schon in der 5. Auflage herausgeben. Der aktuelle Band wurde erneut überarbeitet, insbesondere bezüglich aktueller therapeutischer Veränderungen. Bekanntermaßen können die häufigsten psychischen Probleme einer begrenzten Anzahl von Störungsbildern zugeordnet werden. Konsequenterweise behandeln die Autoren in dem Buch auch nur die 25 wichtigsten psychischen Diagnosen der Primärversorgung, erweitern sie jedoch um einige weitere, aus Sicht der Autoren unerlässliche Diagnosen. Jede Störung wird dabei strukturiert behandelt. Zuerst wird die wesentliche Symptomatik genannt, dann folgen die diagnostischen Kategorien, die Differentialdiagnose und zuletzt therapeutische Hinweise zu Medikation, Gesprächs- bzw. Psychotherapie und weiterführende, zum Teil soziotherapeutische oder allgemeine Maßnahmen. Das Buch wendet sich dabei an alle in der primären Gesundheitsversorgung tätigen Berufsgruppen, insbesondere an Allgemeinärzte, aber auch an Psychiater, Sozialpädagogen, Pflegepersonal oder Psychotherapeuten. Ich bin dem Buch zum ersten Mal während meiner Facharztausbildung auf einer psychiatrischen Allgemeinstation begegnet und fand es sehr hilfreich in der ersten Orientierung in den korrekten psychiatrischen Diagnosen. Es ist nicht als Lehrbuch konzipiert, daher sollte man nun keine ausführliche Bebilderung, Fallbeispiele, Tabellen oder ausgefeilte didaktische Elemente erwarten. Natürlich beginnt das 1. Kapitel bei den organischen Störungen, es folgen Suchterkrankungen, Psychosen, Depressionen, Angsterkrankungen bzw. das ganze Spektrum der 4. Hauptgruppe. Dann folgen die wichtigsten Schlafstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Entwicklungsstörungen, Intelligenzminderungen und auch die Störungen in Kindheit und Jugend. Zusammenfassend finde ich das Werk gut gelungen und extrem hilfreich in der täglichen Routine. Als relevante Alternative im deutschsprachigen Raum bietet sich das WHO-Fallbuch zur ICD-10: Kapitel V (F) von Dilling und Dilling aus demselben Verlag an.

Prof. Dr. Markus Weih, Nürnberg