Problematik
Entwicklungsbedingte Skeletterkrankungen werden vielfach bei großen Rassen vorgefunden,
wobei die Genetik,
aber auch Umweltfaktoren prädisponierend sein können. Aus Sicht der Fütterung spielt
vor allem die
bedarfsüberschreitende Energieversorgung während des Wachstums eine wesentliche Rolle. Weniger häufig
sind Imbalanzen in der Mineralstoffversorgung zu beobachten. Der Trend zur Fütterung
selbst
zusammengestellter Rationen erhöht beim Junghund das Risiko einer Fehlversorgung mit Mineralstoffen,
vor allem:
In der Praxis führt dies dazu, dass der Besitzer dem Tierarzt immer häufiger Fragen
zur optimalen Fütterung
seines Hundes stellt. Dabei geht es um die Frage, ob das derzeitige Alleinfuttermittel
oder eine selbst
zusammengestellte Ration nicht das Beste für den heranwachsenden Hund sei. Darüber
hinaus gilt es,
„Ernährungsmythen“ von zahlreichen Internetseiten aufzuklären.
Wachstum und Wachstumskontrolle
Die Begrifflichkeit „Welpe“ wird in der Regel in Bezug zur prägenden Sozialisierungsphase
verwendet. Diese
beginnt mit dem Erwachen der Sinnesorganfunktionen in der 2./3. Lebenswoche und endet
meist um die 16.
Lebenswoche herum. Jedoch sind Welpen großer Rassen eher Spätentwickler, sodass diese auch im 5.
Lebensmonat noch als Welpen bezeichnet werden können. Mit dem Beginn des Zahnwechsels
schließt sich die
Junghundephase an. Diese endet nicht mit der Fortpflanzungsreife, sondern vielmehr
mit Erlangen der
„geistigen Reife eines Adulten“.
Welpen kleiner Rassen haben ihre Hauptwachstumsphase bereits mit 6 Monaten abgeschlossen und legen
sehr gleichmäßig an Körpermasse zu. Welpen großer Rassen erreichen hingegen selbst
in einem Alter von 12
Monaten erst 80 % ihres Endgewichts. Zudem zeigen sie deutliche Wachstumsschübe im
Zeitraum zwischen dem 3.
und dem 6. Lebensmonat.
Die Wachstumsgeschwindigkeit wird maßgeblich von der Energiezufuhr bestimmt. So zeigen Welpen und
Junghunde, die ad libitum gefüttert werden, ein deutlich schnelleres Wachstum. Sie
erreichen ihr Endgewicht
somit schneller als ihre restriktiv gefütterten Altersgenossen. Zu beachten ist aber,
dass die letztendlich
erreichte Widerristhöhe genetisch determiniert ist und sich nicht durch die Fütterung
beeinflussen lässt.
Anzustreben ist also ein optimales und kein maximales Wachstum. Die Energieaufnahme sollte an die
aktuelle Gewichtsentwicklung sowie an das voraussichtliche, rassetypische Endgewicht
angepasst werden.
Optimale Anhaltspunkte zur Einschätzung des Ernährungszustands beim erwachsenen Hund
sind leicht tastbare
Rippenbögen und Dornfortsätze der Wirbelsäule sowie eine Tailleneinziehung, die seitlich
und in der Aufsicht
gut erkennbar ist. Um überprüfen zu können, ob ein Welpe bedarfsüberschreitend ernährt
wird, sind diese
Eckpunkte jedoch nur bedingt aussagekräftig. Die meisten Junghunde, die zu energiereich
gefüttert werden,
werden nicht „dick“, sondern zeigen vielmehr ein forciertes Wachstum.
Die Gewichtsentwicklung des heranwachsenden Hundes muss dokumentiert und mit der rassetypischen
Wachstumskurve verglichen werden.
Einige Beispiele für rassespezifische Wachstumskurven sind in ▶Abb.
[
1
] gezeigt.
Abb. 1 Wachstumskurven verschiedener Rassen. (© C. Rückert)
Gewichtsentwicklung
Für die Entwicklung von Hunden großer Rassen gelten folgende Richtlinien:
Energie- und Nährstoffversorgung
Energiebedarf
Für die Bewertung des Energiebedarfs des wachsenden Hundes ist das Wissen um dessen
Haltungsform
essenziell. So haben heranwachsende Hunde, die in einer Gruppe in Außenhaltung aufwachsen,
einen um ca. 0,1
MJ ME/kg KM0,75 erhöhten Bedarf gegenüber Artgenossen, die einzeln im Haus gehalten werden. Der
Energiebedarf ist in ▶
Tab.
[
1
] zusammenfassend
dargestellt.
Tab. 1
Energiebedarf in MJ ME/kg KM0,75/d in Abhängigkeit von Alter und Haltungsform [[4]].
Lebensmonat (Spanne)
|
Energiebedarf (MJ ME/kg KM0,75) pro Tag
|
|
Einzelhaltung im Haus
|
Gruppenhaltung, Außenhaltung
|
2.–4.
|
0,7–0,8
|
0,8–0,9
|
5.–6.
|
0,6–0,8
|
0,8–0,9
|
7.–12.
|
0,5–0,6
|
0,6–0,7
|
Proteinbedarf
Ausgehend von ihrem deutlich längeren Wachstum haben heranwachsende Hunde großer Rassen
auch erheblich
länger einen erhöhten Proteinbedarf als Welpen und Junghunde kleinerer Rassen. Die
Bedarfszahlen für
verdauliches Rohprotein (vRp) entwickeln sich dabei wie in ▶
Tab.
[
2
] dargestellt.
Tab. 2
Bedarf an verdaulichem Rohprotein (vRp) in g/kg KM0,75/d in Abhängigkeit von Alter
und Körpermasse als ausgewachsener Hund [[4]].
Lebensmonat
|
Proteinbedarf (g vRp/kg KM0,75) pro Tag
|
|
5 kg KM*
|
20 kg KM*
|
60 kg KM*
|
1.
|
12
|
15
|
17
|
2.
|
10
|
14
|
16
|
3.
|
9
|
12
|
14
|
4.
|
8
|
10
|
12
|
5.–6.
|
7
|
8
|
10
|
7.–12.
|
5
|
6
|
6
|
* Körpermasse als ausgewachsener Hund
|
Zudem werden folgende Protein/Energie-Verhältnisse empfohlen:
-
15 g vRp/MJ ME bis zu ½ Jahr
-
12 g vRp/MJ ME bis zur Vollendung des 1. Lebensjahres
-
10 g vRp/MJ ME ab dem 13. Lebensmonat (für erwachsene Tiere angestrebte Relation)
Welpen und Junghunde, die einer Unterversorgung mit Protein ausgesetzt sind, fallen
in der Regel nicht durch
reduzierte Wachstumsraten auf. Vielmehr ist hier ein verringerter Muskelansatz zugunsten
eines erhöhten
Fettansatzes zu verzeichnen. Diese Tiere haben auch als Adulte eine verstärkte Neigung
zu
Adipositas.
Die vielfach verbreitete Meinung, eine Überversorgung mit Protein führe zu einem forcierten
Wachstum, ist
nur richtig, wenn die Welpen und Junghunde zeitgleich auch mit Energie überversorgt
werden. In einer Studie
mit Doggenwelpen konnte kein Zusammenhang zwischen einer ausschließlichen Proteinüberversorgung
und
Skelettfehlentwicklungen nachgewiesen werden [[1]].
Mineralstoffe
Die bedeutendste Rolle spielt ein ausgewogenes Ca : P-Verhältnis. Betrachtet man die
hohe Wachstumsrate von
Absatzwelpen, ist es nahe liegend, dass auch der Bedarf an Kalzium und Phosphor im
2. und 3. Lebensmonat am
höchsten ist. Die Bedarfszahlen im Verlauf des 1. Lebensjahres sind ▶
Tab.
[
3
] zu entnehmen.
Tab. 3
Bedarf an Kalzium und Phosphor in mg/kg KM0,75/d in Abhängigkeit vom Alter [[4]].
Lebensmonat
|
Kalzium1
|
Phosphor1
|
1.
|
400–582
|
290–420
|
2.
|
450–900
|
290–560
|
3.
|
470–870
|
270–470
|
4.
|
400–670
|
230–270
|
5.–6.
|
290–520
|
170–270
|
7.–12.
|
180–230
|
120–150
|
1Die oberen Grenzwerte gelten für Welpen großer Rassen.
|
Beim wachsenden Hund ist ein optimales Ca : P-Verhältnis von 1,5–1,8 : 1 anzustreben.
Im Gegensatz dazu ist ein Ca : P-Verhältnis von 1,2 : 1 beim adulten Hund ausreichend.
Jedoch ist nicht nur
eine Unterversorgung mit Kalzium und Phosphor als kritisch anzusehen, sondern auch
eine Überversorgung, z.
B. infolge von Mineralstoffergänzungen zu Alleinfuttermitteln. Vielfach substituieren
Besitzer zu einem
Alleinfutter weitere kalziumreiche Ergänzungen (z. B. Welpenkalk), um „die Knochen
zu stärken“. Massive
Gliedmaßenfehlstellungen können die Folge sein (▶Abb.
[
2
]).
Abb. 2 Berner Sennenhund, männlich, 5 Monate alt. Radius-Curvus-Syndrom und damit einhergehende
Außenrotation der Vordergliedmaßen infolge einer Kalziumüberversorgung. (© PD Dr.
Eberhard Ludewig, Klinik für Kleintiere, Universität
Leipzig)
Spurenelemente
Es sollte vor allem eine ausreichende Supplementierung von Kupfer, das eine wesentliche Rolle im
Bindegewebsstoffwechsel spielt, und Zink als wichtiges Coenzym erfolgen. Bei einer exzessiven
Kalziumversorgung sind auch hier Mängel zu erwarten, da die intestinale Resorptionsrate
von Kupfer und Zink
(2-wertige Ionen) durch den Kalziumüberschuss gestört sein kann. Der Bedarf an Kupfer
liegt während des
Wachstums bei 0,76 mg/kg KM0,75, der an Zink bei 6,84 mg/kg KM0,75.
Essenzielle Fettsäuren
Es sollte darauf geachtet werden, dass die Versorgung mit den für den Hund essenziellen
Fettsäuren
Linolsäure (1 % in der Trockensubstanz) und α-Linolensäure (4 % in der Trockensubstanz)
sichergestellt
ist.
Berechnung des Energiegehalts
Der Energiegehalt darf auf den angebotenen Alleinfuttermitteln nicht deklariert werden.
Daher kann es
nötig sein, diesen zu berechnen und die tägliche Energieaufnahme des Hundes zu steuern.
Das Vorgehen ist
hierzu kurz skizziert [[4]]:
-
Berechnung des Bruttoenergiegehalts (GE)
GE (MJ/100 g) = 0,02385 × Rohprotein +
0,03934 × Rohfett + 0,01717 × N-freie Extraktstoffe + 0,01717 × Rohfaser
-
Schätzung der scheinbaren Verdaulichkeit (sV) der Bruttoenergie (GE) anhand des
Rohfasergehalts (Rfa) in der Trockensubstanz (TS)
sV GE (%) = 91,2 – 1,43 × Rfa (% TS)
-
Berechnung der verdaulichen Energie (DE)
DE = GE × sVGE (%)/100
-
Berechnung der umsetzbaren Energie (ME)
ME (MJ/100 g) = DE – 0,00434 MJ × Rp
(g/100g)
Rationsgestaltung
Der Zeitpunkt, um mit der Zufütterung der Welpen zu beginnen, richtet sich nach der
Wurfgröße und der
Milchmengenproduktion der Mutterhündin. Meist wird mit dem Ende der 3. Lebenswoche
der Welpen begonnen,
erstes Beifutter wie Hackfleisch, Quark und Haferflocken anzubieten. Dieses sollte
zu Beginn annähernd
körperwarm sein und in breiartiger Konsistenz in flachen Schalen bereitgestellt werden.
In der 7. oder 8.
Lebenswoche werden die Welpen in der Regel vom Muttertier abgesetzt.
Eine bedarfsdeckende Versorgung eines heranwachsenden großrassigen Hundes ist sowohl
über ein kommerzielles
Alleinfuttermittel wie auch mit selbst zusammengestellten Rationen möglich.
Alleinfuttermittel
Die sicherlich einfachste und am wenigsten aufwendigste Variante, ihren heranwachsenden
Hund
bedarfsdeckend zu versorgen, stellt für Hundehalter die Fütterung eines kommerziellen
Alleinfuttermittels
für Welpen bzw. Junghunde dar. Dieses muss laut Definition den Bedarf des Welpen/Junghunds
mit allen
Nährstoffen vollständig decken.
Ob die Wahl auf ein Trocken- oder Feuchtfuttermittel fällt, bleibt dabei den persönlichen
Vorlieben des Besitzers überlassen. Zu bedenken ist jedoch die Tatsache, dass heranwachsende
Hunde einer
starken Nahrungsprägung unterliegen können. Sie können im Erwachsenenalter ein Trockenfutter
verweigern,
wenn sie in den ersten Lebensmonaten allein mit Feuchtfutter großgezogen wurden. Zudem
ist gerade die
ausschließliche Fütterung von Welpen und Junghunden großer Rassen mit Feuchtfutter
ein nicht
unerheblicher finanzieller Aufwand.
Vorsicht ist auch bei sogenannten „Reinfleischdosen“ geboten. Viele Hundehalter übersehen
hier, dass es
sich lediglich um ein Ergänzungsfuttermittel handelt, das in aller Regel nicht zusätzlich
mineralisiert
ist.
Fütterungsempfehlungen sind in der Regel auf der Verpackung nachzulesen. Hierbei ist
unbedingt darauf zu
achten, dass bei der Angabe der täglichen Futtermenge oftmals auf das zu erreichende
Endgewicht und nicht
auf das Momentangewicht Bezug genommen wird. Jedoch stellen auch diese nur Richtwerte
dar. Die
wirklich benötigte Futtermenge hängt von:
des heranwachsenden Hundes ab. Bei Junghunden, die zu schnell an Körpermasse zulegen,
ist die
Energiezufuhr so zu reduzieren, dass deren Wachstum verlangsamt wird. Keinesfalls
sollte jedoch eine
Futterrestriktion mit einem Verlust des Körpergewichts einhergehen.
Kommt es zu einem untypischen Wachstumsverlauf (zu schnell, zu langsam), sind die
deklarierten
Futtermengen zu modifizieren.
Stellt sich anhand der Berechnung des Energiegehalts heraus, dass der heranwachsende
Hund bisher
energetisch überversorgt wurde, sollte er rund 10 % weniger umsetzbare Energie im
Vergleich zum Bedarf
erhalten. In diesem Zusammenhang muss auch unbedingt die Fütterung sogenannter „Leckerchen“
hinterfragt werden. Gerade junge Hunde, die in einer intensiven Ausbildungs- und Trainingsphase
sind,
werden mit Snacks gefüttert und dabei wird ein erheblicher Teil ihres Energiebedarfs
bereits abgedeckt.
Gegebenenfalls muss also auch der Energiegehalt der Snacks berechnet und von der Gesamtration
abgezogen
werden. Dies gilt natürlich auch für die Erstellung eigener Rationen.
Abschließend wird in ▶
Tab.
[
4
] ein Überblick über
die empfohlene Zusammensetzung von Alleinfuttermitteln für wachsende Hunde zusammengestellt.
Tab. 4
Richtwerte zur Zusammensetzung von Trocken- und Feuchtalleinfuttern für wachsende
Hunde
(modifiziert nach [[5]]).
in 100 g
|
Trockenfutter (1,6 MJ/100 g)
|
Feuchtfutter (0,5 MJ/100 g)
|
vRp (g)
|
17–18
|
5–6
|
Rp (g)
|
20–23
|
6–7
|
Ca (g)
|
0,8–1,2
|
0,3–0,4
|
P (g)
|
0,6–1
|
0,2–0,3
|
Na (g)
|
0,2–0,3
|
0,06–0,1
|
K (g)
|
0,2–0,3
|
0,06–0,09
|
Zn (mg)
|
9–10
|
3
|
Se (µg)
|
11
|
3–4
|
J (µg)
|
160–240
|
30–70
|
Vit. A (IE)
|
800–1200
|
160–300
|
Vit. D (IE)
|
70–90
|
13–25
|
Vit. E (mg)
|
7–10
|
1–3
|
Vit. B1 (mg)
|
0,2–0,3
|
0,04–0,09
|
Selbst zubereitete Rationen
Die Zubereitung eigener Rationen stellt erhebliche Anforderungen an den Hundehalter.
So ist auf ein
ausgewogenes Protein:Energie-Verhältnis zu achten und eine bedarfsdeckende Vitamin-
und
Mineralstoffsubstitution vorzunehmen.
Eine präzise Anleitung zur Rationserstellung sollte in jedem Fall durch veterinärmedizinische
Bildungseinrichtungen oder spezialisierte Tierärzte erfolgen.
Bei der dauerhaften Fütterung selbst zusammengestellter Rationen ist zu bedenken,
dass Welpen in den
ersten Monaten einer Nahrungsprägung unterliegen können, die sie für ihr ganzes Leben beibehalten.
So ist es nicht selten zu beobachten, dass Welpen, die bisher nur mit selbstgekochten
Rationen versorgt
wurden, kommerzielle Alleinfuttermittel mit mangelnder Akzeptanz quittieren.
Rationsgestaltung
Wie soll nun solch eine Ration aussehen? Als Beispiel wird eine heranwachsende Deutsche
Dogge mit einem
Endgewicht von 60 kg vorgestellt und die notwendige Rationsanpassung im Laufe des
1. Lebensjahrs
dargelegt (▶
Tab.
[
5
]).
Tab. 5
Rationsbeispiel für eine heranwachsende Dogge (Adultgewicht: 60 kg KM).
|
Lebensmonat
|
|
3.–4.
|
5.–6.
|
7.–9.
|
10.–12.
|
Rindfleisch
|
800 g
|
850 g
|
800 g
|
900 g
|
Vollei
|
120 g
|
120 g
|
120 g
|
120 g
|
Reis
|
600 g
|
850 g
|
900 g
|
1000 g
|
Möhre
|
200 g
|
250 g
|
250 g
|
250 g
|
Öl
|
10 g
|
15 g
|
15 g
|
15 g
|
Salz
|
–
|
–
|
2,5 g
|
3 g
|
vitaminisiertes Mineralfutter
|
30 g
|
28 g
|
20 g
|
20 g
|
Futterkalk
|
18 g
|
14 g
|
10 g
|
11 g
|
Eine geeignete Ration sollte aus einer oder mehreren hochverdaulichen Rohproteinquellen bestehen.
Hierbei kann es sich um Muskelfleisch handeln, aber auch Ei- oder Milchprodukte sind
möglich. Die
Fütterung von Leber oder anderen Innereien ist bei Einsatz eines vitaminisierten Mineralfuttermittels
nicht nötig. Zudem enthält Leber z. T. sehr hohe Gehalte an Vitamin A und Kupfer,
die von der Herkunft
und Fütterung der Schlachttiere abhängig sind. Daher ist gerade beim wachsenden Hund
eine Bedarfsdeckung
(bzw. Über-/Unterversorgung) nicht kalkulierbar.
Pflanzliche Proteine, z. B. Sojaextraktionsschrot, können ergänzend zu tierischen
Proteinquellen
eingesetzt werden. Jedoch kann es durch einen erhöhten Gehalt an schwer verdaulichen
Kohlenhydraten in
pflanzlichen Futtermitteln zu Durchfällen und/oder Flatulenzen kommen. Daher sollte
der Anteil an der
Gesamtration 10 % in der Trockensubstanz nicht übersteigen.
Als Energielieferanten eignen sich sowohl aufgeschlossene Kohlenhydrate (z. B. Getreideflocken,
gekochter Reis und gekochte Kartoffeln/Nudeln) als auch tierische oder pflanzliche
Fettquellen. Je nach
Akzeptanz kann eine Gemüsequelle mitberücksichtigt werden, dies ist jedoch nicht zwingend
notwendig.
Eine Ergänzung mit einem vitaminisierten Mineralfuttermittel ist grundsätzlich zu empfehlen, da
eine bedarfsdeckende Versorgung nur über Einzelfuttermittel sehr aufwendig und aufgrund
der
schwerwiegenden Folgen einer Über- oder Unterversorgung gerade in diesem Alter nicht
ratsam ist.
Vielfach unterliegen Besitzer der Fehlinformation, mit Milchprodukten den Kalziumbedarf
des Hundes decken
zu können. Dabei müssten extrem hohe Mengen Quark oder Joghurt gefüttert werden, was
mit einer massiven
Überversorgung mit Energie und Rohprotein einhergehen würde.
BARF-Fütterung
Zunehmend besteht auch unter Besitzern heranwachsender Hunde der Wunsch, ihre Tiere
zu BARFen. Unter BARF
(bones and raw foods) versteht man die Fütterung von rohem Fleisch (Muskelfleisch
und Organgewebe) und
fleischhaltigen Knochen mit der Ergänzung von rohem Obst/Gemüse, Ölen und ggf. verschiedensten
Zusätzen.
Zu beachten ist hier in erster Linie, dass weder Schweinefleisch (kann Überträger der
Aujetzky’schen Krankheit sein) noch Geflügelfleisch (häufige bakterielle Besiedlung mit
Salmonellen und Campylobacter) roh angeboten werden sollten. Auch eine exakte Mineralstoffzufuhr,
v. a.
in Bezug auf ein ausgewogenes Ca : P-Verhältnis, ist durch die Fütterung von Knochen
nur schwer zu
kontrollieren. Häufig werden Hunde mit BARF-Rationen massiv mit Protein überversorgt.
Sie befinden sich
im Gegenzug dazu vor allem mit kohlenhydratfreien Mahlzeiten energetisch eher im Bereich
einer sehr
knappen, z. T. deutlich bedarfsunterschreitenden Versorgung.
Fütterungsregime
Bei allen Fütterungsvarianten sollten Welpen mehrmals täglich gefüttert werden:
-
im 3. Lebensmonat: 4-mal täglich
-
im 4.–6. Lebensmonat: 3-mal täglich
-
ab dem 7. Lebensmonat: 2-mal täglich
Die Futterzuteilung sollte unbedingt restriktiv erfolgen, um einen besseren Überblick über die
aufgenommenen Futtermengen zu haben sowie eine Überversorgung mit Nährstoffen auszuschließen.
Studien
belegen, dass bei ad libitum gefütterten Welpen und Junghunden häufiger Gelenkdeformationen
infolge von
Wachstumsstörungen auftreten [[2], [3], [5]]. Besonders häufig fällt hierbei eine Außenrotation der Vordergliedmaßen
auf.
In der Regel nehmen die Tiere bei ständig freiem Zugang zu Futter 125–135 % der eigentlich
benötigten
Futtermenge auf.
Fazit
Aufgrund der hohen Wachstumsrate und dem damit verbundenen hohen Risiko, Wachstumsstörungen
zu entwickeln,
stellt die Fütterung heranwachsender Hunde großer Rassen besondere Ansprüche an die
Besitzer. Während die
Fütterung von kommerziellen Alleinfuttermitteln für junge Hunde relativ problemlos
möglich ist, setzen
selbst zusammengestellte Rationen ein hohes Maß tierernährerischen Wissens beim Besitzer
voraus. Hier ist es
daher immer ratsam, die Ration von spezialisierten Tierärzten überprüfen zu lassen
bzw. sich von ihnen einen
geeigneten Rationsplan erstellen zu lassen.