Deshmukh AJ et al.
Does a non-stemmed constraint condylar prosthesis predispose to early failure of primary
total knee arthroplasty?.
Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 2015; [Epub ahead of print]
DOI:
10.1007/s00167-014–3494–3
In Ihrer aktuellen Studie zeigen Deshmukh et al., dass teilgekoppelte Inlays auch
bei Knie-TEP Implantation ohne intramedulläre Kraftträger keine erhöhte Frühlockerungsrate
im Vergleich zu PS-Designs aufweisen.
Deshmukh AJ et al. Does a non-stemmed constraint condylar prosthesis predispose to
early failure of primary total knee arthroplasty? Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc
2015 [Epub ahead of print] DOI 10.1007/s00167-014–3494–3
Einleitung
In den vergangenen Jahren wurden zunehmend modulare Prothesensysteme vorgestellt,
welche die Verwendung unterschiedlicher Kopplungsgrade der tibialen Inlays auch in
Kombination mit Primärkomponenten ermöglichen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es
zu überprüfen, ob die Verwendung eines teilgekoppelten Inlays in der Kombination mit
einer Primärprothese Femur PS (posterior stabilized) und ohne intramedulläre Krafteinleitung
über Stems zu einer höheren Frühversagensrate im Vergleich zum PS-Design führt.
Methodik
Retrospektiv wurden 471 primäre Knieendoprothesen nachuntersucht, bei denen unter
Verwendung der gleichen Prothese (Fa. Smith & Nephew, Typ Genesis II) und Operationstechnik
entweder ein High-Flex PS-Inlay (n = 244) oder ein teilgekoppeltes CCK-Inlay (n =
242) implantiert wurde. Die Indikation zur Verwendung eines CCK-Inlays wurde mit einer
persistierenden Inbalance von mehr als 3 mm nach Balancing angegeben, der tibiale
Kiel vollständig zementiert. Das Follow-Up betrug im Mittel 3 Jahre (min. 2 Jahre)
mit Erhebung von Knee Society Score, Bewegungsausmaß und radiologischen Outcome-Parametern.
Ergebnisse
Die Charakterisierung der Kollektive zeigte in Bezug auf die erhobenen demografischen
Parameter und die präoperative Ausgangssituation homogene Gruppen. Die klinischen
Outcome-Parameter zeigten keine signifikanten Unterschiede für beide Gruppen, ebenso
wenig wie die Revisionsrate von 1,64 % (n = 4) gegenüber 2,48 % (n = 6). Während in
der PS-Gruppe eine Revision aufgrund einer Instabilität erfolgte, musste eine Prothese
in der CCK-Gruppe wegen tibialer Frühlockerung ausgetauscht werden. Hier wurde eine
mangelhafte tibiale Zementierung bemerkt.
Kommentar
Da die Implantation von teilgekoppelten Prothesen in Verwendung mit Primärkomponenten
sowohl aus operationstechnischer, aber auch wirtschaftlicher Sicht sehr interessant
erscheinen, ist die Fragestellung dieser Studie von hoher klinischer Relevanz. Hier
kann ohne intraoperativen Mehraufwand eine höhere Kopplung und Stabilität auch in
komplexen Ausgangssituationen erreicht werden, ohne dass zusätzliche Instrumente oder
hohe Lagerbestände an Sonderkomponenten erforderlich sind.
Die vorgestellte Studie kommt insgesamt zu dem Schluss, dass dieses genannte Verfahren
durchaus gangbar erscheint, da zumindest im kurzfristigen Follow-Up weder das Patienten-Outcome
noch die Revisionsrate signifikante Unterschiede zu etablierten PS-Designs aufweisen.
In dem vorgestellten Behandlungsalgorithmus traten vor allem Revisionen auf Grund
von Instabilitäten sehr selten auf (0,2 %).
Allerdings muss in diesem Zusammenhang auf die bestehenden Limitationen der Studie
hingewiesen werden. Zunächst handelt es sich um eine retrospektive Betrachtung einer
Kohorte mit Verwendung eines einzigen Prothesenmodelles. Diese Daten sind nicht unbedingt
ubiquitär übertragbar. Des Weiteren muss kritisch beachtet werden, dass der Nachuntersuchungszeitraum
kurz und die Gruppengröße klein sind. Gerade in Hinblick auf den kurzen Nachuntersuchungszeitraum
ist anzuführen, dass die angewendete Methodik relativ ungenau ist. Interessant scheinen
hier Techniken wie die Radiostereometrie (RSA) zur Darstellung des möglichen unterschiedlichen
Migrationsverhaltens beider Prothesensysteme.
Zusammenfassend handelt es sich um vielversprechende Ergebnisse, die auch von anderen
Autoren ähnlich berichtet wurden. Dennoch sind weitere Studien und vor allem Langzeitbetrachtung
für die abschließende Beurteilung der Fragestellung erforderlich.