Pneumologie 2015; 69(04): 190
DOI: 10.1055/s-0035-1549468
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tuberkulose-Schnelltest – Multiresistenter Stamm nicht erkannt

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Publication Date:
08 April 2015 (online)

 

    Mehr als ein Viertel der multiresistenten (multiple drug resistant, MDR) Tuberkulosestämme, die im Rahmen einer nationalen Studie in Swasiland isoliert wurden, können durch die aktuell verwendeten molekularbiologischen Tests nicht erkannt werden. Grund dafür ist eine resistenzvermittelnde Mutation des Erregerstammes, wie Ärzte ohne Grenzen und Wissenschaftler vom Forschungszentrum Borstel und vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) im März in einer Studie im New England Journals of Medicine zeigen konnten. Molekulardiagnostische Schnelltests, wie der von der WHO empfohlene Xpert MTB / RIF Test, gehören zu den wichtigsten Instrumenten bei der Identifizierung und Kontrolle von MDR-Tuberkuloseinfektionen in Swasiland, dem Land mit der höchsten Tuberkuloseratenweltweit.

    Epicentre, ein angegliedertes Forschungszentrum hat nun, gemeinsam mit dem Forschungszentrum Borstel und dem DZIF, Tuberkulosestämme aus den Jahren 2009–2010 analysiert, die im Rahmen einer nationalen Antibiotikaresistenz-Studie in Swasiland gesammelt wurden. Eine genetische Analyse zeigte, dass 30 % der 125 MDR-Stämme eine spezifische Mutation aufweisen, die zuvor nur in einzelnen Stämmen aus Hongkong und Australien festgestellt wurde. Diese Mutation führt dazu, dass eines der wichtigsten Antibiotika bei der Tuberkulosebehandlung (Rifampicin) nicht mehr wirksam ist. Viel schwerwiegender ist jedoch, dass Tuberkulosestämme mit dieser Variante nicht durch den Schnelltest Xpert MTB / RIF erkannt werden, der in Swasiland von der WHO als Standardtest für den Nachweis einer multiresistenten Tuberkulose empfohlen wurde.

    „Der hohe Anteil dieser Stammvariante stellt ein großes Risiko für die öffentliche Gesundheit dar und darf nicht ignoriert werden“, so Prof. S. Niemann, Borstel. „Das Risiko ist groß, dass sich diese Tuberkulosestämme durch unwirksame Antibiotikatherapien unerkannt auch über nationale Grenzen hinweg ausbreiten“.

    Nach einer Mitteilung des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung, Braunschweig


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