Pneumologie 2015; 69(04): 194
DOI: 10.1055/s-0035-1549473
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Asthma bronchiale – Vitamin-D3-Mangel ohne klinische Relevanz

Contributor(s):
Horst Gross
Castro M et al.
JAMA 2014;
311: 2083-2091
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Publication History

Publication Date:
08 April 2015 (online)

 

    Asthma-Patienten mit niedrigen Vitamin-D3-Serumwerten profitieren nicht von einer Vitaminsubstitution. Die erhoffte antiinflammatorische Wirkung einer Normalisierung des Vitaminspiegels bleibt ohne klinischen Effekt, wie die Pilotstudie von M. Castro et al. aufgezeigt hat.
    JAMA 2014; 311: 2083–2091

    Rund 45 % der Asthma-Patienten reagieren nicht adäquat auf ein inhalatives Kortikoid. Gleichzeitig ist bekannt, dass verminderte Vitamin-D3-Werte im Serum proinflammatorische Effekte induzieren. Pathophysiologisch liegt dem u.a. eine vitaminabhängige Interleukin-10-Freisetzung in dem T-Zellen zugrunde. Bei niedrigen Serumwerten müsste daher eine Vitaminsubstitution die Symptomkontrolle unter inhalativen Kortikoiden verbessern. Die Vitamin-D3-Werte der 408 untersuchten Asthma-Patienten unterschritten den Schwellenwert von 30 ng/ml. Alle waren auf eine individuell optimierte Inhalationstherapie mit Ciclesonid eingestellt; der Dosisbereich lag bei 80–320 μg pro Tag. Im Rahmen der prospektiven Studie erhielten die Patienten randomisiert für 28 Wochen entweder Vitamin D3 per os (Initial 10 000 I. E., anschließend 4 000 I. E./d) oder Placebo. Primäres Zielkriterium war die klinische Verschlechterung, die sich in einem erhöhten Ciclesonid-Bedarf oder einer reduzierten Lungenfunktion ausdrückte. Zusätzlich wurden alle Exazerbationen erfasst. Die Vitamin-D3-Supplementierung blieb ohne klinische Relevanz. Im Studienzeitraum kam es unter Vitamingabe bei 28 % und unter Placebo bei 29 % zu einer pulmonalen Verschlechterung. Eine Exazerbation trat unter Vitamin D3 bei 13 % und unter Placebo bei 19 % (p = 0,21) auf. Dies entsprach 28 Exazerbationsereignissen pro Patientenjahr in der Vitamingruppe und 45 Ereignissen p.a. unter Placebo (p = 0,05). Lediglich beim Ciclesonid-Bedarf zur Symptomkontrolle zeigte sich eine aussagekräftige Differenz zugunsten der Vitamin-D3-Therapie. Diese Patienten benötigten 111 mg/d, im Gegensatz zu 126 mg/d unter Placebo.

    Fazit

    Asthma-Patienten mit niedrigen Vitamin-D3-Werten profitieren nicht von einer Vitaminsubstitution. Das pathophysiologisch schlüssige Konzept, durch Normalisierung der Werte einen kontra-inflammatorischen Effekt zu erzielen, bleibt unter realen Bedingungen ohne eindeutige klinische Relevanz.


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