In einem kleinen Bergischen Haus, am heutigen Gänsemarkt 1, kam am 27. März 1845 Wilhelm
Conrad Röntgen zur Welt. Zwar lebte er nur die ersten Jahre seines Lebens hier - doch
der Geist des Wissenschaftlers ist immer noch an vielen Orten seiner Geburtsstadt
spürbar: Ob in der Lenneper Stadtkirche, in der der kleine Wilhelm Conrad getauft
wurde, oder im Deutschen Röntgen-Museum, das von der Person Röntgen, über die Entdeckung
der X-Strahlen, bis hin zum Einsatz der Strahlentechnologie in unzähligen Bereichen
der Wissenschaft und Forschung in detailgetreuer und anschaulicher Art aufzeigt. Remscheid-Lennep
ist ohne Zweifel DIE Röntgenstadt und einen Besuch wert.
Kleinstadtidyll und Röntgenheimat: Remscheid-Lennep
An einem tropischen Sommertag im Juli machen wir uns auf den Weg, mit dem ICE von
Berlin aus ins 500 Kilometer entfernte Bergische Land, das die Region um das Städtedreieck
Wuppertal, Solingen und Remscheid beschreibt und kommen 4 Stunden später in Wuppertal
an. Von dort aus geht es mit der Abellio S 7, einer voll klimatisierten, modernen
Regionalbahn, eine halbe Stunde lang quer durch die Landschaft, wo wir am Bahnhof
Remscheid-Lennep aussteigen und uns durch die Stadt in Richtung historischen Ortskern
begeben. Der Weg führt durch urige, verwinkelte Gassen, vorbei an den charakteristischen
bergischen Häusern: Fachwerk in seiner schönsten Form, grüne Fensterläden und Fassaden,
verkleidet mit Schieferplatten in den verschiedensten Anreizungen und Mustern, die
auf den ersten Blick etwas an Fischschuppen erinnern, im Schatten schläft eine Katze,
hier und da trifft man auf Bewohner. Und dann, unscheinbar in diesem Gefüge, steht
es – das Geburtshaus Röntgens.
Wir haben dort ein Treffen vereinbart mit Dr. Uwe Busch, Direktor vom Deutschen Röntgenmuseum,
und den Architekten Sophie und Christof Welke, die für die Renovierung des Hauses
zuständig sind. Uwe Busch und die Architekten bringen uns vor Ort auf den neuesten
Stand der Dinge, was die weiteren Bauarbeiten betrifft, Förderanträge werden besprochen,
Werbeaktionen werden diskutiert für die Zeit, wenn die Renovierungsarbeiten wieder
aufgenommen werden können – und vor allem – wenn Röntgens Geburtshaus begehbar für
jedermann sein wird.
Einem Mitarbeiter der Geschäftsstelle oder DRG-Mitglied ist das Haus rein optisch
gesehen durchaus vertraut: Fester präsenter Bestandteil der Fachgesellschaft – ob
beim Spendenlauf, Geburtshaus-Stand auf dem Kongress oder als heimlicher Hauptcharakter
im Röntgenfilm „Röntgen - An X-Ray-Journey“, der im Mai bereits beim 96. RöKo in Hamburg
zu sehen war. Nun jedoch, wenn man selbst vor Ort ist, hat man die Gelegenheit, das
Haus mit allen Sinnesorganen wahrnehmen zu können und die Energie auf sich wirken
zu lassen, die von dem Ort ausgeht und auf Details zu achten.
Noch Baustelle, bald Touristenmagnet: Das Geburtshaus
Im Keller des Hauses beispielsweise hängen immer noch Fleischerhaken von der bis 1963
ansässigen Metzgerei an der Decke, die auch die Schaufenster und den kleinen Ladenanbau
installierte. An einigen Wänden kann man zahlreiche Schichten bemusterter Tapeten
erkennen, die all die Epochen wiederspiegeln, die das Haus in 170 Jahren nach Röntgens
Geburt „durchgemacht“ hat. Das merkt man auch an der langen „To-Do-Liste“ der Herausforderungen,
nicht nur finanzieller Art, die dem Haus noch bevorstehen, bis es einen ehrenwerten
Platz zwischen den bereits sanierten Geburtshäusern anderer herausragender Persönlichkeiten
wie Bach, Luther oder Beethoven findet, die heutzutage Touristen aus aller Welt in
die verschiedenen deutschen Städte anlocken. „Wir warten auf die Genehmigung der Förderanträge,
aber dies ist nur eine Frage der Zeit“, sagt Museumsdirektor Dr. Uwe Busch. Dann werden
die Bauarbeiten wieder auf Hochtouren laufen: „Es werden dann sämtliche Fenster erneuert,
denn die Rahmen stammen noch aus den 70ern. Außerdem steht die Restaurierung der Treppe
bevor, die ist noch aus Röntgens Zeiten“, so Christof Welke. An der Schieferfassade
muss ebenso gefeilt werden: „Die Schieferplatten sind teilweise lose und müssen neu
befestigt und ausgetauscht werden“, klären sie weiter auf.
Ausstellungsräume, Tagungssaal, Röntgenlounge und Gästezimmer. Es ist noch ein langer
Weg, aber die Ausstrahlung und Atmosphäre lässt sich bereits wahrnehmen. Ein anschließender
Besuch im Deutschen Röntgenmuseum mit Dr. Uwe Busch, der uns mit Herzblut durch den
weitläufigen Museumskomplex führt, wo es viel Anregung für die künftige Ausstattung
des Geburtshauses gibt, rundet unseren Besuch ab. Exponate aus über 100 Jahren Röntgengeschichte,
eine Nachbildung des Würzburger Labors, ein radiologischer Passfotoautomat oder der
Nachbau eines Tuberkulosebusses – aus dem sogar per Tonband wehleidiges Keuchen zu
hören ist – lassen alle Zeichen dieses Ausfluges auf X-Strahlen stehen. Es heißt nun
für uns: die Eindrücke zu konkreten Ideen weiterverarbeiten, um das Projekt „Geburtshaus
als Treffpunkt für Wissenschaftler“ bald in die Tat umzusetzen.
Am späten Nachmittag machen wir uns vom Wuppertaler Bahnhof wieder auf den Weg nach
Hause – mit vielen Eindrücken, die jede Fahrt lohnend machen. Und wer weiß: In ein
paar Jahren wird auch das schöne Lennep zu einem Anziehungspunkt für Menschen aus
aller Welt werden, die sehen wollen, wo der Entdecker der X-Strahlen das Licht der
Welt erblickte.
Mitarbeiter der DRG-Geschäftsstelle: Anne-Katrin Hennig, Janosch Kuno, Hans-Georg
Stavginski und Sandra Ermisch vor dem Geburtshaus (v.l.n.r.)
Alle weiteren Informationen zum Projekt „Geburtshaus Wilhelm Conrad Röntgen“ sowie
weiteres Bildmaterial finden Sie auf www.roentgen-geburtshaus.de.