Pneumologie 2015; 69(08): 449
DOI: 10.1055/s-0035-1563517
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bronchialkarzinom – Additive Thoraxbestrahlung verlängert das Überleben

Contributor(s):
Matthias Manych
Slotmann BJ et al.
Lancet 2015;
185: 36-42
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Publication History

Publication Date:
10 August 2015 (online)

 

Die Prognose für Patienten mit kleinzelligem Bronchialkarzinom (SCLC) im extensiven Stadium ist äußerst schlecht. Sprechen Patienten auf die übliche Chemotherapie mit Cisplatin plus Etoposid an, kann mit einer Ganzhirn-Bestrahlung ein Überlebensvorteil erreicht werden. Ein Problem bleibt die intrathorakale Tumorkontrolle. Daher haben B. J. Slotmann et al. den Effekt einer zusätzlichen Thoraxbestrahlung analysiert.
Lancet 2015; 385: 36–42

An der Phase-III-Studie waren 42 Kliniken in den Niederlanden, in Großbritannien, in Norwegen und Belgien beteiligt. Teilnehmen konnten Patienten im Alter von über 18 Jahren mit SCLC im extensiven Stadium, die auf 4–6 Zyklen Standard-Chemotherapie angesprochen hatten. Spätestens 7 Wochen nach der Chemotherapie erhielten die Teilnehmer randomisiert entweder nur eine prophylaktische Ganzhirn- oder zusätzlich eine Thoraxbestrahlung.

Die Bestrahlung des Brustkorbs umfasste 10 Fraktionen (Gesamtdosis 30 Gy) mit einem Sicherheitssaum von 15 mm zum Tumorvolumen nach Chemotherapie, wobei Lymphknoten im Mediastinum ebenfalls bestrahlt wurden. Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben nach einem Jahr. Zusätzlich wurde das Gesamtüberleben nach 2 Jahren ausgewertet. Zu den sekundären Endpunkten zählten die intrathorakale Tumorkontrolle, das progressionsfreie Überleben (median und nach 6 Monaten) sowie toxische Effekte.

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Die 2-Jahres-Überlebensraten können beim SCLC unter 5 % liegen. Hier ein Bronchialkarzinom mit unbekanntem Subtyp. (Bild: © Oliver Knieps/Thieme Verlagsgruppe)

2-Jahres-Überleben verbessert

Von den 495 Teilnehmern waren 23 % über 70 und 8 % über 75 Jahre alt. Insgesamt 247 Patienten erhielten die additive Thoraxbestrahlung und 248 die alleinige Ganzhirnbestrahlung (Kontrollgruppe). Zwischen Diagnose und Randomisierung lagen im Schnitt 17 Wochen, die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 24 Monate. In beiden Gruppen war das 1-Jahresüberleben vergleichbar (33 vs. 28 %, p = 0,066) und das mediane Gesamtüberleben erreichte 8 Monate. Nach 18 Monaten überlebten in der Gruppe mit Thoraxbestrahlung 16 % und in der Kontrollgruppe 9 % (p = 0,03). Die 2-Jahres-Überlebensrate ergab mit 13 % (Thoraxbestrahlung) vs. 3 % (Kontrollgruppe) einen statistisch signifikanten Unterschied von p = 0,004; um einen Todesfall zu verhindern, mussten 10,6 Patienten behandelt werden.

Die additive Thoraxbestrahlung reduzierte das Progressionsrisiko um 27 % (Hazard Ratio [HR] 0,73, p = 0,001). Nach 6 Monaten Thoraxbestrahlung waren 24 % progressionsfrei, in der Kontrollgruppe waren es 20 % (p = 0,001). Es wurden keine schweren toxischen Effekte beobachtet; zu den häufigsten Nebenwirkungen gehörten in beiden Gruppen gleichermaßen Fatigue und Dyspnoe.

Fazit

Wie die vorliegende Studie zeigt, kann bei SCLC-Patienten im extensiven Stadium die additive Thoraxbestrahlung das 2-Jahres-Überleben deutlich verbessern. Gleichzeitig wurde das progressionsfreie Überleben verbessert. Nach Meinung der Autoren sollte die Thoraxbestrahlung bei diesen Patienten nach Ansprechen auf eine Chemotherapie in Erwägung gezogen werden.


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Die 2-Jahres-Überlebensraten können beim SCLC unter 5 % liegen. Hier ein Bronchialkarzinom mit unbekanntem Subtyp. (Bild: © Oliver Knieps/Thieme Verlagsgruppe)