ergopraxis 2015; 8(09): 14-15
DOI: 10.1055/s-0035-1564346
wissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Einsatz für Praxisanleiter – Milena Bick

Nora Sieweke

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Publication Date:
01 September 2015 (online)

 

Anleiter in der praktischen Ausbildung von Ergo- und Physiotherapeuten sind nicht nur Therapeuten, sondern auch Lehrende – und das meist ohne eine entsprechende Qualifizierung. Milena Bick fragte Anleiter, was sie sich wünschen und wo ihre Schwierigkeiten liegen. Mit den Ergebnissen möchte sie den Grundstein für eine zukünftige Anleiterfortbildung legen.


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Abb.: M. Bick
Milena Bick ...

... wurde 1990 im niedersächsischen Damme geboren und wuchs in Bohmte, nahe Osnabrück, auf. Nach dem Abitur entschied sie sich zunächst für die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin, die sie jedoch abbrechen musste. Während sie in einer psychiatrischen Klinik jobbte, lernte sie die Ergotherapie kennen und fühlte sich von der kreativen Arbeit angesprochen. So entschied sie sich für die Ausbildung an der Völkerschule in Osnabrück, die sie 2013 mit dem Examen abschloss. Motiviert und wissenshungrig nahm sie im Anschluss das Bachelorstudium der Ergotherapie an der Hochschule Osnabrück auf, das sie Anfang dieses Jahres erfolgreich absolvierte. Seitdem ist Milena Bick bei medicos, einem Zentrum für ambulante Rehabilitation in Osnabrück, als Ergotherapeutin im Fachbereich Orthopädie tätig.

Schwierigkeiten von Praxisanleitern und was sie sich wünschen

Die Bachelorarbeit

Praxisanleiter haben neben ihrer therapeutischen Tätigkeit die verantwortungsvolle Rolle von Lehrenden. Die meisten sind für eine solche Aufgabe nicht ausgebildet. Laut Gesetzgeber müssen sie das auch nicht sein. Das kann jedoch erhebliche Folgen für die berufliche Entwicklung der Schüler und Studenten haben. Zum Beispiel Qualitätseinbußen in der praktischen Ausbildung, die sich auf die therapeutischen Kompetenzen der angehenden Ergound Physiotherapeuten auswirken. Milena Bick wurde während ihres Studiums auf diese Problematik aufmerksam. Nicht zuletzt, weil die Hochschule Osnabrück im Rahmen des Studienganges Ergotherapie, Physiotherapie eine pädagogische Qualifizierung ihrer Praxisanleiter plante. Dieses Vorgehen wollte die Ergotherapeutin mit ihrer Studie vorantreiben und den Professionalisierungsprozess in der praktischen Ausbildung positiv beeinflussen. Sie suchte nach Antworten auf folgende Fragen:

  1. Welche Schwierigkeiten treten in der Anleitung von Lernenden auf?

  2. Was wünschen sich Anleiter von einer pädagogischen Anleiterfortbildung?

Vorbereitend führte Milena Bick fünf qualitative Interviews mit Praxisanleitern des dualen Studiengangs Ergotherapie, Physiotherapie durch. Auf diese Weise identifizierte sie die Themenschwerpunkte für die darauffolgende Teilnehmerbefragung der Hauptstudie. Darin befragte sie Praxisanleiter zu Rahmenbedingungen, Unterstützungsmethoden, Lernperspektiven, Problemsituationen und Wünschen. An der Online-Umfrage nahmen 31 Praxisanleiter (22 Ergotherapeuten, 9 Physiotherapeuten) aus kooperierenden Einrichtungen der Hochschule Osnabrück teil.


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Ergebnisse

Milena Bick fand heraus, dass ...

  • → die Mehrheit der teilnehmenden Ergo- und Physiotherapeuten auf kommunikative Schwierigkeiten mit Lernenden stößt, beispielsweise wenn der persönliche Kontakt unharmonisch ist. Sie erleben immer wieder unmotivierte Studenten.

  • → eine weitere Herausforderung für einige der Befragten das Zeitmanagement darstellt, also dem Arbeitsdruck und der Anleiterfunktion gleichermaßen gerecht zu werden.

  • → sich die Teilnehmer klare Rahmenbedingungen wünschen. Dazu gehört eine Definition der Anleiteraufgaben, eine Struktur in der Anleitung sowie Erwartungen von außen (insbesondere der Hochschule).

  • → die befragten Therapeuten mehr über Anleitungsmethoden erfahren möchten, um auch herausfordernde Situationen bewältigen und vor allem die Lernenden bestmöglich auffangen zu können. Sie wünschen sich außerdem Fortbildungsinhalte wie Konfliktmanagement sowie Methoden zur Reflexion und um den Wissensstand der Studenten objektiv identifizieren und beurteilen zu können.


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Fazit

Milena Bick hält zusammenfassend fest, dass ...

  • → sie zahlreiche Anliegen von Anleitern identifizieren konnte, welche die Notwendigkeit einer pädagogischen Anleiterqualifizierung untermauern. Anleiter würden unter anderem gerne mehr über Anleitungsmethoden, Motivationstechniken und Zeitmanagement erfahren.

  • → anhand der vorliegenden Ergebnisse eine Fortbildung zum Praxisanleiter entwickelt werden kann, zum Beispiel über ein anknüpfendes Bachelorprojekt.

  • → eine Fortbildung in mehrere Blöcke aufgeteilt sein sollte, um den vielfältigen Bedürfnissen der Anleiter gerecht zu werden.

  • → eine pädagogische Qualifizierung nicht nur die Praxisanleiter entlastet, sondern auch die Qualität der praktischen Ausbildung von Ergo- und Physiotherapeuten steigern würde.

→ Bick M. Identifizierung von Anforderungen und Wünschen seitens der Praxisanleiter des dualen Studienganges Ergotherapie, Physiotherapie im Hinblick auf eine Konzeptentwicklung für eine pädagogische Anleiterfortbildung. Bachelorarbeit an der Hochschule Osnabrück; 2015


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Abb.: M. Bick