Pneumologie 2015; 69(10): 573
DOI: 10.1055/s-0035-1564763
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Allergologie – Abgase verstärken die allergene Wirkung von Ambrosia-Pollen

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Publication Date:
07 October 2015 (online)

 

    Pollen des Beifußblättrigen Traubenkrauts (Ambrosia artemisiifolia) weisen gesteigerte Allergenmengen auf, wenn die Pflanze stickstoffdioxidhaltigen Abgasen ausgesetzt wird. Die in der Fachzeitschrift Plant, Cell & Environment im August veröffentlichte Studie liefert zudem Hinweise auf ein mögliches neues Allergen der Pflanze.

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    Vor der Blüte wächst Ambrosia artemisiifolia eher unscheinbar am Wegesrand. (©Erika Hartmann/www.pixelio.de)

    Die Forscher aus München und Davos/Schweiz untersuchten, wie sich Stickoxide auf die Pollen der Pflanze auswirken. Sie begasten die Pflanzen mit verschiedenen Mengen von NO2, das bspw. bei der Verbrennung von Treibstoff entsteht. „Unsere Daten zeigten, dass der durch NO2 verursachte Stress auf die Pflanze die Protein-Zusammensetzung der Pollen verändert“, so Erstautor Dr. Feng Zhao. „Verschiedene Formen des bekannten Allergens Amb a1 waren deutlich erhöht.“ Zudem beobachteten die Wissenschaftler, dass die Pollen von mit NO2 behandelten Pflanzen deutlich stärker an spezifische IgE-Antikörper von Ambrosia-Allergikern banden – oft der Beginn einer allergischen Reaktion beim Menschen. Und noch etwas fiel bei den Pollen der begasten Pflanzen auf: Bei ihren Untersuchungen entdeckten die Pflanzenforscher ein Protein, was speziell bei erhöhten NO2–Werten auftrat. Dieses war bis dato als Ambrosia-Allergen unbekannt und habe starke Ähnlichkeit mit einem Protein aus Gummibäumen. „Letztlich ist damit zu rechnen, dass die ohnehin schon aggressiven Ambrosia-Pollen durch die Luftverschmutzung in Zukunft noch allergener werden“, fasst Studienleiterin Dr. Ulrike Frank die Ergebnisse zusammen. Sie und ihr Team forschen schon seit längerem an der Pflanze, die vor Jahren vermutlich über Vogelfutter nach Europa kam und sich dort nun auch bedingt durch den Klimawandel stark ausbreitet. Ihre Pollen sind sehr aggressiv und bilden in Amerika bereits jetzt die Hauptursache für Heuschnupfen und Allergien. Da Ambrosia erst im Spätsommer blüht, verlängert sie zudem die Saison für Allergiker. „Nachdem bereits gezeigt wurde, dass an Autobahnen wachsende Ambrosia deutlich allergener ist als ihre Verwandten abseits der Straße, konnten wir nun einen Grund dafür liefern“, ordnet Frank die Ergebnisse ein. „Da in der Natur und an Straßen hunderte Parameter eine Rolle spielen könnten, war die Lage bisher nicht eindeutig.“ Künftig wollten die Forscher zeigen, dass die nur mit NO2-behandelten Pollen auch in vivo stärkere Reaktionen hervorrufen.

    Nach einer Mitteilung des Helmholtz Zentrums München


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    Vor der Blüte wächst Ambrosia artemisiifolia eher unscheinbar am Wegesrand. (©Erika Hartmann/www.pixelio.de)