Lancet Oncol 2015;
16: 908-918
Patienten mit fortgeschrittenem malignem Melanom haben nach Ipilimumab-Versagen nur
wenige Behandlungsoptionen. In klinischen Studien haben PD-1-Antikörper deutliche
Erfolge gezeigt, so auch in KEYNOTE-002. Hier überlebten deutlich mehr Melanompatienten
ohne Krankheitsprogression, wenn sie mit Pembrolizumab behandelt wurden und nicht
mit konventioneller Chemotherapie.
Lancet Oncol 2015; 16: 908–918
Pembrolizumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper gegen das Oberflächenprotein
Programmed Death 1 (PD-1). Er ist seit Juli 2015 in Europa zur Behandlung des fortgeschrittenen
(nicht resezierbaren oder metastasierenden) Melanoms bei Erwachsenen zugelassen. PD-1
ist ein Rezeptor auf der Oberfläche der T-Zellen, seine Liganden sind PD-L1 und PD-L2.
Physiologisch dient das Zusammenspiel von PD-1 und PD-L1 der Hemmung einer überschießenden
Immunantwort. Aber auch Tumorzellen exprimieren häufig PD-L1, gerade beim malignen
Melanom; das ermöglicht es ihnen, die Angriffe der zytotoxischen T-Zellen zu umgehen.
Pembrolizumab setzt dort an: Es blockiert die Bindung von PD-1 an PD-L1 und PD-L2.
In die internationale, randomisiert-kontrollierte Phase-II-Studie KEYNOTE-002 schlossen
A. Ribas und Kollegen 540 Erwachsene mit histologisch oder zytologisch bestätigtem,
nicht resezierbarem, nicht lokal therapierbarem malignem Melanom des Stadiums III
oder IV ein. Innerhalb von 24 Wochen nach mindestens 2-maliger Gabe von Ipilimumab
mussten diese einen Krankheitsprogress nach RECIST-v1.1 (Response Evaluation Criteria
in Solid Tumors Version 1.1) aufweisen. Unerwünschte Wirkungen (UE) der Ipilimumab-Therapie
mussten weitgehend abgeklungen sein; falls dafür eine Kortisontherapie nötig war,
durfte diese nur noch bei 10 mg/d Prednison-Äquivalent liegen.
Die Studienteilnehmer wurden im Verhältnis 1 : 1 : 1 auf Pembrolizumab 2 mg/kg vs.
Pembrolizumab 10 mg/kg (jeweils intravenös alle 3 Wochen) vs. eine Chemotherapie nach
Wahl des Behandlers randomisiert, etwa Carboplatin und/oder Paclitaxel, Dacarbazin
oder orales Temozolamid. Die Behandlung mit Pembrolizumab oder Chemotherapie erfolgte
offen, die Pembrolizumab-Dosis war jedoch doppelt verblindet.
Höherer Anteil an Patienten mit progressionsfreiem Überleben
Höherer Anteil an Patienten mit progressionsfreiem Überleben
Die jetzt veröffentlichte zweite Interimsanalyse war für den Zeitpunkt nach 270 Ereignissen
angesetzt, die das progressionsfreie Überleben durchbrechen (PFS-Ereignisse); diese
Ereignisse bildeten den primären Endpunkt. Es wurde erwartet, dass 210 davon Sterbefälle
sein würden und 60 im Krankheitsprogress bestehen. Die Sterberate der Patienten war
deutlich niedriger als erwartet. Trotzdem wartete man den Zeitpunkt ab, bis ungefähr
210 Patienten verstorben waren. Mitte Mai 2014 war dies der Fall mit 215 Todesfällen
und insgesamt 410 PFS-Ereignissen. Es gab also 195 überlebende Patienten mit Krankheitsfortschritt
und einige noch ganz ohne Progress.
Basierend auf den 410 Ereignissen zeigte Pembrolizumab in beiden Dosen eine Verbesserung
im primären Endpunkt: Die Hazard Ratio, ein PFS-Ereignis zu erleiden, lag bei 0,57
bzw. 0,50 für Pembrolizumab (2 bzw. 10 mg/kg), jeweils im Vergleich zur zytotoxischen
Chemotherapie. Als sekundärer Endpunkt wurde der Anteil der Patienten mit PFS (also
mit Überleben ohne Ereignis) nach 6 Monaten erfasst. Er lag unter Pembrolizumab 2
vs. 10 mg/kg vs. Chemotherapie bei 34 vs. 38 vs. 16 %.
Pembrolizumab ist ein IgG4-κ-Immunglobulin zur Behandlung von nicht-resezierbaren
oder metastasierenden Melanomen. Der Wirkstoff wird alle 3 Wochen als intravenöse
Infusion verabreicht. (Studio Blofield / Thieme Verlagsgruppe)
Weniger Nebenwirkungen
Die Verträglichkeit war ebenfalls unter Pembrolizumab besser: 11 bzw. 14 % der Pembrolizumab-,
aber 26 % der Vergleichspatienten erlitten UE des Schweregrades 3 oder 4. Dies waren
unter Pembrolizumab 2 mg/kg am häufigsten Fatigue, generalisiertes Ödem und Myalgie,
unter Pembrolizumab 10 mg/kg Hypophyseninsuffizienz, Colitis, Diarrhoe, Appetitverlust,
Hyponatriämie und Pneumonitis, unter den Chemotherapien Anämie, Fatigue, Neutropenie
und Leukopenie. Die finale Auswertung von KEYNOTE-002 soll erfolgen, wenn 370 Patienten
verstorben sind.
Diese und vorangegangene Studiendaten bestätigen nach Meinung der autoren die bemerkenswerte
Wirkung der PD-1-Blockade bei Patienten mit fortgeschrittenem Melanom.