Die Laser-Doppler-Flowmetrie (LDF) liefert bei verschiedenen Hauterkrankungen wertvolle
Hinweise auf krankheitsbedingte typische Blutflüsse. Die Durchschnittswerte sind jedoch
häufig unspezifisch. G. Lancaster und Kollegen der Universität Lancaster/Großbritannien
konnten jetzt zeigen, dass die LDF typische Muster für das maligne Melanom liefert,
wenn man die Daten über einen 30-minütigen Blutfluss genau analysiert.
Sci Rep 2015; 5: 12825
Mit dem Dermatoskop lassen sich gut- und bösartige Hautveränderungen häufig gut unterscheiden.
In Zweifelsfällen muss dennoch eine Biopsie durchgeführt werden. Mithilfe der Laser-Doppler-Flowmetrie
könnte die Diagnostik jedoch noch verbessert und die Zahl der unnötigen Gewebeentnahmen
reduziert werden. (© Fly_dragonfly / Fotolia.com)
Das maligne Melanom macht 75 % aller durch Hautkrebs verursachten Todesfälle aus.
Trotz Dermatoskopie bleibt die Diagnostik häufig unbefriedigend, weil der Patient
auf einen erfahrenen Kliniker angewiesen ist und es immer wieder zu unnötigen Biopsien
kommt. Die Suche nach Möglichkeiten, das maligne Melanom früh und auf einfache Weise
zuverlässig zu erkennen, geht also weiter.
Beim malignen Melanom spielt die Angiogenese eine entscheidende Rolle. Das Gefäßsystem
des malignen Melanoms zeichnet sich durch büschelartige, glomerulusähnliche Kapillaren
und eine Hypervaskularisation aus. Die Blutperfusion bei Hautkrebs wird in jüngster
Zeit zunehmend mithilfe der LDF untersucht. Für Hautkrebserkrankungen vom Basalzellkarzinom
bis zum malignen Melanom wurden häufig Durchschnittswerte der Blutperfusion angegeben.
Doch die britischen Forscher betonen, dass die dynamischen Eigenschaften der Perfusion
wichtig sind.
Das LDF-Signal setzt sich zusammen aus der Differenz zwischen emittiertem und reflektiertem
Licht. Die reflektierenden Partikel sind hauptsächlich Erythrozyten. Vorangegangene
Studien haben bereits gezeigt, dass sich der mikrovaskuläre Blutfluss in der gesunden
Haut des Menschen aus 6 oszillatorischen Komponenten zusammensetzt:
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Intervall I (0,6–2 Hz) ist abhängig von der Herzaktivität,
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das Intervall II (0,145–0,6 Hz) von der Atemaktivität,
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das Intervall III (0,052–0,145 Hz) von der Zellaktivität der glatten Muskulatur,
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das Intervall IV (0,021–0,052 Hz) basiert auf der Mikrogefäß-Innervation und
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die Intervalle V und VI (0,0095–0,021 Hz und 0,005–0,0095 Hz) basieren auf der endothelialen
Aktivität, die beide wiederum vom Stickstoffmonoxid abhängig sind.
An der Studie waren 50 Teilnehmer mit atypischen Hautnävi, 30 klinisch gesunde Teilnehmer
und 9 Psoriasis-Patienten beteiligt. Alle Patienten wurden mittels LDF an den auffälligen
Hautstellen und zum Vergleich an den gesunden Stellen der kontralateralen Seite untersucht.
Atypische Nävi wurden exzidiert und histologisch untersucht. Die Daten von 5 Teilnehmern
wurden aufgrund von anomalen Spikes, also wahrscheinlich fehlerhaften optischen Effekten,
ausgeschlossen.
In der histologischen Untersuchung konnten die Wissenschaftler 10 maligne Melanome
von 54 klinisch atypischen Nävi feststellen. Benigne atypische Nävie kamen in 33 und
benigne typische Nävi in 11 Fällen vor. Bei den Teilnehmern mit malignem Melanom waren
die durchschnittlichen Blutflusswerte statistisch signifikant erhöht im Vergleich
zu den Teilnehmern mit histologisch atypischen Nävi und Teilnehmern mit benignen typischen
Nävi – sowohl im Läsionszentrum als auch an den Rändern (p = 0,0000 bzw. p = 0,0004).
Bei den Teilnehmern mit malignem Melanom fand sich z. B. im Läsionszentrum ein durchschnittlicher
Blutfluss von 126,8 (80–158,6) Perfusion Units (PU), während er bei den histologisch
atypischen Nävi im Zentrum 15,2 (10,1–29,1) PU aufwies. Es zeigte sich eine positive
Korrelation (p = 0,047) zwischen dem durchschnittlichen Blutflusswert in den Läsionszentren
und der intraläsionalen Blutgefäßdichte bei allen histologisch untersuchten Nävi.
Die Laser-Doppler-Flowmetrie (LDF) ermöglicht es, ein malignes Melanom von atypischen
Nävi zu differenzieren. Britische Wissenschaftler konnten dies in ihrer Studie mit
Teilnehmern mit und ohne atypische Nävi sowie mit Psoriasis nachweisen. Um eine generelle
Empfehlung für die relativ einfach durchzuführende LDF als Diagnostikum aussprechen
zu können, seien jedoch größere multizentrische Studien notwendig, so die Autoren.