Keywords
Faszien - Fasziendistorsionsmodell - Stephen Typaldos - Epicondylitis lateralis -
Continuum Distorsion - Triggerband - hernierte Triggerpunkte - Faltdistorsion - Zylinderdistorsion
- tektonische Fixierung
Foto: © Fotolia / Michael Schütze
Mit der Geste zur Diagnose: Zielgenaue FASZIENTHERAPIE am Beispiel der Epicondylitis
Patrick Pfeifer
ALS VERGLEICHSWEISE junge Disziplin geht das Fasziendistorsionsmodell (FDM) auf die 15-jährige Entwicklungsarbeit
des nordamerikanischen Osteopathen und Notfallmediziners Stephen Typaldos D.O. (1957–2006)
zurück. Ihm war die Faszie ebenso geläufig wie viele der Techniken aus Osteopathie,
Rolfing oder BGM (Bindegewebsmassage), die heute im FDM zur Anwendung kommen. Neu
aber war für ihn die klare Entschlüsselung vielfältiger Symptome auf Ebene faszialer
Störungen (Distorsionen), die ihm mithilfe der Gesten der Patienten gelang.
Fasziale Beweglichkeit durch Auflösung von Distorsionen
Fasziale Beweglichkeit durch Auflösung von Distorsionen
Diagnosen wie Frozen Shoulder, Patellaspitzensyndrom, Fersensporn, Restless Legs,
aufsteigender Spannungskopfschmerz, Schwindel, Z. n. Supinationstrauma, Rückenbeschwerden,
Epicondylitis lateralis humeri etc. sind durch FDM direkt und unmittelbar manuell
behandelbar, da Stephen Typaldos das Verständnis für die zugrundeliegenden Störungen,
oder wie er sie nennt: „Distorsionen”, im Bindegewebe herstellte.
Durch die Auflösung solcher Distorsionen integrieren sich die faszialen Strukturen
wieder ins fasziale Netzwerk. Die Trophik und Innervation befreit und normalisiert
sich im selben Moment. Oftmals gehen hiermit bereits aus der BGM bekannte, reflektorische
Wirkungen auf Gefäße und Organe einher. Sind erst die Schlüsselstellen erkannt und
behandelt, wird der Körper in seiner neuen Freiheit deutlich größere Kompensationsmöglichkeiten
zurückgewinnen. Dann können die physiologischen Regulationsprozesse Regie übernehmen
und ihn in seiner neu gewonnenen Balance stabilisieren.
Sechs Distorsionen, sechs Gesten
Sechs Distorsionen, sechs Gesten
Stephen Typaldos beschrieb insgesamt 6 Distorsionen im parietalen System (Stützund
Bewegungssystem aus Knochen, Muskeln, Gelenken, Sehnen und Bändern) und deren erfolgreiche
Behandlung. Jede einzelne dieser Distorsionen wird von Patienten mit einer spezifischen
und universell gültigen Gestik angezeigt, die von Typaldos decodiert wurde. Der damit
vertraute Therapeut kann sich somit mithilfe von einfachen Provokationstests vom Patienten
beschreiben und zeigen lassen, wo genau und wie seine Beschwerden auftreten, und erhält
hierdurch valide Hinweise auf die zugrundeliegende Distorsion. Als Basis der FDM-Diagnostik
dient somit die Gestik nach Provokation sowie ergänzend der Palpationsbefund.
Ähnlich einfach gestaltet sich die Behandlung. Sie besteht im Wesentlichen darin,
die richtigen Strukturen mit den Fingern zu drücken, auszustreichen und zu manipulieren.
So werden bereits in nur einer Therapiesitzung große Fortschritte erzielt. Der Leitspruch
des Gründers der Osteopathie, Andrew Taylor Still, ist somit auch für das FDM anwendbar:
„Find it, fix it, leave it alone.”
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Mit dem Fasziendistorsionsmodell (FDM) entwickelte der Osteopath Stephen Typaldos
ein äußerst einfaches und effektives Diagnose-und Therapiesystem.
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Dabei werden 6 Distorsionen nach typischen Gesten der Schmerzbeschreibung unterschieden.
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Am Beispiel der Epicondylitis zeigt sich erfolgreiche FDM-Therapie auf Basis von Gestik,
Provokation, Palpation und einfacher manueller Techniken.
Modell „verknöpftes Hemd”
Manchmal wählt man beim Zuknöpfen von Hemd oder Bluse ein falsches Knopfloch. Wenn
man diese Fehlspannung und das damit einhergehende Störgefühl mit einer faszialen
Distorsion vergleicht, so entspricht das Resultat einer erfolgreichen Behandlung nach
dem FDM dem wieder richtig geknöpften Hemd.
Der Patient zeigt die Probleme, die unmittelbar behandelt werden können. Anschließend
erhält der Körper die erforderliche Zeit, um die neu gewonnene Freiheit zu integrieren.
Hierfür bedarf es eines Bewegungsauftrags, sodass die Strukturen wieder lernen, ihre
Funktion zu erfüllen. Heutzutage müsste man dem zitierten Leitsatz Andrew Taylor Stills
also noch „Use it” – frei übersetzt: „Beweg dich” – hinzufügen.
Stephen Typaldos war ein Pionier, der hartnäckig an seine Entdeckungen glaubte. Sein
Fasziendistorsionsmodell reifte zu einem schlüssigen Gesamtkonzept. Bisheute ist dem
nicht viel hinzuzufügen, da es weitgehend für alle parietalen Symptome und Befunde
im Sinne einer Funktionsstörung eine Antwort aufzeigt.
In gewissem Maße auszunehmen sind Läsionen im Sinne einer Zerstörung von Geweben.
Diese können dennoch von einer Behandlung profitieren.
Befundung: fragen, testen, spüren
Befundung: fragen, testen, spüren
Eine Anamnese mit anschließenden Bewegungstests und Palpation steht bei der Befundung
im Vordergrund. In der Anamnese wird der Patient aufgefordert, ausführlich die momentanen
Schmerzen zu beschreiben (wie fühlt sich der Schmerz an, wie stark ist er ausgeprägt,
wann trat er erstmals auf etc.). Zusätzlich wird er nach Begleiterscheinungen und
möglichen Auslösern der Schmerzen bzw. Dysfunktionen gefragt, v. a. Traumata wie Frakturen,
Verrenkungen, Verstauchungen oder Operationen. Ziel der Anamnese ist es, eine Hypothese
zur Begründung der derzeitigen Beschwerden in Bezug zum biomechanischen Modell nach
Luigi Stecco aufzustellen.
Auf dieser Hypothese aufbauend, werden anschließend 2–3 der von Dysfunktionen betroffenen
Körpersegmente ausgewählt und diese auf Bewegungseinschränkungen hin getestet (Abb.
2). Es werden je nach Segment entsprechend klassische Bewegungstests eingesetzt, z.
B. Rumpfflexion und -extension, Knie zur Brust, tiefe Hocke etc. Die Beweglichkeit
auf allen 3 Ebenen sowie die Kraft in den einzelnen Segmenten werden damit überprüft.
Im Anschluss an die Bewegungstests erfolgt die Palpation, um die fasziale Gleitfähigkeit
der CC und CF im ausgewählten Segment zu beurteilen. Palpiert man veränderte CC bzw.
CF, fühlt es sich an, als würde man über kleine Reiskörner streichen. Das Gewebe ist
an diesen Stellen weniger gut verschiebbar, das Gleiten zwischen den Gewebsschichten
ist also vermindert.
Beispiel Tennisellenbogen: Epicondylitis lateralis humeri
Beispiel Tennisellenbogen: Epicondylitis lateralis humeri
Die Diagnose Epicondylitis lateralis humeri bezeichnet eine stark schmerzhafte, v.
a. durch Beanspruchung der Dorsalextension der Hand (Rückhand beim Tennis) provozierbare
Insertionstendopathie (Schmerzzustand am Übergang von Sehne zum Knochen) der Handextensoren
am lateralen Epicondylus. Meist sind Erwachsene zwischen dem 35. und 50. Lebensjahr
betroffen. Dieser sog. Tennisellenbogen macht bei Tennisspielern 50 % der Ellenbogenprobleme
aus, in der Normalbevölkerung etwa 10%.
Der einzige Muskel, der tatsächlich direkt am Epicondylus lateralis inseriert, ist
der M. extensor carpi radialis brevis, dessen Faszie in Kontinuität zur Faszie des
M. triceps brachii steht. Bei guter Kraft kann der M. triceps brachii die Armfaszie
in ausreichendem Maße spannen und den M. extensor carpi radialis brevis entlasten.
Belastungen der Handextensoren können somit in der Kontinuität der Armfaszie aufgefangen
werden. Ist diese jedoch gestört, kann sich durch Überlastung das typische Beschwerdebild
entwickeln.
Die gebräuchlichen Untersuchungen zur Diagnose der Epicondylitis lateralis sind oft
ungenau, die Therapieansätze zudem wenig effektiv. Die Vorteile der FDM zeigen sich
in einem Vergleich mit den üblichen schulmedizinischen Verfahren.
Schulmedizin: Physiotherapie, OP, Antiphlogistika
Schulmedizin: Physiotherapie, OP, Antiphlogistika
Die allgemeine Lehrmeinung geht davon aus, dass die Epicondylitis lateralis einen
Zustand von Mikroläsionen bis hin zu Sehnenrupturen beschreibt, die durch Trauma oder
Überbelastung entstehen (im Sinne einer Repetitive Strain Injury – RSI) und einen
entzündlichen Prozess induzieren. Behandelt wird mit Antiphlogistika sowie Physiotherapie.
Bei Therapieresistenz wird u. a. eine operative Therapie vorgeschlagen. Dabei handelt
es sich um eine teilweise Durchtrennung der Sehnenansätze an der betroffenen Epikondyle
(Discisions-Tenotomie nach Hohmann) sowie evtl. zusätzlich eine Durchtrennung des
radialen Nervengeflechts, das direkt dem Epicondylus radialis aufliegt. Hierzu wird
die Knochenfläche verödet (Verfahren nach Wilhelm). Nach meiner klinischen Erfahrung
lässt sich das Prozedere jedoch in den meisten Fällen mit den Möglichkeiten des FDM
verkürzen und vereinfachen.
Klinik der Epicondylitis lateralis
Die Epicondylitis lateralis zeigt sich insbesondere durch Schmerzen des lateralen
Ellenbogens bei Belastung des Unterarms und Druckdolenz auf dem Epicondylus lateralis
humeri. Diese Leitsymptome sind provozierbar (jeweils mit oder ohne Widerstand) durch:
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Pro- oder Supination (Ein- oder Auswärtsdrehen) oder Streckung des Unterarms
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Extension oder Flexion (Streckung oder Beugung) des Handgelenks
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Streckung des Mittelfingers gegen einen Widerstand
Differenzierung nach Gestik
Differenzierung nach Gestik
In der Praxis zeigt der Patient nach erfolgreicher Provokation (Klinik s. Kasten)
mit einem Finger auf die Schmerzlokalisation, typischerweise auf einen Punkt in der
Nähe des Ellenbogengelenks, meist im Bereich der Handextensoren und des Radiusköpfchens
(also nicht zwingend am lateralen Epicondylus). Gelegentlich wird der Schmerz entlang
einer Linie als brennend, ziehend oder ausstrahlend beschrieben. Diese kann von den
Handextensoren des Unterarms zum dorsalen Mittel- oder Ringfinger ziehen, gelegentlich
auch vom lateralen Oberarm ausgehend. Diese Gestik wird im FDM als Hinweis auf die
Störung einer faszialen Struktur interpretiert:
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Zeigt der Patient auf einen knöchernen Punkt in der Nähe des Gelenks (s. Abb. 1),
lässt sich eine Störung von Muskelsehne, Kapsel oder Ligament in ihrem Übergang zu
einem Knochen vermuten. Da es sich um eine gewebliche Kontinuität kollagener Fasern
handelt, die sich im Übergangsbereich in den Knochen kalzifizieren, nannte Stephen
Typaldos diese Form eines Sporns „Continuum Distorsion” (CD). Diese entsteht typischerweise
durch Trauma oder Überlastung und kann gelegentlich auch unbehandelt von alleine verschwinden.
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Beim Zeigen einer Linie entlang der Handextensoren (s. Abb. 2) geht das FDM von einer
Aufspaltung oder Verdrehung in der Faszie aus, einem sog. Triggerband, das ebenfalls
durch Trauma oder Überlastung ausgelöst werden kann. Ein Sporn wie die Continuum Distorsion
kann aber ebenso die Faszie aufspalten: Da sich durch ein Triggerband die Faszie verkürzt,
kann sich daraus eine Continuum Distorsion entwickeln.
Abb. 1 + 2 Gestische Hinweise auf fasziale Störungen bei Epicondylitis.
© Patrick Pfeifer
1. Continuum Distorsion: Zugang zum Knochen suchen
1. Continuum Distorsion: Zugang zum Knochen suchen
Weist die beschriebene Schmerzlokalisation auf eine Continuum Distorsion hin, wird
über eine Tastuntersuchung der knöcherne Sporn (selten auch als knöcherne Einziehung
möglich) am gezeigten Punkt aufgesucht. Gelegentlich liegt dieser tatsächlich am lateralen
Epicondylus, in der Mehrzahl der Fälle jedoch im Bereich des Radiusköpfchens. Handelt
es sich um einen Sporn im Sinne einer Continuum Distorsion, so ist dieser zwingend
druckdolent.
Nun wird über weitere Palpation und Mithilfe des Patienten der auf Druck schmerzhafteste
Winkel des Daumens auf dem Sporn aufgesucht und sodann starker Druck ausgeübt. Je
nach Weichteilbeteiligung geschieht dies mit zunächst abwartendem Druck, bis die Weichteile
den Zugang zum Knochen zulassen. In dem Fall muss auf knöchernem Niveau nachjustiert
werden (s. Abb. 3).
Abb. 3 Behandlung einer Continuum Distorsion.
© Patrick Pfeifer
Innerhalb von wenigen Sekunden (max. 20 sec) sollte die Schmerzhaftigkeit nachlassen.
Andernfalls muss die Einstellung des Daumens in Richtung größerer Schmerzintensität
korrigiert werden. Der Druck wird beendet, wenn sich ein schmelzender Eindruck des
Gewebes unter dem Daumen einstellt oder der Schmerz seine Intensität nicht mehr verändert.
Nicht selten zeigen sich weitere Continuum Distorsionen, die ebenfalls therapiert
werden sollten. Falls die Zeit nicht ausreicht, kann auch zunächst ein evtl. vorhandenes
Triggerband behandelt werden. Mit ein wenig Glück lösen sich die weiteren Distorsionen
in der Zeit nach der Behandlung von allein, sofern der Körper wieder seine Selbstregulation
übernehmen kann.
2. Triggerband: Starker Druck entlang des Schmerzverlaufs
2. Triggerband: Starker Druck entlang des Schmerzverlaufs
Zum Auffinden des Triggerbands wird über Provokation (Anspannung in Dorsalund Palmarflexion)
und Palpation der Schmerzverlauf entlang des dorsalen Unterarms identifiziert (s.
Abb. 4). Entlang dieses Verlaufs wird mit großem Druck des Daumens die Aufspaltung
in der Faszie verschlossen bzw. die Verdrehung glattgezogen.
Nach Anwendung dieser beiden Techniken ist das Gewebe an der behandelten Stelle wieder
in der Lage, myofasziale Zugkräfte störungsfrei und kontinuierlich entlang von „Kraftlinien”
weiterzuleiten.
Abb. 4 Palpation des Schmerzverlaufs zum Auffinden des Triggerbandes.
© Patrick Pfeifer
Merke: Eine weitere Schonung des Armes ist nach der Behandlung der Continuum Distorsion
nicht erforderlich, wenn die volle Funktion wiederhergestellt ist. Diese muss unbedingt
in Form regelmäßiger Bewegung abgerufen werden. Lediglich eine erneute Überlastung
gilt es zu vermeiden.
Weiterführend kann eine Muskelkräftigung des M. triceps brachii angeleitet werden,
um die Kraftweiterleitung in die fasziale Kontinuität zu unterstützen. Gelegentlich
werden außerdem Fehlstellungen im Handgelenk, im Radius oder in der Membrana interossea,
meist traumatischen Ursprungs, zu behandeln sein. Dies gelingt i. d. R. ebenfalls
in kürzester Zeit, da sich die erforderlichen Manipulationen an einfachen Gesichtspunkten
orientieren. Auch weiter proximal liegende Strukturen können an der Pathogenese beteiligt
sein.
Neben den beiden oben angeführten typischen Distorsionen der Epicondylitis lateralis
humeri konnte Typaldos 4 weitere Formen anhand der Gestik identifizieren. Diese werden
zum Teil durch Anamnese und Beschwerdebild, teilweise auch durch gezielte palpatorische
Untersuchungen und Tests (Provokationen) verifiziert.
Continuum Distorsion und Triggerband müssen immer in der gleichen Therapieeinheit
behandelt werden, da Letzteres die Faszienspannung erhöht und somit eine erneute Bildung
von Continuum Distorsionen verursachen kann.
3. Hernierte Triggerpunkte (HTP): Durchtritt des Bindegewebes
3. Hernierte Triggerpunkte (HTP): Durchtritt des Bindegewebes
Bei den Hernierten Triggerpunkten (HTPs) handelt es sich um gut tastbare, gelartige
„Murmeln” aus Bindegewebe, welches durch hohen Druckaufbau (z. B. chronischer Husten,
Lasten heben etc.) durch oberflächlicher liegende Gewebsschichten hindurchgedrückt
wird und dort dann festklemmt. Die typische Gestik hierfür ist das Drücken mehrerer
Finger ins Gewebe (s. Abb. 5). Behandelt wird ein HTP, indem dieses Gewebe kräftig
zurückgedrückt wird.
Abb. 5 Hinweis auf Hernierte Triggerpunkte.
© Patrick Pfeifer
4. Faltdistorsion (FD): Trauma der Gelenkkapsel
4. Faltdistorsion (FD): Trauma der Gelenkkapsel
Als Faltdistorsion bezeichnet man eine gestörte Organisation der Gelenkkapsel infolge
eines direkten Traumas. Dieses besitzt entweder eine Traktions- oder eine Kompressionskomponente,
welche diagnostisch entsprechend auf Kompression oder Traktion Schmerzen verursacht.
Obwohl die Gelenkkapsel betroffen ist, wird der Schmerz innen im Gelenk wahrgenommen
und durch dynamisches Kreisen, Reiben oder Streichen über dem betroffenen Gelenk angezeigt
(s. Abb. 6). Die Behandlung besteht aus einer Manipulation, welche die Traktions-
oder Kompressionsrichtung des Traumas wiederholt.
Abb. 6 Schmerzbeschreibung bei Faltdistorsion.
© Patrick Pfeifer
5. Zylinderdistorsion (ZD): Taubheit und Kribbeln als Hinweise
5. Zylinderdistorsion (ZD): Taubheit und Kribbeln als Hinweise
Eine Zylinderdistorsion bezeichnet Irritationen der zylindrisch organisierten Oberflächenfaszien.
Diese entstehen durch Kompression von außen, z. B. zu enge Verbände oder schlecht
angepasste Gipsversorgung. Hierbei werden die in diesen Faszienschichten verlaufenden
Nerven und Gefäße ebenfalls irritiert. Typische Symptome sind z. B. Taubheit, Kribbeln
und andere Missempfindungen im betroffenen Bereich, für die oft weiter proximal eine
Kompression vermutet wird. Die Gestik zeigt sich ebenfalls streichend oder reibend,
jedoch in gelenkfernen Abschnitten (s. Abb. 7). Die Behandlung erfolgt als kräftiges
Ausstreichen nach distal mit der Hand oder Hilfsmitteln.
Abb. 7 Gelenkferne, streichende oder reibende Gestik bei Zylinderdistorsion.
© Patrick Pfeifer
6. Tektonische Fixierung (TF): Schmerzfreier Bewegungsverlust
6. Tektonische Fixierung (TF): Schmerzfreier Bewegungsverlust
Die Tektonische Fixierung äußert sich in einem schmerzfreien Bewegungsverlust in Gelenken
und / oder Faszien. Sie entsteht z. B. infolge von Verletzungen oder Entzündungen
von Gelenken oder Geweben, v. a. bei Einblutung. Der Patient beschreibt die Beschwerden
durch einfaches Auflegen der Hand auf den betroffenen Bereich (s. Abb. 8). Die Behandlung
dauert deutlich länger als bei den bisher vorgestellten Distorsionen und besteht in
der engagierten Mobilisation des jeweiligen Körperabschnitts.
Abb. 8 Gestik bei Tektonischer Fixierung.
© Patrick Pfeifer
Weiterführende Behandlung
Weiterführende Behandlung
Ein Patient kann von einer oder allen 6 Distorsionen betroffen sein. Nach erfolgter
Behandlung muss die wiederhergestellte Funktion des Behandlungsareals auch abgerufen
werden. Normale Bewegungsmuster werden in diesem Rahmen wieder geschult und die Mobilität
durch gezielte Übungsaufträge erhalten. Mit Typaldos Prinzipien, die in der Ausbildung
der IFDMO unterrichtet werden, lassen sich auf diese Weise besonders für Beschwerden
am Bewegungsapparat in kurzer Zeit hervorragende Ergebnisse erzielen.
Dieser Artikel ist online zu finden:
http://dx.doi.org/10.1055/s-0035-1570477