Hintergrund:
Atemnot ist ein wesentliches Symptom am Lebensende. Die S3-Leitlinie gibt klare Empfehlungen
zur Versorgung atemnötiger Patienten mit onkologischen Erkrankungen. Aber nicht nur
palliativ versorgte Patienten, sondern auch solche anderer Stationen mit nicht-onkologischen
Erkrankungen leiden unter Atemnot. Eine adäquate Versorgung muss auch hier geleistet
werden. Ziel der Studie ist die Beschreibung der Einflussfaktoren auf die Entscheidung
professionell Pflegender zum Einsatz pflegerischer Maßnahmen bei Patienten mit schwerer
Atemnot.
Methode:
Es wurden 30 teilnehmende Beobachtungen auf 6 Stationen (2 Hospize, 2 Palliativstationen,
2 Normalstationen) und 15 Experteninterviews durchgeführt und mittels reflexiver Grounded
Theory ausgewertet.
Ergebnisse:
Atemnot wird von Pflegenden als bedrohendes Symptom wahrgenommen, das bei den Betroffenen
vor allem Angst und Unsicherheit auslöst. Sie reagieren darauf mit situativ angepassten
Maßnahmen, die in die Patient-Pflege-Interaktion eingebunden sind und verfolgen das
Ziel, den Patienten Sicherheit zu vermitteln. Das prozesshafte Vorgehen der Pflegenden
schließt zudem präventive, wie gezielte pflegerische (bspw. Kommunikation, Ablenkung,
Lagerungen) und medikamentöse Maßnahmen ein. Es ist jedoch nicht in allen Settings
identisch. Die Durchführung von Maßnahmen bei schwerer Atemnot scheint vor allem eng
mit den institutionellen Bedingungen verbunden zu sein und sich weniger an den Versorgungsbedürfnissen
zu orientieren.
Schlussfolgerung:
Die Art der Maßnahmen, die in verschiedenen Settings durchgeführt werden, unterscheidet
sich. Sie sind nicht nur Ausdruck verschiedener Fähigkeiten und unterschiedlichen
Wissens, sondern auch der Gestaltungsmöglichkeiten im Rahmen des pflegerischen Alltags.
So werden nicht alle palliativen Atemnotpatienten so versorgt, wie es die geltenden
Leitlinien und Studienergebnisse empfehlen.