Einleitung:
Nach der Publikation der neuen S3-Leitlinie (LL) Palliativmedizin im Mai 2015 stehen
nun Maßnahmen zu deren erfolgreichen Implementierung an. Aus der Literatur ist bekannt,
dass diejenigen Implementierungsstrategien am erfolgreichsten sind, die vorab identifizierte
Hindernisse und Förderfaktoren berücksichtigen.
Ziel:
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Beschreiben von möglichen Hindernissen und Förderfaktoren für die Nutzung von palliativmedizinischen
Empfehlungen und LL;
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Ermittlung von Gruppen oder Settings, bei denen stärkere Hindernisse bei der Implementierung
zu erwarten sind.
Methoden:
Online-Umfrage unter Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin im
Sommer 2014.
Ergebnisse:
Alle 4786 Mitglieder mit bekannter E-Mail-Adresse erhielten eine Einladung zur Umfrage,
1181 betätigten diesen, 1138 begannen und 1031 beendeten die Umfrage (Responserate
21,5%). Die Hälfte der Teilnehmer waren Ärzte, ein Drittel Pflegepersonal. Die Skepsis
gegenüber der Qualität und Praxisnähe bestehender LL war relativ groß, eine Diskrepanz
zwischen palliativmedizinischen Werten und LL wurde jedoch als gering erachtet. Hier
gab es kaum Unterschiede zwischen Berufsgruppen und Fachdisziplinen. Unter den in
der LL behandelten Symptomen (Atemnot, Tumorschmerz, Obstipation, Depression, Sterbephase)
war Depression das Thema in dem sich am wenigsten Professionelle kompetent fühlten
(63,7% vs. jeweils mehr als 90%). Pflegende und Settings mit wenig Palliativpatienten
fühlten sich bei den meisten Symptomen signifikant (α = 0,05) weniger kompetent.
Diskussion:
Die Einstellungen von Professionellen zu Leitlinien sind in der Regel positiv: sie
betreffen Qualität und Implementierung von LL im Allgemeinen und nicht grundlegende
Probleme mit dem Konzept von Palliative Care. Im Fokus weiterer Implementierungsmaßnahmen
sollte das Symptom Depression, die Gruppe der Nicht-Ärzte und Settings mit wenig Palliativpatienten
stehen.