Einleitung:
Eine schwere Hyperemesis gravidarum (H.g.) gilt als klassisches Beispiel für ein Zusammenspiel
somatischer, psychischer und sozialer Ursachenfaktoren. Der Migrationsprozess ist
ein starker psychosozialer Stressor, mit erhöhtem Risiko für psychische und/oder körperliche
Folgen. Eigene und internationale Studien zeigen: Der Migrantinnenanteil unter H.g.-Patientinnen
in Zuwanderungsländern ist überproportional hoch. Unklar sind Auswirkungen einer H.g.
auf fetale Entwicklung und perinatales Outcome. Mit einer Untersuchung stationärer
H.g.-Fälle werden Unterschiede zwischen Patientinnen mit und ohne Migrationshintergrund
eruiert.
Methodik:
Retrospektive quantitative Datenanalyse stationär behandelter Patientinnen mit H.g.
1997 – 2015; Erfassung von Alter, Ethnizität, Schwangerschaftsalter bei Aufnahme,
Gravidität/Parität, Klinikaufenthaltsdauer, Dauer der Symptomatik vor Aufnahme, Ketonurieausprägung
bei Aufnahme und Entlassung, Komorbiditäten, Wiederaufnahme. Zuordnung zu drei Patientinnengruppen
(Frauen ohne Migrationshintergrund (MH), mit türkischem MH, mit anderem MH) erfolgte
mittels Namensanalyse.
Ergebnisse:
1103 Frauen mit H.g. wurden stationär behandelt (Gesamtaufnahmen 1304), der Migrantinnenanteil
war mit 78,6% verglichen zur altersstandardisierten weiblichen Wohnbevölkerung im
Umkreis (56,87%) überproportional hoch. Innerhalb der drei Kollektive ergaben sich
keine signifikanten Unterschiede, außer bezüglich Gravidität/Parität und Schwangerschaftsalter,
wobei die Frauen ohne MH eine geringere Graviditäts- und Paritätszahl, sowie ein höheres
Schwangerschaftsalter hatten.
Schlussfolgerungen:
Ein MH muss als Risikofaktor für die Entwicklung einer H.g. beachtet werden. Neben
der somatischen Behandlung sollten psychologisch/psychosomatische Konzepte Anwendung
finden. Eine Auswertung des perinatalen Outcomes der H.g.-Patientinnen erfolgt.