Pneumologie 2017; 71(S 01): S1-S125
DOI: 10.1055/s-0037-1598435
Freie Vorträge – Sektion Infektiologie und Tuberkulose
Ausgewählte Highlights der pneumologisch-infektiologischen Forschung – Sebastian R. Ott/Bern, Barbara Kalsdorf/Borstel
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

M. bovis BCG-Impfung induziert eine Mykobakterien-spezifische T-Zell-Immunantwort, aber keinen Schutz vor der Infektion humaner Alveolarmakrophagen mit M. tuberculosis

J Radloff
1   Division Klinisch Infektiologie, Forschungszentrum Borstel
,
J Heyckendorf
2   Med. Klinik Borstel, Forschungszentrum Borstel
,
N Reiling
3   Division of Microbial Interface Biology, Research Center Borstel
,
E Richter
4   Tuberculosis, Labor Limbach, Heidelberg
,
C Lange
5   Medizinische Klinik, Klinische Infektiologie, Forschungszentrum Borstel
,
B Kalsdorf
5   Medizinische Klinik, Klinische Infektiologie, Forschungszentrum Borstel
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Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. Februar 2017 (online)

 
 

    Zur Entwicklung neuer Impfstoffe gegen die Tuberkulose werden dringend Surrogat-Marker für den Immunschutz gegen Mycobacterium tuberculosis (MTB) benötigt. Wir untersuchten die Wachstumsrate von MTB im Mycobacterial Growth Inhibition Assay (MGIA) als Marker für die antimykobakterielle Aktivität von Alveolarmakrophagen vor und nach M. bovis-BCG Vakzinierung.

    Bei siebzehn gesunden, M. bovis BCG-Impfstoff-naiven Probanden wurden Blutentnahme und Bronchoskopie vor und 59 Tage nach BCG-Impfung durchgeführt. Zu beiden Zeitpunkten wurden mononukleäre Zellen des peripheren Blutes (PBMC) und der bronchoalveolären Lavage (BALC) in-vitro mit MTB-H37Rv infiziert und das MTB-Wachstum bis zur Kulturpositivität (TTP) im MGIT und als Koloniebildende Einheit (CFU) gemessen. BALC und PBMC wurden mittels Durchflusszytometrie auf die Expression von CD3, CD4, CD8, Granulysin, Granzym B und Perforin untersucht. Der MGIA wurde mit und ohne in-vitro-Supplementierung von Vitamin-D durchgeführt. Die T-Zell-Immunantwort der PBMC wurde im ELISpot-IGRA bestimmt.

    Die TTP im MGIA war in PBMC signifikant höher als in BALC (p < 0,001). Phänotypisch zeigten BALC und PBMC signifikante Unterschiede in der Expression von Granzym B (p = 0,016) und Perforin (p < 0,001). Die BCG-Impfung induzierte eine T-Zell-Immunantwort bei 14/17 (82,4%) der geimpften Kandidaten. Die intraindividuelle Auswertung der MGIA Wachstumsraten vor und nach BCG-Impfung zeigte keinen signifikanten Unterschied in BALC (p = 0,389) oder PBMC (p = 0,192). Die BCG-induzierte PPD-T-Zell-Immunreaktion korrelierte nicht mit einer Wachstumskontrolle in BALC und PBMC. Supplementierung von Vitamin D im MGIA verbesserte die Wachstumskontrolle (ΔTTP 11,3 Stunden, p < 0,001) in BALC und PBMC.

    Die M. bovis BCG-Impfung führt trotz Ausbildung einer T-Zell-Immunantwort nicht zu einer Verbesserung der funktionellen Immunkontrolle gegen MTB. Der MGIA mit BALC ist ein vielversprechender Surrogat-Marker für die Effektivität neuer Impfstoffe gegen die Tuberkulose.


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    Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.