Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 379-395
DOI: 10.1055/s-0037-1600083
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Fetal Brain Death Syndrom“ in der 38. SSW

A Heihoff-Klose
1   Abteilung für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Leipzig
,
C Gebauer
2   Abteilung für Neonatologie, Universitätsklinikum Leipzig
,
U Thome
2   Abteilung für Neonatologie, Universitätsklinikum Leipzig
,
A Merkenschlager
3   Abteilung für Neuropädiatrie, Universitätsklinikum Leipzig
,
H Stepan
1   Abteilung für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Leipzig
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
06 April 2017 (online)

 
 

    Fallbericht:

    Eine 39-jährige II Gravida, I Para wurde in der 38+0 SSW mit seit 3 Tagen abnehmenden Kindsbewegungen vorgestellt. Das erste Kind wurde per primärer Sectio entbunden, so dass auf Wunsch der Mutter die primäre Re- Sectio für die 39+0 SSW geplant war. Das Aufnahme CTG zeigte eine tachykarde fetale Herzfrequenz mit eingeschränkter Oszillation und wenig Kindsbewegungen. Sonographisch konnte ein Polyhydramnion (AFI 27) und eine erhöhte Vmax (66 cm/s) der ACM dargestellt werden, so dass wegen V.a. fetaler Infektion bei erreichter fetaler Reife die Indikation zur primären Re- Sectio gestellt wurde. Ein Junge, 3600 g schwer, (74. P.), Länge 51,0 cm, KU 35,5 cm, Apgar: 6/7/7, NA-pH 7,38, BE -1,8 wurde mit komplexer Areflexie, fehlender Herzfrequenzvariabilität und muskuläre Atonie entbunden. Die Electroencephalography am 1. Lebenstag zeigte ein sehr flaches Muster ohne Aktivität, so dass von einem fetalen Hirntod bei hypoxisch ischämischer Enzephalopathie ausgegangen werden musste. Auch im Verlauf kam es zu keiner wesentlichen Aktivitätssteigerung. Das Kind verstarb schließlich am 9. Lebenstag.

    Schlussfolgerung:

    Dieser Fall zeigt die charakteristische antenatale Befundkonstellation eines „Fetal Brain Death Syndrom“ mit typischem nicht-reagiblen CTG („fixed CTG“, Polyhydramnion und fehlenden Kindsbewegungen). Bei dieser seltenen Erkrankung mit infauster Prognose handelt es sich um eine bereits intrauterin eingetretene Dezerebration, für die eine akute oder chronische subletale hypoxische Läsion als Ursache diskutiert wird. Die Möglichkeit eines „Fetal Brain Death Syndrom“ sollte bei allen prolongiert, fixierten CTG Mustern in Erwägung gezogen werden, insbesondere wenn es einhergeht mit einem Polyhydramnion, einem auffälligem Dopplerprofil der fetalen Arterien und kaum vorhandenen Kindsbewegungen. Eine Sensibilisierung könnte eine pränatale Diagnose möglich machen und so im Einzelfall nicht notwendige Sectiones vermeiden.


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    No conflict of interest has been declared by the author(s).