Fragestellung:
Etwa 0,5 – 1% aller Mammakarzinome (MaCa) treten bei Männern auf. Da stabile klinische
Daten für das männliche Mammakarzinom fehlen, werden Therapiestandards für Männer
aus der Literatur und klinischen Erfahrung bei weiblichen Mammakarzinompatientinnen
abgeleitet. Diese Daten mögen jedoch nicht vollständig übertragbar sein. Wir untersuchten
die Vergleichbarkeit von Tumorbiologie und Outcome in einer Fall-Kontroll-Studie.
Methodik:
Es wurden alle männlichen Patienten mit MaCa identifiziert, die am Brustzentrum des
Klinikums Nürnberg diagnostiziert und/oder behandelt wurden (2005 – 2016). Von allen
Patienten wurden die Tumorbiologie, klinische Parameter der Tumorerkrankung und das
Disease free survival (DSF) dokumentiert und mit weiblichen Kontrollen gematcht. Matching-Parameter
waren pT, pN, Grading, Histologie, ER-Status und Her2neu-Status. Als Quellen dienten
die Patientenakten und das Dokumentationsprogramm ODSeasy. Primäres Studienziel war
der Vergleich der Tumorbiologie zwischen männlichen und weiblichen Mammakarzinompatienten.
Sekundäre Studienziele waren der Vergleich des DSF und der Follow-up Daten.
Ergebnisse:
Es konnten 37 Männer mit unilateralem MaCa identifiziert werden. Drei Männer wurden
aufgrund einer Metastasierung und ein Mann aufgrund eines Carcinoma in situ von der
weiteren Analyse ausgeschlossen, folglich konnten Daten von 33 Patienten ausgewertet
werden. In 26 Fällen konnten entsprechende weibliche Patientinnen gematcht werden.
Die meisten MaCa der männlichen Patienten zeigten eine invasiv-duktale Histologie
(87,9%), ein mittleres Grading (G2; 75,8%) ebenso wie Östrogenrezeptor- (100%) und
Progesteronrezeptor-positive (87,9%) und Her2neu-negative (81,8%) Tumore. Bei den
männlichen Mammakarzinompatienten konnten Follow-up Daten für einen mittleren Zeitraum
von 30,7 Monaten erhoben werden. Der Altersdurchschnitt war zwischen Männern und gematchten
weiblichen Patientinnen gleich (68,8 vs. 68,5 Jahre). Bei den Frauen litt eine Patientin
unter pulmonaler Metastasierung und verstarb daran, in der Gruppe der männlichen MaCa
kam es weder zu Rezidiven noch zu Todesfällen aufgrund des MaCa.
Schlussfolgerung:
In unserem Kollektiv unterschied sich bei vergleichbarer Tumorbiologie das MaCa des
Mannes hinsichtlich DSF nicht wesentlich vom MaCa der Frau. Aufgrund der limitierten
Patientenanzahl sowie der zeitlich begrenzten Nachbeobachtungsdauer sind diese ersten
Ergebnisse als vorläufig zu betrachten und sollten in größeren Studien validiert werden.