Zielsetzung:
Eine nach mammachirurgischen Eingriffen routinemäßig erfolgende Drainageanlage kann
mit zusätzlichen Komplikationen assoziiert sein. Verschiedene Anwendungsbeobachtungen
konnten zeigen, dass ein auf Polyurethanbasis hergestellter Gewebekleber (TissuGlu®)
das Auftreten postoperativer Komplikationen (u.a. Serombildung) reduzieren kann. Ziel
der Studie war die vergleichende Betrachtung von Komplikationsraten und daraus resultierenden
Interventionen nach Mastektomie mit TissuGlu®-Gewebekleber gegenüber einer mittels
Drainageeinlage behandelten Kontrollgruppe.
Materialien und Methoden:
Im Rahmen einer retrospektiv-klinisch-unizentrischen Studie erfolgte die Datenerfassung
von insgesamt 84 Patientinnen (42 Frauen Testgruppe (Gewebekleber), 42 Patientinnen
Kontrollgruppe (Drainage)), welche sich einer Mastektomie mit oder ohne Lymphonodektomie
unterzogen haben. Die Datenerhebung konnte anhand von Patientenakten durchgeführt
werden und umfasste ein postoperatives Follow-Up von 90 Tagen. Als primäre Endpunkte
wurden postoperative Interventionen (Drainageentfernung, Serompunktion) untersucht.
Zu den sekundären Endpunkten zählten das Kumulativvolumen postoperativ gebildeter
Wundflüssigkeit, die Hospitalisierungsdauer sowie die Anzahl postoperativer Komplikationen
(Serome, Hämatome).
Ergebnisse:
Hinsichtlich der Gesamtheit postoperativer Interventionen konnten keine signifikanten
Unterschiede im Vergleich beider Gruppen ermittelt werden (p = 0,297). In der isolierten
Betrachtung der Häufigkeit von Serompunktionen konnten signifikant weniger Punktionen
(p = 0,023) in der Drainagegruppe nachgewiesen werden. Gleichermaßen zeigten sich
für die Anwendung der Drainage signifikant weniger postoperative Komplikationen (p
= 0,012). Bezüglich der Länge der Hospitalisierung (p < 0,005) sowie des kumulativen
Wundsekretvolumens (p < 0,005) konnten signifikant bessere Ergebnisse nach der Anwendung
des Gewebeklebers erzielt werden.
Zusammenfassung:
Die retrospektive Analyse der Daten zeigt das mögliche Potenzial des Gewebeklebers
als Alternative in der drainagefreien, operativen Therapie des Mammakarzinoms. Auf
dem Weg zur Implementierung des Verfahrens in die klinische Routine bedarf es prospektiv-randomisiert-kontrollierter-,
mono- sowie multizentrischer Studien.