Einleitung:
In den Genomen der Wirte findet sich ein ausgeprägtes Potential für absolute oder
relative Resistenzen gegenüber praktisch allen Krankheitserregern. Natürliche Resistenzen
zu identifizieren und im Rahmen der Selektion auf die Tierpopulationen anzuwenden,
birgt ein hohes Potential zur Reduktion der Erregervermehrung im Tier, der Erregervirulenz
und der Erregerfreisetzung. Damit kommt ihnen eine große Bedeutung für reduzierten
Antibiotikaeinsatz sowie verbesserten Tier- und Verbraucherschutz zu. Die Problematik
liegt jedoch darin, die günstigen Resistenzgenvarianten vor polygenem Hintergrund
und schwer standardisierbaren Umweltbedingungen zu identifizieren.
Methoden:
Methodisch lassen sich Resistenzgene anhand ihrer Funktion, beispielsweise in differentiellen
Expressionsstudien (funktionelle Genomanalyse) und anhand ihrer Lage im Genom (positionelle
Genomanalyse) nachweisen. Beide basieren auf der präzisen klinischen Phänotypisierung
der Tiere unter weitgehender Ausschaltung von Umwelteffekten, moderner Hochdurchsatzverfahren
sowie der Existenz segregierender Genotypen. Fehlen Genvarianten, so können heute
mittels „gene editing“ effizient und gezielt Mutationen eingeführt oder ganze Gene
ausgeschaltet werden.
Ergebnisse:
Am Beispiel der weltweit bedeutenden respiratorischen Erreger des Schweins Porcines
Reproduktives und Respiratorisches Syndrom Virus (PRRSV) und Actinobacillus pleuropneumoniae (APP) konnten von verschiedenen Arbeitsgruppen erhebliche Resistenzunterschiede zwischen
Populationen und Rassen nachgewiesen werden. Differentielle Expressionsstudien führten
stets zu einer Vielzahl funktioneller Kandidatengene, zur Identifikation zugrundeliegender
Pathways, aber niemals zum verantwortlichen Gendefekt. Mithilfe genomweiter Assoziationsstudien
konnten Hinweise auf Kandidatengene mit Bezug zu Abwehr- und Immunsystem erarbeitet
werden. Aktueller Stand bei PRRSV ist die Produktion absolut resistenter Schweine
durch knockout des PRRSV-Rezeptors CD163 durch ein englisch-amerikanisches Konsortium.
Schlussfolgerung/Ausblick:
Resistenzgenvarianten finden sich in praktisch allen Tierarten und gegen praktisch
alle Erreger gerichtet. Ihre Identifikation läuft weltweit mit hoher Priorität. Inwieweit
gene editing künftig eine Rolle spielen kann, um Krankheitsresistenzen in Nutztierpopulationen
einzuführen, müssen Gesellschaft und Gesetzgeber entscheiden.