Hintergrund:
               
            Die Prävalenz der Adipositas steigt in Deutschland kontinuierlich an und beträgt derzeit
               knapp 25% der erwachsenen Bevölkerung. Als Folgemorbidität treten neben dem Diabetes
               mellitus auch eine nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) bzw. Fettleberhepatitis
               (NASH) auf, die zur Zirrhose der Leber mit ihren Folgekomplikationen fortschreiten
               können. Mangels pharmakologischer Therapieoptionen der NAFLD steht die Therapie der
               Adipositas im Vordergrund. Leitliniengerecht erfolgt diese per multimodalem Gewichtsreduktionsprogramm.
               Deren Effektivität hinsichtlich der Therapie der Adipositas ist gut belegt. Der therapeutische
               Effekt im Hinblick auf NAFLD/NASH ist bisher jedoch nicht evaluiert.
            
               Methoden:
               
            Im Jahr 2015 wurden 43 Patienten mit Adipositas ab Grad II in ein formuladiät-basiertes
               multimodales Gewichtsreduktionsprogramm eingeschlossen. Einer 12-wöchigen Therapie
               mit niedrig kalorischer Formuladiät (LCD, ca. 850 kcal/d) schloss sich ein multiprofessionelles
               Coaching-Programms zur Lebensstiländerung über neun Monate an. Zu Beginn sowie nach
               12, 26 und 52 Wochen wurden neben klinischen und laborchemischen Routinedaten (Gewicht,
               BMI, GPT, gGT, HbA1c) auch die bioelektrische Impedanz (BIA), sonographisch die Steatosis
               hepatis und mittels Multiplex-ELISA die Serumkonzentrationen von inflammatorischen
               Zytokinen und Adiponektinen bestimmt.
            
               Ergebnisse:
               
            39 Patienten (91%) zeigten auch im Langzeitverlauf (52 Wochen) ein Therapieansprechen
               (d.h. Verlust von > 10% des Ausgangsgewichts, bei initialem BMI von > 35 kg/m2) mit einer mittleren Gewichtsänderung von 122,0 ± 24,5 auf 97,3 ± 19,7 kg (p < 0,001).
               Die Dyslipidämie ließ nach, wie durch fallende Spiegel von Serum-LDL-Cholesterin (126,8
               ± 37,0 vs. 107,7 ± 29,8 mg/dl, p < 0,001; Anteil der Patienten mit pathologischen
               Werten 41% vs. 31%) und sinkende Triglyzeride (165,0 ± 92,1 vs. 107,1 ± 91,3 mg/dl;
               30,8% vs. 7,7%) gezeigt. Der Glukosestoffwechsel verbesserte sich bei fallendem HbA1c
               (5,6 ± 0,7 vs. 5,2 ± 0,5%; 7,7% vs. 2,6%) und normalisierten Nüchternglukosewerten
               (101,4 ± 19,7 vs. 89,7 ± 10,8 mg/dl; 33,3% vs. 12,8%). Das Adipokinprofil war ebenfalls
               verbessert: Serum-Adiponektin stieg an (7,1 ± 4,9 vs. 8,6 ± 5,7pg/ml, p < 0,05), während
               die erhöhten Leptinspiegel zurück gingen (35,1 ± 25,9 vs. 22,0 ± 20,4 ng/ml, p < 0,01).
               Bei den Patienten mit sonographisch nachgewiesener Steatosis hepatis zu Beginn (n
               = 20) bildete sich diese bei 13 Patienten zurück (p < 0,001, Chi-Quadrat-Test). Analog
               sank bei Patienten mit initial pathologischen Werten die GPT (n = 12, 32,8 ± 17,4
               vs. 22,1 ± 9,6, p < 0,001) und gGT (n = 11, 32,3 ± 23,6 vs. 25,5 ± 23,3, p < 0,02).
            
               Schlussfolgerung:
               
            Die Anwendung eines formuladiät-basierten multimodalen Gewichtsreduktionsprogramms
               verbesserte signifikant das Übergewicht bei Patienten mit Adipositas ab Grad II und
               führte zu einer Normalisierung von Markern des metabolischen Syndroms. Erstmals wurde
               gezeigt, dass die Therapie im langfristigen Verlauf von 52 Wochen auch effektiv in
               der Senkung des Anteils von Patienten mit Fettleber und in der Normalisierung laborchemischer
               Marker der NAFLD-assoziierten Hepatopathie war. Eine gezielte Evaluation dieser Therapie
               in Patienten mit NASH scheint daher gerechtfertigt.