Suchttherapie 2017; 18(S 01): S1-S72
DOI: 10.1055/s-0037-1604529
Symposien
S-07 „In Sorge, frustriert und irgendwie den Kontakt verloren.“ Zur Situation von Eltern jugendlicher Drogenkonsumenten.
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wie erleben Eltern die Kontakte ihrer Kinder zur Suchthilfe und Therapie?

R Meyer
1   Bundesverband der Elternkreise suchtgefährdeter und suchtkranker Söhne und Töchter e.V.
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Publication Date:
08 August 2017 (online)

 
 

    Einleitung:

    Ergänzen muss man die Überschrift der Vollständigkeit halber um den Halbsatz „... so die Kinder denn bereits Kontakt haben“. Wie so oft fängt die eigentliche Geschichte lange vor der Geschichte an – dies gilt insbesondere für die Suche nach Unterstützung und Begleitung noch minderjähriger und gerade volljähriger Jugendlicher bzw. junger Erwachsener. Allein die Suche nach den „richtigen“ (sich zuständig fühlenden) Ansprechpartnern zum Thema „Suchtmittelmissbrauch bei jungen Menschen“ gestaltet sich schwierig. Eher die Regel als die Ausnahme ist es, zunächst keinen adäquaten Ansprechpartner als rat- und hilfesuchender Elternteil zu finden. Schulen, Gesundheitsämter mit ihren Sozialpsychiatrischen Diensten, Erziehungsberatungsstellen, Jugendämter, Sucht- und Drogenberatungen und auch die kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung (ambulant wie stationär) zeichnen sich oftmals nicht dadurch aus, dass sie, einer auf Kooperation ausgerichteten „kommunalen Suchthilfeplanung“ folgend, ein klares institutionsübergreifendes „Hilfekonzept“ für Ratsuchende anbieten. „Altershürden der Betroffenen“, „Zuständigkeiten bei den Institutionen“, „mutmaßlich fehlende Motivation bei den Betroffenen“ sind nicht selten Abweisungsgründe, die Angehörige ratlos sein lassen.

    Methodik:

    Im Rahmen des Vortrags im Symposium soll die Perspektive der Eltern als Angehörige suchtmittelkonsumierender Jugendlicher und junger Erwachsener aus Sicht der Elternselbsthilfe betrachtet werden. Die Arbeit der Elternkreise wird anhand von Chancen, Möglichkeiten und Grenzen basierend auf Untersuchungen der letzten Jahre vorgestellt.

    Ergebnisse:

    Will man über das Erleben von Eltern bezüglich der Kontakte ihrer Kinder zu Suchthilfe und Therapie sprechen, gehören die in der Einleitung beschriebenen Probleme und Hindernisse im Zugang zum Hilfesystem unbedingt mit dazu. Hierdurch wird häufig eine Beziehungsdynamik zwischen „Betroffenem“ und seinen „Angehörigen“ aufgeladen, die stark davon geprägt ist, dass Bemühungen und Versuche der Anbahnung von Suchthilfe und Therapie, gerade in der Vorstellung der Eltern, nicht scheitern dürfen. Zu fragil erscheint der Weg bis zur ersten ernsthaften therapeutischen Versorgung – zu groß die Gefahr, durch Widerstand, Rückfall oder Abbruch des Kontaktes wieder vollständig am Anfang der Bemühungen zu landen. Eltern als Angehörige der Betroffenen stehen hier in der Gefahr der kontinuierlichen Überforderung und eines massiven Drucks.

    Schlussfolgerung:

    Da es Eltern im Kern um das Anliegen einer guten hilfreichen Versorgung ihres Kindes geht, in der im Idealfall auch sie hilfreich wirken können, ist es nützlich, Hilfe- und Behandlungssysteme so zu planen und aufeinander abzustimmen, dass sie dem Betroffenen, seinem psychosozialen Umfeld und den Angehörigen eine gute Leitlinie und Gestaltungsräume bieten. Untersuchungen und Befragungen der letzten Jahre zeigen übereinstimmende Entwicklungsrichtungen auf.


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