Suchttherapie 2017; 18(S 01): S1-S72
DOI: 10.1055/s-0037-1604534
Symposien
S-08 Aktuelle Studien zur Suchtrehabilitation: Förderung des Zugangs, Charakteristika von Frühabbrechern, Abschätzung der Wirksamkeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Was ist mit den Non-Respondern in der Suchtkatamnese?

T Krüger
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin
,
S Bernert
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin
,
P Missel
2   MEDIAN Kliniken Daun
,
K Spyra
1   Charité – Universitätsmedizin Berlin
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Publication History

Publication Date:
08 August 2017 (online)

 
 

    Einleitung:

    Katamnestische Routinebefragungen 12 Monate nach Behandlungsende sind ein wichtiges Mittel zur Beurteilung der Ergebnisqualität in der Suchtrehabilitation. Der Anteil an Rehabilitanden, der nicht auf diese Befragungen antwortet (Non-Responder) ist jedoch hoch und liegt bei ca. 45% (Bachmeier et al., 2016). Das birgt die Gefahr einer Fehleinschätzung (Non-Response-Bias) der längerfristigen Wirksamkeit von Suchtbehandlungen, besonders dann, wenn sich die Gruppe der Antworter im Abstinenzverhalten systematisch von der Gruppe der Nichtantworter unterscheidet und der zugrundeliegende Mechanismus nicht zufällig ist (Schnell, 1997). Bislang gibt es keine Studien zu diesen möglichen Unterschieden für die deutsche Suchtrehabilitation.

    Methodik:

    In der prospektiven Studie wurde eine multimodale Non-Response-Befragung realisiert, die sich an die routinemäßig durchgeführte Katamnese der Kliniken anschloss. Die beteiligten Kliniken übergaben regelmäßig diejenigen Studienteilnehmenden an die Charité, die nicht auf die Routinekatamnese geantwortet hatten. Es startete eine zweiarmige Befragung, die zunächst per Post mit einem Kurzfragebogen und dann telefonisch durchgeführt wurde. Der Fragebogen wurde parallel auch als Online-Variante angeboten und die Studienteilnehmer erhielten bis zu zwei Erinnerungen per SMS und/oder E-Mail, um den Rücklauf zu erhöhen (insgesamt bis zu acht Kontaktversuche).

    Ergebnisse:

    Von November 2014 bis Mai 2015 willigten 3.859 Teilnehmende in 50 Studienkliniken zur Studienteilnahme ein. In der Nachbefragung der Charité (Februar 2016 – Januar 2017) wurden 700 Teilnehmende befragt. Bei der Deskription der Daten zeigten sich in der Nachbefragung Unterschiede im Antwortmodus (Post, Online, Telefon) nach Geschlecht. Es zeigten sich ebenfalls Unterschiede bei den Quoten der berichteten dauerhaften und 30-Tage-Abstinenz in Abhängigkeit davon, wie und damit auch wann die Personen geantwortet haben. Es werden Regressionsanalysen durchgeführt, um den Einfluss unterschiedlicher Prädiktoren in den verschiedenen Responder-Gruppen zu vergleichen. Ziel ist es zu ermitteln, welchen Einfluss die gewählten Prädiktoren auf die Abstinenz und das Antwortverhalten der Studienteilnehmer haben.

    Schlussfolgerung:

    Die bisherigen Ergebnisse der Non-Responder-Befragung zeigen, dass eine Vielzahl an primären Non-Respondern doch noch erreicht werden konnte. Die telefonische Nachbefragung erreichte ähnlich hohe Rückläufe wie die postalische Befragung mit einem Kurzbefragungsinstrument. Die Ergebnisse werden eine genauere Abschätzung des Abstinenzverhaltens dieser Gruppe ermöglichen. Aus den genannten Gründen für das primäre Nichtantworten werden Strategien zur Erhöhung der Antwortquote der Routinekatamnese abgeleitet. Verglichen mit den veröffentlichten Rücklaufquoten der Routinekatamnese (Bachmeier et al., 2016) konnte mit der intensiven, systematischen und multimodalen Nachbefragung eine erhöhte Ausschöpfungsquote in der Studienpopulation erreicht werden.


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